Nach dem Erfolg des „Klimakonzerts im Dom“ sprach der webMoritz mit Juliane Hille, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Uni Solar“, über den aktuellen Stand des Projektes.
Das Projekt Uni Solar wurde im Juli letzten Jahres durch das StuPa eingerichtet und mit den Vorbereitungen für den Bau einer Photovoltaikanlage auf einem Dach der Universität Greifswald beauftragt. Das Projekt hat das Ziel, den Klimaschutz mehr in den Fokus der Universität zu rücken und gleichzeitig finanzielle Vorteile für Studenten zu bieten.
Die Stadtwerke Greifswald (Fernwärme GmbH) sind Partner des Projektes und übernehmen den Aufbau der Anlage, den Betrieb und die Wartung. Die AG „Uni Solar“ hingegen ist verantwortlich für die Organisation des Projektes. Finanziert wird die Solaranlage durch Mikrokredite, die von Studenten oder Angehörigen der Universität stammen sollen. Studenten können sich mit einem Betrag von 250€, Angehörige der Universität mit 500€, beteiligen. Unternehmen oder Personen außerhalb der Universität können an dem Projekt nicht teilnehmen. Die Kreditgeber erhalten nach der Einzahlung jährlich Zinsen auf das angelegte Kapital, die sich, so Juliane Hille, über dem Zinssatz eines normalen Sparbuches befinden sollen. Nach 5 Jahren erhalten die Kreditgeber den Einzahlungsbetrag wieder zurück.
Juliane Hille rechnet fest mit einem Erfolg des Projektes „Uni Solar“, da die zukünftigen Kreditgeber nicht nur umweltschutzbewusste Studenten, sondern auch eher gewinnorientierte Studenten sein könnten. Die Einnahmen des „Klimakonzertes im Dom“, die sich auf ca. 3.200€ belaufen, werden ebenfalls für die Beschaffung der Anlage genutzt. Bei Kosten von circa 700-900€ pro Solarmodul, ist mit dem Betrag allein allerdings noch keine großen Investitionen möglich.
Vorerst kommen nur vier Gebäude in Frage
Dass die Standortfrage für die Solaranlage ein Problem darstellen könnte, ist der AG „Uni Solar“ bewusst. An den Gebäuden der Innenstadt können entweder aufgrund von Denkmalschutz oder ungeeigneten Dächern keine Solaranlagen montiert werden. Man habe vier Standorte in Greifswald, auf denen eine Solaranlage ohne größere Probleme aufgestellt werden könne, so Juliane Hille.
In Frage kommen würden demnach das Studentenwohnheim im Ernst-Thälmann-Ring, das Gebäude der Wirtschaftswissenschaften in der Löfflerstraße und die Physik und Biochemie auf dem neuen Campus. Auf diesen Dächern fanden bereits Begehungen zusammen mit den Stadtwerken statt. Die Universitätsverwaltung ist, laut Juliane Hille, dem Projekt gegenüber sehr offen und um gute Zusammenarbeit bemüht. Eine Solaranlage auf einem Dach der Universität würde der Universität zusätzliche Einnahmen durch Mietzahlungen des Projektes für die Nutzung der Dachflächen einbringen.
Da nicht genau absehbar ist, wie viele Studenten und Angehörige der Universität sich an dem Projekt beteiligen werden, ist die Größe der Solaranlage flexibel. So ist eine Größe von 60 m² (20 Investoren) bis 300 m² (100 Investoren) möglich. Unter optimalen Bedingungen ist somit eine maximale Stromleistung von 9,36 kW peak bis 30 kW peak möglich. Der erzeugte Strom wird durch die Fernwärme GmbH in das Stromnetz der Stadt eingespeist. Keinesfalls kann mit dieser Anlagengröße der Bedarf an elektrischer Energie an der Universität Greifswald auch nur annähernd gedeckt werden. Vor allem die Physik und Biochemie benötigen durch die aufwendige Labortechnik enorme Mengen an Energie.
Solar-Energie wird massiv gefördert
Auch wenn das Vorhaben der AG „Uni Solar“ zweifelos als positives Zeichen zu sehen ist, ist Solarenergie leider nicht die Lösung der Energiefrage der Zukunft. Zudem können sich auch die Studenten, die nicht in das Projekt investieren, als Investoren des Projektes ansehen, da alle Bundesbürger über ihre Stromkosten Solaranlagen fördern: Diese werden nämlich durch den Staat stark gefördert werden, um neue Jobs in der Solarbranche zu schaffen. Das Projekt „Uni Solar“ ist die konsequente Fortsetzung eines Trends an deutschen Hochschulen die ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen wollen.
Wer bei der Organisation des Projektes mithelfen möchte, kann an den Sitzungen der AG teilnehmen. Die AG „Uni Solar“ trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Seminarraum 2 im Gebäude der Alten Augenklinik um 20 Uhr. Das nächste Treffen findet am 06.05.2010 statt. Per E-Mail ist das Projekt ebenfalls zu erreichen (oekologie@asta-greifswald.de). Eine Internetseite zum Projekt wird voraussichtlich Ende Mai online gehen.
Links:
- Moritz-TV Beitrag zum Klimakonzert
- Artikel des moritz-Magazins
- Stadtwerke Greifswald
- Wikipedia: Photovoltaik
Fotos: Juliane Hille, nicht CC-Lizenziert!, Motivbild Startseite: Pink Dispatcher via flickr
Schade das man sich gegen ein Beteiligungs- und für ein Kreditmodell entschieden hat. So macht das ganze irgendwie keinen Spaß. Da investiere ich doch lieber in Festgeld?
Also ich hab mal gehört, dass das Uni-Solar Projekt mit 4% p.a. Rendite rechnet – das bekommst Du zur Zeit bei keiner Bank für eine Festgeldanlage.
Und ob man sich nun beteiligt oder einen Kredit gibt, spielt ja erstmal keine Rolle, wenn man damit ein ökologisches Projekt unterschützt, welches jedem mal eine Möglichkeit bietet, eine umweltfreundliche Investition zu tätigen.
Warum bist Du denn so gegen ein Kreditmodel?
Zunächst mal bin ich sehr stark FÜR Unisolar. Trotzdem hätte ich das andere Model besser gefunden. Wenn ich als Student mit meinem Microkredit mich beteilige, geht es mir nicht um Rendite. Zumindest nicht primär. Sondern ich will sagen "Das gehört zum Teil mir" (Stolz etc.).
Wenn ich lediglich Geldgeber bin und nach 10 Jahren wieder mein Geld komplett zurück habe, habe ich davon nix. Dann investiere ich mein Geld lieber in WIndanlagen, die mir dann auch tatsächlich gehören.
Wie gesagt: Ich will lieber ein wenig Risiko als Investor, als nur ein "Festgeldähnliches" Kreditmodell. Dann kann ich auch zur Bank gehen. Sexy ist ja eigentlich die Eigentümerschaft – so wie eben auch bei vielen anderen Uni-Solar-Projekten…
Trotzdem – insgesamt ist das Projekt richtig, auch wenn ich es persönlich anders für erfolgreicher hielte. Bei dieser Ausgestaltung wird es vermutlich über eine Modellanlage nicht hinausgehen. In anderen Städten werden hingegen ja von Jahr zu Jahr größere Anlagen gebaut und von den Studenten selbst verwaltet und betreut – das ist doch das eigentlich coole?
Hallo Sebastian,
das Modell, das du vorschlägst, ist das direkte Beteiligungsmodell. Hier ist die Studierendenschaft Eigentümer und Betreiber der Anlage und finanziert diese zu 100 Prozent selbst. Natürlich ist es schön, wenn einem die Anlage letztlich zum Teil selbst gehört. Allerdings stimme ich dir auch in dem Punkt zu, dass mit diesem Modell ein hohes Risiko verbunden ist.
Die Studierenden müssten zunächst eine GbR gründen und sich 20 Jahre für die Anlage verantworten. Das heißt, dass wir alle sowohl die positiven als auch die negativen Folgen zu tragen hätten, die mit der Anlage verbunden sind. Welcher Student bleibt 20 Jahre an der Uni und welcher Student möchte auch noch 10 Jahre nach seinem Abschluss verantwortlich für eine Anlage sein, in die er vor langer Zeit investiert hat? Das können wir unseren Kommilitonen beim besten Willen nicht antun. Ich kann ja verstehen, dass du dich mit der Anlage besser identifizieren kannst, wenn sie zum Teil dir gehört, aber möchtest du die Folgen tragen, wenn die GbR insolvent geht, weil die Studenten allein die Anlage plus die anfallenden Steuern (Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Umsatzsteuer) nicht tragen können?
Beim indirekten Beteiligungsmodell haben wir, die studierenden einen starken Partner an unserer Seite. Die Fernwärme GmbH der Stadtwerke unterstützt uns sowohl fachlich als auch finanziell. Das indirekte Beteiligungsmodell hat den Vorteil, dass wir als Investoren ideell und finanziell am Projekt beteiligt sind und es auch aktiv mitgestalten. Das wirtschaftliche und rechtliche Risiko tragen aber die Stadtwerke. Ertragsdifferenzen der Anlage gleichen sie aus und sie gewährleisten jedem Investor einen festen, wetterunabhängigen Zinssatz. Somit ist das Projekt für die Studierenden enorm sicher und es bleibt in jedem Fall unser Projekt.
Einige Studierende haben mir bereits zugestimmt, dass diese SIcherheit der Grund für sie ist, in Uni Solar zu investieren. Denn man investiert jedenfalls in den Klimaschutz und den eigenen Geldbeutel und kann sicher davon ausgehen, dass das Geld auf jeden Fall zurückkommt.
"Die Einnahmen des „Klimakonzertes im Dom“, die sich auf ca. 3.200€ belaufen, werden nicht für die Beschaffung der Anlage, sondern für organisatorische Aufgaben genutzt."
Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Denn der Erlös aus dem Konzert fließt direkt in den Bau der Anlage, nicht in die Organisation. Dafür habe ich mich bereits im Vorfeld eingesetzt und so war es auch mit dem Organisator abgesprochen. Schließlich benötigen wir für das Projekt, das sich letztlich nunmal durch die PV-Anlage selbst realisiert jede Unterstützung. Das Konzert hat uns dabei sehr geholfen.
also je nachdem, ob ihr monokristalline oder polykistalline Solarmodule benutzt und welche Leistung [durschnittl. 130-280 Wp) diese haben (danach richtet sich ja ausschließlich der Preis) zahlt man ja bereits für nur 20qm das Doppelte von dem, was beim Konzert eingespielt wurde… dazu kommen eure Werbekosten,denn viele wissen nicht was ihr da macht und erst recht wie ihr das finanzieren wollt…
Ist korrigiert, da gab es wohl ein Mißverständnis…
Hallo Henning,
momentan befinden wir uns noch in der Verhandlung mit der Sparkasse. Der Zinssatz wird allerdings wahrscheinlich bei 3 Prozent liegen. Damit machst du definitiv einen Gewinn.
Ich möchte der Initiative kein Wasser in den Wein gießen, aber bei aller Gewinnrechnung sollte man die aktuellen politischen „Entscheider“ von FDP und CDU/CSU mit ins Kalkül ziehen.
Die Einspeisevergütung für Solarstrom wird um 16 Prozent ab 1. Juli gekürzt. Im Januar 2011 soll sie weitere neun Prozent sinken. Die deutschen Modulhersteller rechnen deshalb bereits mit heftigen Einbußen.
Es sollen ja in Deutschland keine Solaranlagen auf Hotels, Rechtsanwaltskanzleien, Apotheken … installiert werden! 😉
Mehr zu der komplexen Situation der Kostenentwicklung und Vergütung findet man hier: http://www.enbausa.de/solar-geothermie/aktuelles/…
@Henning_K
Die durchschnittliche Inflationsrate der vergangenen 18 Jahre lag bei ca. 1,9%!
"Die deutschen Modulhersteller rechnen deshalb bereits mit heftigen Einbußen."
… das möchte ich doch anzweifeln…
ich war letzte Woche bei Solon, einem hier in Greifswald ansässigen Modulhersteller…. diese versicherten mir, dass sie mit keinerlei Einbußen rechnen, da sich der Markt durch die Verringerung der Nachfrage mittels Preisen anpassen wird.
das versichern die jedem 😉 auch den Menschen die da über eine weitere Zeitarbeitsfirma in Knechtschaft stehen… die meinen sicher, dass der Lohn dann noch mehr sinkt…
Siemens + Solon + ml&s + Zeitarbeitsfirmen = mir fehlen die Worte
sicherlich muss man das filtern, aber dennoch glaube ich nicht, dass es zu soo sehr großen Einbußen kommen wird… da "Öko" ja mittlerweile eher ein Trend ist und man ja zunehmend auf neuen Häusern nur noch Solarmodule findet…dieser Trend wird auch ohne Vergütung nicht stark abnehmen
Im Bezug auf das Projekt Uni Solar halten sich die Einbußen wahrscheinlich tatsächlich in Grenzen. Das Finanzierungskonzept ist so ausgerichtet, dass unabhängig davon, wie sich die Einspeisevergütung aus dem EEG in Zukunft entwickelt, der Zinssatz für den Investor konstant bleibt. Differenzen gleichen die Stadtwerke als Betreiber aus.____Allgemein bleibt der Solar-Trend wahrscheinlich weiter bestehen.