Im kommenden Januar stehen die nächsten Gremienwahlen an. Diese sorgen nicht nur für eine Neukonstellation der Machtverhältnisse zwischen den Fakultäten. Sie entscheiden letztendlich auch die nächste Rektoratswahl Oktober 2012.

Unsere Uni sucht den neuen Rektor.“ Unter diesem Motto stand ein vor kurzem in Umlauf gebrachtes Plakat. Darauf ist der jetzige Rektor Rainer Westermann im Stil der allseits bekannten Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ abgebildet. Dies führte naturgemäß zu einigen Spekulationen um seinen Nachfolger, obwohl die Rektorwahlen erst im Oktober 2012 stattfinden werden. Doch mit den kommenden Wahlen vor allem der des Senats können alle Wähler bereits jetzt den zukünftigen Rektor beeinflussen.

„Rainer W. tritt nicht mehr an“ heißt es weiter auf dem Plakat. Rektor Westermann bestätigte dem moritz-Magazin in einem Interview (siehe Seite 10), dass er nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen werde:„Ich trete nicht an, und das ist auch schon seit vielen Jahren bekannt.“ Noch sind die potenziellen Nachfolger nicht bekannt gegeben. Wer von ihnen Rektor wird, entscheidet der Senat. Das 36-köpfige Gremium setzt sich zusammen aus jeweils zwölf Professoren und Studierenden, der Rest umfasst akademische und sonstige Mitarbeiter der Universität. Diese vier Gruppen wählen die beiden Gremien. Wenn sich unter diesen nun mehrheitlich Mitglieder einer bestimmten Fakultät zusammenfinden, werden diese letztendlich die Wahl des Rektors im Oktober 2012 stark beeinflussen können.

„Meine Überzeugung ist, dass sich bei den studentischen Senatswahlen im Januar entscheiden wird, welchen Rektor wir bekommen“, sagte Erik von Malottki, studentisches Senatsmitglied. Somit haben die Studierenden durch das Wählen ihrer studentischen Senatoren die Möglichkeit, die Wahl des Rektors mitzubestimmen. Dabei können sie sowohl als studentisches Mitglied im Senat als auch als Wähler die Hochschulpolitik und damit die Entwicklung der Universität prägen. Zusammen mit dem Rektorat entscheidet der Senat über die Studiengänge und deren Ordnungen. Ferner verleiht der Senat die Lehrbefugnis an Habilitierte, sowie die Bezeichnung außerplanmäßiger Professoren und Honorarprofessoren. Auch die Beschlussfassung des Universitätsentwicklungsplanes gehört in dessen Aufgabenbereich. Der Entwicklungsplan beinhaltet die Aufgaben und Zielsetzungen der Universität. Darüber hinaus wählt der Senat die Hochschulleitung: neben dem Rektor auch die Prorektoren und den Kanzler.

Aber nicht nur im Senat sollten sich Studierende an der Gestaltung der Universität beteiligen, sondern auch durch die Fakultätsräte. Diese setzen sich aus sechs Professoren, zwei Studenten, zwei wissenschaftlichen und einem weiteren Mitarbeiter der jeweiligen Fakultät zusammen und entscheiden über grundsätzliche Angelegenheiten von Studium und Lehre. Zudem sind sie für den Beschluss von Ordnungen der Fakultät zuständig und wirken an dem Universitätsentwicklungsplan mit. Dementsprechend bieten auch die Fakultätsräte Möglichkeiten zur studentischen Einflussnahme. Doch es gilt zuallererst seine Stimme abzugeben, um die Hochschulpolitik zu gestalten.

Um jenem tristen Alltag der leeren und verstaubten Wahlurnen ein Ende zu bereiten, wird eine Vielzahl der Gremien zur selben Zeit neu gewählt. Neben dem Senat, den Fakultätsräten und dem Studierendenparlament (StuPa) wird nun auch ein Großteil der Fachschaftsräte (FSR) gewählt. Die Wahlen werden in einer zentralen Wahlwoche vom 9. bis zum 13. Januar 2012 veranstaltet. Damit will man der geringen Wahlbeteiligung der letzten Jahre, gerade beim StuPa, entgegenwirken.

Lediglich 17 Prozent der Studierenden beteiligten sich 2010 an der Wahl des gesamten Senats, der alle zwei Jahre gewählt wird. Und dass auch nur, weil damals gerade die Abstimmung über den Namenspatron der Universität öffentlich Bekanntschaft erlangte. Bei der Wahl der studentischen Vertreter im Senat, die sich jährlich zur Abstimmung stellen, betrug die Wahlbeteiligung 2011 nur rund 8,7 Prozent. Ähnliche Ergebnisse musste auch das StuPa hinnehmen.

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) erhofft sich mit der Zusammenlegung der StuPa- und FSR-Wahlen im selbem Zeitraum eine organisatorische und verwaltungstechnische Erleichterung. „Außerdem glauben wir so auch die Wahlbeteiligung erhöhen zu können“, so Felix Pawlowski, AStA-Referent für Fachschaften und Gremien. Aufgrund der geringen Wahlbeteiligung der letzten Jahre müssen vor allem die Studierenden für die kommenden Wahlen motiviert werden. Dieser Herausforderung stellt sich der vor kurzem bestimmte StuPa-Wahlleiter Henri Tatschner.

Das StuPa ist das höchste Gremium der Studierendenschaft und verfügt über rund 200 000 Euro im Jahr, die es im Interesse der Studierenden zu verwalten gilt.
Durch die Wahlwoche werden die Wahllokale der Senats- und Fakultätsratswahlen der Universität mit genutzt. „Das gibt den Studierenden die Möglichkeit, ihr Wahlrecht bei mehreren Wahlen am gleichen Ort zur gleichen Zeit zu nutzen“, erklärte Henri. Er hofft dadurch möglichst viele Studierende zu erreichen, die mehrere Wege zu den Wahllokalen nicht auf sich nehmen wollen.

Parallel entscheidet der Student mit dem Setzen seiner Kreuze über die Vertretung seiner Interessen an seinem Institut. Vor allem die Fachschaftsräte der 22 Fachschaften bilden die Grundlage für die studentische Selbstverwaltung. Sie gestalten nicht nur den Unialltag mit diversen Veranstaltungen mit, sondern sind auch die naheliegenste Anlaufstelle für Belange der Studenten. Diese können somit jederzeit an den AStA und andere höhere Gremien herangetragen werden.

Alles in allem bilden die Gremien der Hochschulpolitik vielschichtige Möglichkeiten zur studentischen Beteiligung. Jeder der sich gerne für die Universität engagieren möchte, kann sich für die verschiedenen Gremien aufstellen lassen. Dabei vertreten vor allem das StuPa, der AStA und auch die Fachschaftsräte die Interessen der Studierenden. Sollte man sich nicht dazu berufen fühlen, sich direkt an der Hochschulpolitik zu beteiligen, kann man dennoch als Wahlhelfer die kommenden Wahlen unterstützen. Der damit verbundene Zeitaufwand wird sogar mit einem Büchergutschein und einem vom AStA ausgestellten Tätigkeitsnachweis belohnt. Wenn einem auch das nicht zusagt, kann doch zumindest der Gang zur Wahlurne etwas bewirken.

Eine Reportage von Melanie Fuchs und Elisabeth Linde mit einer Illustration von Daniel Focke