Seit Beginn des Jahres mischen sie im Greifswalder Kulturkosmos mit: „JULY Booking“. Hinter der Veranstaltungsagentur mit dem Julikäfer als Emblem stehen Julia und Lydia. Während Julia ihr Studium an der Philosophischen Fakultät gerade abschließt, steckt Lydia noch mitten drin. Der webMoritz hat die beiden getroffen und sich mit ihnen über Künstler, Keller und Holzfällerhemden unterhalten.
webMoritz: Seid ihr die neue Konkurrenz des Café Koeppen Konzert Teams (CKKT)?
Julia: Nein. Wir wollen nicht nur Singer/Songwriter machen und auch nicht nur Konzerte – das gibt es schon. Die „Kellerkonzerte“ sind nur ein Teil. Wir haben zum Beispiel am letzten Montag auch einen Kleider-Tausch im Fritz gemacht. Außerdem planen wir noch eine Lesung und vielleicht eine Karaoke-Party. Wir sind also nicht nur eine Konzertagentur sondern vor allem Veranstalter.
Also wollt ihr nicht nur eine Nische bedienen.
Julia: Das macht ja zum Beispiel schon das CKKT. Im IKuWo gibt es dafür Konzerte quer durch das Gemüsebeet, aber mir ist das dort zu selten. Uns fehlte etwas dazwischen. Wir sind eigentlich vor allem auf Bands aus, das erste Konzert etwa war ein Indie-Band:„Solander“.
Wie seid ihr dazu gekommen JULY Booking zu gründen?
Julia: Ich habe schon in Berlin ein paar Projekte gemacht, Lydia hat auch in einer Berliner Agentur gearbeitet, außerdem waren wir beide im CKKT. Wir haben dann festgestellt, das wir ziemlich ähnliche Ideen haben und so etwas gemeinsam machen wollen.
Lydia: Wir haben nicht gedacht: Wir gründen jetzt eine Agentur, sondern es gab mit dem „Kontorkeller“ eine neue Location. Damit hat sich unsere Idee dann gefestigt.
Julia: Mit „Tiere streicheln Menschen“ wollten wir im Dezember eine Lesung machen. Das sind zwei Typen, die singen und spielen und zum Beispiel schon auf dem Immergut-Festival waren. Allerdings passte es mit dem CKKT nicht so zusammen. Wir haben es dann als erste Veranstaltung zu zweit organisiert – waren aber schon vorher befreundet.
Nun ist JULY Booking fest mit dem Kontorkeller verbunden?
Lydia: Das Ehepaar Wagner vom Theatercafé betreibt auch den Kontorkeller. Sie hatten sich vorher in der Stadt umgehört, was im Veranstaltungsbereich funktioniert hat – und sind dann direkt auf uns zugekommen. Wir wollten eben auch etwas mehr machen als nur „Singer/ Songwriter-Wohnzimmer“.
Julia: Der Kontorkeller stellt die Location, Bar und so weiter. Das läuft nach dem Motto: „hier hast du eine Location – macht was damit“. Wir haben damit eine Spielwiese und können machen, worauf wir Bock haben.
Ihr macht die Veranstaltungen also exklusiv für sie?
Lydia: Nein, Da sind auch andere, aber man tritt sich nicht auf die Füße.
Wie wählt ihr die Künstler aus, die ihr einladet?
Julia: Eigentlich läuft es immer gleich: Man stellt sich bei einer Agentur vor und die schlagen dann einen ihrer Künstler vor, die auf Tour sind. Natürlich spielen dabei auch persönliche Kontakte eine Rolle, nach einer Weile kennt man sich dann schon.
Lydia: Wir schauen nicht nach Publikum, das kann man auch schlecht einschätzen. Wir laden Künstler ein, die wir selbst gut finden und gern hören, egal wie bekannt sie sind.
Julia: Und wir stehen ja auch mit unserem Namen ein, also die Prinzen würden wir nicht holen.
Lydia: Die Prinzen – das wäre schon ok!
Julia (lacht): Dann müssen wir uns wohl trennen! Musiker, die uns nicht gefallen – das können jedenfalls andere machen.
Wie bekommt man denn einen Künstler dazu nach Greifswald zu kommen?
Lydia: Es muss sich für alle lohnen. Einen Gefallen tut man sich natürlich, wenn es niemanden wehtut. Es muss in die Tour passen, die Gage muss stimmen. Viele Künstler wissen aber auch, dass kleine Städte für sie lukrativ sein können. Das Angebot ist noch nicht so übersättigt wie in Berlin oder Hamburg. Und das Publikum hier ist auch einfach echt toll!
Macht ihr das ganze eher als Hobby oder mit Berufsperspektive?
Lydia: Erstmal ist es vor allem ein Hobby, aber sicher auch mit einer Perspektive.
Julia: Man lernt viel, aber einen finanziellen Gewinn haben wir dadurch nicht.
Wie ist denn die Resonanz bisher?
Lydia: Bis jetzt waren die Künstler immer zufrieden, aber die Konzerte waren noch nicht ausverkauft – wird sind ja noch am Anfang. Die Partys liefen dafür richtig gut, da mussten wir irgendwann die Tür zumachen.
Könnt ihr so ein Konzert genießen oder ist es Stress für euch?
Lydia: Zwei Stunden vorher ist es Stress, und die letzten 10 Minuten. Bevor die Tür auf geht hat man richtig Druck, man fragt sich ja, ob Leute kommen.
Julia: Wenn dann die Musik anfängt, kann man durchatmen. Wir haben auch einen extra Techniker und müssen uns nicht um so etwas kümmern. Wir können das dann also genießen, aber man stellt sich natürlich immer die Frage, ob es den Leuten gefällt.
Ihr ward beide im CKKT, warum habt ihr euch davon getrennt?
Julia: Es gab keinen Krach oder so. Aber wir haben jetzt aber eben mehr Freiheit und können unser eigenes Ding machen.
Stellt doch einmal den Künstler vor, der am Montag im Kontorkeller spielt.
Julia: Der heißt Philipp Makolies und ist ein cooler Typ. Er war ursprünglich lange bei „Polarkreis 18“, jetzt ist er in einer anderen Band, die heißt „Woods of Birnham“. „Lestat Velmont“ ist jetzt sein eigenes Projekt, er macht schöne Indie-Musik.
Im Musikvideo „Walk Alone“ geht es entspannt und harmonisch zu: Sommerabend, altes Fahrrad, Gitarre, Picknick – ist das ein Lebensgefühl, nach dem ihr euch sehnt?
Julia: Sehnsucht nach Weite und so, das gehört zur Indie-Musik eigentlich dazu. Dieses Holzfällerhemdending erwartet man auch ein bisschen. Anzug und Krawatte würde eben nicht passen. Ist doch auch sympathisch, so ein Naturbursche!
Zum Schluss habt ihr die Chance zu sagen, warum man zu euren Konzerten kommen sollte.
Julia: Es ist nicht ganz so streng, man kann sich leise unterhalten, an der Bar stehen oder tanzen. Wir glauben, dass es Spaß macht auf unseren Konzerten zu sein!
Die Fragen stellten Florian Bonn und Anton Walsch.
Nächste Veranstaltungen von JULY Booking:
5. Mai: „Lestat Vermon“ im Kontorkeller am Markt, Einlass ab 20 Uhr, Eintritt 9 Euro, ermäßigt 7 Euro.Update 5. Mai 15 Uhr: das Konzert fällt aus.9. Mai: „Tiere streicheln Menschen“ im Kontorkeller
31. Mai: Alte Schule Party – in der „Rosa-WG“
Foto: Judith Hohmann