Feierliche_Immatrikulation_2013_Brodkorb_Tauziehen-svGestern fand die feierliche Immatrikulation zum Wintersemester 2013/2014 im Dom St. Nicolai statt. Neben allerlei Prominenz aus Universitäts, Stadt- und Kreisverwaltung war auch der Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) zu Gast.  Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) nutzte diese Gelegenheit und forderte ihn auf, sich bei einem symbolischen Tauziehen für den Erhalt der Volluniversitäten einzusetzen. Er schlug sofort ein.

An dem einen Ende des Seils stand symbolisch der Landesfinanzminister, auf der anderen die Universitäten des Landes, die um ihre Fächervielfalt bangen. Als Brodkorb erschien wurde er aufgefordert, sich für eine Seite zu entscheiden. Er wählte ohne zu zögern den Erhalt der Volluniversitäten und zog mit derart viel Elan mit den Studierenden an einem Strang, dass der Finanzminister zu Fall gebracht wurde.

Benjamin Schwarz, der AStA-Referent für Hochschulpolitik begrüßte diese Geste. „Jedoch fordere ich Herrn Brodkorb und den Landtag auf, es nicht bei dieser symbolischen Geste zu belassen und in den ausstehenden Haushaltsdebatten des Landtages sich für mehr Geld für die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern einzusetzen,“ äußerte er sich.

Klare Worte für den Minister

Bei dem eigentlichen Festakt fand die stellvertretende AStA-Vorsitzende Magdalene Majeed in ihrer Rede klare Worte in Richtung des Bildungsministers. „Der Mehrbedarf unserer Universität hat immense Auswirkungen auf die Qualität der Lehre,“ sagte sie hinsichtlich der aktuellen finanziellen Lage der Uni. Der Wegfall vieler wissenschaftlicher Mitarbeiterstellen habe eine immer schlechtere Betreuungssituation und den Wegfall von Lehrveranstaltungen zur Folge. Die Regierung müsse sich fragen, ob das beschlossene Landespersonalkonzept der realen Sachlage gerecht werde, denn „gerade ein Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern braucht die Universitäten und Hochschulen.“ „Sie sind ein Motor der Region,“ meinte sie in Hinblick auf die Strukturschwäche des Landes.

Hintergrund ist die Diskussion um ein drohendes Haushaltsdefizit aller Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern. Durch gestiegene Energie- und Personalkosten wird der erhöhte Finanzbedarf allein von der Uni Greifswald mit 7,7 Millionen für 2014 und 8,9 Millionen für 2015 beziffert. Am 5. November findet im Landtag die erste Anhörung zum Haushalt 2014 statt. „Herr Brodkorb, für unsere Stadt ist die Universität unersetzlich, deshalb fordern wir Sie auf, gemeinsam mit uns an einem Strang zu ziehen und die Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu erhalten und weiterzuentwickeln,“ gab die stellvertretende AStA-Vorsitzende dem Minister abschließend mit auf den Heimweg.

Gespräch mit der Uni-Leitung und Studierendenvertretern

Brodkorb traf sich im Anschluss der Veranstaltung zu einem Gespräch mit der kompletten Uni-Leitung, also der Rektorin Hannelore Weber, den beiden Prorektoren Wolfgang Joecks und Eckhard Schumacher und dem Kanzler Wolfgang Flieger. Von Seiten der Studierendenschaft waren Magdalene Majeed vom AStA und StuPa-Präsidenten Milos Rodatos vertreten. Thema war die Wohnsitzprämie, wobei hier laut Brodkorb eine „einvernehmliche Regelung“ gefunden worden sei, nach welchem Schlüssel zukünftig diese zusätzlichen Gelder vom Land an der Uni verteilt werden sollen. Rodatos bewertete die etwa anderthalbstündige Diskussion als ein „gutes Zeichen“. „Ich glaube, dem Minister ist das Problem des Hauhaltsdefizits jetzt bewusster geworden als vorher. Allerdings hat er schon alles getan was er kann, jetzt liegt der Ball beim Landtag,“ betonte Rodatos gegenüber dem webMoritz. „Ich wundere mich über diese Aussagen,“ ist dagegen von Brodkorb zu hören, nach dessen Darstellung, dieses Thema nicht zur Sprache kam.

Allerdings ist nun eine Informationsveranstaltung vom AStA zum Haushaltsdefizit in Planung, bei der Brodkorb bereits sein Kommen angekündigt hat. Der Termin wird voraussichtlich aber erst nach der Haushaltsdebatte am 5. November liegen. Für diesen Tag organisieren alle Studierendenvertretungen des Landes eine gemeinsame Demonstration in Schwerin.

Nachtrag (16. Oktober, 10:00 Uhr): In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass das gemeinsame Gespräch spontan einberufen wurde. Laut der Darstellung von Mathias Brodkorb ist dies aber nicht richtig, auch seien dort andere Themen zur Sprache gekommen. Dies wurde korrigiert und ergänzt.

Fotos: Simon Voigt