Lang war die Tagesordnung der Bürgerschaft am Montag. Neben der Verabschiedung des Haushalts beschloss die Bürgerschaft die Prüfung der Wiedereinführung einer Erstwohnsitzprämie. Der Bürgerschaft stimmte ebenfalls für einen Mindestlohn bei städtischen Aufträgen von 8,50 Euro pro Stunde. Auch soll der Bahnhof Greifswald in Hauptbahnhof Greifswald umbenannt werden.
Wiedereinführung der Erstwohnprämie wird geprüft
Einstimmig votierte die Bürgerschaft am Montagabend für die Prüfung der Wiedereinführung einer Umzugsbeihilfe für Auszubildende, worunter auch Studenten fallen. Damit sollen junge Menschen einen Anreiz haben, ihren Erstwohnsitz nach Greifswald zu verlegen, wie Prof. Wolfgang Joecks (SPD) formulierte. Die Höhe einer Prämie ließ er offen. Bis einschließlich 2011 gab es für junge Menschen eine Umzugsbeihilfe von einmalig 150 Euro, wenn man seinen Erstwohnsitz nach Greifswald verlegte. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung wurde die Prämie mit dem Jahreswechsel 2011/2012 ausgesetzt. Die Folgen, die sich daraus ergeben, dass Studierende ihren Erstwohnsitz nach Greifswald verlagern, werden in diesem MoritzTV-Video erklärt. Es ist vom letzten Jahr, die Daten stimmen nicht mehr und die genannte Prämie gibt es auch nicht mehr.
Mindestlohn für städtische Aufträge
Wenn ein Unternehmen künftig Aufträge von der Stadt oder städtischen Unternehmen annimmt, muss es seinen Beschäftigten einen Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde zahlen. Das beschloss die Bürgerschaft bei neun Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen auf Antrag der Grünen. „Die Unternehmen sollen damit ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden“, betonte Ullrich Bittner (Grüne). Das werde bereits von der städtischen Wohnungsgesellschaft WVG durch eine interne Richtlinie so gehandhabt. Bei einem Verstoß sollen die Unternehmen, die eine Verpflichtungserklärung dafür unterzeichnen müssen, von weiteren öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden. Laut Karl-Dieter Schmidt (SPD) kommt unter anderem das Wach- und Sicherheitsgewerbe infrage. Neben der SPD signalisierte auch die Linkspartei Zustimmung. Deutliche Kritik gab es vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Axel Hochschild: Das Problem sei nicht die Höhe des Mindestlohns, sondern „wir greifen damit aber in die Tarifautonomie ein, die vom Grundgesetz geschützt ist“. Er warf noch ein praktisches Problem auf: Wie rechne ein Unternehmen ab, wenn die Beschäftigten im Auftrag der Stadt arbeiten für den Mindestlohn und auch noch für ein anderes Unternehmen, für welches der niedrigere Tariflohn gelte?
Greifswalder Bahnhof soll „Greifswald Hauptbahnhof“ werden
Wer auf der Internetseite der Deutschen eine Fahrplanauskunft von oder nach Greifswald möchte, wird erst gefragt, ob er „Greifswald“ oder „Greifswald Süd“ meint. Dieses Zustand möchten die Grünen ändern und den Bahnhof Greifswald in „Greifswald Hauptbahnhof“ umzubenennen. „Dieser Name wird auch im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet“, äußerte Dr. Stefan Fassbinder (Grüne). CDU-Fraktionsvorsitzender Axel Hochschild sprach ebenfalls die Probleme im Internet an. Der schäbige Greifswalder Bahnhof sei nicht mit einem Hauptbahnhof wie in Stralsund oder Wolfsburg vergleichbar, bemängelte Peter Multhauf (Linke). Joecks verwahrte sich dagegen, den Greifswalder Bahnhof „schäbig“ zu nennen. Man solle erst einmal die Kosten abwarten. Vorher berichtete Bausenator Jörg Hochheim (CDU) von Gesprächen mit der Deutschen Bahn: „Für die Umbenennung muss ein schriftlicher Antrag gestellt werden.“ Zudem entstehen noch Kosten für die Einarbeitung in den Fahrplan oder den Austausch von Schildern, die aber noch nicht beziffert seien, fuhr Hochheim fort. Der Antrag auf Umbenennung wird nun bei der Bahn gestellt.
Weitere Prüfaufträge
Gleichzeitig wurden auch zwei Prüfaufträge, die von CDU gestellt wurden, einstimmig angenommen. Daher prüft nun die Stadtverwaltung einerseits die Einrichtung eines online-Portals zur Meldung von Problemen im Bereich der Infrastruktur in der Stadt Greifswald und andererseits die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Ernst Lohmeyer, der als Rektor der Uni Breslau für jüdische Kollegen einsetze und als Greifswalder Unirektor 1946 von den Sowjets verhaftet wurde.
Fotos: Marina Schell (Artikelbild, Archiv), David Vössing
Hat die Greifswalder Bürgerschaft nix besseres zu tun, als sich über die Umbenennung des Greifswalder Bahnhofes zu kümmern? Im übrigen hat Greifswald nur einen Bahnhof, da "Greifswald Süd" ein Haltepunkt ist. Als Bahnhöfe werden nur diejenigen Anlagen der Bahn bezeichnet, die mindestens über eine Weiche verfügen und an denen Züge beginnen, enden, kreuzen und wenden können. In Greifswald Süd können Züge jedoch nur aufgrund der Tatsache, dass die Strecke zweigleisig ausgebaut ist, kreuzen, jedoch weder beginnen, noch enden (wenn man von Wendezügen absieht). Daher sind die Kosten – egal wie hoch sie sind, so, oder so in jedem Fall sinnlos. Anders wäre es bei einer Wiedereröffnung der Bahn nach Ladebow, wenn man den Ladebower Bahnhof in "Greifswald-Ladebow" umbenennen würde. Dann gäbe es zwei Bahnhöfe und die Bezeichnung Hauptbahnhof wäre berechtigt. Andererseits: Wem nützt es, ob "Hbf" da steht, oder nicht? Dem Bahnkunden jedenfalls nicht, da auch, wenn da "Hbf" steht, der Reisende online dann zwischen "Hbf" und "Süd" auswählen müsste. Und auch ohne "Hbf" ist alles eindeutig. Man sollte sich vielleicht um die wesentlichen Dinge kümmern, als um einen überflüssigen Namenszusatz.
Es ist eigentlich nicht die gesamte Bürgerschaft, sondern sind die durchgeknallten Grünen (GRUENE_HGW Glückwunsch, @machtoption! Herzlichen Glückwunsch, Kay! Gut gemacht), die sich mit dieser Aktion auch auf kommunaler Ebene an die Schwarzen ranwanzen!
Jetzt sind wir ja schon 3, die Schilda in Greifswald verorten. 😉
Würde ich jetzt nicht so unterschreiben wollen, denn es haben schließlich 27 Bürgerschaftsmitglieder für diesen Antrag gestimmt … und die Redebeiträge dazu waren auch recht putzig …
Da sind wir ja schon vier!
Wenn es so weiter geht, sollten wir überlegen, den Gepflogenheiten in Greifswald folgend, eine Plakatkampagne gegen die Verbrennung von einigen (10)Tausend Euro zu starten.
Danke auch für die Hintergrundinformationen dazu auf der Homepage „insidegreifswald.de“.
Sonst:
Nun habe ich mich mit der Kritik am Abstimmverhalten und politischen Wirken der SPD in der Bürgerschaft mal zurückgehalten, von fachlicher Substanz ganz abgesehen, – auch wieder nicht richtig?
Übrigens, zum hier zitierten Verfassungsrichter, der den Grad der „Schäbigkeit“ des Provinzbahnhofs von den Kosten einer Umbenennung abhängig macht, habe ich mich schon mal geäußert.
Dem ist auch heute von mir nichts hinzuzufügen;
doch es gab hier mal Zeiten der munteren politischen und inhaltlichen Diskussion. 😉
falsch, wenn eine stadt einen hauptbahnhof hat, wird dieser bei einnahme des stadtnamens automatisch ausgewählt. resultat: wenn du die strecke greifswald – berlin eingibst, musst du nur für greifswald nen bahnhof auswählen, für berlin isses automatisch der hbf.