Am kommenden Dienstag findet die nächste Vollversammlung der Studierendenschaft statt. Um 16 Uhr geht es in der Mensa am Wall los, für alle Studierenden fallen schon ab 14 Uhr bis zum Ende des Tages alle Lehrveranstaltungen aus.
Einmal in jedem Semester sind alle Studierende aufgerufen, sich zusammenzufinden, um gemeinsam eine Meinung zu bilden. In diesem Jahr findet die Vollversammlung in der Mensa am Wall statt, kein Ort an dem die rund 11.300 Greifswalder Studenten Platz finden könnten. Das müssen sie auch nicht, denn um Beschlussfähigkeit zu erreichen, genügt bereits, dass fünf Prozent der Studierendenschaft anwesend sind. Bei aktuellen Zahlen sind dies circa 568 Kommilitonen. Ein Ziel, dass in Vergangenheit nur selten erreicht wurde. „Jeder Studierende sollte sich aufgerufen und eingeladen fühlen an der Vollversammlung teilzunehmen“, teilt der AStA-Vorsitzende Felix Pawlowski mit.
Die Versammlung ist ein Forum, auf dem Anträge vorgestellt werden, von denen sich die Initiatoren erhoffen, auf breite Zustimmung unter den Studierenden zu stoßen, damit ihre Ideen Mehrheiten gewinnen können. Die Diskussion um aktuelle Belange steht im Vordergrund. Ist so ein Antrag angenommen, können sich die Antragsteller auf einen breiten Rückhalt in der Studierendenschaft stützen. Außerdem gehen diese dann an das Studierendenparlament, welches ebenfalls entscheidet, ob es die Anträge übernimmt. Die nächste StuPa-Sitzung findet sogar am gleichen Tag um 20 Uhr statt. Die Vollversammlung ist also eure Gelegenheit, gehörig Druck auf die StuPa-Mitglieder auszuüben.
Folgende Anträge wurden eingereicht, wie ihr auch dem Antragsbuch vom AStA entnehmen könnt: [Update: Am 26. Juni sind noch weitere Anträge hinzugekommen! Antragsbuch ist durch neue Version ersetzt.]
- TOP 1 Formalia
- TOP 2 Erweiterung Landeshochschulgesetz
- TOP 3 Studentische Partizipation an Instituten
- TOP 4 Konzept Hochschulsport
- TOP 5 Konzept Studentische Kultur
- TOP 6 Sonstiges
Zum Live-Ticker der Vollversammlung geht es hier.
Die Erweiterung des Landeshochschulgesetzt hat zum Ziel, dass sich die Mitglieder der Organe der verfassten Studierendenschaft dafür einsetzen sollen, dass das Landeshochschulgesetzt einige Änderung erfährt. So sollen Beschlüsse der Vollversammlung verbindlich werden, was bedeutet, dass das StuPa sie übernehmen muss, ohne darüber abzustimmen. Dies würde die Versammlung aufwerten. Jedoch macht es auch eine Zusammenarbeit mit Studierenden der anderen Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern nötig.
Die Studentische Partizipation an den Instituten zielt darauf ab, im Namen der Studierendenschaft die studentischen Senatoren und Fakultätsratsmitglieder, die Fachschaftsräte und den AStA damit zu beauftragen, sich für eine stimmberechtigte Partizipation der Studierenden und des sogenannten Mittelbaus an den Instituten einzusetzen. Den Antragstellern fehlt innerhalb der Institute die Möglichkeit der gleichberechtigten Mitsprache aller Angehörigen. Dies wollen sie ändern. Analog zu den anderen Gremien wie dem Senat oder den Fakultätsräten, wo anteilig Professoren, Studierende und Mitarbeiter vertreten sind, wollen sie dieses Prinzip der „Beteiligung aller Statusgruppen“ auf die Institute übertragen. Der FSK-Vorsitzende Fabian Schmidt merkte in der letzten StuPa-Sitzung an, dass es den Wunsch zu mehr Mitsprache in Instituten jeder Fakultät gebe.
Die beiden Konzepte zum Hochschulsport und zur Studentischen Kultur wollen eine Menge Geld verteilen. Vor einigen Jahren wurde von allen Kommilitonen eine Verwaltungsgebühr erhoben, welche sich im Nachhinein als rechtswidrig herausgestellt hat. Dieses Geld, rund 240.000 Euro, wurde von der Universität an die Studierendenschaft zurückgezahlt. In zwei Arbeitsgruppen wurden Konzepte erarbeitet, wie das Geld verteilt werden kann. Diese wurden bereits vor zwei Wochen im StuPa vorgestellt.
135.000 Euro sollen in die Sanierung der Judohalle und des Bootshauses gehen. Beide werden als „essentiell für die Durchführung der verschiedenen Kursen“ betrachtet. Die Universität wird als hauptverantwortlich für die Sanierung gesehen, weswegen im Antrag vorgesehen ist, auf mindestens eine gleich hohe Beteiligung von dieser zu pochen. Gerade deshalb sei ein möglichst breiter Konsens wichtig, um in den Verhandlungen mit der Uni-Leitung ernst genommen zu werden, teilt der AStA-Vorsitzende Felix Pawlowski mit. Wegen eines Umzugs sind 55.000 Euro für den Club 9 vorgesehen, was im Einvernehmen mit den anderen Statusgruppen wie den anderen Studentenclubs entschieden worden sei. Außerdem sollen kleinere Beträge an den Geographenkeller, Polly Faber, das StuThe und den Nightline e.V. gehen.
Weitere Anträge stehen zwar nicht im offiziellen Antragsbuch, jedoch wird beispielsweise auf den Flyern noch mit „Rektorwahl 2012 – Für eine Universitätsleitung mit Herz für Studierende“ geworben. Außerdem wurde bereits angekündigt, dass es als Reaktion auf neue Restriktionen für das Lehramtsstudium aus Schwerin einen Antrag geben soll.
AStA lockt mit vielen Vorteilen für die Teilnehmer
Wie üblich versucht der AStA die Studierenden mit allerlei Vergünstigungen zur Vollversammlung zu locken. So wird groß mit dem Ausfall aller Lehrveranstaltungen geworben und zudem erhält jeder Teilnehmer in einen Studentenclub seiner Wahl freien Eintritt. Vom Stimmenfang sei aber keine Rede, denn „NEIN, wir kaufen keine Stimmen, wir zeigen euch die große Vielfalt und legen Wert auf die studentische Kultur!“ wird diese Idee auf der Facebook-Seite vom AStA, laut der etwa 200 Studenten ihre Teilnahme zugesagt haben (Stand Sonntagmorgen), begründet. Auf die Frage, ob es denn auch freie Kurse im Uni-Sport gebe, gab es keine Antwort.
Flyer: Daniel Focke, Montage: Simon Voigt
Auch wenn ich mich mittlerweile dazu überreden lassen habe, die Vollversammlung als nicht überflüssig anzusehen, vermisse ich eine studiumsfreundlichere Regelung, welche die Belange von Studenten in der Abschlussphase ihres Studiums berücksichtigt. Das hier vorliegende Verbot von Lehrveranstaltungen (sofern es keinen Nachholtermin gibt) ist nämlich schlichtweg unsolidarisch. Für diese Studenten ist der Ausfall von Lehrveranstaltungen ein schwerer Schlag und stieß zumindest bei uns im Examenskurs auf umfassend wenig Gegenliebe. Andere demokratische Akte, wie z. B. Wahlen, finden auch sonntags statt, also kann dies ebenso für die Vollversammlung gelten.