Insgesamt neun Referate wurden im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) einfach gestrichen. Wie die Referentinnen mit der neuen Zusammensetzung umgehen werden, wird sich in der Zukunft zeigen.

Ohne größere Diskussionen drehten die neuen Mitglieder des Studierendenparlamentes (StuPa) in gut zwei Stunden eine sechsjährige Entwicklung komplett zurück. Von den 21 Referaten des letzten Allgemeinen Studierendenausschusses sind nur zwölf übrig geblieben. So wenige wie seit 2005 nicht mehr. Damals gab es zehn Referate sowie einige Beauftragten-Stellen. Nach der Legislatur 2004/05 waren sich alle einig, dass die Referatsanzahl zu gering gewesen sei, um die erforderliche Arbeit zu leisten. Darum wurde der darauf folgende AStA auf 23 Referate vergrößert. Da vermutlich alle jetzigen StuPistinnen zu dieser Zeit noch die Schulbank drückten, kennen sie die damalige Situation natürlich nicht.

In der neuen Struktur finden sich neben der Vorsitzenden nur noch vier Hauptreferate: Hochschulpolitik, Soziales, Finanzen sowie Studium und Lehre. Ihnen zur Seite stehen sieben Co-Referenten. Zusätzlich soll der AStA durch eine Sekretärin unterstützt werden. Dieses Projekt befindet sich aber noch in der Planungsphase und es ist nicht klar, ob und wann es umgesetzt werden kann.

Begründet wurde der neue Aufbau oft mit der Selbstevaluation des AStAs. Schaut man sich diese an, stellt man fest, dass fast alle umgesetzten Kürzungen auch als Empfehlungen in der Selbsteinschätzung auftauchen. Allerdings finden sich hier auch Vorschläge, einzelne Referate zu erweitern oder anderweitig zu stärken, was dagegen komplett ignoriert wurde. Die Kürzungen wurden auch mit der finanziellen Situation der Studierendenschaft begründet. Sicherlich gab es in der alten Struktur überflüssige Referate, so etwa das Referat für Geschichte und regionale Vernetzung, die begründet ersatzlos gestrichen worden sind. Auch das Referat für Mediengestaltung, Onlinekommunikation und Technik, erst 2010/11 errichtet, wurde gestrichen. Stattdessen soll jede Referentin eine Technikschulung besuchen. Ob dies allerdings ausreicht, die Öffentlichkeitsarbeit des AStAs auf hohem Niveau zu halten, wird sich zeigen. In den vergangenen Jahren waren Pressearbeit und technische Verantwortung immer in einem Referat konzentriert.

Die gesamte AStA-Struktur setzt bei den zukünftigen Referentinnen ein sehr hohes Engagement sowie die Bereitschaft voraus Aufgaben zu übernehmen, die nicht im Ausschreibungstext stehen. In einem harmonischen Team mag dies gut funktionieren, aber schon einzelne, minder motivierte Referentinnen können die Arbeitsabläufe empfindlich stören. Auch Kapazitäten für interne Vertretungen gibt es in der neuen Struktur kaum. Hier waren die kritisierten Doppelkompetenzen der alten Zusammensetzung sogar von Vorteil. Ein vollbesetzter AStA war in den letzten Jahren die Ausnahme, meistens waren mehrere Referate vakant. Insofern darf die dauerhafte, vollständige Besetzung auch in Zukunft bezweifelt werden.

Die aktuelle Kürzungswelle berührt nicht alle Bereiche gleichmäßig, insbesondere Administration und Koordination sind betroffen. In der vergangenen Legislatur waren hier fünf Referentinnen beschäftigt. Übrig geblieben sind nur die in der Satzung vorgeschriebenen Referate Vorsitz und Finanzen. Natürlich reduziert sich der administrative Aufwand schon allein durch die geringere Referatsanzahl, eine so starke Komprimierung wird die Arbeit freilich zusätzlich erschweren. Auch für den hochschulpolitischen Bereich waren im ursprünglichen Antrag genauso radikale Kürzungen vorgesehen. Da jedoch auf der StuPa-Sitzung beschlossen wurde, das Referat für politische Bildung zu erhalten, mindert sich der Bestand nur um eine der beiden hochschulpolitischen Referentinnen und die Referentin für Geschichte und regionale Vernetzung. Insbesondere letzteres dürfte der AStA verschmerzen können.

Ein kleines Highlight ist der Blick auf die Ausschreibung für das Referat für Veranstaltungen: Allein der Beginn „Ferner ist sie zuständig“ zeigt, welch intensive Lektüre die StuPa-Mitglieder dem Text vor dem Beschluss gewidmet haben. Alle Aufgabenbereiche fallen unter „ferner“ und „des weiteren“. Eine Hauptaufgabe jedoch taucht nicht auf. Dieser Lapsus erstaunt, da gerade der Eventbereich eine große Priorität zu haben scheint. Hat doch, neben dem Veranstaltungsreferat, das zusätzlich zur Erstsemesterwoche, Vollversammlung und 24-Stunden-Vorlesung nun Partys, Motto- und Filmabende organisieren soll, auch das Referat für Kultur und Sport einen Schwerpunkt in der Organisation von Kulturveranstaltungen. Da gerade bei letzterem mindestens vier Veranstaltungen pro Semester zu erwarten sind, wird, bei guter Arbeit, die drastisch reduzierte Kollegenschar oft zur Mithilfe bei der Durchführung benötigt werden.

Mit 21 Referaten waren es eindeutig zu viele und deren Existenz war teilweise nur der Traumerfüllung einzelner StuPistinnen geschuldet. Die neue AStA-Struktur aber ist ein Spiel mit dem Feuer. Sollten sich schnell kompetente und motivierte Kandidatinnen für alle Referate finden und sich untereinander auch noch gut verstehen, so kann die gestraffte Zusammensetzung ein voller Erfolg werden. Tritt dieser Optimalfall nicht ein, kann es sehr schnell sehr kritisch werden, da kaum Kapazitäten für die interne Vertretung von Kernbereichen eingeplant wurden. Hingegen ist sicher: Der neue AStA wird weniger kosten als der alte. Statt 4 560 Euro pro Monat sind nur noch 2 650 Euro für die monatlichen Aufwandsentschädigungen vorgesehen.

Ein Bericht von Katrin Haubold und Florian Bonn mit einer Grafik von Daniel Focke