Seit heute Morgen stimmt die Greifswalder Studierendenschaft in der ersten Urabstimmung der Geschichte der Universität über die Frage ab, ob die Uni ihren Namenspatron „Ernst Moritz Arndt“ ablegen soll oder nicht. Die Debatte berührt seit ihrem neuerlichen Ausbruch bei der Vollversammlung im Sommer 2009 nicht nur die studentische Öffentlichkeit. Aus Anlass der nun begonnenen Urabstimmung meldeten sich in diesen Tagen auch die kommunalpolitische Prominenz zu Wort. Den Anfang machte Jost Aé, jahrelanges Bürgerschaftsmitglied der SPD. Er schrieb an die Initiative Uni ohne Arndt anlässlich der auf des webMoritz veröffentlichten Gastbeitrags von Prof. Dr. Helmut Klüter unter anderem:

„Nicht die Zeiten sind verantwortlich, sondern wir sind für sie verantwortlich. Es wird sich daher zeigen, ob in unserer Alma Mater genügend weltbürgerlicher Geist und Mut herrschen, einen Namen abzulegen, dem diese Ehre nicht gebührt. Schon eine Kaserne nach Arndt zu benennen, hielte ich heute für bedenklich.“

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Axel Hochschild

Am heutigen Tage meldete sich, wie an verschiedenen Stellen im Internet (z. B. hier) zitiert wird, auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Axel Hochschild zu Wort. Er lässt mitteilen:

„Die CDU-Fraktion hat sich auf ihrer letzten Fraktionssitzung eindeutig gegen eine Namensänderung ausgesprochen. Es gibt hierfür keine wirklichen Gründe. Wir haben als CDU-Fraktion alle anderen Fraktionen aufgerufen sich ebenfalls klar zu positionieren.“

Die CDU argumentiert dabei zunächst wirtschaftlich. In der Pressemitteilung heißt es:

„Namensänderungen sind immer mit Kosten verbunden. Gerade in den Zeiten knapper Kassen, sollte man sich genau überlegen wofür man das wenige Geld ausgeben möchte. Aus Sicht der CDU-Fraktion solle man besser daran arbeiten die Studienbedingungen, Stichwort Bologna Prozess , in Greifswald weiter zu verbessern, so Hochschild. Die jetzige Debatte sei für die Universität eher schädigend.“

Zum Schluss sagt Hochschild in der Pressemeldung:

„Die Studenten sollten in erster Linie an ihr Studium denken. Wer sich darüber hinaus konstruktiv an der Lösung studentischer Probleme beteiligen möchte, findet sicher jederzeit z.B. beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ein offenes Ohr“, so Axel Hochschild abschließend.“

Hochschilds Schluss-Statement erinnert an seine Parteifreundin Ilka Lochner-Borst, die zu Beginn des Greifswalder Bildungsstreiks am 11.11. kundgetan hatte, sie würde sich wünschen, „dass die 20 Protestierer sich wieder konzentriert dem Studium zuwenden.“

Von den übrigen Fraktionen liegt uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Stellungnahme vor.

Kommentar von Gabriel Kords:

Mit derselben Deutlichkeit, mit der Hochschild die Studenten zur Beteiligung an der konstruktiven Lösung studentischer Probleme auffordert, beweist er, dass er selbst mit Sicherheit der Falsche für studentische Probleme ist. Und ein solches ist die Frage um den Uni-Patron. Natürlich betrifft es ebenso Professoren und Mitarbeiter der Uni, aber ganz gewiss ist es keine Aufgabe für die hohen Herrschaften der Kommunalpolitik, über solche universitären Prozesse zu urteilen. Das hat Hochschild offenbar auch schon gemerkt. Daher verzichtet er in dem oben zitierten Schriftstück lieber gleich ganz darauf, sich auf die inhaltliche Debatte einzulassen. Es heißt lediglich, es gebe „keine wirklichen Gründe“. (Dieser Satz könnte sich allerdings auch auf die Entscheidung der CDU-Fraktion an sich beziehen.) Und auch hinsichtlich der Kostenfrage wird er weder konkret, sondern versteckt sich hinter dem immer geltenden Stereotyp „in Zeiten knapper Kassen“. Den Rest erwähnt er lieber gar nicht. So wie Axel Hochschild den Studenten empfiehlt, in erster Linie an ihr Studium zu denken, sei Hochschild an dieser Stelle nahegelegt, in erster Linie an seinen Malerbetrieb zu denken.

Foto: CDU Kreisverband Greifswald (Archiv)