Greifswalder Studenten haben entschieden: So gaben sie Henrike Förster für den Senat und Jasmin Dinter für das Studienparlament (StuPa) die meisten Stimmen. Mit moritz sprachen sie über sich, Aufgaben und die Ziele der kommenden Legislatur. Dieses Interview und noch viel mehr zu den Wahlen gibt es auch druckfrisch im neuen moritz-Magazin.

Bitte stellt euch kurz vor.

Henrike: Ich bin 20 Jahre alt und studiere Humanbiologie im dritten Semester. Ursprünglich komme ich aus Potsdam, bin dann in Chemnitz zur Schule gegangen und anschließend für das Studium direkt nach Greifswald.

Jasmin: Ich bin 22 Jahre alt, komme aus Berlin und studiere im dritten Semester Psychologie.

Wieso seid ihr für das Amt angetreten?

Henrike Förster

H: In erster Linie wollte ich in den Senat, da mir das wichtiger ist und ich die Arbeitsbereiche interessanter finde. Ich hatte mich auch fürs StuPa beworben, falls es mit dem Senat nicht klappt. Jetzt hat beides ganz gut funktioniert. Aber es ist zeitlich einfach nicht machbar. Fürs StuPa habe ich schon meine Rücktrittserklärung eingereicht.

J: Ich bin für das Amt angetreten, weil ich an der Verbesserung der Studienbedingungen für alle Studierenden mitarbeiten will.

Wart ihr überrascht von eurem Ergebnis?

H: Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viele Stimmen bei beiden Wahlen bekomme. Zwar hatte ich mich ein bisschen um Stimmen bemüht und in meinem Studiengang geworben. Aber dass ich gleich die meisten Stimmen bekomme, hätte ich nicht erwartet.

J: Ich hatte erwartet, dass die Liste ‚Solidarische Universität’ (Soli-Uni) viele Stimmen bekommt. Aber damit, dass ich selbst auch gewählt werde, hätte ich nicht gerechnet.

Wie zufrieden seid ihr mit dem Abschneiden eurer Liste beziehungsweise der Hochschulgruppe?

H:. Verglichen mit der Jungen Union beispielsweise hatten wir zwar drei Kandidaten weniger, aber doppelt so viele Stimmen. Das hätte ich nicht erwartet.

J: Für das StuPa sehr zufrieden, weil wir alle gewählt wurden und deshalb gut zusammen arbeiten können. Für den Senat hätte mich gefreut, wenn noch jemand aus der Grünen Hochschulgruppe gewählt worden wäre. Im Grunde sind wir uns in der Soli-Uni aber einig, welche Ziele wir erreichen wollen, sodass ich mir darüber keine Sorgen mache.

Eine Stadtführung anlässlich des Greifswald Intrernational Students Festival 2010

Was sind eure politischen Ziele in eurem Gremium?

H: Ich möchte mich erstmal für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (MatNat) stark machen. Bisher sind die Rechtswissenschaften viel vertreten und die üben sich dort in den Ämtern. Die MatNat-Leute sind eher weniger interessiert an solchen Ämtern. Das möchte ich ändern. Es stehen ja auch die Rektorwahlen an und ich möchte jemanden wählen, der unsere Interessen gut vertritt und das Amt würdevoll übernimmt. Ansonsten sollte ein nachhaltiger Haushalt entworfen und eventuell noch das Bachelor-Master-System überarbeitet beziehungsweise verfeinert werden. Das Problem der vollen Hörsäle ist auch ein wichtiges Thema.

J: Studentische Kultur muss erhalten und gefördert werden, deshalb finde ich es wichtig Projekte oder Vereine wie das StuThe, GriStuF oder den C9 zu unterstützen. Außerdem kann an unserer Uni noch viel in Sachen Familienfreundlichkeit getan werden und es hat sicher jeder schon bemerkt, dass die Kapazitäten des Hochschulsportes dringend erhöht und die Sportstätten zum Teil saniert werden müssten.

Henrike, du möchtest das politische Interesse und Bewusstsein bei den Kommilitonen wecken. Wie stellst du dir das vor?

H: Vielleicht sollte man mehr mit dem webMoritz zusammen arbeiten. Vor allem mehr den Senat und dessen Arbeit präsentieren. Bevor ich mich bewarb, habe ich gar nicht so wirklich mitbekommen, was der Senat im letzten Jahr gemacht hat. Es sollte alles präsenter werden.

Ein Fest der Fachschaftsräte: Das Hoffest der Germanistik und der Rechtswissenschaften 2011

Jasmin, du möchtest das Nachhaltigkeitsbewusstsein an den Fakultäten und unter den Studierenden stärken. Wie stellst du dir das vor?

J: Wichtig wären dabei die Fachschaftsräte, die zum Beispiel wenn sie Feste ausrichten, darauf achten können, dass sie regional einkaufen, neben der üblichen Bratwurst auch eine vegetarische Alternative anbieten und Ökopapier benutzen. Auch Mülltrennung sollte in den Instituten kein Problem sein. Außerdem wäre es schön, wenn die Studierenden unmittelbar davon profitieren könnten, dass sie Strom oder Heizenergie gespart haben, indem mit der Einsparsumme Bücher oder Ausrüstung für das Institut gekauft werden. Hierbei ist eindeutig Kooperation gefragt. Auf jeden Fall will ich die Ökologie-Referentin des Allgemeinen Studierendenausschusses und die Arbeitsgemeinschaft (AG) Umwelt- Management in dieser Hinsicht unterstützen.

Henrike, du sprichst außerdem von einer Minimierung des Semesterbeitrags. Greifswald hat ja vergleichsweise schon sehr niedrige. Wieso dieser Ansatz?

H: Das stimmt, dass sie niedrig sind. Aber ich habe auch das Gefühl, dass sie immer weiter erhöht werden, seitdem ich hier studiere. Noch habe ich nicht genau den Einblick wie die Gelder verwaltet werden, aber vielleicht kann man da noch etwas drehen. Damit die Gebührenschraube nicht immer weiter nach oben geht, denn die Mieten sind in der Stadt meistens nicht so günstig.

Jasmin Dinter

Jasmin, wie planst du eine Verbesserung an dem vegetarischen und veganen Essensangebot in der Mensa?

J: Die Bio-Mensa AG hat auf diesem Gebiet schon viel Arbeit geleistet, worin ich sie auf jeden Fall weiterhin unterstützen will. So sollte es zum Beispiel mit wenig Aufwand möglich sein, neben einem vegetarischen auch immer ein veganes Essen im Angebot zu haben.

Woran liegt es, dass die Studenten der MatNat eher weniger in der studentischen Selbstverwaltung vertreten sind?

H: Es liegt wohl schon am Studienfach selbst. Zum Beispiel als Politikwissenschaftler ist der Student von vornherein interessierter. Außerdem wird nicht viel Werbung gemacht. Die meisten suchen sich eher einen Job an der Uni, um nebenbei Laborpraxis zu sammeln und noch etwas Geld zu verdienen. Es ist wohl nicht das typische Interessenfeld und die meisten bleiben eher bei ihrer Fachrichtung. Es muss mehr Werbung geben und den Leuten gezeigt werden, dass etwas passiert und Forderungen umgesetzt werden.

J: Wahrscheinlich haben sie viel zu tun und deshalb wenig Zeit dafür. Ich weiß nicht, wie das war, bevor die Bachelor-Studiengänge eingeführt wurden.

Das aktuelle moritz-Magazin erscheint diese Woche

Habt ihr euch vor der Bewerbung schon mal die Arbeit der Gremien angeguckt?

H: In einer Sitzung war ich bisher noch nicht. Ich habe mich mit einem aktuellen Senatsmitglied unterhalten, aber sonst gehe ich als Neuling an die Aufgabe heran. Mal schauen was auf mich zukommt.

J: Ich habe über Freunde einiges darüber mitbekommen und mich natürlich bei der letzten Wahl informiert.

Wie wird die Zusammenarbeit mit anderen studentischen Vertretern aussehen?

H: Im Augenblick kenne ich die zweite Person von der „Offenen Liste“ noch gar nicht. Aber da wir beide von derselben Fakultät sind, werden wir bestimmt Überschneidungen bei den Interessen haben. Im Wahlkampf war das noch nicht so einheitlich mit gemeinsamer Wahlwerbung oder ähnlichem, aber nach einigen Absprachen sollte das funktionieren. Mit den Philosophen wird das wohl etwas schwieriger einen gemeinsamen Nenner zu finden. Es wird Diskussionen geben, aber ich denke, dass man das alles in den Griff bekommen kann.

J: Na ja… konstruktiv hoffentlich. Wenn man sich das Wahlheft anschaut, dann fällt ja auf, dass viele der Kandidierenden die gleichen Ziele teilen. Sollten Konflikte auftreten, müssen die eben gelöst werden.

Das Gespräch führte Johannes Köpcke.

Fotos: Johannes Köpcke, Christina Lembcke, Christine Fratzke