Die „Arndt-AG“, die sich für den Erhalt des umstrittenen Namenspatrons der Universität Greifswald einsetzt, hat seit heute eine eigene Internetpräsenz. Zurzeit ist die Seite in einigen Bereich noch ohne Inhalt. Thorben Vierkant, Vorsitzender der AG, äußerte sich gegenüber dem WebMoritz dahingehend, dass in den nächsten Tagen weitere Artikel online gestellt werden. Die Seite geht mit reichlich Verspätung an den Start. Immer wieder hatte die Gruppe den Termin verschoben (WebMoritz berichtete), da die benötigten Artikel erst geschrieben werden mussten.
Durch die Auseinandersetzung mit den Werken von Ernst Moritz Arndt soll gezeigt werden, dass er als Namenspatron angemessen ist. Dazu zieht die Gruppe konkret Gedichte und Zitate heran, um sie zu interpretieren und mit den Internetnutzern in einen Dialog zu treten. Im Gegensatz zu den Arndt-Gegnern werden derzeit noch keine Professoren oder Expertenmeinungen herangezogen, um Argumente für den Namenserhalt zu unterstützen. Genau wie bei den Arndt-Gegnern findet keine Kenntlichmachung der Autoren zu den veröffentlichten Artikeln statt. Das Impressum verweist auf Thorben Vierkant, „c/o RCDS Greifswald“ als Verantwortlichen.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Internetseite der „Arndt AG“ optisch weniger ansprechend ist und zurzeit weniger Funktionen bietet als die Seite der Kampange „Uni-ohne-Arndt“ Internetpräsenz. Wie sich die Seiten in der nun bestehenden Konkurrenzsituation entwickeln werden, bleibt abzuwarten – schließlich haben sich die Arndt-Befürworter erst vor wenigen Wochen und damit mehrere Monate nach den Arndt-Gegnern organisiert und kann im Gegensatz zu den Arndt-Gegnern wohl derzeit noch nicht auf einen Medien-Profi wie Uni-ohne-Arndt-Sprecher Sebastian Jabbusch zurückgreifen.
Vor allem inhaltlich darf man wohl bei beiden Angeboten gespannt sein, welche Argumente jeweils angeführt werden und wie sich beide Seiten gegenseitig wahrnehmen werden. Die „Arndt AG“ hat jedenfalls demonstrativ einen Link zur „Uni-ohne-Arndt-Kampagne“ geschaltet.
Der „Arndt-AG“ fehlt zurzeit noch eine Sammlung mit Argumenten, die für den Namenserhalt herangezogen werden können. Die Gegenpartei verfügt hier über eine klar gegliederte Auflistung von Argumenten, die auch den letzten Zweifler überzeugen soll. Ebenso fehlt ein Newsletter, der über Neuerungen und aktuelle Termine der Gruppe informiert. Bezüglich der Werbung für die neue Internetpräsenz ist nach heutigem Stand auch noch nichts von der Initiative getan worden. Die Gruppe „Uni-ohne-Arndt“ ist mit ihren A4-Blättern an vielen zentralen Punkten der Uni vertreten.
Kommentar von Alexander Kendzia
Ob der Ansatz der „Arndt-AG“ viele Menschen ansprechen wird, ist fraglich. Wenige Nutzer scheinen an einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Texten Arndts wirklich Interesse zu haben. Sicherlich wäre ein sachlicher und wissenschaftlicher Diskurs eine wünschenswerte Entwicklung. Nichtsdestotrotz wird die Arndt-Debatte augenblicklich auf einem eher unwissenschaftlichen und emotionalen Niveau geführt.
Die WebMoritz-Ankündigung über die heutige StuPa-Sitzung löste beispielsweise wie auch schon zuvor die meisten Artikel über die Arndt-Debatte. eine regelrechte Kommentarflut aus, da ein Antrag die Namensfrage behandelt wird. Das Thema Arndt ist und bleibt zumindest für einen Teil der Studierenden höchst kontrovers. Es bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die neue Seite auf die Diskussion im Internet hat.
Links:
Bilder: Screenshots
boah… Ich halte es für gewagt einen solchen Artikel zu schreiben. Das fällt auf den Webmoritz zurück der bisher doch ganz gut durch neutrale Berichterstattung auffiel. Dieses Qualitätsmerkmal fehlt leider im Artikel völlig. Erstens hängt die Qualität einer Internetseite nicht von der ANzahl der Knöpfchen ab die man darauf drücken kann und zweitens hat die Autorin selber bemerkt wie kontrovers das Thema ist.
Daher finde ich es unangebracht einen Kommentar in einem redaktionellen Thema dieser Wichtigkeit für unsere Uni unterzubringen. Sorry aber ich finde den Text voll daneben. Obwohl ich in der Arndtfrage neutral bin.
kann mich deiner Meinung leider nicht anschließen…. finde den Artikel gut…
Fakt ist, dass wenn man die beiden Seiten vergleicht, vor allem die Übersichtlichkeit bei der Pro-Arndt-Seite fehlt… und auch wenn ich gegen eine Umbenennung der Uni bin, finde ich die Uni-ohne-Arndt Seite wesentlich professioneller gestaltet und einfach übersichtlicher…. hat ja jeder seine Meinung…
ist nur interessant, dass die Leute, die sich hier ach zu gern über alles aufregen, es nicht mal schaffen sich anzumelden…
Liebste Susi,
schön woran Du alles denkst. Aber vielleicht gibt es Gründe dafür sich nicht überall anzumelden. Die kann ich Dir auch gern bei ner Tasse Tee erläutern.
Von daher wundert es mich nicht, dass Du einfach nicht verstehen kannst das Formulierungen wie : "Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Internetseite der „Arndt AG“ optisch weniger ansprechend ist "
nicht den journalistischen Grundsätzen entsprechen. Und das habe ich kritisiert.
Du darfst davon unbenommen Deine Meinung haben, genau wie Alexander auch, aber für eine seriös arbeitende Redaktion ziemt sich das einfach nicht.
für mich bitte grünen Tee… ^^
und nochmal zu deinem Argument… der Vergleich muss dennoch gestattet sein… und die Seite ist ja sicherlich noch im Aufbau… es kommen ja auch ständig neue Sachen hinzu… dennoch ist die uni-ohne-arndt Seite wesentlich komplexer aufgebaut…das kannst auch du nicht bestreiten…. das hat ja nichts mit unseriös zu tun… lediglich objektive Feststellung 😉
Liebste Susi,
bei meinem grünen Tee wird selbst ein chinese blass *lach*
wann und wo treffen wir uns?
Du darfst vergleichen und finden wie Du magst. Auch meine Einstellung teilt ja nicht jeder…
…und es wäre auch langweilig wenn wir immer einer Meinung wären, oder?
Wenn Du mich fragst ist es mehr als stümperhaft eine Seite zu einem so wichtihen thema online zu stellen wenn einige Unterseiten dann einfach weiss bleiben…
Da käms auf die paar Tage dann auch nicht mehr an. Aber wir beide sind eben keine journalistisch arbeitende Redaktion …
sorry, hatte gedacht das der Artikel von einer Alexandra stammt… wer lesen kann, ne 🙂
Eine so polemische Seite wie die der Arndt-Befürworter habe ich noch nie gesehen.
Während ich mich darauf beschränken konnte, festzustellen, dass ich als Mensch mit humanistischen Grundsätzen Arndt auf keinen Fall als Namenspatron erhalten möchte, spannen die Herrschaften nun Arndt als Verbreiter und Erhalter christlicher Werte in der deutschen Nation vor ihren Karren…
Und das alles unter dem Vorsatz, auf keinen Fall so polemisch wie uni-ohne-arndt.de sein zu wollen…
Arik, wir haben es doch verstanden 😉
Niemand ist gezwungen, die Seite der Arndt-Befürworter zu besuchen!
Aber jeder sollte hinter den Vorhang der Rhetorik der Arndt-Befürworter blicken dürfen 😉
hinter den der Arndt Gegner auch??
Polemik = scharfer politischer Meinungsstreit? Sehe ich jetzt nict das Problem, wobei ich mich aber Frage, was die andere Seite "besser" macht… :-"
Arndt war aber nunmal überzeugter Christ, hat viel Arbeit auch in seinen Glauben gesteckt und dementsprechend war auch sein politisches Werk mitgeprägt.
Ich gehe sicher mit, dass er sicher nicht der Ghandi in seiner christlichen Ausprägung war, aber auch nicht der Antichrist in Person.
Richtig. Und Polemik zielt nicht auf Konsens. Dabei wollten die Arndt-Freunde doch einen Gegenpol zur angeblich polemischen Debatte der Arndt-Gegner!
Und dass Arndt kein Antichrist war, ist unbestreitbar. Was ich aber feststelle ist, dass die Arndt-Freunde nun ganz massiv die "christlichen Werte und Vorstellungen" als Plus in Arndts Vita einsetzen wollen. Sie haben nun die Religion in den Waffenschrank einer auch ihrerseits gewollten rhetorischen Auseinandersetzung mitaufgenommen. Ich bin gespannt, wie das bewertet wird.
Würde es das Hauptargument für Arndt sein, würde ich es ähnlich sehen. Aber zu einer Gesamtbewertung Arndts gehört natürlich auch eine Auseinandersetzung damit. Genauso gehört seine Märchensammlung dazu, auch wenn das heute keinen mehr vom Hocker reist.
"Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Internetseite der „Arndt AG“ optisch weniger ansprechend ist und zurzeit weniger Funktionen bietet…." Eine dir gefälligere Optik ist kein Ausdruck von Qualität. Einen vorhandenen Newsletter bei der Gegner-Seite dadurch als viele Funktionen erscheinen zu lassen finde ich sehr fraglich. Die zweite Navigation, übrigens fällt diese nicht unter Funktion, auf der rechten Seite, inklusive Positionierung im unteren Teil des Quelltextes ist zudem nicht unbedingt etwas was als Vorbild für die Barierefreiheit im Internet herhalten könnte. Zumindestens sind beide Seiten skalierbar.
Laßt klingen, was nur klingen kann,
Die Trommeln und die Flöten!
Wir wollen heute Mann für Mann
Mit Blut das Eisen röten,
Mit Henkerblut, Franzosenblut –
O süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
Das ist die große Sache.
Laßt wehen, was nur wehen kann,
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut uns Mann für Mann
Zum Heldentode mahnen.
Auf! fliege, stolzes Siegspanier,
Voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der Freien.
Arndt 1812
Schön oder?
Unabhängig davon, wem es gefällt – zum derzeitigen Verhalten der Franzosen in Europa passt es gut.
Gruß, Klaus
Wie verhalten sich denn "die Franzosen" derzeit in Europa?
"O süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
Das ist die große Sache. "
Wofür willst Du Dich denn rächen, übrigens "Mit Henkerblut, Franzosenblut"???
Das "derzeitige Verhalten" bezog ich auf die Entstehungszeit des angeführten Gedichts. Und auch wenn ich Dir zustimme, dass die Herrscher Europas mit der Entwicklung Frankreichs bzw. des französischen Volkes nicht einverstanden sein konnten, so würde ich doch keineswegs "die "Unterdrückung durch Frankreich" … objektiv für viele [als] eine Befreiung vom bisherigen feudalen Zustand" darstellen.
Napoleon Bonaparte hat sich aktiv weder zum Wohle des eigenen Volkes betätigt, noch zum Wohle anderer Völker in Europa und ich sehe nur sehr bedingt, dass er "Rücksicht auf revolutionär-republikanische Errungenschaften" genommen hat. Er ist einfach nur ein Kriegs- bzw. Revolutionsgewinnler, der sich erstmals mit Selbstkrönung und später dann mit diversen Feldzügen quer durch Europa einfach nur selbst als Monarch etablieren wollte. Das mag man als Befreiung vom bisherigen feudalen Zustand darstellen – Ergebnis war ein neuer feudaler Zustand.
Vom Rachegedanken halte ich übrigens erstens ganz allgemein nichts. Und zweitens sehe ich nicht, dass wir heute noch irgendwelche großen Rechnungen mit den Franzosen offen haben.
Tatsächlich bin ich sogar geneigt den Franzosen nachzusehen, dass sich ihr Staatsoberhaupt auch heute noch wie ein kleiner König verhält und teilweise wohl auch verhalten darf – es kann eben nicht jeder aus seiner Haut.
Gruß, Klaus
Okay, also damalig meintest Du.
Wodurch wurde denn die Bevölkerung in den deutschen Staaten von Frankreich "unterdrückt"? Durch Rekrutierung zum Militärdienst? – Das haben die deutschen Fürsten all die Jahrhunderte über auch schon gemacht, allerdings immer zu ihrem persönlichen Gewinn (z.B. Verkauf von hessischen Söldnern nach Nordamerika), nicht für die Verteidigung einer Republik oder der bürgerlichen Ordnung.
Durch Steuern? – Die wurden vorher auch gezahlt, u.a. an den Adel und die Kirchen – und zwar nicht zu knapp. In den Rheinlanden, wo die französischen Einflüsse am größten waren, wurden eben diese Adels- und Kirchensteuern vollständig abgeschafft und durch ein modernes Steuerrecht zugunsten des bürgerlichen Staates abgelöst. Überhaupt gehen die Verwaltungsaufgaben vom 1. und 2. Stand jetzt auf den Staat über, z.B. Eheschließung, Geburts- und Todesregister nicht mehr bei den Pfaffen, sondern im Rathaus. Scheidungen werden durch den Code Civil möglich, vorher in den Rheinlanden ein Ding der Unmöglichkeit.
Napoleon hat, selbst wenn er es gewollt hätte, die revolutionären Neuerungen von 1789/92 nicht rückgängig machen können. Stattdessen wurden viele dieser revolutionär-demokratischen Maßnahmen auch nach Deutschland exportiert. In die Rheinlande, nach Baden und Bayern relativ viel (deswegen galten diese Gebiete bis 1919 auch als sehr liberal), hingegen nach Preußen und die übrigen deutschen Staaten eher weniger stark – leider!
Du behauptest, unter Napoleon sei Frankreich in feudale Zustände zurückgefallen. Diese Auffassung (wen wundert's?) teile ich nicht, weil es dafür auch keinerlei Belege gibt. Klar gab es in Frankreich bürgerlich-restaurative Bewegungen, aber ein Zurück in die feudale Rechtlosigkeit wollte dort gewiß niemand (außer halt die Bourbonen und ihr monarchistischer Anhang; die wurden ja auch von den reaktionären Staaten Europas auf dem Wiener Kongreß wieder als Machthaber eingesetzt). Die Re-Feudalisierungsmaßnahmen fanden erst nach Niederschlagung des napoleonischen Frankreichs statt; und darunter hatten auch gerade die Deutschen aus dem Dritten Stand zu leiden – trotz all des nationalistischen Pathos.
Ich würde mich Deiner Ansicht hinsichtlich eines positiven Einflusses durch Napoleon (und die Franzosen) auf Europa anschließen, wenn Napoleon entweder nicht über die Rheinlande hinausmarschiert wäre oder aber seine weiteren Eroberungen in unverändertem Maße vorgenommen hätte – hat er aber nicht.
Entsprechend sehe ich für den weitaus größten Teil des außerfranzösischen Europa eben kein Zurückfallen in feudale Zustände. Vielmehr bin ich der Auffassung, dass die ursprünglichen Zustände unter Napoleon eben nur sehr ansatzweise bzw. eigentlich gar nicht abgeschafft wurden. Und unter diesem Aspekt sehe ich dann seine Feldzüge nicht als Befreiung der niederen Stände aus feudalen Verhältnissen, sondern im Wesentlichen als Befreiungsschlag für Napoleon selbst.
Für Frankreich selber behaupte(te) ich übrigens keineswegs ein Zurückfallen in feudale Zustände unter Napoleon. Ich bezweifele allerdings, dass Napoleon – so wie von Dir dargestellt – "Rücksicht auf revolutionär-republikanische Errungenschaften" genommen hätte, wenn er ohne seine Händel mit Europa den Rücken frei gehabt hätte.
Gruß, Klaus
Deine Argumentation ist leider etwas inkonsistent. Wenn Du annimmst, daß Napoleons Einfluß in den Rheinlanden für einen Bruch mit feudalen Verhältnissen gesorgt hat, warum sollte die französische Besatzungszeit in anderen Teilen Deutschlands auf Dauer nicht auch dort feudale Verhältnisse brechen? Das, was Du auf die Rheinlande anwendest, galt doch mal mehr, mal weniger für alle 36 Rheinbundstaaten (u.a. die Süd- und Westdeutschen Staaten und auch das an Preußen grenzende Königreich Westphalen, also inkl. des alten Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel). Der Rheinbund umfaßte damals über 14 Mio. BürgerInnen.
Das Problem war doch, daß der eigentliche Hort der Reaktion, nämlich Preußen und Österreich, nicht Teil des Rheinbundes wurde. Genau aus Preußen (bzw. über das Auslandsbüro in Rußland, wo Arndt als Steins Sekretär die antinapoleonische, völkische Propagandaabteilung übernahm) wurde die Zersetzung der Rheinbundstaaten vorangetrieben. Daß Stein auch auf offen terroristische Mittel setzte, zeigt der von ihm mitinitiierte Schill-Feldzug, also ein Überfall auf das Königreich Westphalen und Mecklenburg (alles ohne Kriegserklärung, alles ohne offiziellen Kombattandenstatus).
Die bürgerliche Befreiung in Deutschland fand unter Napoleon statt, nicht unter dem Rollback der reaktionären deutschen Fürsten. Die haben bei Wiederherstellung ihrer Macht genau diese bürgerlichen Freiheiten wieder zurückgeschnitten, so gut sie konnten. Erst 1848 (also 30 Jahre nach dem Wiener Kongreß) kam es überhaupt mal wieder zu einem Aufbruchversuch der Bourgeoisie in Deutschland. Der reaktionäre Rollback führte ja u.a. auch zum Verbot der (damals noch revolutionär-demokratischen Burschenschaften) durch die Karlsbader Beschlüsse. Daher verwundert es um so mehr, daß gerade die heutigen Burschenschaften den reaktionären Kampf gegen Napoleon derart bejubeln.
nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten *scherzendweilichnochlachenkann*
"Nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten" ist der Name einer StudiVZ Gruppe die deswegen nicht gelöscht ist weil sie eben nicht fremdenfeindlich ist.
Leute, wo ist Euer Humor geblieben..?
Bitte ändert den Text da oben, sonst komme ich in Versuchung eine Verleumdung in obigem EDIT zu erkennen. Löschts von mir aus ganz weg aber fremdenfeindlich bin ich sicher nicht!
@LAN
Zu den Waffen, Bürger!
Schließt die Reihen,
Vorwärts, marschieren wir!
Das unreine Blut
tränke unserer Äcker Furchen!
(…)
Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern! (2 x)
Unter unseren Flaggen, damit der Sieg
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!
Aus der Marsellaise – sie ist genau so nationalistisch wie Arndts Gedichte. Und in Frankreich wird sie voller Stolz gesungen. Und Texte, die der Marsellaise ähnlich sind, finden sich in Frankreich bestimmt noch einige mehr.
Der größte Unterschied der beiden Lieder liegt allerdings darin, daß die Marseillaise (1792 in Strasbourg getextet) gesungen wurde, um die revolutionäre Republik in Frankreich, welche gerade die feudale Herrschaft vetrieben hatte, zu verteidigen, nämlich gegen die Interventionstruppen der anderen absolutistischen Monarchen (sog. Koalitionskriege). Es geht also um eine Verteidigung der erkämpften bürgerlichen Freiheit und des damals revolutionären bürgerlichen Staates.
Arndts Hymne dagegen sollte dazu dienen, diese reaktionären, republikfeindlichen deutschen Adelsgeschlechter wieder auf die Throne zu hieven, die sie aufgrund des Vorrückens und der Siege der französischen Armee räumen mußten. Arndt bedient hier als Autor die Reaktion gegen (!) das revolutionäre Bürgertum und gegen Republikanismus, steht also objektiv für die Restauration der feudalen Ausbeuterordnung.
Um allzu platter Kritik gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Auch in Frankreich gab es nach 1794/95 zusehens restaurative Bestrebungen (v.a. auch aus Angst der neuen bourgeoisen Machtelite gegenüber dem übrigen dritten Stand), aber selbst ein Napoleon Bonaparte, der sich – im wahrsten Sinne des Wortes – selbst zum Kaiser krönte, mußte immer noch Rücksicht auf revolutionär-republikanische Errungenschaften nehmen. – Den deutschen Fürsten und Königen wäre doch nie im Leben eingefallen, auch nur annähernd französische Verhältnisse herzustellen. Denen ging es lediglich um Restauration ihrer alten Machtmonopole, auf dem Rücken auch des deutschen Bürgertums und der übrigen unterdrückten Klassen.
Fakt ist auch: In Deutschland hat die Bourgeoisie nie ernsthaft eine bürgerliche Revolution gewagt, sie hat also auf ganzer Linie versagt. Die bürgerliche Revolution hat 1918 die ArbeiterInnenbewegung durchgeführt, quasi als Nebenprodukt ihrer niedergeschossenen sozialistischen Revolution (für eine Räte-, also Sowjetrepublik in Deutschland).
Ich wollte mit diesem Vergleich auf etwas anderes hinaus:
Beide Gedichte (ich betrachte mal vergleicheshalber die Marsellaise hier als Gedicht) wurden mit dem Ziel der Befreiung geschrieben.
Die Marsellaise im Kontext der Befreiung vom Feudalismus und gegen die Kriegserklärungen der Nachbarländer an das revolutionäre Frankreich.
Arndts Texte wurden in erster Linie mit dem Ziel der Befreiung Deutschlands von der französischen Fremdherrschaft geschrieben (in diesem Fall führte Frankreich längst keinen Verteidigungskrieg mehr durch, sondern einen Napoleonischen imperialistischen Krieg durch)
Inhaltlich weisen beide Texte Ähnlichkeiten auf. Nur dass sich die Marsellaise gegen Feudalismus und Feudalismus stützende Staaten (also auch Deutsche Kleinstaaten, Preußen und Österreich) richtet, Arndts Texte gegen die Unterdrückung durch Frankreich.
"Inhaltlich weisen beide Texte Ähnlichkeiten auf. Nur dass sich die Marsellaise gegen Feudalismus und Feudalismus stützende Staaten (also auch Deutsche Kleinstaaten, Preußen und Österreich) richtet, Arndts Texte gegen die Unterdrückung durch Frankreich." – Aber Marco, das ist doch ein ganz wesentlicher Unterschied. Arndt stand für die reaktionären Verhältnisse, die Marsailles für die Verteidigung des republikanischen Aufbruchs.
Die "Unterdrückung durch Frankreich" war doch objektiv für viele eine Befreiung vom bisherigen feudalen Zustand, insb. für die Juden und Jüdinnen, die erstmals Bürgerrechte erhielten! Oder der Code Civil in den Rheinbundstaaten: Die hatten niemals zuvor ein derart progressives Zivilrecht (im Code Civil waren darüberhinaus auch noch strafrechtliche Normen geregelt); ein Grund auch, warum die nach dem reaktionären Rollback am Code Civil festgehalten haben (bis 1900!) – eben weil die Bevölkerung sonst dort auf die Barrikaden gegangen wäre.
Kurz noch eine Randbemerkung: "einen Napoleonischen imperialistischen Krieg" – der Kapitalismus war damals noch nicht in seiner imperialistischen Phase, Du meinst sicher "imperialer Krieg". Daß die Koalitionskriege Nr. 1-5 französische Verteidigungskriege waren, dürfte unstrittig sein, oder? Beim Krieg in Spanien und beim Rußlandfeldzug kann mensch da durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Fakt ist aber: Die deutschen Staaten haben Frankreich angegriffen und wurden im Gegenzug von Frankreich strukturell entwaffnet bzw. besetzt. Arndt wollte letztlich die alten Zustände wieder zurückholen – eben ohne französische Aufklärung und ohne demokratisch-republikanisches System.
Der Code Civil und Code Napoleon wurden jedoch nur in den Rheinbundstaaten eingeführt. D.h. alle übrigen Gebiete, die innerhalb des Russlandfeldzuges besetzt worden sind, kamen nicht in den Genuss der fortschrittlichen Gesetze.
Zu deiner Randbemerkung:
Ich meinte den imperialen Krieg und damit den Russlandfeldzug. Die Koalitionskriege 1-5 waren Verteidigungskriege.
"Arndt wollte letztlich die alten Zustände wieder zurückholen – eben ohne französische Aufklärung und ohne demokratisch-republikanisches System."
Jein.- Deshalb, weil er eine konstitutionelle Monarchie u.a. mit dem Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit wollte. D.h. er hat durchaus Elemente der französischen Aufklärung übernommen. Ich denke aber, dass er sehr stark der Leviathan-Idee von Hobbes sowie der Aristotelesethik anhing (er hat sich ja auch mit den antiken Republiken auseinander gesetzt), die für ein älteres Republikmodell steht. Leider habe ich nicht genügend Zeit mich mit Hobbes und der Aristotelesethik auseinander zu setzen. Denn ich würde dieser von mir aufgestellten These weiter nachgehen. Zumal diese These zu Prof. Stamm-Kuhlmanns Aussage, Arndt sei Demokrat, nur eben nicht im modernen Sinne, passen würde. Schließlich unterscheidet sich das Demokratiemodell der Aristotelesethik erheblich von dem der französischen Aufklärung.
Die griechische antike Demokratia fußte bekanntlich auf einer Sklavenhaltergesellschaft. Mit Demokratie im Sinne der bürgerlichen Aufklärung hat das natürlich gar nichts gemein (außer halt den Namen). Arndt also als "Demokrat, nur eben nicht im modernen Sinne" zu bezeichnen, ist ja letztlich nicht mehr als Augenwischerei, denn "DemokratInnen im nichtmodernen Sinne" sind letztlich keine DemokratInnen. Demokratie hat etwas mit politischer Teilhabe zu tun und – zumindest formal – mit der Frage nach dem Souverän. Arndt war bekennender Monarchist, sein Souverän sollte der preußische König in Form eines deutschen Kaisers sein.
"Mit Demokratie im Sinne der bürgerlichen Aufklärung hat das natürlich gar nichts gemein (außer halt den Namen). Arndt also als "Demokrat, nur eben nicht im modernen Sinne" zu bezeichnen, ist ja letztlich nicht mehr als Augenwischerei, denn "DemokratInnen im nichtmodernen Sinne" sind letztlich keine DemokratInnen."
Aus heutiger Sicht sind DemokratInnen im nichtmodernen Sinne keine DemokratInnen.
Nur damals steckte die bürgerliche Demokratie noch in ihren Kinderschuhen. D.h. im Kontext der damaligen Zeit kann man die konstitutionelle Monarchie, für die er steht, als "konservative Demokratie" ansehen, also Demokratie im Alten Sinne, die bürgerliche Demokratie, in der wir heute leben, als "linke/ fortschrittliche Demokratie" sehen.
Mittlerweile haben wir uns aber immer mehr von unserer "selbsverschuldeten Unmündigkeit" befreit, sodass Arndt im heutigen Kontext nicht mehr als Demokrat bezeichnet werden kann.
Von den Staatsformen her betrachtet hast du Recht. Darin unterscheiden sich beide Texte entscheidend.
Die Marsellaise steht in diesem Zusammenhang für eine fortschrittlichere Gesellschaftsform, während es Arndt zunächst einmal nur um eine Nation ging und er die Monarchie noch nicht abgeschafft wissen wollte.
D.h. Je nach dem, unter welchem Gesichtspunkt man beide Texte vergleicht, kann man sowohl Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Grobziels (Befreiung von Unterdrückung) erkennen. Hinsichtlich des Feinziels treten jedoch deutliche Unterschiede auf.
Das sind jetzt aber Rückzugsgefechte, lieber Marco. So stellst Du doch die Form ("Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Grobziels", sprich: Krieg gegen eine Besatzungsmacht) über den Inhalt (hier: Bekämpfen der feudalen Reaktion, dort: Bekämpfen der progressiv-bourgeoisen Bewegung). Und Arndt stand, tut mir leid, die ganze Zeit über als Propagandist auf Seiten der Reaktion.
Nach Napoleon gab es in Europa einen massiven Rollback (Restauration), der die progressiven Bewegungen (übrigens auch die damals demokratisch-revolutionären Burschenschaften, wenn ich das mal anführen darf, siehe Karlsbader Beschlüsse) abgewürgt hat. Ein Ausbruch aus dieser repressiven Phase der Reaktion gab es in Frankreich ertsmals 1830, in Deutschland erst 1848; auch hier gehörte Arndt nicht etwa zu den revolutionären Kräften, sondern zu den konservativ-monarchistischen, die statt den Adel zu entmachten, dem preußischen König eine Kaiserkrone anboten.
Hast Recht 🙂
Ich hab den Text auch lediglich mit der Intention des "Grobziels" reingestellt bzw. den Vergleich unter diesem Gesichtspunkt reingestellt, mir aber über das, was ich im "Rückzugsgefecht" als "Feinziel" bezeichnete, keine großen Gedanken gemacht. Darauf hast du mich ja nun aufmerksam gemacht. 😉
Klar kann man aus Arndt keinen Vorfechter für Demokratie machen. Er stand für einige entscheidende Elemente moderner Demokratie (Meinungsfreiheit,Pressefreiheit, Abschaffung [nicht nur] der [napoleonischen] Geheimpolizei), war aber dem Alten System noch zu sehr verhaftet.
Ob die Meinungs- und Preßfreiheit, die Arndt wollte, auch für JüdInnen gelten sollte? Ich vermute mal ganz stark, ohne jetzt genauer nachgeschaut zu haben, daß er diese Freiheiten lediglich denjenigen einräumen wollte, die nach seiner Diktion deutschen Blutes seien. Wäre auf jeden Fall noch einmal wert, sein Werk in dieser Hinsicht auszuwerten.
btw: Wann gibt es denn endlich mal Texte auf eurer Internetseite? Sieht alles noch etwas mager aus.
genau richtig:
Zitat:
"Nicht zuletzt wollte Arndt, von dem gewisse Kreise sagen, er sei angeblich für die Meinungsfreiheit eingetreten, alle Schriftsteller, die wie Kosegarten anderer Meinung als er waren, "in Säcke stecken" und "ersäufen". "
Du schreibst weiter oben selber, dass es bereits nach 1794/95 restaurative Bestrebungen in Frankreich gegeben hat. Dem schließe ich mich an, aber entsprechend schließt sich dieser massive Rollback nicht nach Napoleon an, sondern er folgt der französischen Revolution und Napoleon hat hier nur verzögert, weil er erstmal Euorpa in den Kriegszustand versetzt bzw gehalten hat.
Gruß, Klaus
Sorry, aber der Rollback entstand erst 1813ff., nicht unter Napoleon. Es gibt doch einen erheblichen Unterschied zwischen der Refeudalisierung Deutschlands durch die absolutistischen Fürsten und einer bürgerlichen Restauration unter Napoleon. Ersteres richtet sich gegen den gesamten Dritten Stand (also inkl. Bourgeoisie), zweiteres allein gegen die Unterklassen (exkl. Bourgeoisie).
Die Deutschen hatten unter der französischen Herrschaft erstmals gleiche und bürgerliche Rechte, eine Säkularisierung und Mediatisierung entmachtete nachhaltig die kirchliche Macht, Juden und Jüdinnen wurden rechtlich den übrigen BürgerInnen gleichgestellt – ein Bruch mit dem Mittelalter, der dann 1815 ff. wieder schlagartig rückgängig gemacht wurde. Das hat auch dazu geführt, daß Deutschland weiterhin zersplittert blieb und die demokratisch-republikanische Bewegung massiv unterdrückt wurde.
Selbst wenn mensch Deiner These, die napoleonische Herrschaft habe die Reaktion lediglich verzögert, folgte, hieße das doch, daß jeder Angriff auf diese napoleonische Herrschaft von außen zu einer Beschleunigung der Reaktion führt. Ergo kann mensch die sog. "Befreiungskriege" doch nur ablehnen, weil sie zur Wiederherstellung des Ancient Regime führten.
Und Arndt war nun einmal einer der Propagandisten dieses reaktionären Rollbacks.
Und nur weil auch andere Nationen (übrigens auch die Iraker oder die Türken oder die Seperatisten in Spanien) ihren Nationalismus nicht unter Kontrolle haben, ist Nationalismus jetzt wieder gut?
Haben wir aus der Dt. Geschichte und zwei Weltkriegen denn gar nichts gelernt??
Gelernt hat sicher jeder etwas daraus. Aber nicht jeder das gleiche 😉
Aber ich setze mal deine Frage (hoffentlich vermutlich sinngemäß) fort: Sind wir denn nach soviel deutscher Geschichte und zwei Weltkriegen zu keinen Einsichten gelangt, die wir alle wider den Fehlern der Vergangenheit als neu gewonnenen Konsens bezeichnen können?
@ Marco
. Wir reden hier nicht über dir Marsellaise oder Frankreich. Es liegt auch nicht in unserer Macht die Marsellaise zu ändern/abzuschaffen.(aber wenn ich könnte wie ich …)
Es geht hier um Arndt und darum hinkt dein Vergleich.
Marcos Vergleich ist eigentlich ganz gut, weil dabei ja auch aufgezeigt wird, aus welchem Grunde und aus welchem Anlaß ein entsprechender Text verfaßt wird. Und, wie ich oben ein wenig ausgeführt habe, ist der geschichtlich-soziale Kontext der Marseillaise ein völlig anderer als Arndts völkische Kampflieder.
Den Ansatz von Marco, sich die Gedichte von Arndt vorzunehmen und textlich abzuklopfen (also nicht allein diese deutschnationalen Kampflieder), finde ich gar nicht schlecht. Allerdings sollte auch hier der historische Kontext nicht vergessen werden, also auch die Frage nach Zweck und Funktion der jeweiligen Texte.
Dem stimme ich zu (dass es um Arndt geht und nichts von wegen "die da aber auch!" sinnvoll ist).
Btw., schon mal bei 'ner Fußball-WM/EM im Videotext die Nationalhymnentexte mitgelesen? Ist schon irgendwie zynisch, wenn Fußballspieler vor 'nem SPiel davon singen, sie seien bereit zum Tod oder von den Feinden, die ihre Ehefrauen köpfen wollen…
Gegenfrage: Schon mal mit der Geschichte der Marseillaise beschäftigt? Tip: http://de.wikipedia.org/wiki/Marseillaise
Der Wiki-Eintrag erläutert recht gut, warum die Marseillaise eben Hymne der Dritten, Vierten und Fünften Republik Frankreichs war bzw. ist.
Und auch wenn Arndt mit seinem Nationalismus sich vor allem gegen die Zwangsrekrutierung junger Deutscher durch Napoleon und deren Verheizung zu Tausenden in Russland wandte ist er trotzdem noch der dreckige Nazi den Jabbusch und Konsorten aus ihm machen wollen??
1. Ich bin kein Konsorte!
2. Arndt war kein Nazi!
3. Geh mal auf Uni-ohne-Arndt und informier Dich, bevor Du hier lospolterst!
1. Ich bin kein Konsorte von Jabbusch! 😉
2. Arndt war kein Nazi.
3. Geh mal auf Uni-ohne-Arndt und informier Dich, bevor Du hier lospolterst!
Arik steht wirklich nicht im Verdacht von mir beeinflusst zu sein – ich erinnere mich noch an recht "aufregende" Kommentar-Debatten zwischen uns 😉
Weder will die Initiative "Uni ohne Arndt" noch "ich" im besondern, Arndt zu einem Nazi machen. Arndts völkischer Nationalismus spricht für sich. Dafür muss man nicht das dritte Reich benützen. Das dritte Reich zeigt lediglich, was dabei raus kommt, wenn man Rassismus und Nationalismus so kombiniert, wie Arndt das vorschlug…
Hier noch ein Auszug von der Homepage "Uni ohne Arndt":
"War Arndt ein Nazi?
Nein, denn er hat schließlich im frühen 19 Jhd. gelebt und gewirkt. Trotzdem gibt es eine starke ideologische Verbindung zwischen den Nationalsozialisten und Ernst Moritz Arndt:
Nicht zuletzt wegen Arndts Rassismus, Kriegsrhetorik und seinem modernen Antisemitismus, die sein gesamtes Lebenswerk durchzogen, war Arndt eine dankeswerte Quelle für Zitate, Bezüge und Rechtfertigungen. Egal ob Hitler, Göring, Goebbels Sportpalastrede, oder Himmlers Panzergrabenrede: Arndt-Zitate findet sich fast überall wieder.
Grrr!!!
-1? 😀 Also manche verstehen wirklich keinen Spaß…
Was verstehst du eigentlich alles nicht?
Eine Frage ans Auditorium: In welchen Schriften entwickelt Arndt eigentlich das Bild einer biologisch/rassisch definierten Nation? In den Seiten die ich bisher durchgeblätter habe, lese ich natürlich viel nationalromantisches Geschwurbel, es ist häufig von verschiedenen europäischen Nationen mit spezifischen Eigenarten die Rede, von der Geissel der Kleinstaaterei, eine polemische Beschimpfung eines vermeintlichen Unterdrückers – alles Faktoren die auf ein (aus heutiger Sicht natürlich veraltetes) Nationalstaatskonzept hinauslaufen, allerdings sehe ich den dezidiert biologischen Punkt nicht (das Wort "Rasse" taucht bspw. bisher noch nicht auf).
Ich frage deshalb, da ich die Argumentation in diesem Punkt gerne nachvollziehen würde. Bitte also die entsprechende Schrift (noch besser das Kapitel) hierher verlinken, vielleicht hab ich bisher nur nicht aufmerksam genug gelesen. Vielen Dank.
“Gerade weil wir in der Mitte (Europas) liegen, strömen alle verschiedenen Völker Europens immer auf uns ein und suchen uns wegzudrängen. (…) Wir haben also mehr als alle anderen Völker Ursache, dass das Eigentümliche und Besondere, was uns als Deutsche auszeichnet, durch die Völkerflut und Geistesflut nicht weggespült und weggewaschen werde.”
“Die Deutschen sind nicht durch fremde Völker verbastardet, sie sind keine Mischlinge geworden, sie sind mehr als viele andere Völker in ihrer angeborenen Reinheit geblieben und haben sich aus dieser Reinheit ihrer Art und Natur nach den stetigen Gesetzen der Zeit langsam und still entwickeln können; die glücklichen Deutschen sind ein ursprüngliches Volk…;
Jedes Volk wird nur dadurch das Beste und Edelste werden und das Beste und Edelste hervorbringen können, daß es immer das Kräftigste und Schönste seines Stammes ausliest und mit eineinander zeugen läßt… Diese Theorie, die in der Regel gewiß Stich hält, sollte von den Gesetzgebern mehr ins Auge gefaßt werden. Sie haben mehr auf reines und gleiches Blut gesehen als wir.”
Erster Absatz: Arndt, Ernst Moritz: Über Volkshaß und über den Gebrauch einer fremden Sprache, o.O., 1814.
Zweiter & dritter Absatz: Arndt, zitiert nach: “Weltgeschichte im Aufriß”, Bd. 2, Verlag Diesterweg, Frankfurt/Main 1978, Seite 191
Zitate von aus dem Buch von Peter Fasel mit Bezug auf Rassismus (alle zu Arndt):
Mit „Germanien und Europa“ erscheint 1803 Arndts erste dezidiert politische Schrift, die im neuen „Geist der Zeit“ formuliert ist. Im gleichen Jahr unternimmt er eine Reise durch Schweden, bei der laut NS‐Germanist Knauer das „germanisch‐nordische Lebensgefühl“ und das „Erlebnis der Rasse“ endgültig zum Durchbruch kommen. Arndt geht in Schweden eifrig seinem „Steckenpferd von den Farben und Urstämmen“ nach und entwirft das Ideal „des vollen nordischen Kerls“, des „saftvollen Wildlings“, der „rechtgeschaffenen Weißen und Blonden“.
Der organische Staatsgedanke besage, dass ein Staat als „echte Lebensform“ nur „aus der Lebenseinheit, dem Volk“ entstehen kann. „Volk“ wird als die Einheit von „Volkstum und Volksgemeinschaft“ definiert. Maßnahmen, die auf Schwächung oder gar Auflösung des völkischen Zusammenhalts zielen, gelten als widernatürlich und verderblich, Gestalt‐zerstörend. Grundlage der Lebensäußerungen aller Volksgenossen sei die in „Rasse und Volkstum" wurzelnde Ganzheit“ im Sinn einer Einheit von Naturgesetzen und Metaphysik.
Bei Arndt besitze jedes Volk „seinen eigentümlichen Keim, aus dem es sich bildet.“ Das Volkliche definiere er freilich noch zu sehr von der Sprache her, weshalb er die Zurückführung der „Keime auf die Rasse und bestimmte neue Organismen ergebende Rassenmischungen […] nicht eigentlich durchgeführt“ habe. Im Grunde aber verfüge Arndt schon eine "feste Erkenntnis vom biologischen Oganismuscharakter des Staates“.
Der Freiherr vom Stein bescheinigt Arndt eine „Hühnerhundnase zum Aufwittern des verschiedenen Blutes“, und dieser nähert sich der NS‐Rassenlehre bereits wirklich, da er glaubt, „Rassen“ (die Arndt im Wesentlichen noch mit „Völkern“ gleichsetzt) würden sich allein durch Rassenmischung oder Auslese verändern, nicht aber durch die Einwirkungen der Umwelt.
Alle Zitate kannst du hier nachlesen – inklusive aller Quellen !
http://jabbusch.tose.de/uniohnearndt/2009/09/aktu…
„Arndts ganzes Leben ist so etwas wie Erwachen zum und Leben im Deutschtum“, lobt ihn Bartels (Ehrenmitglied der NSDAP). Seine Geschichtsanschauung sei „schon von Rassenerkenntnis getragen“, fest stehe Arndt „auf der Heimaterde und im rassischen Volkstum“. Er sei der Idealtypus des deutschen Volkstumspolitikers. „In seinem Geiste werden wir siegen.“ (Bartels zurzeit des Dritten Reiches)
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Arndt […] propagiert den Glauben, „die Deutschen“ seien rassisch und sprachlich rein geblieben wie kein anderes europäisches Volk. Auf ihrer Urerde hätten sie über Jahrtausende hinweg das, in NS-Diktion, heilige Bluterbe Germaniens bewahrt. Die Überlegenheit der Deutschen beruhe neben der Reinheit ihres Blutes auf einer Ursprache, über die sie allein verfügten. Die Überhöhung der deutschen Nation sei Gottes Wille, der „allweltliche Judensinn“ des Kosmopolitismus (Anm. d. Red.: ~ Weltbürgertum) werde dagegen von Gott abgelehnt.
Arndts Idealgermane ist der hochgewachsene, kampfgestählte blonde Krieger, der, voll treu-ergebener Einfalt und, wo immer nötig, des Hasses und der Brutalität fähig […]. Die Deutschen der Gegenwart hingegen seien verweichlicht, verwälscht, infiziert von Humanitätsduselei, zerstritten und zersplittert. […]
Dem Germanisten Knauer zufolge ist Arndt „vielleicht der erste große Deutsche, der Rassebewußtsein hat“. Und ein anderer Nationalsozialist, Hermann Blome, nennt ihn den „ersten Vorkämpfer für eine rassenhygienische Kulturpolitik.” Arndts 1803 veröffentlichtes „Germanien und Europa“ wird 1940 neu gedruckt.
Erarbeitet wurden diese Nachweise vom Würzburger Historiker Peter Fasel.
Quellen alle hier nachprüfbar: http://jabbusch.tose.de/uniohnearndt/2009/09/aktu…
a) Die Idee, dass Völker von einander getrennt leben sollten:
Im Allgemeinen ist die Frage töricht, welches Volk besser sei, der Engländer oder der Spanier, der Teutsche oder der Franzose, weil die Vergleichungen gewöhnlich einen lächerlichen Streit der Eitelkeit geben, so wie es töricht ist, wenn ich frage: Ist die Eiche besser als der Dornbussch, das Weilchen bessser als der Schierling, die Diestel als der Rosenbusch? Aber wie, wenn es den Disteln einfiele sich mit den edlen Kindern des Rosenbusches vermälen zu wollen? Sollte der Rosenbusch da seine Dornen nicht gebrauchen? Wie, wenn wir Teutschen der Rosenbusch wären, und die Franzosen die Disteln? Auf jeden Fall schadet uns das Vorurteil nicht, wir sehen es; wir wehren uns deshalb gegen die ungebührliche Vermischung mit dem Ungleichen! Gerade die Vermischung mit dem Ungleichen – das ist der Tod der großen Tugend und die Geburt der Eitelkeit. Auch diejenigen Menschen werden nichtig, schwächlich, und eitel, welche sich nicht aus ihren eigenen Anlagen herausarbeiten wollen, sondern welchen es leichter bräucht, anderen nachzuahmen und sich in fremde Naturen gleichsam hineinzuleben.
b) Angebliche "Reinheit" des deutschen Volkes:
Der Germane ist der große Urkeim, ohne welchen alle diese Herrlichkeiten nimmer hätten werden können. […] Die Deutschen sind (eben) nicht durch fremde Völker verbastardet, sie sind keine Mischlinge geworden, sie sind mehr als viele andere Völker in ihrer angeborenen Reinheit geblieben und haben sich aus dieser Reinheit ihrer Art und Natur nach den stetigen Gesetzen der Zeit langsam und still entwickeln können; (P) die glücklichen Deutschen sind ein ursprüngliches Volk…;
c) Hass als Mittel zur Rassentrennung:
Geschieden werden das Fremde und Eigene auf ewige Zeit, geschieden werde das Französische und Deutsche, nicht durch Berge, nicht durch Ströme, nicht durch chinesische und kaukasische Mauern, nein, durch die unübersteigliche Mauer, die ein brennender Haß zwischen beiden Völkern aufführt!
d) Rassenhygiene durch Heiraten nur zwischen gleichen Rassen:
(Denn) jedes Volk wird nur dadurch das Beste und Edelste werden und das Beste und Edelste hervorbringen können, (wenn) es immer das Kräftigste und Schönste seines Stammes ausliest und mit eineinander zeugen läßt… […] Diese Theorie, sollte von den Gesetzgebern mehr ins Auge gefasst werden. Sie haben mehr auf reines und gleiches Blut zu achten als wir.
Aus einem Artikel der Wochenzeitung "DIE ZEIT":
"Die Deutschen, so schreibt in jenen Tagen der einflussreiche nationalistische Publizist und Dichter Ernst Moritz Arndt, dem später die Nazis als ihrem »weltanschaulichen« Vordenker huldigten, seien nicht »verbastardet, keine Mischlinge geworden«, sondern auf ihrer »Urerde« über Jahrtausende hinweg rassisch »rein« geblieben. Aktuell drohe dem »germanischen Wesen« freilich größte Gefahr – durch die Franzosen und die Juden, die er mit »Ungeziefer« vergleicht. »Verflucht aber sei die Humanität und der Kosmopolitismus, womit ihr prahlet! Jener allweltliche Judensinn, den ihr uns preist als den höchsten Gipfel menschlicher Bildung« – mit solchen Worten bringt Arndt 1814 den äußeren und den imaginierten inneren Feind propagandistisch geschickt auf einen Begriff."
http://www.zeit.de/2004/05/A-Hundt-Text
Was soll diese Manipulation?
„Arndts ganzes Leben ist so etwas wie Erwachen zum und Leben im Deutschtum“, lobt ihn Bartels (Ehrenmitglied der NSDAP)
Nur weil Dich ret marut immer lobt bist Du doch auch kein Kommunist, oder was?
„Arndts ganzes Leben ist so etwas wie Erwachen zum und Leben im Deutschtum“ – Ähnliches wurde hier im Webmoritz von wahren Arndt-Fans auch schon abgelassen. Es zeigen sich jedenfalls gewisse Traditionslinien der Arndt-Rezeption.
Ob Arndt mit diesem (obigen) Satz unzufrieden gewesen wäre, wage ich mal zu bezweifeln. Fragen können wir ihn nicht mehr. Viele seiner damaligen Fans hatten zu seien Lebzeiten wohl ähnliche vermeintliche "Lobhudeleien" im Munde.
Und ich dachte, ich werde hier angegiftet, weil ich Sebastians Positionen oftmals so heftig kritisiere? Jetzt werde ich schon zum Lobenden erkoren. Holla die Waldfee!
a) Die Idee, dass Völker von einander getrennt leben sollten:
Im Allgemeinen ist die Frage töricht, welches Volk besser sei, der Engländer oder der Spanier, der Teutsche oder der Franzose, weil die Vergleichungen gewöhnlich einen lächerlichen Streit der Eitelkeit geben, so wie es töricht ist, wenn ich frage: Ist die Eiche besser als der Dornbussch, das Weilchen bessser als der Schierling, die Diestel als der Rosenbusch? Aber wie, wenn es den Disteln einfiele sich mit den edlen Kindern des Rosenbusches vermälen zu wollen? Sollte der Rosenbusch da seine Dornen nicht gebrauchen? Wie, wenn wir Teutschen der Rosenbusch wären, und die Franzosen die Disteln? Auf jeden Fall schadet uns das Vorurteil nicht, wir sehen es; wir wehren uns deshalb gegen die ungebührliche Vermischung mit dem Ungleichen! Gerade die Vermischung mit dem Ungleichen – das ist der Tod der großen Tugend und die Geburt der Eitelkeit. Auch diejenigen Menschen werden nichtig, schwächlich, und eitel, welche sich nicht aus ihren eigenen Anlagen herausarbeiten wollen, sondern welchen es leichter bräucht, anderen nachzuahmen und sich in fremde Naturen gleichsam hineinzuleben.
b) Angebliche "Reinheit" des deutschen Volkes:
Der Germane ist der große Urkeim, ohne welchen alle diese Herrlichkeiten nimmer hätten werden können. […] Die Deutschen sind (eben) nicht durch fremde Völker verbastardet, sie sind keine Mischlinge geworden, sie sind mehr als viele andere Völker in ihrer angeborenen Reinheit geblieben und haben sich aus dieser Reinheit ihrer Art und Natur nach den stetigen Gesetzen der Zeit langsam und still entwickeln können; (P) die glücklichen Deutschen sind ein ursprüngliches Volk…;
c) Hass als Mittel zur Rassentrennung:
Geschieden werden das Fremde und Eigene auf ewige Zeit, geschieden werde das Französische und Deutsche, nicht durch Berge, nicht durch Ströme, nicht durch chinesische und kaukasische Mauern, nein, durch die unübersteigliche Mauer, die ein brennender Haß zwischen beiden Völkern aufführt!
d) Rassenhygiene durch Heiraten nur zwischen gleichen Rassen:
(Denn) jedes Volk wird nur dadurch das Beste und Edelste werden und das Beste und Edelste hervorbringen können, (wenn) es immer das Kräftigste und Schönste seines Stammes ausliest und mit eineinander zeugen läßt… […] Diese Theorie, sollte von den Gesetzgebern mehr ins Auge gefasst werden. Sie haben mehr auf reines und gleiches Blut zu achten als wir.
Ok, danke für die Arbeit.
Ich stell grad fest, dass ich vergessen habe zu erwähnen, dass es mir tatsächlich um Originaltexte von Arndt ging, nicht um (tendenziell) subjektive Sekundärquellen (weswegen ich deinen nicht ganz uneigenützigen Hinweis auf deine Initiative mal überlese 😉 ).
Aber du hast ja unbewußt zumindest zwei Primärquellen genannt ("Germanien und Europa" und "Volkshaß") – von daher: vielen Dank für den Hinweis.
Es ist übrigens schonmal sehr erstaunlich, dass sich die genannten Zitate in ihrer Radikalität so von dem grad vor mir liegenden Text unterscheiden (den Textbezug erlese ich mir dann später). In diesem ("Blick aus der Zeit auf die Zeit"), findet sich zwar das Motiv der getrennten (autarken?) Völker in Europa wieder, allerdings werden diese durchweg besser bewertet als in deinen Zitaten. Da bspw. England für seine "Redlichkeit, Tapferkeit und Freiheitsliebe"(S.58) gelobt oder Russland gegen Ressentiments in Schutz genommen (S.68). Auch generell finden sich wenige Wertungen im Bezug auf die jeweiligen Nationen, solange sie auf "den deutschen Weg" (kein Zitat) keinen Einfluß nehmen (wie auch immer das möglich sein soll). Auch erfolgt die Überhebung seiner eigenen Kultur hauptsächlich über Charaktereigenschaften, die er allerdings nicht biologisch herleitet.
Große Ausnahme in seiner bis hierhin doch halbwegs neutralen Aufzählung sind dann aber tatsächlich die Franzosen und da ich den Einwand "die haben Deutschland halt besetzt gehalten" ein wenig dürftig (wenn auch nicht total unplausibel) finde, bleibt hier eine argumentative Lücke. Und die füllt Arndt tatsächlich mit nur mit persönlichen Aversionen.
Ich werd mal weiterlesen, danke nochmals für die Hinweise.
Sicherlich hat Arndt nicht immer nur "abgekotzt" über andere Völker. Arndt – das haben wir ja schon an anderer Stelle bemerkt – ist in seinem ganzen Werk nicht gerade sehr konsequent oder auch stringent. Das liegt an seiner starken Emotionalität seiner "Argumentation" (sofern man das Argumente nennen kann!).
Aber es ist letztlich ziemlich egal "was" er über andere Völker schreibt, schon die Tatsache, "dass" er bestimmten Völkern bestimmte (angeblich) unwiderrufliche Eigenschaften zuschreibt, ist ein sehr völkischer Ansatz.
Verallgemeinerungen alá "die" Franzosen, "die" Russen, "die Dänen", "die" Juden sind einfach total blöd – nicht erst heute. Was Arndt lustiges über z.B. "die" Dänen geschrieben hat:
http://jabbusch.tose.de/uniohnearndt/2009/09/arnd…
Und abschließend noch diese Lesetipp:
Gedanken zum Begriff "die Juden"
Ein Kommentar von Sven Zeitler, damals Vorsitzender der StuPa-AG “Namensgebung” und immer noch AStA-Referent für politische Bildung. Hier:
http://jabbusch.tose.de/uniohnearndt/2009/07/geda…
Gilt das von Dir gesagte eigentlich auch für "die Burschenschafter" und "die Verbindungsstudenten"?
Hä? was hat das jetzt damit zu tun??
Sorry, aber wenn gerade ein Herr Jabbusch schreibt, dass er Verallgemeinerungen blöd findet, da schäumt mir glatt mein Morgenbier auf.
Ein Auszug aus dem Dänen-Aufsatz:
Dagegen wird – als Skandalon – über 7 Seiten Arndts Schrift Versuch in vergleichender Völkergeschichte (1843/44) referiert, in der [Arndt] pseudowissenschaftlich den europäischen Bevölkerungen mentale Eigenschaften andichtet. Dänemark sei als Inselstaat allen Winden preisgegeben, und deshalb ein Spielball für die anderen Völker gewesen (168 f.). Die edelsten Dänen, die Seeländer, zogen im Mittelalter in den Krieg gen England und verblieben dort. Die so entstandenen Leerräume auf den Inseln wurden von „Schiffsladungen von gefangenen Wenden, Kuren und Liven“ gefüllt. So verloren Inseldänen ihre gothische Prägung in der rassischen Vermischung, was Arndt in anatomischen Betrachtungen zu belegen versucht. Der Däne der Gegenwart sei denn infolge seiner gemischten Rasse „ein sehr überreizter Mensch […]. Er ist hochgradig egoistisch und eitel und scheint vor Fremden immer die Frage auf den Lippen zu tragen: ‚Sind wir nicht auch wer in der Welt?’ Von der nordischen Festigkeit und Ruhe hat er nur sehr wenig bewahrt.“ (171) Mit derartig kruden Einstellungen gerät der betagte Arndt 1845 in eine Fehde mit „den Dänen“.
Ich stimme dir in soweit zu, dass die Versuche von menschlicher Kategorisierung HEUTE tatsächlich unglaublich albern und lächerlich sind. Menschen sind in erster Linie Mensch, nicht Angehörige einer beliebigen Gruppe. Jeder einzelne Mensch hat individuelle Eigenschaften, die er möglicherweise mit anderen Menschen teilt – dennoch gehört er deshalb nicht zwangsläufig "zu ihnen". Zwar können sich durchaus in einer Gruppe auch kollektive Phänomene und Handlungen ausprägen, aber die Basis ist und bleibt der einzelne Mensch mit seiner eigenen Persönlichkeit. Darüber hinaus ist wirklich JEDE Identität in irgendeiner Form kontruiert und damit auch willkürlich und beliebig. Aber: die Identitäten weisen unterschiedliche normative Bindekraft auf. Daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die basierend auf dieser Bindekraft die Welt strukturieren möchten.
Diese Distanz zu (konstruierten) Identitäten ist allerdings etwas eher neues. Im 19.Jhd wurde die normative Bindekraft des Nationalstaates (häufig)leider noch unhinterfragt hingenommen – die literarische Ausprägung ("Nationalromantik") hatte ich ja schon genannt. Und verglichen beispielsweise mit einigen skandinavischen Vertretern fällt Arndt, zumindest in "aus der Zeit…" nicht großartig aus dem Rahmen. Der vermeintliche nationalstaatliche Zusammenhalt, "das Volk" wurde häufig bei vermeintlichen Kollektiveigenschaften gesucht, die auch in Abgrenzung zu vermeintlich unterschiedlichen "Völkern" formuliert wurden (so unsinnig diese Klassifizierungen heute auch sind) – erst in der NS-Zeit ist diese Suche aber mit biologischen Elementen aufgeladen worden und erreichte die heutige Bedeutung des Begriffs. Plump gesagt: nur weil Goebbels und Hitler offensichtlich sehr genau bei Gustave Le Bon abgeschrieben haben, meinte er bestimmt nicht das Gleiche wie sie.
Ich danke erneut für die Anregungen und die Literaturverweise. Ich denke, die ein oder andere Aussage werd ich vielleicht nach der Lektüre noch revidieren müssen. Aber bis dahin muss ich erstmal lesen 😉
ja und wir müssen uns HEUTE fragen, ob wir uns noch mit Arndt identifizieren können und wollen…
Wie wär es mit einem Artikel Update wie es sonst immer der Fall ist.
leere Seiten gibt es nicht mehr und auch sonst kann man am Design unterschiedlicher Meinung sein.
Aber das kann man bei der Pro Arndt seite auch. Mir gefällt der schlichte Stil der Pro Arndt Seite.
Ganz im Gegensatz zum JAMBA STYLE der Pro Arndt Seite…
Es wurden zwar zwei Texte ergänzt, die Seite hat aber immer noch viele leere Seiten. z.B. die mysteriöse Seite "Zeit" ist noch komplett leer (abgesehen von den 5 Kommentare, die sich darüber amüsieren)…
"Mir gefällt der schlichte Stil der Pro Arndt Seite." – Wenn schlichter Stil sich in leeren Seiten manifestiert, dann frag ich mich schon, was die Seite überhaupt soll. Offenbar wohl doch nur eine der üblichen herbstlichen Luftnummern des RCDS vor der StuPa-Wahl.
Während die Pro Arndt AG immer wieder öffentlich behauptet, sie sei gar keine RCDS AG, wird das sogar im Seitenimpressum widerlegt, wo als Adresse freimütig c/o RCDS angegeben wird. Warum Marco, der ja nun rein gar nichts mit der RCDS-Ideologie am Hut hat, sich für solch ein RCDS-Projekt hergibt, finde ich schon etwas eigentümlich.
es muss natürlich Contra Arndt heissen…
Mies ist hier die "Quadratur des Kreises"… Da beruft sich die contra Arndt Seite doch tatsächlich auf diesen Artikel im WebMoritz…
Schön wie mediale Beeinflussung funktioniert. Ich bitte nochmal um Neutralität der Redaktion bis eine Entscheidung ergangen ist. Oder gilt hier die Unschuldsvermutung nicht mehr?
Es ist nicht der erste Artikel den die Uni ohne Arndt Seite vom webMoritz bzw. aus dem Print-Moritz übernommen hat. Schon vergessen? Der Print-Moritz veröffentlicht seit über vier Jahren Zitate von Arndt, um eine Umbenennung zu erreichen. In der Moritz Redaktion wurde die Arndt-Problematik vor Jahren entdeckt. Dort ist auch die Idee zur Umbenennungs-Kampagne geboren worden.
Einen neutralen Journalismus gibt es zudem sowieso nicht. Und wenn überhaupt ist diese Richtung von der Vollversammlung und vom StuPa Beschluss zur Abelgung des Namens gedeckt.
Aber ehrlich gesagt: Nur weil jetzt ein paar Texte auf der Homepage stehen, ist die Pro-Arndt Seite noch nicht besser geworden! Es fehlen noch immer überzeugende Argumente, warum man einen Antisemiten und Rassisten als Namenspatron _einer Universität!_ beibehalten sollte. Sicher nicht, weil er ein paar Gedichte geschrieben hat…
Also die Diskussion gibt es im Prinzip seit der Wende, 2004 auch schon auf der Diskussionsseite der Universität in der Wikipedia, auch auf Indymedia wurde das schon vorher thematisiert, die Moritz-Medien hinkten bei diesem Thema also wie fast immer hinterher. … nur so nebenbei bemerkt. o.0
korrekt, ich wollte nur den Eindruck von Martin etwas berichtigen dass es "ungewöhnlich" ist, dass sich die Moritz Medien für eine Umbenennung einsetzen. Das tun sie nämlich schon seit Jahren. Es ist im Moment eher so, dass sie aufgrund der Uni ohne Arndt Kampagne sie etwas neutraler sind…
Schön, daß die Diskussion schon auf Indymedia entbrannt war!
Argumentation nun online:
http://www.pro-emau.de
Pro Arndt, Anti Arndt, — es wird langsam langweilig. Es gibt wichtigere Themen!
Ja es gibt wichtigere Themen. Das die konservativen an dieser Universität die Umbenennung bereits drei mal verhinderten, behindert die Universität die wirklich wichtigen Themen zu behandeln.
Möge die Universität eine gute Entscheidung treffen…
"In den letzten Jahren gibt es eine gewisse Belebung der Arndt-Forschung. Sie ist mit motiviert von den kritischen Infragestellungen öffentlicher Arndt-Ehrungen insbesondere in Gestalt von Namensgebungen wie der Greifswalder Universität. Inwieweit die jüngste Arndt-Forschung zu Differenzierungen des überwiegend polemischen Arndt-Bildes führen wird oder kann, ist derzeit offen."
(http://www.uni-greifswald.de)
p.s. warum werden Kommentare von einigen Personen vom System gelöscht..?