Ein Bericht über den Festakt zum Unijubiläum am 17. Oktober

Sie kamen spät, doch dafür gemeinsam. Um kurz nach zehn bogen am 17. Oktober die schwarzen Limousinen von Königin Silvia von Schweden, Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Harald Ringstorff in die Domstraße ein – zwanzig Minuten später als eigentlich vom Protokoll vorgesehen. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Köhler, dessen Helikopter am Universitätsklinikum landete, länger gebraucht haben als geplant und auch der Tross aus Polizei und Personenschützern hat wohl nicht den direkten Weg zum Hauptgebäude genommen.

Erwartet wurden die hohen Gäste dort von Rektor Rainer Westermann sowie Oberbürgermeister Arthur König, die nach einer herzlichen Begrüßung gemeinsam mit ihren Gästen kurz im Hauptgebäude verschwanden, von wo sich um 10.15 Uhr der Festzug, angeführt von Zeremonienmeisterin Stefanie Hennig, zum Dom in Bewegung setzte. Königin Silvia schien hier ein Heimspiel zu haben, waren doch viele blau-gelbe Fahnen am Straßenrand zu sehen. Die Verbindung zum skandinavischen Nachbarn ist eben eng.
Kurz vor halb elf betraten die Königin, der Bundespräsident und seine Frau, gefolgt von Harald Ringstorff, Rektor Rainer Westermann, den Dekanen und weiteren Ehrengästen den Dom und schritten den Mittelgang entlang in Richtung Hochaltar. Gegen 10.30 Uhr begrüßte der Rektor die Gäste und dankte in seiner Rede allen, die die Feierlichkeiten zum Jubiläum möglich gemacht hatten.
Der Rektor bestärkte in seiner Rede den hochschulpolitischen Kurs in Richtung einer Fächerkonzentration und sprach sich gegen den Rückzug des Bundes aus der Mitverantwortung für die Hochschulen aus.

Begeisterter Bundespräsident

In der anschließenden Ansprache Horst Köhlers ging es nicht nur um die Bedeutung einer so traditionsreichen Universität wie der Greifswalder Alma Mater, sondern auch um das besondere Flair Greifswalds mit seinen Studenten, das diese Stadt erst lebenswert mache.
Der Bundespräsident zeigte sich begeistert über die hervorragenden Studienbedingungen und die praxisnahe Ausbildung. „Ich weiß um die schwierige Kassenlage der Länder“, so der Bundespräsident. Umso mehr befürworte er die „Bündelung der Ressourcen“ und die Profilbildung, wie sie in Greifswald geschehe.

Gegen 10.45 Uhr stimmte das Universitäts-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Harald Braun „Gloria“ aus Mozarts Krönungsmesse an.
Eine besondere Würdigung erhielt im Anschluss Prof. Dr. Dr. h.c. Bertold Beitz von der Medizinischen Fakultät. Anlässlich seiner herausragenden Verdienste um die Universität Greifswald wurde sein Ehrendoktorgrad von 1983 erneuert. Sein beachtenswerter Lebenslauf umfasst unter anderem das Engagement für Juden während des Zweiten Weltkrieges, den Aufstieg im Krupp-Konzern, die enge Zusammenarbeit mit Willy Brandt und auf regionaler Ebene die Errichtung des Alfried-Krupp Wissenschaftskollegs in Greifswald, die Einweihung der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie und weitere Projekte. Um ihren Mäzen gebührend zu ehren, ließ die Universität eine Jubiläumsmedaille aus Gold anfertigen, die ihm im Rahmen des Festakts überreicht wurde.
Einen geschichtsträchtigen Blick in die vergangenen Festakte warf der Jubiläumsbeauftragte Professor Spieß in seiner anschließenden Rede. Dabei ging er bis zum Alten Testament zurück, wo die Wurzeln der Gedenktagsfeiern liegen.
Unterhaltsam schilderte Spieß die Höhen und Tiefen, die die Universität Greifswald in 550 Jahren durchlaufen hatte, und erläuterte die Entwicklung der Hochschule von der ersten Stunde an bis zu ihrem heutigen Dasein. Resümierend endete er mit dem Satz: „Von den Wogen der Zeit geschüttelt, wird die Universität Greifswald doch nicht untergehen“.

Gott war dabei

Gegen 11.25 Uhr begann der ökumenische Gottesdienst, der von Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky eröffnet und gemeinsam mit Bischof Hans-Jürgen Abromeit abgehalten wurde. Kirchenmusikdirektor Professor Jochen A. Modeß begleitete den Gottesdienst musikalisch. Universitätsprediger Michael Herbst las aus dem Lukas-Evangelium, Vaterunser und Segen beendeten den Gottesdienst um zehn nach zwölf. Die Anwesenden erhoben sich, und die Ehrengäste schritten den Mittelgang entlang aus dem Dom in Richtung Aula.

Ein weiterer Höhepunkt

Dort ging es festlich weiter, war die Wiedereröffnung der barocken Aula im frisch renovierten Haupt-gebäude doch einer der Höhepunkte des diesjährigen Jubiläums. Erstmals wurde sie an diesem Tag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zur feierlichen Übergabe sprach Rektor Rainer Westermann über den skandinavischen Schwerpunkt der Uni und die Verbundenheit mit Schweden. Leider übernahm Königin Silvia nicht wie geplant das Wort, und so stieß der Rektor mit der Königin, dem Bundespräsidenten und dem Ministerpräsidenten auf die neu eröffnete Aula an. Anschließend fanden in lockerer Runde Gespräche statt.

Viel Zeit blieb jedoch nicht, stand doch als nächstes das Festessen im „Le Croy“ auf dem Programm. 100 geladenen Ehrengäste, unter ihnen die Rektoren verschiedener Partneruniversitäten, die Ehrendektoren der Greifswalder Hochschule Michael Otto und Berthold Beitz, die Botschafter Schwedens und Lettlands sowie Erbprinz Rudolph von Croy hatten sich im Lichthof des Pommerschen Landesmuseums eingefunden, um sich von Sternekoch Stefan Frank verwöhnen zu lassen. Dieser hatte in die regionale Küche geschaut und so wurden Boddenzander mit Flusskrebsen auf geschmortem Fenchel und Krustentierjus und Pommerscher Rehrücken auf Petersilienwurzel serviert. Zum Nachtisch gab es Tarte und Sorbet von der Gartenzwetschge auf Mandel Vanillesauce. Um den Hungrigen das Warten nicht allzu lang zu machen, schränkte sich Ministerpräsident Harald Ringstorff in seiner Tischrede ein und stieß auf das Wohl der Universität sowohl auf schwedisch als auch auf deutsch an: „Skål und zum Wohl!“

Nach dem Essen stand um 15 Uhr der letzte Punkt auf dem offiziellen Programm. Königin und Bundespräsident trugen sich nacheinander ins Goldene Buch der Stadt Greifswald ein. Dieses wurde aufgund der hohen Gäste extra ins Museum in der Rakower Straße gebracht. „Silvia“ stand da bescheiden-schüchtern auf der großen weißen Seite und auch Horst Köhler hinterließ nicht mehr als seine Signatur. Noch ein kurzes Händeschütteln mit Bürgermeister und Rektor und schon befanden sich die beiden Staatoberhäupter auf dem Weg zu ihren Limousinen. Draußen wartete die Menge, doch so schnell wie sie gekommen waren, verschwanden Silvia und Köhler auch wieder. Fast so, als wären sie niemals da gewesen. Hat sie jemand in Greifswald gesehen?

Geschrieben von Katarina Sass, Kai Doering