Eine Persiflage.

Diese Überschrift könnte morgen den Lokalteil der Ostsee-Zeitung eröffnen. Möglicherweise wird über einen Autobrand berichtet, der sich heute gegen 14:15 Uhr in der Makarenkostraße ereignet hat. Die Feuerwehr war schnell vor Ort und hatte den Brand bald unter Kontrolle, auch die Polizei schaute nach dem Rechten. Ebenso ließen sich ungefähr 20 Schaulustige das Spektakel nicht entgehen. Doch was war die Ursache? Nachdem die OZ bereits beim Brand der Chemie Ende Oktober 2010 mit pfiffigen Rechercheergebnissen aufwarten konnte, hat der webMoritz für diesen Fall bereits die Lösungen parat. 

Variante Eins

Die gute alte Diagonalquerung existiert zwar überhaupt nicht und doch sind viele Greifswalder schon seit Jahren mit ihr vertraut. Das Umbauprojekt soll den Radverkehr an der Europakreuzung erleichtern, sagen die Befürworter, ist aber viel zu teuer, meinen die Gegner. Diese wollen nach Myriaden von Jahren der Diskussion endlich Ruhe haben und beantragen, bei der nächsten Bürgerschaftssitzung am Dienstag die Querung aus dem städtischen Radverkehrsplan zu streichen, damit es keine Innovationen mehr geben wird. „Greifswald ist doch schon Fahrradhauptstadt oder so“, denken sich da die konservativen Volksvertreter, „müssen wir für die Spinner jetzt wirklich Geld ausgeben?“

Das erhitzt natürlich die Gemüter der Pedalritter (die Rechte für dieses Wort liegen bei der OZ), sodass es vor zwei Wochen einen von 150 Unterzeichnern getragenen Antrag im StuPa gab. Da die Kommunalpolitik ureigenste Aufgabe eines Studierendenparlamentes ist,  sprach sich dieses natürlich auch für die Beibehaltung im Radverkehrsplan aus und verpflichtete sich außerdem, die Strohmänner im AStA anzutreiben, eine Kampagne zur Beibehaltung loszutreten. Für den kommenden Montag wurde nun eine große Fahrraddemo angekündigt, um 17:30 Uhr geht es am Marktplatz vor dem Rathaus los. Auf! Auf!

Das Auto wurde schnell gelöscht, die Fingerabdrücke sind futsch

Fahrrad-Hippies gegen penible Lackpolierer, wer hat die größere Lobby? Doch vielleicht haben schon jetzt ein paar zottelige Studenten überreagiert und eine Offensive gegen das Benzinervolk gestartet. Sind da nicht Kettenöl-Fingerabdrücke auf der Karosserie zu erkennen? War ja wieder klar, dass das zugezogene Pack gegen uns Einheimische ist!

Variante Zwei

Der Berliner Immobilienhai Douglas Fernando macht sich in der Stadt schon seit Langem unbeliebt. Auf seinen Bürgerschaftsantrag hin, soll ein großer Backsteinhaufen am Museumshafen abgetragen werden, den viele als „Wahrzeichen der Stadt“ ins Herz geschlossen haben. Seit Jahren kauft Don Fernando schon Immobilien in Greifswald auf, um diese zu fancy Wohnheimen umzurüsten. Bereits für 400 Euro können die Dusche-Herd-Bett-Kühlschrank-Kombinationen im Schuhkarton-Format angemietet werden. Seine größte Konkurrenz: Das Studentenwerk.

Diese Profitverweigerer lassen doch immer noch fast 2.000 Studenten in dieser Stadt zu fairen Preisen wohnen. Was lässt sich dagegen nur tun? Ganz einfach, dachte sich der Berliner: „Wie zu Hause in Kreuzberg lasse ich jetzt einfach auch in Schönwalde II die Autos brennen!“ Es wird sich schon ein gelangweilter Dauerstudent finden, der damit weitermacht. Und schon ist die ganze Gegend unbeliebt, niemand traut sich mehr in die Wohnheime. Dann kauft er sich einfach die ganzen Klötze, baut sie um und der Greifswalder Mietspiegel kann bald endlich mit New York mithalten. „Wir können was!“, darüber freut sich dann bestimmt auch die OZ.

Jetzt ist ein neuer Parkplatz frei

Variante Drei

100 angehende Mediziner protestierten heute Nachmittag nur eine Stunde vor der Brandstiftung am Uni-Klinikum. Haben sich da vielleicht ein paar autonome Kittelträger aus dem skalpellschwingenden Mob entfernt, um ihren Frust an dem Auto abzulassen? Als Brandbeschleuniger eignet sich der Alkohol, angeblich nur zur Desinfektion im Hause, bestimmt auch hervorragend. Endlich mal was los im Lokalblatt, wenn es keine traurigen Hansa-Fans mehr gibt, über die sich berichten lässt!

Übrigens: Am Sonnabend unterbricht die finnische Band „The Irrationals“ ihre Tour in der Heimat für einen Gig im St. Spiritus, das StuPa lockte mit 1.422 Euro Fahrtkostenunterstützung. Der Tourbus soll sehr groß sein, ob noch schnell für einen Parkplatz gesorgt wurde, oder war das Ganze als Aufguss für die Sauna im bandeigenen Bus gedacht? Diese Finnen, die soll einer verstehen…

Variante Vier

Oder auch „die Realität“. Wie Polizeisprecher Axel Falkenberg dem webMoritz mitteilte, hatte der grüne Audi A6 frisch die Werkstatt verlassen, sodass als Brandursache schnell ein technischer Defekt feststand. Ein Brandursachenermittler sei deswegen nicht beauftragt worden. Von wegen!

 

Fotos: Marco Wagner