An mehreren Instituten wurden Schadstoffbelastungen ermittelt. Wo kommen diese her und wie geht es weiter?
Das Nordische Institut hat seinen ganz eigenen Charme. Mit einem grünen kleinen Hinterhof, ruhig und doch im Zentrum gelegen. Doch seit einem Rundgang im Mai dieses Jahres ist man in dem kleinen Institut in der Fallada-Straße besorgt. Mitarbeitende des Greifswalder Betriebs für Bau und Liegenschaften (BBL) entdeckten im Frühjahr in den Kellerräumen gesundheitsgefährdende Schadstoffe. „Wir sind natürlich sehr besorgt und haben den Lehrbetrieb unten im Keller sofort eingestellt“, erklärte Marko Pantermöller, der beim Rundgang zur Renovierung des Gebäudes mit dabei war.
Insbesondere im Raum 30, der als Seminarraum genutzt wurde, entdeckte man beim Dämmstoff für die Heizungsrohre schädliche Substanzen. Die teilweise frei liegende Glaswolle ist dort mit Asbestfasern versetzt. „Es ist natürlich schwer zu sagen, wie es jetzt weiter gehen wird. Durch die zentrale Raumvergabe haben wir andere Räume für die Lehrveranstaltungen zur Verfügung gestellt bekommen“, sagte der Fennistik-Professor. Auch seien andere Kellerräume mit Schadstoffen belastet. Dass der Lehrbetrieb im besagten Seminarraum wieder aufgenommen werden kann, sei sehr unwahrscheinlich, so Pantermöller. „Die Deckenhöhe von 1,70 Meter kann natürlich schlecht behoben werden.“ Laut Protokoll stellt dieses Maß eine „akute Unfallgefahr“ dar.
Der Rundgang sollte ursprünglich feststellen, welche Renovierungsarbeiten im Gebäude fällig sind. „Wir hoffen jetzt, dass uns die Kosten für die Asbestentfernung nicht von dem Budget für die eigentlichen Renovierungsarbeiten abgezogen werden“, meinte Pantermöller. Das würde die Kosten übersteigen und man hoffe auf ein Extra-Budget, um das Asbest zu entsorgen, was oft ein eigentliches Problem darstellt bei der Entsorgung des Schadstoffes.
Auch das ehemalige Physik-Institut, in dem sich auch die Sternwarte befindet, ist mit gefährlichen Stoffen belastet. „In den Rohren der Sanitäranlagen, als auch in allen Decken des Gebäudes, befindet sich Quecksilber“, so Uwe Sander vom BBL Greifswald. Das rund 100 Jahre alte Bauwerk wurde abgelöst, da im Dezember 2006 das neue Physik-Institut am neuen Campus in der Petershagen-Allee eröffnet wurde. „Bei physikalischen Versuchen wurde das Quecksilber wahrscheinlich einfach weggeschüttet“, meint Sander. „Das passierte dadurch, dass man damals noch nicht wusste, wie gefährlich das sein kann.“
Insbesondere die Dämpfe, die das Quecksilber freisetzt, können krebserregend wirken. Wie es jetzt und wann genau weitergeht mit dem Gebäude, könne nicht gesagt werden: „Man muss natürlich berücksichtigen, wo Maßnahmen für andere Gebäude geplant sind und welche wichtiger sind.“ Der Geschäftskreis BBL Greifswald sei derzeit damit beschäftigt, Bauunterlagen zu erstellen, um die Kosten für die Entsorgung des Schadstoffes zusammenzutragen. Alle mit Quecksilber behafteten Baustücke müssten laut Uwe Sander, der die Leitung des Geschäftskreises innehat, ausgebaut und entpackt werden. Wann dies allerdings geschehen wird, sei derzeit noch unklar. „Das zieht sich ziemlich lange hin, da erst das Geld zur Verfügung stehen muss“, so die Erklärung Sanders. „Wenn das Quecksilber dann irgendwann entfernt wurde, dann kann das Gebäude genutzt werden“, meint Sander.
Von Seiten der Universität wollte sich zu dem Fund des Schadstoffes niemand äußern, es wurde entweder auf den Pressesprecher oder auf das BBL verwiesen. In einem Beitrag der hiesigen Ostsee-Zeitung äußerte sich Jan Meßerschmidt, Pressesprecher der Universität, nur insofern, als dass andere Gebäude bevorzugt werden sollen, wie beispielsweise die neue Mensa. Nichts desto trotz könne das Gebäude, wenn der Schadstoff ausgebaut und entpackt wird, danach weiterhin genutzt werden, so der BBL-Leiter Sander.
Gegen die Vorwürfe, dass das Quecksilber einfach weg geschüttet worden sei, meldete sich der Physiker und derzeitige Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Klaus Fesser, in einer Senatssitzung zu Wort. Er selbst hat in dem Gebäude gearbeitet und dementierte Vermutungen vom Rektor. Das Quecksilber sei durch den offen liegenden Kanal im Institut in die Decken und Rohre gelangt, so die Erklärung des Physik-Professors.
Wie die Sanierung beider Gebäude – der alten Physik als auch des Nordischen Instituts weitergehen wird, entscheidet sich sicherlich nicht in den nächsten Wochen. Für finanzielle Anträge für das ehemalige Physik-Institut schätzt Uwe Sander die Zeit um 2012/13 ein. Solange die Universität andere Maßnahmen plant und planen will, werden die Quecksilberdämpfe sich erstmal weiter freisetzen.
Ein Bericht von Luisa Pischtschan mit Fotos von Annegret Adam