Filmplakat von Twilight - Breaking DawnEin Beitrag von Lena Küting und Erik Lohmann

Es war einmal in Amerika. An der nördlichen Pazifikküste, um genauer zu sein. Dort gab es ein Mädchen, das sich unsterblich in einen glitzernden Jungen verliebt hatte. Genau, wir reden von Bella Swan, Protagonistin der beliebten Buchreihe „Twilight“ von Stephenie Meyer.
Während die Bücher schon einige Zeit in den Läden stehen, ist der vierte Film gerade in den Kinos angelaufen. Wie bei Harry Potter wurden aus dem letzten Buch zwei Filme geschrieben, so dass „Breaking Dawn: Part 1“ ein offenes Ende hat.

Wir vom webMoritz wollten herausfinden, ob der Twilight-Hype eine Grundlage hat und mischten uns mit Popcorn und Cola bewaffnet unter das größtenteils weibliche Publikum im gut belegten Kinosaal.

Die Story ist schnell erzählt: Die 18-jährige Bella heiratet ihren vampirischen Highschool-Freund Edward, weil dieser sonst nicht mit ihr schlafen würde. In den völlig überteuerten Flitterwochen vor schöner Karibikkulisse wird sie schon beim ersten Sex geschwängert. Obwohl die Geburt des Kindes sie umbringen würde, entscheidet sie sich, das Kind unter Schmerzen auszutragen.

Chauvinismus par excellence

Wenn man etwas genauer hinschaut, verliert der vermeintlich „wunderschöne“ Film schnell seinen Glanz. Fans der Reihe schwärmen immer von deren Romantik. Wo sich diese befinden soll, bleibt aber schleierhaft. Ist sie vielleicht in der überinszenierten und schauspielerisch wenig überzeugenden Hochzeit zu finden? Oder als Edward theatralisch von seinem werwölfischen Kontrahenten Jacob den eigenen Tod fordert, sollte Bella irgendetwas zustoßen?! Das alles ist mehr Kitsch als sonst etwas. Anscheinend wird hier „Liebe bis hin zur Selbstaufgabe“ mit „Romantik“ gleichgesetzt, eine eher bedenkliche Botschaft.

Auch moralisch ist das Credo von „Breaking Dawn“ fragwürdig. Jede Frau im Film wird als schwaches, schutzbedürftiges Wesen dargestellt, immer wieder müssen ihre, vor Hormonen strotzenden Gegenparte, zu Hilfe eilen. Betrachtet man das Gesamtbild, kriegt man das Gefühl, dass die Fangemeinde von Mädchen und jungen Frauen sich anscheinend wieder hinter den Herd wünscht und einen „sensiblen Macho“ heiraten möchten, der ihnen die Verantwortung für ihr Leben abnimmt. Außer natürlich, wenn es um die Kinder geht.

Eine goldene Himbeere, bitte

Es wäre schön, sagen zu können, dass die Schauspieler wenigstens das Beste aus der dünnen Story machten, aber leider wäre das übertrieben. Kristen Stewart als Bella zeigt genau den gleichen apathischen Gesichtsausdruck, den sie schon in den drei vorherigen Filmen präsentierte, tiefergehendes Rollenspiel sucht man vergebens. Selbiges gilt für Robert Pattinson als Edward Cullen. Selten erlebte eine Kinoleinwand einen derart farblosen ersten Ehestreit, wie er in „Breaking Dawn“ inszeniert wird.

Der dritte Protagonist, Taylor Lautner aka Werwolf Jacob Black schafft es immerhin, ein bisschen Farbe und Mienenspiel zu zeigen, aber auch für ihn bleibt zu hoffen, dass er nicht sein ganzen Können an den Tag legt. Einzig Billy Burke, der Bellas Vater Charlie Swan spielt, wirkt ausreichend überzeugend.

Filmisch setzt „Breaking Dawn“ ebenfalls keine Meilensteine. Es wird solides Filmhandwerk mit relativ wenigen Special Effects vorgelegt, aber Originalität sucht man vergebens. Das einzig wirklich Gute sind die wenigen Landschaftspanoramen, die zwar hübsch anzuschauen sind, den Film handlungstechnisch aber kein Stück voran bringen.

Nur für Fans

Letztendlich bleibt wenig zu empfehlen und viel abzuraten. „Breaking Dawn: Part 1“ ist etwas für Fans der Bücher und Filme und weniger für einen spontanen Kinobesuch. Wer sich nicht sicher ist, ob er/sie den Film schauen sollte, ist besser beraten, sich später die DVD auszuleihen und im Heimkino zu schauen.

Titelbild: Filmplakat zu Breaking Dawn – Teil Eins (Summit Entertainment)