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Seitdem Anfang April bekannt wurde, dass im letzten Jahr im Kita-Bereich ein Defizit von über 800.000 Euro entstanden ist, ist unklar, wie genau es mit den kommunalen Kindertagesstätten weitergehen soll. Es wurden 950 Unterschriften gesammelt und am vergangenen Montag unter den Augen von 150 Erzieher und Eltern in der Bürgerschaftssitzung an die Stadtverwaltung übergeben. Greifswalds Sozialsenator Ulf Dembski (SPD) steht unter Druck, ihm wird unter anderem vorgeworfen, vom Defizit zu spät erfahren zu haben. Nun drohen höhere Elternbeiträge. Vorläufiger Höhepunkt des Streits war der Aufmacher der Ostsee-Zeitung am vergangenen Samstag: „Kita-Affäre: Hat der Vize-OB gelogen?“

Dembski weist Vorwurf der Lüge energisch zurück

In dem entsprechenden OZ-Artikel (nur lesbar mit OZ-Abo) heißt es: „Der SPD-Mann soll Abgeordnete der Bürgerschaft in einer Sitzung des nichtöffentlichen Hauptausschusses vor rund zwei Wochen belogen haben. Dembski soll nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Teilnehmer betont haben, der Landkreis habe bisher alle weiteren Verhandlungsgespräche in den Greifswalder Kindertagesstätten einfach platzen lassen.“ Diesen Vorwurf wiesen sowohl Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) und Dembski in der Bürgerschaft am Montagabend energisch zurück. „Ich weise den Vorwurf der Lüge entschieden zurück. Der Vorwurf, dass der Kreis die Verhandlungen abgebrochen habe, ist nachweislich falsch „, äußerte König. Dem schloss sich Dembski an.

Verhandlungen mit Kreis gehen weiter

Nach der im September 2011 in Kraft getretenen Kreisgebietsreform ging die Trägerschaft der kommunalen Kitas auf den Kreis über. Eine Einigung zwischen Stadt und Kreis soll bis September erreicht werden. „Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen weitergehen“, sagte Dembski. Er forderte Peter Multhauf (Linke), auf den unter anderem der Vorwurf zurückzugehen scheint, zu einer Unterlassungserklärung auf und drohte ihm sonst mit juristischen Schritten, obwohl er eigentlich solche Mittel ablehne. „Sie haben gesagt, dass der Kreis zweimal nicht reagiert habe“, antwortete Multhauf, schränkte aber ein, dass Dembski nicht gelogen habe. Entsprechend regte sich auch Unmut über die Berichterstattung der OZ..

Über 950 Unterschriften gegen Kita-Privatisierung

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Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU, rechts) stellte sich eindeutig hinter seinen Sozialsenator Ulf Dembski (SPD).

Mit den über 950 Unterschriften sprechen sich Erzieher und Eltern gegen eine Privatisierung der kommunalen Kitas und schlechtere Arbeitsbedingungen aus. So warb Personalrätin Ines Krüger für einen kommunalen Eigenbetrieb und forderte angesichts eines Haushaltsüberschuss das Kita-Defizit von 800.000 Euro auszugleichen. Sie wandte sich gegen ein rein marktwirtschaftlich orientiertes System. Trotzdem werden die kommunalen Kitas mit denen der freien Träger verglichen, die mehrheitlich niedrigere Kosten haben. Der Kreis bemängelt daher die höheren Kosten der kommunalen Kitas. Gründe sind unter anderem höhere Energiekosten aufgrund älterer Gebäude und höhere Personalkosten, da die kommunalen Kitas eher ältere Beschäftigte haben, die nach dem Tarifvertrag Öffentlicher Dienst ein höheres Gehalt als ihre jüngeren Kollegen bekommen.

Kreis: Greifswalder Kitas sind zu teuer

„Der Kreis sagt, unsere Kitas seien zu teuer“, bestätigte Dembski entsprechende Berechnungen der Betriebskosten. Der Kreis zahlt den Kitas auch Zuschüsse. Daher bestehe Handlungsbedarf. „Es stimmt aber nicht, dass sich die Elternbeiträge um 50 Euro erhöhen werden“, wies Dembski Befürchtungen zurück. Die Kosten sollen nicht voll auf die Eltern umgelegt werden, sondern die Stadt werde auch einen Eigenanteil übernehmen. Zudem werden die Kitas in kommunale Trägerschaft bleiben, wenn sie in eine andere Rechtsform überführt werden sollen. „Mit der Schweriner Kita-GmbH wollen wir eine interkommunale Zusammenarbeit, um uns auch gegen freie Kitas zu behaupten“, sagte Dembski abschließend.

Fotos: Carsten Schönebeck (Archiv)