Interview von Johannes Köpcke und Simon Voigt

Felix Pawlowski studiert seit 2009 Politik und Geschichte in Greifswald. In dieser Zeit hat er zunächst im Fachschaftsrat der Historiker mitgewirkt und ist ein halbes Jahr später Referent für Fachschaften und Gremien im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) geworden. Vor drei Wochen hat er den Vorsitz vom AStA übernommen. Mit dem webMoritz sprach er über seine Motivation und seine Ziele.

webMoritz: Warum hast du dich für den AStA-Vorsitz beworben?

Felix: Als ich mich damals zum Referenten für Fachschaften und Gremien hab wählen lassen, war das der logische Schritt vom Fachschaftsrat in den AStA. Vom Gremienreferent zum Vorsitz war das dann einfach der nächste Schritt. Ich wollte damals mehr Verantwortung übernehmen und versuchen, mich selbst weiterzuentwickeln. Ich wollte wissen, ob ich das kann und bin mir relativ sicher, dass ich das auch hinbekomme. Das ist im Grunde der ausschlaggebende Punkt gewesen. Ich will mich steigern. Ich will wissen, ob ich noch mehr koordinieren kann und dem Druck gewachsen bin.

Wieso kein Bewerbung um ein Hauptreferat? Das kann man ja auch als logische Reihenfolge sehen.

Könnte man so sehen. Aber es gibt im Grunde kein entsprechendes Hauptreferat, das wie Fachschaften und Gremien ist. Finanzen kann ich einfach von den Fähigkeiten her nicht. Veranstaltungen macht Ginka sehr gut und soll sie auch weiter machen. Hochschulpolitik liegt mir nicht, denn ich bin wahrscheinlich zu unpolitisch für das Referat. Studium und Lehre wäre vielleicht am ehesten noch etwas gewesen. Soziales ist ein sehr beratungsintensives Referat, mit wenigen Projekten. Das hätte mich auch interessiert, aber ich wollte vor allem Koordinationsarbeit machen und ein Team leiten.

Einen Vorsitz zu finden, ist auch immer schwer, das kann niemand machen, der nicht schon vorher im AStA war, da die internen Strukturen zu komplex sind.

Was meinst du, welche Fähigkeit oder Eigenschaft dich für den Vorsitz auszeichnen?

Ich bin ein kleiner Perfektionist. Wenn ich eine Arbeit anfange, dann führe ich die auch zu Ende. Deswegen wollte ich weiter machen. Im Grunde sieht man erst nach einem Jahr die Früchte der Arbeit, die man vorher gesät hat. Ich weiß, dass ich von meinem Team sehr viel Leistung verlange, das habe ich ihnen auch gesagt. Ich möchte diesem Vorwurf, „Ihr bekommt doch Geld.“, entgegenwirken und zwar mit viel Arbeit, damit man es auch rechtfertigt.

Das Logo vom AStA

Das Logo vom AStA am Büro in der Friedrich-Löffler-Straße 28

Ich habe viele kleine Listen und Merkzettel, ich habe ein System, wie ich Dinge ordne. Das habe ich bei „Fachschaften und Gremien“ schon gemacht und das wollte ich jetzt auf den AStA-Vorsitz ausweiten. Ich bin ein strukturierter Mensch. Ich merke, wie ich durch die Arbeit ein besseres Zeitmanagement bekomme, wie ich immer mehr in kürzester Zeit machen kann. Wenn ich eine Stunde im Büro sitze, dann schaffe ich jetzt mehr, als ich vor einem Jahr geschafft habe. Ich hoffe, dass mir das später mal etwas bringt, wenn ich sehr gut mit meiner Zeit umgehen kann.

Das klingt so, als würde der AStA-Vorsitzende mit „harter Hand“ führen.

So kann man das nicht sagen. Ich bin ein sehr umgänglicher Mensch, die Referenten können immer mit mir reden. Wir haben auch persönliche Treffen, bei denen ich mit jedem Referenten Projekte durchspreche. Dort reden wir darüber, wie es im Team läuft, ob es Verbesserungsvorschläge gibt, ob sie Sachen stören. Aber ich weiß, dass es zu bestimmten Zeiten, darauf ankommt, dass alle an einem Strang ziehen. Ich kann durchgreifen und streng sein, aber ich versuche es vor allem auf freundschaftlicher Basis. Und das funktioniert im Team.

Ich versuche die Balance zu halten vom Vorsitz im strengen Sinne und freundlicher Zusammenarbeit. Trotzdem muss es Respekt vor diesem Amt geben, es funktioniert sonst einfach nicht.

Wie zufrieden bist du abschließend mit deiner Arbeit in der vergangen Legislatur?

Ich habe den größten Teil geschafft. Die Projekte, die ich mir vorgenommene hatte, habe ich zu Ende gebracht. Es war vor allem Verwaltungsarbeit, dort habe ich versucht, die Strukturen zu ordnen und zu optimieren, sodass der Referent, der nach mir kommt, ein gemachtes Nest übernimmt. Das freut mich sehr. Es ist alles abgeschlossen und muss jetzt nur noch gepflegt werden. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit.

Ein gutes Beispiel ist die Fachschaftskonferenz (FSK). Als ich das Referat übernommen hatte, waren zehn Leute auf der FSK, seit dem waren wir immer beschlussfähig. Bis zu 18 Fachschaftsräte waren auf einer Konferenz. Das ist schön, dass man das bekannter macht.

Was sind deine Ziele für die Legislatur? Was willst du persönlich erreichen und was soll der AStA erreichen?

Felix Pawlowski bei seiner Bewerbung am 8. Mai

Ich persönlich möchte eine bessere Vernetzung mit den Medien und den Studentenclubs. Das haben wir in der letzten Legislatur angefangen und wollen das auch fortsetzen. Wir sind ja eine Universität, da könnte man vielleicht einen familiäreren Umgang erreichen.

Außerdem möchte ich ein Projekt mit der Greifswalder Tafel starten. Dazu habe ich zunächst angefragt, welche Lebensmittel die sammeln und was zu beachten ist. Weil die Fachschaften viele Partys veranstalten und in der Erstiwoche bei den Fachschaftsfrühstücken viel übrig bleibt, möchte ich erreichen, dass man die Lebensmittel nicht wegschmeißt, sondern dass die zur Tafel gegeben werden. Ansonsten möchte ich so viele Projekte wie möglich durchziehen und jedem einzelnen Referenten die Möglichkeit geben, seine Ideen zu entfalten.

Was zeichnet den AStA im Moment aus, dass man ihn als professionell beschreiben kann und was soll noch verbessert werden?

Uns zeichnet aus, dass wir es schaffen, mit wenigen Leuten viele Projekte in sehr kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Das ist, was ich vorantreiben möchte, dass wir noch effektiver und  noch eingespielter werden. Dementsprechend viele Veranstaltungen in der Legislatur auf die Beine stellen können. Aus der bisherigen Erfahrung merken wir, wo noch Verbesserungsmöglichkeiten sind.

Was siehst du als Aufgaben vom AStA an?

Die eine Seite ist natürlich die Serviceleistung, die andere Seite ist das Politische, dass darf auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Das hat man gerade gut gesehen. Wir haben mit den Verwaltungsratsmitgliedern vom Studentenwerk 200.000 Euro mehr vom Land pro Studentenwerk erreicht. Vor allem unter Mithilfe des studentischen Senators Erik von Malottki haben wir Gespräche mit Greifswalder Abgeordneten geführt, wir haben Briefe geschrieben, wir haben in Schwerin gezeigt, dass wir das Geld wirklich brauchen.

Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzten, politische Arbeit zu machen. Beispiele sind die Diagonalquerung, die Nachhaltigkeitswoche, die Vollversammlung, die eventuelle Novellierung des Landeshochschulgesetzes und die Begleitung der Universität mit ihrem Ziel der CO2-Neutralität.

Ich sehe den AStA auch als Anlaufpunkt für studentische Vereine, Initiativen und Clubs. Eine Informationsschnittstelle, die auch weitervermittelt. Wir wissen vielleicht nicht alles, aber wenn, dann kennen wir vielleicht jemanden, der es weiß.

Demo gegen die Diagonalquerung am Marktplatz

Wurde vom AStA organisiert: Demo für die Diagonalquerung am Marktplatz

Du sagst selbst, dass du nicht sonderlich politisch bist. Wie sorgst du dafür, dass es sich die Waage hält zwischen dem serviceorientierten und dem politischen AStA?

Du hast recht, es muss die Waage gehalten werden zwischen politischer Arbeit und Service-Arbeit. Deswegen haben wir im AStA auch die Aufteilung in die verschiedenen Bereiche. Ich werde dafür sorgen, dass jeder Referent auch sein Referat ausfüllt. In der politischen Arbeit sehe ich vor allem den hochschulpolitischen Referenten in der Verantwortung. Er wird mit seinen beiden Co-Referenten für „Ökologie“ und „Politische Bildung und Antirassismus“ den größten Teil der politischen Arbeit machen.

Wird es klare Ansagen geben, wenn das Referat nicht erfüllt wird?

Ja, es wird klare Anweisungen geben. Wenn der Referent in seinem Referat nicht so arbeitet, wie das beispielsweise im Ausschreibungstext, der aber auch nur eine grobe Richtlinie ist, vorgeschrieben ist, dann wird es Gespräche mit mir geben. Wenn Arbeitsaufträge dann immer noch  nicht erfüllt werden, dann hat das Parlament die Möglichkeit, Konsequenzen zu ziehen. Aber ich hoffe, dass es nicht so weit kommt. Sonst braucht man sich auch nicht bewerben. Man macht das, um zu arbeiten, um sich auch selbst etwas zu beweisen, dass man es kann. Ich hoffe, dass das die Anderen auch so sehen wie ich, denn die Arbeit hat auch gezeigt, dass man süchtig danach wird. Wenn man ein Projekt auf die Beine gestellt hat, dann denkst du dir: „Das nächste Mal schaffe ich das mit weniger Geld, mit weniger Leuten und in der Hälfte der Zeit.“ Das ist ein tolles Gefühl, ich finde das super!

Viele von euren Projekten gehen auf StuPa-Beschlüsse zurück, die ihr dann umsetzen müsst. Gibt es auch Dinge, wo du überhaupt nicht hinter stehst?

Portrait von Felix Pawlowski

Süchtig nach Arbeit: Felix Pawlowski

Als AStA-Vorsitzender stehe ich natürlich hinter den Projekten, die das Parlament uns als Arbeitsaufträge gibt. Wenn das nicht meiner Meinung entspricht, dann sage ich das auch. Bei meiner Bewerbung habe ich schon gesagt, dass ich Kooperation in Aussicht stelle aber auch klar gestellt, wenn es Dinge gibt, die ich nicht für sinnvoll erachte. Wenn wir etwas machen sollen, das uns nicht gefällt, dann machen wir das trotzdem. Dafür ist der AStA da, dafür gibt es die Trennung zwischen Legislative und Exekutive und wir sind nun mal ausführende Kraft.

Nach zwei Jahren Hochschulpolitik hast du nun schon viele StuPas erlebt. Was hältst du denn vom aktuellen?

Das aktuelle Parlament ist zum größten Teil sehr jung. Es sind neue Leute, die noch nicht so wahnsinnig viel von der Hochschulpolitik mitbekommen haben und vielleicht zum ersten Mal in so einer Art Gremium sitzen. Das ist immer schwierig, die wissen an manchen Stellen vielleicht noch nicht, wie bestimmte Verfahren aussehen aber sie werden auch noch lernen. Dass die ersten Sitzungen etwas chaotisch waren, sei ihnen auch zugestanden. Ich denke nicht, dass die politische Arbeit leiden wird. Ich gebe ihnen ihre Zeit und bitte auch darum, dass sie uns unsere Zeit geben. Sie werden sicher an ihrer Aufgabe wachsen, auch ein Erik von Malottki oder Thomas Schattschneider haben mal klein angefangen und wussten vielleicht noch nicht sofort wie der Hase läuft. Trotzdem ist es wichtig, dass viele niedrige Semester hereingekommen sind, weil wir immer Nachwuchs brauchen.

Fotos: Johannes Köpcke, Simon Voigt