Am Samstag präsentierte das Theater Vorpommern seinen Beitrag zum „Wagner-Jahr“ anlässlich des 200. Geburtstages Richard Wagners: die Oper Lohengrin.
In dem 1850 uraufgeführten Werk geht es um absolutes Vertrauen und allzu menschliches Lieben. Friedrich von Telramund klagt Elsa von Brabant des Brudermordes am Herzog an. Als schließlich ein Gottesgericht zur Klärung einberufen wird, will zunächst kein Ritter auf Leben und Tot für Elsas Unschuld einstehen. Erst nach langem Beten und Flehen erscheint wundersam ein Ritter auf einem Schwan, der unter der Bedingung antritt, nicht nach Name und Herkunft gefragt zu werden. Er siegt über Telramund und beweist so Elsas Unschuld, womit er zum neuen Herrscher wird und sie zur Frau bekommt. In Elsa aber wächst das Verlangen, mehr über Stand und Vergangenheit ihres Helden zu erfahren. Telramund und seiner Frau Ortrud gelingt es in einem zweiten Aufbäumen, Elsa dazu zu bringen das Frageverbot zu brechen. Schließlich muss der Ritter vor dem versammelten Volk erklären, dass er Lohengrin, der Sohn des Gralshüters sei. Doch weil er nur unerkannt verweilen kann, muss der Hoffnungsträger Brabant und Elsa wieder verlassen.
Intendant Dirk Löschner versetzt das Geschehen inmitten der 1930er Jahre. Die Kulisse bildet ein Revue-Theater, das noch von den „Goldenen 20ern“ zeugt. Im Volk sind unterschiedlichste Uniformen der Garden und Kommandos präsent. Eindrücklich verkörpert der etwa 60 Personen starke Chor des Theaters die begeisterungsfähigen Massen. König Heinrich, gespielt von Tye Maurice Thomas, kommt im Stresemann-Anzug wie ein Politiker der Weimarer Republik daher. Ein Pierrot ironisiert ständig das Geschehen. In dieses Umfeld kommt Lohengrin als ersehnter Retter, den der südkoreanische Tenor Junghwahn Choi verkörpert, und fordert blindes Vertrauen. Als der Chor seine Ankunft verkündet, wird erstmalig die gesamte Wucht wagnerischer Musik spürbar – da wirkt der an die Bühnenrückwand projizierte Schwan eigentlich überflüssig. Die Darstellung als Samurai erweist sich als gelungener Kunstgriff. Über das gesamte Stück hinweg bleibt Lohengrin selbst für Elsa unnahbar und fremd – seinem Anspruch kann ihre menschliche Liebe nicht gerecht werden. Dass nach Lohengrins Entschwinden schließlich noch der Pierrot erschossen wird, kann als Hinweis auf kommende dunklere Zeiten gewertet werden – und bleibt doch etwas verwirrend.
Insgesamt beeindruckt die aufwändige Inszenierung des eher kleinen Theaters Vorpommern, das erstmals mit der Oper Stettin kooperiert. Unter Leitung Golo Bergs scheint das Orchester über sich hinauszuwachsen. Sensible Begleitung gelingt genau wie kraftvoller Dramatik und füllen das Haus mit faszinierenden Klängen.
Hervorzuheben sind auch die Leistungen der Solisten: die kraftvolle Stimme Thomas Rettenstiners als Telramund und der klare Tenor Chois. Ebenso glänzen Elena Suvorova als Ortrud und Anette Gerhard als Elsa, was auch darüber hinwegsehen lässt, dass letztere doch recht alt für das Brautkleid wirkt.
Das Publikum des gut gefüllten, aber nicht vollen Theaters, bedankt sich schließlich nach viereinhalb Stunden mit langem Applaus und „Bravo“-Rufen beim Ensemble für den eindrucksvollen Abend.
Weitere Aufführungen
25. 12. 18 Uhr, Theater Greifswald
28. 12. 18 Uhr, Stralsund, Großes Haus
Fotos: Theater Vorpommern, ohne CC-Linzenz
Am 26. Dezember ist im Greifswalder Theater das Ballett Die schöne und das Biest zu sehen.
Danke für den Hinweis, das habe ich korrigiert.
Man kann da nur hoffen, das diese Inszenierung nicht so lieblos und doof, wie Frau Holle ist.
Der pädagogische Wert war dort gleich null.Nur Klamauk, den nicht einmal die Kinder lustig fanden.
Lieblos? Lustlos? Doof?
Bei aller Liebe, Deine Gefühle für "Frau Holle" in allen Ehren aber die Mehrzahl der Zuschauer sah das anders. Ein Stoff aus dem Märchen. Liebevoll aufgepeppt und ins heute adaptiert. Wie ein Märchen sein soll. Lustig, aber auch ängstlich stimmende Momente.
Ich war in Greifswald, im ausverkauften Saal. Ein wundervolles Märchen zur Weihnacht. Kinder und Erwachsene haben herrlich gelacht. Kurzweilige Stunden für Groß und Klein.
Da müssen wir wohl verschiedene Aufführungen gesehen haben. Meine Frau Holle war laut und voller Wörter, die Sechsjährige noch nicht hören sollten. Viele Erzieher haben die Köpfe geschüttelt und sich gefragt, warum so wundervolle Märchen so " modernisiert" werden müssen und kaum noch als solche erkennbar sind. Das Ganze war einfach nur verwurstelt, hektisch, lieblos und in unangemessene Lautstärke durchgehechelt.
Genau hier wird es interessant. Im Gespräch mit den Akteuren wird dies noch deutlicher. Es sind die Erwachsenen, die denken, das ist nichts für Kinder. Alles voller böser Worte und brutaler Szenen. Dabei vergessen sie, wie sensibel Kinder sind. Sie vergessen, dass ein Märchen schon immer polarisiert hat. Sie vergessen wie Märchen funktionieren.
"Jacob Grimms Wunsch war es, eine möglichst authentische Sammlung der Volksmärchen zu veröffentlichen. Damit stieß er auf heftige Kritik. Die Erzählungen seien nicht im Mindesten für Kinder geeignet: zu viele sexuelle Anspielungen, zu brutal, zu aufrührerisch.
Von nun an überarbeitete Wilhelm Grimm die Märchen und schuf so die heute bekannten Klassiker. Aber insgesamt 28 Geschichten nahm er aus der letzten Ausgabe von 1857 heraus. An ihnen kann man erkennen, wie die Märchen vor zweihundert Jahren erzählt wurden."
(http://www.grimm01.de/)
Das Problem ist die Erwartungshaltung mit der einige ins Theater gehen. Frau Holle ist ne dicke alte Frau mit roten Backen. Das war schon immer so und das wird auch immer so sein. Und im Theater angekommen, versteht man die neue Welt nicht. Weil das ja noch nie so war und ganz sicher ganz schrecklich ist. Altersstarrsinn könnte man schreiben. Denn den Kindern gefällt es. Und das ist die Hauptsache.