Am Mittwoch veranstaltet der Allgemeine Studierendenauschuss (AStA) um 19 Uhr im Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bologna nach 2010“. Das Thema wurde in den letzten Wochen auch von den Medien wieder verstärkt aufgegriffen.
„Von vorne bis hinten Murks“. So urteilte der Mainzer Theologe Marius Reiser im Interview mit dem UniSPIEGEL im April über die Umsetzung des Bologna-Prozesses. Raiser hat aus Protest gegen das Studiensystem seine Professur aufgegeben. Die ARD-Sendung Report Mainz leitet den Beitrag „Hölle Hochschule: Bachelor-Abschluss führt zu Studienabbruch“ vom 4. Juli 2008 mit folgenden Worten ein: „Bulimie-Learning: Lernen, nur um riesige Mengen von Lehrstoff in Prüfungssituationen wieder auskotzen zu können. Nachhaltiger Lerneffekt gleich Null.“(1)
Und auch DIE ZEIT fragt am 23. April 2009 sogar „Macht Studieren dumm?“.(2) Und stellt heraus: „Selbst linke Studenten wollen sich marktförmig verhalten.“ Das Fazit der ZEIT ist, dass sich eine „Reform der Reform“ als Segen erweisen könnte. moritz – das Greifswalder Studentenmagazin – titelte in der Aprilausgabe ein vorläufiges Fazit mit „Dunkle Wolken am Horizont“. Der Autor des Beitrages, Alexander Müller, zog trotzdem den Schluss: „Anlässlich des Bachelors in seinem gegenwärtigen Zustand das Ende der Geschichte auszurufen, käme sicherlich verfrüht.“ (3)
Hintergrund In diesem Jahr jährt sich die Unterzeichnung der Bologna-Erklärung, welche unter den damalig 30 Unterzeichnerstaaten bis 2010 einen einheitlichen europäischen Hochschulraum schaffen sollte, zum zehnten Mal. Am 28. April 2009 begannen im belgischen Leuven die Vertreter von mittlerweile 46 am Bolognaprozess teilnehmenden Ländern mit ihren Beratungen darüber, welche Schwerpunkte für die Entwicklung bis 2020 gesetzt werden. Im Ergebnis gab es viel Kritik von Studenten und Hochschulprofessoren am gegenwärtigen Stand der Reform. Und einige der „neuen Ziele“ der bis 2020 fortgetzten Reform sollen deshalb sein: Bis zu 20 Prozent eines Jahrgangs gehen zukünftig ins Ausland. Aber nicht nur die internationale Mobilität möchte man erhöhen, auch die nationale. Denn noch zu oft ist sogar ein innerdeutscher Hochschulwechsel nur mit großen Problem möglich. Zudem möchte man eine größere Studierbarkeit der Fächer und mehr Tiefe ermöglichen. Im Ausland erbrachte Studienleistungen sollen zukünftig großzügiger anerkannt werden und man will eine Stärkung der „sozialen Dimension“ anstreben. Die Wissenschaftsjournalistin Kate Maleike kommentiert dazu im Deutschlandfunk: „Greifbare Ergebnisse oder Nachrichten mit Signalcharakter gibt es nur selten, heiße Luft dagegen schon eher.“ (4)
Aus dem AStA Greifswald Die AStA-Referentin für Studienaustausch und Internationalisierung, Katja Krohn, erklärt: „Viele Studenten beklagen sich, dass der Arbeitsaufwand zu hoch ist. Prüfungs- und Studienordnungen werden als sehr schwer durchschaubar beurteilt. Ich finde, ein ganz großer Kritikpunkt ist, dass zuwenig Studenten ins Ausland gehen. Der Anteil jedes Jahrgangs soll 30 Prozent betragen, davon ist man weit entfernt. Tatsächlich gehen die neuen Bachelorstudenten seltener ins Ausland als Studenten früherer Studienabschlüsse.“
Die Referentin für Studienfinanzierung, Angelika Meissner, ergänzt: „Die BAföG-Regelungen sind für Bachelorstudenten sehr problematisch. Den Abschluss des Grundstudiums erreicht man mit 120 Creditpoints. Manche Prüfungen werden aber nur alle zwei Semester wiederholt. Wer bei einer einzigen Prüfung durchfällt, kann schnell seinen BAföG-Anspruch verlieren. Und ein Aufholen verspätet erreichter Creditpoints ist bei der Fülle der zu absolvierenden Lerninhalte kaum möglich.“ Sie stellt aber auch fest: „Das BAföG lässt sich nicht so schnell ändern. Wichtig ist es also, dass die für das Erreichen der 120 Creditpoints erforderlichen Prüfungen häufiger angeboten werden. Das ist eine Forderung, die unsere Studenten formulieren müssen. So könnte sich lokal auch etwas verbessern lassen.“
Der AStA Greifswald lädt am Mittwoch, dem 6. Mai 2009, um 19 Uhr in den Koferenzsaal im Uni-Hauptgebäude (Domstr. 11) zu einer Podiumsdiskussion. Das Thema ist: „Bologna nach 2010“. Zu den Gästen gehören
- Prof. Dr. Michael Herbst, Prorektor für Studium und Lehre der Universität Greifswald
- Kurt Schanné, Referatsleiter für Hochschulentwicklung vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern
- Sarina Schäfer, Vorstandsmitglied des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften und studentische DAAD-Bologna-Expertin
- Alexander Müller, Bachelor-Student an der Universität Greifswald und moritz-Redakteur
Die Moderation der Veranstaltung werden Jens Pickenhan, AStA-Co-Referent für politische Bildung und Katja Krohn, AStA-Co-Referentin für Studierendenaustausch und Internationalisierung, übernehmen.
Alle Interessierten sind aufgerufen, der Diskussion zu folgen und vor allem auch selbst Fragen zu stellen.
Quellennachweise:
(1) http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/463040
(2) http://www.zeit.de/2009/18/C-Tuebingen
(3) http://webmoritz.de/2009/04/06/titeldunkle-wolken-am-horizont-der-bachelor-wird-zehn/
(4) http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/957651/
Bildnachweise:
Alexander- von-Humboldt-Denkmal (Aufmacherbild): Manfred Brueckels via wikipedia commons
Nur weil es nicht Kommentare regnet, heißt das nicht, dass das Thema nicht interessant ist oder gar der Artikel schlecht ist.
Im Gegenteil: Viele Artikel kritisieren oft nur Rechtschreibfehler oder die Unausgewogenheit des Autors. Wenige Kommentare können durchaus auch einen sehr guten Artikel auszeichnen.
In diesem Fall liegt es aber noch an etwas anderem:
a) Es ist eine Ankündigung für eine Veranstaltung.
b) Die Studentenschaft ist sich zu dem Thema – bei der Bewertung – sehr einig. Der Bachelor gilt allgemein als gescheitert. Da entsteht natürlich keine intensive Debatte zwischen "linken" und "rechten" Weltanschauungen…
Wo Du aber Recht hast Arik: Viele Studenten leben unter eine Käseglocke und studieren wie ein Hamster im Laufrad. Hauptsache durchkommen. Darauf ist ja schließlich auch der Bachelor ausgelegt. Das man auch rechts und links gucken kann, sollte oder das gar vor 5 Jahre ein gaaaaanz anderes System (der Magister / Diplom) noch Realität war, können sich viele nicht mehr vorstellen.
Das es unseren BA-Studenten an Kraft fehlt, dies überhaupt als Missstand wahrzunehmen, geschweige denn dagegen aufzubegehren, ist zwar wahr, war jedoch nicht Kernthema Deines Artikels, oder doch?
Doch, ist es.
Und ich widerspreche dir, wenn Du sagst, dass sich die Studierendenschaft zu diesem Thema einig ist. Jedes gewöhnliche Kind vertritt die Verhältnisse, in denen es halbwegs sicher aufgewachsen ist. Und wer heute mit 19 zum Bachelorstudium antritt….ist was?
Und wer heute mit 19 Jahren ein Bachelorstudium beginnt, wächst vermutlich schneller hinein in die Verhältnisse als sein Geist sich an ehemals vorhandene Alternativen gewöhnen kann. Vorausgesetzt, er beschäftigt sich halbwegs ernsthaft mit seinem Studium.
Tatsache ist, dass viele Studenten nicht nur unter der Käseglocke leben. Zuviele fühlen sich wohl darunter und verteidigen diese gegen jeden größere oder anders gestaltete Käseglocke. Es ist manchmal absolut unverständlich. Aber: Je kleiner die Welt, desto leichter erklärbar ist sie auch.
Und am schönsten ist es, sich garkeine Gedanken um die Ausmaße der Käseglocke zu machen. Hauptsache, genug Käse ist da.
Nur weil es nicht Kommentare regnet, heißt das nicht, dass das Thema nicht interessant ist oder gar der Artikel schlecht ist.
Im Gegenteil: Viele Kommentare kritisieren oft nur Rechtschreibfehler oder die Unausgewogenheit des Autors. Wenige Kommentare können durchaus auch einen sehr guten Artikel auszeichnen.
In diesem Fall liegt es aber noch an etwas anderem:
a) Es ist eine Ankündigung für eine Veranstaltung.
b) Die Studentenschaft ist sich zu dem Thema – bei der Bewertung – sehr einig. Der Bachelor gilt allgemein als gescheitert. Da entsteht natürlich keine intensive Debatte zwischen "linken" und "rechten" Weltanschauungen…
Wo Du aber Recht hast Arik: Viele Studenten leben unter eine Käseglocke und studieren wie ein Hamster im Laufrad. Hauptsache durchkommen. Darauf ist ja schließlich auch der Bachelor ausgelegt. Das man auch rechts und links gucken kann, sollte oder das gar vor 5 Jahre ein gaaaaanz anderes System (der Magister / Diplom) noch Realität war, können sich viele nicht mehr vorstellen.
Das es unseren BA-Studenten an Kraft fehlt, dies überhaupt als Missstand wahrzunehmen, geschweige denn dagegen aufzubegehren, ist zwar wahr, war jedoch nicht Kernthema Deines Artikels, oder doch?
Hmh, es schwingt grundsätzlich eine Arroganz mit:
Warum begehrt ihr nicht auf? Eine Änderung wird für mich nicht relevant sein.
Nachfolgegenerationen? Es liegt an den Instituten und die Wissen was falsch läuft. Die nächste Prüfungs-/Studienordnung wird besser aussehen – dafür haben die FSR die Beschwerden weiter getragen.
Warum nicht die Politik? Es ist unmöglich das aufzuhalten (meiner Meinung nach) man kann es nur besser machen.
Was ist das tatsächliche Ärgerliche am Bachelor? Das man nach dem Grundstudium eine Note kriegt, die für das weitere Vorkommen verdammt wichtig ist. Ein weiterer Unterschied besteht zum Magister eigentlich nicht. Niemand sagt das man den Bachelor in 6 Semester fertig haben muss – genauso wenig wie den Magister nach 9.
Wichtige Veränderungen wären: Master Plätze für alle Absolventen und dann die Entwicklung beobachten – höchstwahrscheinlich wird sich das links und rechts gucken bzw. die Auslandsaufenthalte im Master vermehren. Ich würde dazu gerne eine Studie sehen zum Thema "Auslandsaufenthalte der Magister-/Diplomstudenten im Grund- und Hauptstudium"….
Warum bist du nicht beider Diskussion? Ich studiere Bachelor und habe keine Zeit! 😀
"Niemand sagt das man den Bachelor in 6 Semester fertig haben muss"
doch, das "niemand" kannst du durch "das bafög-amt" ersetzen! für bachelor-studenten, die ein auslandssemester machen, ist es beinahe unmöglich in der regelstudienzeit zu bleiben. alle meine bekannten, die das getan haben, müssen ein semester länger machen, weil ihnen hier nich alles anerkannt wurde.
dass man wegen ein-zwei verhauenen prüfungen möglicherweise das studium abbrechen muss, weil das bafög-amt dann (spätestens im 5.sem.) den hahn zu dreht, verleitet zu folgendem fazit: studienabbruch mangels studienfinanzierung! womit man wieder beim thema wäre: bildung sollte keine frage des geldes sein…
@admins: hier gibt es irgendwie n problem mit den Kommentaren… Zeigt nur 5 und sagt da sind 7… und frisst mein Kommentar…
Wie ist denn die Finanzierung bei Lehramt/Magister/Diplom? Gibts es gegenüber Bachelor ne Ungleichbehandelung? Wenn ja ist das im höchsten Maße zu kritisieren. Ist es aber
Ich kann nur von dem Greifswalder B.A. Modell reden: Es ist ein Grundstudium, da man mit GS 3 Fächer hat. Wie viele Lehramt/Magister/Diplom gehen im Grundstudium ins Ausland?
Das Anerkennungsproblem gab/gibt es, soweit ich weiß, auch bei den alten Studiengängen. Das ist zwar auch ein Problem und das gilt es zu beheben, war vorher aber auch schon da.
Das Bachelor System erfüllt auf jeden Fall nicht die Zielsetzung des vereinfachten Auslandsaufenthalts. Wenn der Master das ausgleichen könnte (hier setzt meiner Meinung nach das tatsächliche über den Tellerrand gucken ein – jedenfalls hoffe ich das) würde es anders aussehen. Wichtig ist in erster Linie, dass jeder Bachelorabsolvent eine Mastergarantie bekommt (einige Unis machen das wenigstens für die eigenen Studierenden). Dadurch könnten die, die einen erweiterten Abschluss machen wollen, aufhören sich um die beste Note zu bemühen. Wäre schon mal was.
Seltsam nur, dass der einzig spürbare studentische Protest gegen die Bologna-Reform von Studierenden kommt, die laut HoPo-Referent linksextrem sind..
Meine Meinung zum Extremismusbegriff, den du debattieren willst, das Ergebnis dieser Debatte (nämlich das du an dem Begriff festhalten willst) aber schon vorwegnimmst, zur Doppelseitigkeit der Aufklärung, dazu, dass es Fakt ist, dass es Studierende gibt, die du als "Extremisten" bezeichnest (es also nicht obsolet ist) lass ich jetzt mal weg. Ganz zu schweigen das die Kommentarspalte des webmoritz so oder so keine geeignete Plattform ist, Themen inhaltlich zu diskutieren. Das du mich und andere als Idioten und Ewiggestrige betitelst, nun, kann ich mit leben. Alles weitere nicht hier.
"Seltsam nur, dass der einzig spürbare studentische Protest gegen die Bologna-Reform von Studierenden kommt, die laut HoPo-Referent linksextrem sind.. "
Das ist Quatsch! Protest (und Randale wie es der Bildungsstreik 2009 will) bringt nichts. Das Rad des Bologna-Prozesses lässt sich nicht zurück drehen! Stattdessen sollte und muss gestaltet werden. Das können Fachschaften an ihren Instituten, studentische Fakultätsräte sowie studentische Senatoren jeweils in den zuständigen Kommissionen. UND SIE MACHEN ES!
Alle drei leben jedoch vom Input der Betroffenen. Wenn keiner jammert, kann auch nichts verbessert werden!
Geb ich dir recht.
Leider habe ich keine persönlichen Vergleichswerte aus dem Magister (also wenn wir hier überhaupt immer vergleichen wollen oder mal grundsätzlich sagen was jetzt falsch ist und was früher auch schon falsch war). Daher meine Frage: Wenn der Magister über die Regelstudienzeit hinausschießt bekommt er dann noch bafög?
Hier in Greifswald haben wir als B.A.s nochmal ne besondere Situation: Es ist durch 3 Studiengeänge (2 + GS) nur ein Grundstudium! Bringt es überhaupt etwas im Grundstudium ins Ausland zu gehen? Wurde das bei den alten Studiengängen oft gemacht? Macht man das jetzt nicht nur, weil man vielleicht kein Master macht/machen kann?
Studienfinanzierung ist für mich (besonders in Greifswald) aber ein anderes Problem, das nicht nur Bachelor/Master betrifft, sondern jeden Studierenden. Haben Lehrämter auch spezielle bafög Vorgaben? Darf das bafög Amt überhaupt Bachelor/Master gegenüber andere Studiengängen anders behandel?
Gibt ja leider wenig Experten, die auf allen Gebieten Erfahrungen haben.
Der Magister ist (war?) generell flexibler. Da hast Du eine bestimmte Anzahl an Scheinen machen müssen, aber niemand hat Dir vorschreiben wollen, in welcher Zeit oder in welchem "Modul" du die zu machen hast. Module gabs nämlich gar nicht…
Man konnte auch schon im Grundstudium Scheine aus dem Hauptstudium machen, und auch eine "Anwesenheitspflicht" für Vorlesungen gab es nicht…
Bafög war i.d.R. so gegliedert: Im vierten Semester musstest Du nachweisen, dass Du Dein Grundstudium geschafft hast. Falls Du das nicht geschafft hast, wurde erst weitergezahlt, wenn Du Deine Zwischenprüfungen alle abgelegt hast. Danach wurde dann praktisch bis zum Ende der Studienzeit weitergezahlt – vorausgesetzt Du bleibst einigermaßen im Rahmen Deiner Studienleistungen. Zumindest bei mir wurde das aber nicht kontrolliert.
Dadurch dass Haupt- und Grundstudium vereint waren, war es einfacher z.B. nach dem fünften Semester für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Auslandsbafög und flexiblen (weil vom Institut selbst gemachten) Anrechnungsmöglichkeiten sei dank! Irgendwelche "Arbeitstunden"-Punkte gabs nicht…
Last but not Least: Durch die "Einheit" von Grund- und Hauptstudium haben nicht so viele Leute Greifswald dem Stadt den Rücken gekehrt…
Über die Flexibilität lässt sich glaub ich tatsächlich streiten: In Geschichte hast du zwar vorgegebene Module (Modul = Einführungs VL oder X-beliebige VL im Fachbereich + Seminar im Fachbereich [+Seminar/Übung…]), aber die kannst du dir auch zurecht stückeln wie du lustig bist (das Institut ist das sehr flexibel). In PoWi funktioniert das nicht so gut, allerdings hatte ich bis dato auch nur Einführungsvorlesungen – bei Seminaren kannst du jedes Semester zwischen 3-5 verschiedenen Themen wählen (nicht viel, aber es gibt eine Wahl) bzw. auch alle besuchen. Es gibt auch keine Zeitvorschrift. Aber es gibt Module die aufeinander aufbauen, d.h. du kannst das eine erst machen wenn das andere bestanden wurde. Anwesenheitspflicht gibt es beim Bachelor eigentlich generell nicht (jedenfalls nach meinem Kenntnisstand)! Dafür gibt es ja die Prüfung. So war es – glaube ich – gedacht, nur die Dozenten setzen das nicht um. In VL gab es bei mir noch nie eine Anwesenheitsliste, nur Übungen und Seminaren.
Ich denke das man im Grundstudium des Magisters auch verpflichtet war mindestens eine VL von irgendeinem Fachbereich zu besuchen oder so.
@bafög: da würde ich jetzt gerne mal n Experten hören. 4. Semester Grundstudium geschafft = 120 ECTS
Ich hab schon ein Semester etwas anderes studiert und kein bafög beantragt. Dieses Semester wird mir abgerechnet, obwohl ich nix gekriegt habe. Kann auch sein, dass die Regeln sich allgemein verschärft haben.
Hört sich auf jedenfall (für mich 😉 komisch an, dass du über die Regelstudienzeit hinaus weiterhin Bafög bekommst (jetzt mal von Tätigkeitsnachweisen etc abgesehen).
Ich möchte den Bachelor gar nicht verteidigen, aber es existieren viele Vor-/Fehlurteile, die einer vernünftigen Diskussion im Wege stehen.
In der Geschichte B.A. ist man auch einigermaßen flexibel, was die Wahl und die Zeit der Module angeht. Man braucht zwar das Einführungsmodul für die Basismodule (vier Module, flexibel anordbar) und die Basismodule für die Aufbaumodule. Das geht also.
Und für das BAFöG-Amt braucht man nach dem vierten Semester auch einen Leistungsnachweis.
"@admins: hier gibt es irgendwie n problem mit den Kommentaren… Zeigt nur 5 und sagt da sind 7… und frisst mein Kommentar… "
<< Ja – Intensedebate ist ein externer Service und scheint zurzeit wieder etwas überfordert zu sein… Manchmal dauert es etwas bis Kommentare angezeigt werden. Manchmal landen sie aber auch in unserer automatischen Spam-Liste. Wir schalten sie dann asap frei!
Die Gleichsetzung BA = Grundstudium ist etwas schief, u.a. da der BA 6 Semester geht, die Zwischenprüfung aber nach 4 Semestern erfolgt. (und andersrum der MA 4 Semester hat, während das Hauptstudium 5/6 Semester hatte).
Die Flexibilität ist in der Tat unterschiedlich stark vorhanden bei den BA-Studiengängen. Die Auswahl bei der PoWi eher selten bei 5 Seminaren, BRD-System und Internationale Beziehungen z.B. hatten zwar je 2 Seminare zur Auswahl, aber keine inhaltlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Seminaren – im Gegensatz dazu war es beim Magister möglich, innerhalb des Teilbereichs (in der PoWi halt die 4 Richtungen Theorie, Vergleichende, Internationale Politik, BRD-System) jedes Seminar frei zu wählen, teilweise bot ein Seminar sogar Möglichkeiten zur ANrechenbarkeit in unterschiedlichen Teilbereichen.
Generell muss man bei der Bologna-Reform glaube ich mehrere ineinandergreifende Veränderungen unterscheiden. Umstellung auf das 2-stufige Ausbildungssystem, Modualisierung, Verschulung, Stoffverdichtung fallen mir da spontan ein. Größte Probleme finden sich meiner Meinung nach bei der BAFöG-Problematik (das jede Mikromodulprüfung des 1.-4. Semesters geschafft sein muss am Ende des 4. Semesters, da es sonst kein Geld mehr gibt), die Verschulung und Stoffverdichtung, die meiner Meinung nach zu oberflächlicherer Beschäftigung mit dem Stoff führt (jedenfalls ist das meine Erfahrung aus dem Vergleich von Magister- und Bachelor-Seminaren), die schwierige Anrechenbarkeit von Auslandssemestern (durch die ECTS- und Fachbereichseinschränkung ist es gerade bei einem 2-Fach-BA sehr schwer, nicht in Rückstand zu geraten) sowie der höhere psychische Druck (durch BAFöG, Notenrelevanz aller Klausuren, Angst, dass die Note nicht für einen Master-Platz reicht, sowie die implizite Vermittlung, dass der BA in 6 Semestern geschafft werden muss, selbst wenn man nicht BAFöG-Abhängig ist). Verschulung, Verdichtung und Druck führen dazu, dass das Studium weniger als interessengeleitete Selbstentfaltung der intellektuellen Bedürfnisse wahrgenommen wird, als vielmehr als Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahme – was mittel- bis langfristig der Wissenschaft und der Gesellschaft schadet, kurzfristig schon dem Niveau der Lehre (das ja nicht nur von Dozierenden, sondern auch von den Studierenden abhängt)
Zur Gleichsetzung: Beim Magister hattest du Haupftfach und 2 Nebenfächer. Bei BA hab ich 2 voller Fächer und General Studies, die eigentlich ein drittes Fach darstellen. Daher rührt meine Behauptung Grundstudium = Bachelor, theoretisch hätte ich ja sonst innerhalb von den ersten 4 Semester 2 Fächer im Grundstudium abgeschlossen.
Das die Magister Seminare geiler sind kann auch daran liegen, dass es vielleicht nur noch höher semestrige Magister gibt – die Seminare also auch besser sein müssen. Hier wäre es interessant, ob Magister im 3. Semester bessere Seminare besuchen als Bachelor im gleichen.
Ich habe bei IP 4 verschiedene Seminare zur Auswahl. Bei Vergl. sinds grade mindestens 3. Letztes Jahr bei Theorie waren es auch mind. 4…
Aber aufjedenfall ist Powi da sehr streng, was auch daran liegt, dass es ein kleines Institut ist. Bei geschichte ist es möglich, nordische Geschichte zu machen und dort eine Hausarbeit im Mittelalter zu schreiben…
Herr Schanné erwähnte gestern Abend, dass die höhere Mobilität was das Ausland betrifft vor allem damit erreicht werden sollte, das man in einem Land Bachaleor macht und im anderen Land dann seinen Master.
Wenn man es sich leisten kann, dann wurde auch gesagt, das man sich durchaus die Zeit für ein oder zwei Semester mehr beim Bachelor leisten sollte. Das wird auch von Firmen nicht kritisch gesehen – wenn man dafür mit Auslandpraktika, etc punktet.
Desweiteren war es von der Politik keineswegs vorgegeben ein 6 – 4 System zu schaffen. 7 -3 und 8 – 2 wären auch möglich gewesen (also Semester Bachelor – Master).
Deshalb bin ich da mit den Universitäten durchaus kritischer: vieles liegt auch bei denen in der Verantwortung – gerade was die Prüfungen betrifft – das klang gestern Abend auch an, ebenso die Hochschullehre. Der Prorektor siganlisierte in diesen Punkten auch, dass sich da die Professoren weiterentwickeln müssen.
Ich zum Beispiel muss in sehcs Semestern B.A. Teilstudiengang Wirtschaft nur schriftliche Prüfungen schreiben – kein Plitiker schreibt das vor, das tut die Prüfungsordnung.
Ich nehme aber mal an, das da noch ein schöner Artikel vom moritz dazu kommen wird 😉
Zu guter letzt noch, die Aussage, das das "Bildungsstreik2009"-Bündnis Randale will, da hätt ich gern ne Quelle zu. Auf der Seite des Bündnisses findet sich kein derartiger Aufruf (und wenn ich es richtig überblicke auch kein Aufruf zu Zivilem Ungehorsam, wobei ich annehme, das unter dem Label symbolische Besetzungen öffentlicher (universitärer) Gebäude stattfinden, die potenziell strafbar sein können). Ich zweifle auch stark an, dass Gewerkschaften oder Gewerkschaftsgliederungen, Attac, Jusos, Linksjugend/Solid oder Grüne Jugend zu "Randale" aufrufen oder sich daran beteiligen.
Die Erwähnten obigen Probleme am BA/MA-System jedenfalls lassen sich nur sehr begrenzt auf universitärer Ebene lösen – daher ist es meiner Meinung nach sinnvoll und notwendig, Protest an die politischen Akteure auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene zu addressieren.