Noch knapp sieben Wochen trennen uns von der Bundestagswahl am 27. September 2009. Vor wenigen Tagen gab die Pressestelle der Stadt bekannt, wer sich im Wahlkreis 16 (Greifswald, Demmin, Ostvorpommern) um ein Direktmandat bewirbt. Wer vor Ort mit Erstwohnsitz gemeldet ist und dementsprechend seine Kreuze auf der hiesigen Liste macht, wird die Auswahl zwischen acht Kandidaten haben.

Seit 1990 wurde der Wahlkreis im Bundestag durch den CDU-Verteidigungsexperten Ulrich Adam vertreten. Adam kündigte jedoch bereits im Frühjahr an, nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren. Diese Entscheidung dürfte wohl auch mit seinen Verquickungen in die Affäre rund um den ehemaligen AUB-Chef Wilhelm Schelsky in Zusammenhang stehen.

Sein parteiinterner Nachfolger als Direktkandidat und damit auch Favorit ist der Landtagsabgeordnete Matthias Lietz. Der Ingenieur und Verwaltungsbetriebswirt war langjährige Bürgermeister von Lubmin, sitzt derzeit im Landtag und ist zudem Präsident des Kreistages und Vorsitzender des Landkreistages. Politische Ziele für ein mögliches Bundestagsmandat lassen sich auf Lietz‘ „meinVZ“-Seite nachlesen. Dort gibt er unter anderem die Themen Mittelstand, Bildung, Gesundheit und Stärkung des Ehrenamtes an.

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Matthias Lietz (CDU), Katharina Feike (SPD), Peter Ritter (Die Linke), v.l.n.r.

Die SPD, vor vier Jahren zweitstärkste Kraft im Wahlkreis, schickt mit der 33-jährigen Katharina Feike eine Nachwuchskraft ins Rennen um das Mandat. Die gebürtige Greifswalderin studierte bis 2008 an der hiesigen Universität, erst Juristerei, dann Politikwissenschaft. Feike übt derzeit verschiedene Ämter innerhalb der SPD aus. Wahlkampfpräsenz im Internet ist bei ihr bisher eher Mangelware. Auf ihrer Internetseite findet sich, neben einem spärlich genutzten twitter-Account, lediglich die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren.

Um die politisch „schwarze Dominanz“ der letzten Jahre im Wahlkreis 16 zu durchbrechen, schickt Die Linke ihren Landesvorsitzenden Peter Ritter in den Wettbewerb um das Bundestagsmandat. Der langjährige NVA-Offizier Ritter studierte zur Wendezeit Philosophie in Greifswald und sitzt seit 1994 im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Dort beschäftigt er sich derzeit mit den Schwerpunkten Innen-, Ausländer- und Friedenspolitik. Auf seiner Internetseite und in dem dort verlinkten Wahlkampfflyer kritisiert Ritter vor allem die Politik der großen Koalition im Rahmen der aktuellen Finanzkrise.

Bereits einen großen Bekanntheitsgrad unter den Greifswalder Studenten besitzt Anne Klatt, die Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen. Im vergangenen Januar hatte die Studentin der Landschaftsökologie bei der StuPa-Wahl die meisten Stimmen errungen, im Juni hatte sie erfolgreich für die Bürgerschaft der Hansestadt kandidiert. Über ihre Ambitionen für die Bundespolitik hatte Anne Klatt bereits vor einigen Monaten mit dem webMoritz gesprochen. Eine kurze Vorstellung ihrer politischen Ideen findet sich auf einer Unterseite des Blogs der Greifswalder Grünen. Dort erläutert sie ihre Standpunkte zu den Themen Nachhaltigkeit, „(K)Ein-Auto-Gesellschaft“, Umverteilung von Arbeit innerhalb der Gesellschaft und einige konsumkritische Ansätze.

Wenige Informationen finden sich im Internet über den Kandidaten der FDP, den Zahnarzt Christian Bartelt aus Spantekow. Bartelt hatte sich bereits vor vier Jahren um das Mandat beworben, aus dieser Zeit stammt diese Seite mit einer knappenVorstellung seiner politischen Ziele. Dort erklärt er, sich besonders für den Mittelstand, Familien und Studenten einsetzen zu wollen, zudem für die Rechte von Selbstständigen und Freiberuflern. Auch einige Einträge im Profil auf abgeordnetenwatch.de sind aus dem letzten Wahlkampf erhalten.

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Anne Klatt (Grüne), Christian Bartelt (FDP), Susanne Wiest, Jürgen van Raemdonck (v.l.n.r.)

Neben den Kandidaten der „fünf großen Parteien“ treten drei weitere Bürger als Direktkandidaten an. Die Greifswalderin Susanne Wiest hatte im Frühjahr duch ihre Online-Petition zu einem bedingungslosen Grundeinkommen in der BRD auf sich aufmerksam gemacht. Nun will sie für dieses Thema direkt im Parlament streiten. Auch Susanne Wiest hat bisher keine eigene Internetseite Informationen über Susanne Wiest hält ihre Internetseite bereit, außerdem führte der Fleischervorstadt-Blog vor einigen Wochen ein ausführliches wie lesenswertes Interview mit der Greifswalder Tagesmutter.

Ebenfalls ein bedingungsloses Grundeinkommen fordert das Willi-Weise-Projekt. Dabei steht der Name für „Wille“ und „Weisheit“. Für den Zusammenschluss von gut 100 freien Kandidaten in ganz Deutschland tritt im Wahlkreis 16 der Landwirt Jürgen van Raemdonck aus Werder an. Die Gruppe war erst vor wenigen Monaten aus dem „Kuratorium Neue Demokratie“ in Berlin entstanden. Auf der umfangreichen Internetseite benennt die Gruppe neben dem Grundeinkommen auch den Einsatz für Volksentscheide, eine radikale Umstrukturierung des Steuersystems und „harmonischere“ Lebensbedingungen als Wahlziele. van Raemdonk war den anwesenden Greifswaldern beim Wahlkampfauftritt der Grünen-Chefin Claudia Roth aufgefallen, als er die Bundestagsabgeordnete scharf für die Politik der Grünen angriff.

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Michael Andrejewski (NPD)

Für die rechtsextreme NPD tritt der Landtagsabgeordnete Michael Andrejewski aus Anklam an. Andrejewski war im vergangene Jahr, begleitet von größerem Medienrummel, nicht zur Landratswahl zugelassen worden. Die zuständigen Auschüsse begründeten das mit Zweifeln an der Verfassungstreue des Juristen. (Der webMoritz berichtete). Das Greifswalder Verwaltungsgericht hatte diese Entscheidung bestätigt.

Fotos:

Matthias Lietz – CDU Mecklenburg Vorpommern
Katharina Feike – SPD Mecklenburg Vorpommern
Peter Ritter – Homepage des Kandidaten
Anne Klatt – Blog der Greifswalder Grünen
Christian Bartelt – FDP Mecklenburg-Vorpommern
Susanne Wiest – Fleischervorstadt-Blog
Jürgen van Raemdonck – Carsten Schönebeck
Michael Andrejewski – MOPET
Foto Startseite – Khalid Aziz / www.jugendfotos.de