Vor etwa einem Monat veranstaltete der Fachschaftsrat Politik- und Kommunikationswissenschaften (FSR IPK) eine Dozentenversteigerung, bei der 1.000 Euro eingenommen wurden. Dieses Geld wurde nun dem Greifswalder Flüchtlingsheim gespendet.
„Ich bin beeindruckt“, sagte der Heimleiter Olaf Kiesow dazu bei der offiziellen Übergabe am letzten Mittwoch. Noch nie sei dem Heim eine derart hohe Summe gespendet worden, „Die Größenordnung hat mich einfach umgehauen.“ Besonders freute ihn, dass der Fachschaftsrat von selbst auf ihn und das Flüchtlingsheim zugekommen ist.
Das Geld soll nun Projekten des Heims zukommen. So ist schon seit Längerem geplant, einigen Flüchtlingskindern neben der Schule weiteren Unterricht anzubieten, um ihnen möglichst schnell Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Partner wurden bereits gefunden, jedoch mangelte es bisher an Fördermitteln. Mit den vom FSR gesammelten Spendengeldern lässt sich nun der Unterricht für voraussichtlich ein Jahr finanzieren.
Dozenten sorgten mit ihren Angeboten für volle Kassen
„Feel the Biet“ war das Motto der Party, welche der mittlerweile alte FSR IPK (vor zwei Wochen fanden Neuwahlen statt) am 6. Juni im Klex veranstaltete. Alle Lehrenden am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaften wurden aufgerufen, sich selbst für eine Versteigerung unter den Partygästen, vorwiegend Studierende am Institut, zur Verfügung zu stellen. Das Geld sollte dem Flüchtlingsheim zugutekommen. Diese Idee wurde gut angenommen, und elf Angebote wurden abgegeben, darunter ein Ausflug nach Schwerin mit Thomas Behm oder ein Intensivkurs in Beachvolleyball, den Nils Düpont beisteuerte.
Vor der Versteigerung hatten sich für viele Angebote bereits Bietergemeinschaften gebildet, und gemeinsam wurde die Höhe des maximalen Gebotes ausgelotet, was im Eifer bei vielen dann doch überschritten wurde. Neben dem eigentlichen Wert der Angebote waren diese ebenfalls ein guter Gradmesser für die Dozierenden, ihren eigenen ideellen Wert unter den Studierenden festzustellen. „Man hat gesehen, was man den Studierenden wert ist, sagte Professsor Patrick Donges am Mittwoch. Er selbst lud die Anwesenden zum Käse-Fondue bei sich zu Hause ein, dies brachte 75 Euro.
Die Gebote für einen Grillabend mit dem Lehrstuhl für Ideengeschichte im Garten des Lehrstuhlinhabers Professor Hubertus Buchstein erreichten in kürzester Zeit den dreistelligen Bereich, zum Schluss waren es 217 Euro. 211 Euro gab es für Dr. Stefan Ewert, der anlässlich der Fussball-EM zielgruppenorientierte Live-Kommentierung eines Fußballspiels und einen Kasten Kaltgetränke anbot. Angesichts der Gebote, die auf ihn abgegeben wurden, verdoppelte er spontan letzteren Posten. Seine Höchstbietenden ließen ihn letztendlich das Vorrundenspiel Deutschland gegen Niederlande kommentieren, und zwar im Stil eines patriotischen holländischen Reporters.
75 Euro gab es für Felix Bethke, der eine Wohnungsreinigung angeboten hatte. Damit sich diese auch wirklich lohnt, soll vorher noch eine WG-Party stattgefunden haben; einige Gäste blieben, um die Aufräumarbeit zu begutachten. Am Ende der Versteigerung sind zwar nicht ganz 1.000 Euro zusammengekommen, die Dozenten haben den Betrag aber noch aufgerundet. Ob es eine weitere Party geben wird, muss der neue FSR IPK entscheiden, denn Ende Juni wurde die Legislatur beendet und es fanden Neuwahlen statt.
127 Flüchtlinge in Greifswald
Das Flüchtlingsheim in der Spiegelsdorfer Wende wurde im November 2010 eröffnet, betrieben wird es vom Deutschen Roten Kreuz. Es ist neben Anklam und bald Wolgast eine von drei Einrichtungen im Landkreis Vorpommern-Greifswald und kann bis zu 158 Flüchtlinge beherbergen. Aktuell ist es aber schon mit 127 Personen an seiner Kapazitätsgrenze, weil bei der Unterbringung auch Familienzusammenhänge, Religion oder Geschlechter eine Rolle spielen. Die Herkunft der Flüchtlinge ist vielfältig, die meisten kommen aus dem Iran, dem Irak, Afghanistan oder Serbien.
Zum Weiterlesen: Im Moritz-Magazin 91 vom Mai 2011 ist die Reportage „Vom Regen in die Traufe“ von Ole Schwabe über das Flüchtlingsheim und dessen Bewohner erschienen.
Fotos: Simon Voigt
Tolle Idee!