Am kommenden Mittwoch, dem 17. März, wird der Senat der Universität aller Voraussicht nach darüber entscheiden, ob sich die Universität von ihrem Namenspatron Ernst Moritz Arndt trennt oder ob sie ihn behält. Für die Namensablegung wäre die Zweidrittelmehrheit der 33 Senatoren erforderlich.

Der webMoritz wird über den Kurznachrichtendienst Twitter (hier klicken) über den Verlauf und das Ergebnis der Debatte live berichten.

Mit der Entscheidung findet die vor neun Monaten auf der Sommer-Vollversammlung der Studierendenschaft begonnene Debatte über das Für und Wider des umstrittenen Patrons zumindest ein offizielles Ende. Ob auch die streitendenden Initiativen, die Gruppe „Uni ohne Arndt“ sowie die „Pro Arndt AG“, im Anschluss an die Entscheidung ihren öffentlichen Disput beenden werden, bleibt abzuwarten.

„Offizielle Arndt-Abschieds-Feier“ auf dem Rubenowplatz

Logo "Uni ohne Arndt"

Vorher wird es auf jeden Fall noch einmal zur Sache gehen: Die Initiative „Uni ohne Arndt“, die den Namensstreit im vergangenen Sommer wieder auf die Tagesordnung gesetzt hatte und die Urabstimmung initiiert hatte, wird auf dem Rubenowplatz im Vorfeld der Senatssitzung ab 12 Uhr eine „offizielle Arndt-Abschieds-Feier“ abhalten, wie es in einer Mitteilung auf der Homepage der Initiative heißt.

Was die Initiative dazu befugt, „offizielle“ Feiern abzuhalten, sei zwar dahingestellt, geplant ist die Veranstaltung offenbar als Kundgebung gegen den Namenspatron. Sebastian Jabbusch erklärte dem webMoritz auf Anfrage, man habe nicht vor, eine übermäßig große oder laute Veranstaltung abzuhalten. Die Arndt-Gegner wollten lediglich Präsenz zeigen, womöglich ein wenig Musik machen und ihre Position abschließend noch einmal unterstreichen. Da man ja nicht wisse, ob Arndt tatsächlich verabschiedet werde, habe man sich auch von dem Namen der Feier wieder distanziert. Auf der Homepage der Initiative wird er derzeit aber noch verwendet.

Von der Initiative „Arndt AG“ selbst sind nach Kenntnisstand der webMoritz-Redaktion keine Aktionen geplant, allerdings hat der RCDS für 13 Uhr eine Mahnwache vor dem Uni-Hauptgebäude angemeldet.

Senatssitzung befasst sich als erstes mit Arndt

Senatssitzung

Im Senat, der um 14 Uhr zusammenkommt, steht die Arndt-Frage dann auf dem ersten Tagesordnungspunkt. Die Senatoren Professor Dr. Hubertus Buchstein, Thomas Schattschneider und Fabian Freiberger haben einen entsprechenden Antrag zur Namensablegung eingereicht. Alle drei sind zwar erklärte Befürworter der Namensablegung, hatten sich in der streckenweise höchst emotional geführten Debatte aber zurückgehalten.

„1. Der Senat beschließt die Änderung des ersten Satzes in § 1 (1) der Grundordnung der Ernst‐Moritz‐Arndt‐Universität Greifswald. Es lautet bislang: „Die Universität in Greifswald trägt den Namen Ernst‐Moritz‐Arndt‐Universität Greifswald“. In der geänderten Fassung lautet der erste Satz in § 1 (1) der Grundordnung „Die Universität in Greifswald trägt den Namen Universität Greifswald.“

2. Die mit der Namensänderung verbundenen Änderungen an Beschilderungen, Briefköpfen etc. sollen nach Möglichkeit in den ersten zwei Jahren nach Inkrafttreten der Änderung von §1 (1) der Grundordnung erfolgen. Unter Kostengesichtspunkten sollten Ausnahmen von dieser Frist möglich sein.“

Ob vor der Entscheidung noch eine ausufernde Debatte geführt wird oder ob das ganze eine Sache von wenigen Minuten ist, lässt sich schwer prognostizieren. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Namensfrage hatte im Senat aber bereits in der vergangenen Sitzung stattgefunden, als die für die Namensfrage eingesetzte Kommission ihren Bericht vorgelegt hatte.

Die Inititaive „Uni ohne Arndt“ gibt sich in einer Pressemitteilung zuversichtlich, dass der Name trotz der Zwei-Drittel-Hürde fällt und sieht die „Uni unter Druck“, den Namen abzulegen. Sie fragt außerdem: „Riskiert die Uni eine Blamage?“ Damit ist vermutlich die Möglichkeit gemeint, der Senat könne für den Patron votieren. Überdies wertet die Initiative das nach ihren Angaben seit einigen Monaten bestehende Einkaufsverbot für Namensschilder an der Universität als Zeichen für die Umbennennung.

Sitzung ist hochschulöffentlich

Der Sitzung können alle an der Universität Greifswald immatrikulierten Studenten beiwohnen, denn sie ist wie jede Senatssitzung „hochschulöffentlich“.Da im Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes, in dem die Sitzung stattfindet, erfahrungsgemäß nicht übermäßig viel Platz für Zuhörer zur Verfügung steht, ist ein zeitiges Erscheinen unbedingt anzuraten.

Auch der webMoritz wird vor Ort vertreten sein und versuchen, live im Internet per Twitter über die Sitzung zu berichten. Die Senatsvorsitzende und die Hochschulleitung sehen diese Berichterstattung jedoch regelmäßig mit Argwohn und haben schon häufiger versucht, ihr Steine in den Weg zu legen. Die folgenschwere Entscheidung und der ihr vorangegangene öffentliche Disput werden aber voraussichtlich zahlreiche Pressevertreter anlocken, die der Senat wohl nur schwerlich vor die Tür wird setzen können.

Wie es nach der Abstimmung weitergeht, kann derzeit nur spekuliert werden. Wird der Name beibehalten, wird sich zeigen, ob die Initiative „Uni ohne Arndt“ ihre Arbeit weiterhin fortsetzt oder sich geschlagen gibt. Wird er abgelgt, könnte die Suche nach einem neuen Namenspatron starten. Diese war zumindest von den Mitgliedern der Initiative „Uni ohne Arndt“ als unabhängig von der Ablegung des bisherigen Namens bezeichnet worden, nach der Urabstimmung hatte die Initiative darin allerdings eine mögliche Ursache für das Abstimmungsverhalten gegen eine Namensablegung gesehen. Aus den Anfangstagen der Inititative stammt überdies die Ankündigung, man werde nach der erfolgreichen Namensablegung intensiv bei der Suche nach einem neuen Patron helfen.

Bilder:

  • Senat: Sandro Teuber (Archiv)
  • gemeinfrei (Startseite)

Hinweis: Nach der Veröffentlichung des Artikels wurde im Artikeltext noch ein Hinweis auf eine Aktion des RCDS ergänzt.