Internationalisierung und Barrierefreiheit sind seit mehreren Jahren wichtige Schlüsselwörter, wenn es um einen attraktiven Studienstandort Greifwald geht. Auch auf der gestrigen Sitzung des akademischen Senates wurden die Themen, auf Grundlage eines Antrags aus der Studierendenschaft und einer Stellungnahme des Rektorats, erneut kontrovers diskutiert – mit überraschenden Stellungnahmen und Äußerungen seitens einiger Senatoren und des Rektorates.

Wer auf dem heutigen Bildungsmarkt als attraktive Universität bestehen will, braucht mehr als ein gutes Hochschulsportangebot und leckeres Essen in der Mensa. Schlagwörter wie Internationalisierung, Barrierefreiheit und Studieren in besonderen Lebenslagen sind wichtige Bestandteile beim erfolgreichen Werben um neue Studierende und gegen rückläufige Zahlen an Eingeschriebenen. Leider ist das Rektorat unserer Universität den Forderungen nach einer besseren Bewerbung der Uni nur sehr zaghaft gefolgt. Zwar konnte man bereits sichtbare Achtungserfolge feiern, indem Flüchtlinge demnächst als Gasthörer die Vorlesungen besuchen können, eine breite Werbekampagne in mehreren deutschen Großstädten läuft bereits.Die Homepage der Universität ist nun endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit auch auf Englisch nutzbar, das reicht jedoch nicht um über die mangelnden Zahlen an internationalen Studierenden und die nur rudimentär erreichte Barrierefreiheit hinweg zu täuschen.

In diese Kerbe schlugen auf der gestrigen Senatssitzung mehrere Fragen der studentischen Senatoren sowie ein Antrag von diesen. Bereits bei dem Punkt „Informationen des Rektorates“ kam die Frage nach weiteren möglichen Sprachen, in denen die Website betrieben werden könnte auf. Als Beispiele wurden Spanisch, Arabisch und Chinesisch heraus gestellt. Überraschende Haltung aus den Reihen des Rektorates:

Wenn die schon kein Englisch und kein Deutsch können, werden die auch nicht hier Studieren wollen!

Eine nicht ganz unwahre Feststellung, denn an der Uni werden nur in rudimentären Ansetzen Vorlesungen und Seminare auf Englisch, geschweige denn anderen Fremdsprachen angeboten. Trotzdem drängt sich die Frage auf, ob man die jetzt schon unterschrittenen Quoten an ausländischen Studierenden mit einer solchen Antwort und Einstellung zukünftig erreichen kann.

In die selbe Richtung führte der spätere Antrag der studentischen Senatoren, bei dessen Beschluss das Rektorat, die Pressestelle und das akademische Auslandsamt aufgefordert waren, eine verstärkte Werbekampagne für ausländische Studierende und eine inklusive Universität zu fahren. Wert sollte dabei auf Studierende mit Kind und in besonderen Lebenslagen gelegt werden. Begründet wurde der Antrag mit den, in der Hochschulzulassungsverordnung MV verankerten Quoten, die nicht eingehalten werden können. Bezeichnend für die gesamte Diskussion war der Einwurf des Dekans der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät:

“Das ist keine Angelegenheit des erweiterten Senats”

Große Teile der Senatoren schoben die Verantwortung einfach von sich und bezogen sich auf die Stellungnahme des Rektorats, die bereits vor der Sitzung erarbeitet worden ist und dem webmoritz. vorliegt. Dort heißt es, dass bereits umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für internationale Studierenden ergriffen werden. Unter anderem sind das Erasmus Projekt, sowie die summer/winter school angeführt. Maßnahmen, die nur temporär greifen und keine Förderung für mehr Vollzeitstudenten an der Universität darstellen. Auch für Studierende mit besonderen Härtefällen gäbe es im Moment nicht genug Bewerber um die Quoten zu erfüllen. Dies läge vor allem an den starken Kriterien, die für eine Härtefallregelung greifen müssen. So konnte in den letzten zwei Wintersemestern keiner der 28 Anträge bewilligt werden. Ebenfalls stellt das Studieren mit Kind keine besondere Lebenslage dar. Lediglich bei Fächern mit n.c. wird ein Studierender mit Kind bei Punktgleichheit bevorzugt behandelt.

Die gestrige Senatssitzung zeigte auf erschreckende Weise, wie weit der Weg zu einer internationalen und inklusiven Universität noch seien wird. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass es auf der nächsten Sitzung eine überarbeitete Version des Antrags geben soll, dem sich dann auch eine Mehrheit der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter anschließen wollen.