Senat: Transparenz-Debatte geht in die nächste Runde

Eine Woche vor Beginn der Senatswahlen hat der studentische Senator und neuerliche Senatskandidat Sebastian Jabbusch am vergangenen Sonntag eine Pressemitteilung herausgegeben, in der er behauptet, der Senat erhöhe mit einer seiner jüngsten Maßnahmen die eigene Intransparenz, anstatt sie abzubauen. Konkret geht es um einen Beschluss im Kontext der Senatsentscheidung, in Zukunft die Senatsunterlagen hochschulöffentlich im Uni-Intranet zur Verfügung zu stellen. Diese Entscheidung war bereits im Sommer getroffen worden, sie wurde allerdings bisher noch nicht umgesetzt.

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Sebastian Jabbusch

In der Dezember-Sitzung beschloss der Senat allerdings eine Änderung der Geschäftsordnung, auf die Jabbusch in seiner Pressemitteilung Bezug nimmt. In der Änderung heißt es, dass diejenigen Studenten vom Zugang zu den Unterlagen ausgeschlossen werden können, die diese unbefugt Dritten zugänglich machen. Im Klartext: Wer die Senatsunterlagen heraus gibt, kann mit dem Entzug auf die Daten bestraft werden. Der Zugriff auf die Daten soll mit Nutzername und Passwort erfolgen.

Sebastian Jabbusch findet das falsch und droht an – sollte es tatsächlich zu derartigen Sperrungen kommen – alle Unterlagen privat im Internet zu veröffentlichen. Er hat als Senator derzeit vollständigen Zugriff auf die Unterlagen. Dieser kann ihm auch durch die neue Regelung nicht entzogen werden, weil Senatoren davon ausgenommen sind. Eine von ihm per Twitter verbreitete gegenteilige Behauptung ist falsch. Jabbusch fordert außerdem, dass alle Unterlagen “rückwirkend bis mindestens 1. Februar 2003 – dem Amtsantritt des jetzigen Rektors – online gestellt werden.” Andernfalls wolle er diese ebenfalls selbst veröffentlichen. Dieses Ultimatum läuft bereits am 1. Februar 2009, also bereits nach der nächsten Senatssitzung, aus. (mehr …)

Senat: Drei studentische Anliegen werden umgesetzt

von Carsten Schönebeck und Gabriel Kords

Die gestrige Senatssitzung dürften die studentischen Senatoren wohl als besonders konstruktiv in Erinnerung behalten. Zum einen brachten sie mehrere eigene Anträge ein und zum anderen wurde diesen Anträgen in weiten Teilen auch entsprochen. Damit hatten die Antragsteller selbst nach eigenem Bekunden nicht gerechnet.

Drei Anträgen wollen wir uns ausführlicher widmen: Zunächst gab es den Antrag der studentischen Senatoren, eine Arbeitgsruppe einzurichten, die sich mit der Frage einer Namensänderung der Universität auseinandersetzen soll. Dieser Antrag fand ebenso eine Mehrheit wie der Antrag des Senators Professor Jürgen Kohler und mehrerer studentischer Senatoren, zukünftig die Unterlagen für die Senatssitzungen vorab im Uni-Intranet zur Verfügung zustellen, damit sich auch Gäste auf Sitzungen vorbereiten können. Der Antrag, in dessen Erfolg auch Professor Kohler im Vorhinein kein großes Vertrauen gesetzt hatte, wurde von den Senatoren ebenfalls verabschiedet. Als drittes passierte ein Antrag des StuPa-Präsidiums den Senat, das diesen nach einem Beschluss des StuPa auf Initiative der Grünen eingereicht hatte und in dem die Einrichtung der Stelle eines Nachhaltigkeitsbeauftragten beschlossen werden sollte. Der Antrag wurde deutlich verkleinert: Der Nachhaltigkeitsbeauftragte wird eingerichtet, es wird aber keine neue Stelle dafür geschaffen.

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Senatsvorsitzende Professor Schafmeister

Ernst Moritz Arndt: Zügige Debatte, kaum Gegenstimmen

Die Debatte über den Antrag zu Ernst Moritz Arndt verlief konzentriert und zügig. Das war auch das erklärte Anliegen der Senatsvorsitzenden Prof. Maria-Theresia Schafmeister gewesen, die bereits vor der Debatte explizit darum gebeten hatte, keine ausufernde politische Debatte um den Namen Ernst Moritz Arndts zu führen. In der eingerichteten Arbeitsgruppe soll es darum gehen, ein Für und Wider der Namensablegung zu prüfen. Außerdem soll in anderen Schritten der rechtliche Rahmen einer Namensänderung abgesteckt werden. Der eingereichte Antrag kann auf der Homepage der Initiative “Uni ohne Arndt” eingesehen werden, der beschlossene Antrag weicht allerdings in verschiedenen Punkten davon ab. Diese Version wurde uns aber freundlicherweise von der Geschäftsführung des Senats zur Verfügung gestellt. Die AG “Uni ohne Arndt” schickte allerdings stattdessen heute kommentarlos die ursprüngliche Version des Antrags mit einer Pressemeldung herum.

Die Arndt-Aktivisten bewerten das erfolgreiche Passieren des Antrags, der übrigens von Christian Bäz, Paul Dederer, Fabian Freiberger, Sebastian Jabbusch, Thomas Schattschneider, David Stoffel, Wiebke Lücker und StuPa-Präsident Korbinian Geiger eingereicht wurde, als “Sensation”, so die Wortwahl von Senator und Arndt-Aktivist Sebastian Jabbusch. In einer heute herausgegebenen Pressemitteilung schreibt die Initiative unter anderem: (mehr …)

Hackfleisch-TV: In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?

Der Famila-Markt auf Sylt hat eine Wursttheke. Dort bietet man dem Kunden nicht nur Fleisch in allen möglichen Erscheinungsformen sondern auch “Hackfleisch-TV”.

Was zum Teufel ist das? Auf den ersten Blick scheint es sich dabei um eine sonderbare Ausdifferenzierung des althergebrachten Fernsehens zu handeln. Aber es ist mehr. Es ist die Liebeserklärung des Fernsehens an die Schlachtkammer. Es ist eine Art Liveübertragung genau jenes Geschehens, das sich abspielt, wenn das Hackebeil zum Einsatz kommt.

Da der normale Fleischfresser genau dieses Geschehen gar nicht mitansehen will bzw. kann, belästigt Hackfleisch-TV seine Zuschauer nicht mit Blutbächen und Knochenknacken, sondern zeigt nur und immer wieder, aber vor allem live, wie frisch doch alles ist – bei Famila. Dem erstaunten Kunden bleibt nur die mittlerweile fast alltägliche Frage: In was für einer Gesellschaft leben wir hier eigentlich?

Es ist also geschehen: Das Fernsehen hat sich in die letzte und intimste Zone der deutschen Gesellschaft vorgewurschelt: hinter die Fleischtheke. Diese ist nun live verbunden mit dem nicht minder heiligen Ort unseres ganzen großen Wurstlandes. Gemeint ist jene geheime Welt, die hinter den wurstverhangenen Kachelwänden liegt. Eine Welt, die dem Fleischlüsternen bisher nur durch seine eigene schmutzige Phantasie zugänglich war und durch die eine oder andere versteckte Kamera.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Nach den erschreckenden Bildern von essenden Fernseh-Reportern, die jeden Tag die gleiche Mahlzeit bestellten, um die am Tag zuvor mühselig in die nicht geschafften Steaks eingearbeiteten Holzstäbchen wiederzufinden. Und das nach all den Gammelfleischskandalen, deren Nachgeschmack kaum erst einem sauren Aufstoßen gewichen ist. Nach allen Querelen, die das Deutsche Fernsehen dem Deutschen Fleisch gemacht hat, hat es nun bei Famila beschlossen, dem Hackepeter die Haxe zu reichen.

Und das Produkt dieser jungen Liebe trägt den wohlklingenden Namen Hackfleisch-TV. Dass die Wahl nicht auf Wurst-TV fiel, liegt auf der Hand. Salami-TV klang derweil zu undeutsch für eine so deutsche Sache, wie die Wurst. Und da es bei Fleisch nicht nur um die Wurst geht, entschied man sich bei Famila nach langen Abstimmungsrunden für Hackfleisch-TV. Dann schickte man noch schnell einen Azubi in die Elektrogeräteabteilung, um den allergrößten Flachbildfernseher zu holen und schwuppdiwupp gab’s Hackfleisch-TV.

Seitdem leistet dieser merkwürdige Sender die Überzeugungsarbeit bezüglich Frische und Qualität. Hackfleisch-TV schafft Vertrauen, weil es auf einem Flachbildschirm erscheint. Überall gibt es sie schon, diese Riesen-Flachbildschirme, die Vertrauen schaffen. Der Bürger kennt das sehr gut, der Bürger vertraut dem Fernsehen. Darum sieht der Bürger ja durchschnittlich dreieinhalb Stunden am Tag fern. Das Fernsehen kümmert sich um die Talente, um die Sozialfälle, um die Bildung und um Kochrezepte. Der Bürger weiß das zu schätzen, dass sich jemand kümmert. Der Bürger vertraut dem Fernsehen und nun vertraut er zumindest bei Famila auch der Wurst.

Diese Art des Vertrauens zu schaffen, war den unterbezahlten Kräften – von Wurstfachkräften kann ja keine Rede mehr sein – schon lange nicht mehr möglich. Diese armen Würstchen werden nämlich so schlecht bezahlt, dass sie kaum mehr verantwortlich zu machen sind für ihrer Hände Arbeit. Ohne Verantwortung lässt sich aber kaum das bei Famila so dringend benötigte Vertrauen gewinnen. Vertrauen hat man hierzulande nur in jene, denen diese Verantwortung auch bezahlt wird. Diese Leute arbeiten übrigens nicht hinter der Theke oder in den Lokomotiven, sondern die sitzen auf Stühlen in Räumen, in denen man sich noch nicht einmal das Mittagessen selber holen, geschweige denn bezahlen muss.

Kurzum man hat auch hinter der Wursttheke erkannt, wozu das Fernsehen in der Lage ist. Den von ihrer fleischlichen Verantwortung enthobenen Mitarbeitern bleibt nur das Abwiegen und die ewig gleichen Fragen “Geschnitten oder am Stück” oder „Darf es ein bisschen mehr sein?”.

Manchmal aber, wenn wieder mal jemand ganz und gar gefesselt vor dieser Theke steht und nicht glauben kann, dass es Hackfleisch-TV tatsächlich gibt; wenn er sieht, wie das nur mit den saubersten Geräten gehandhabte Gehackte gerührt wird und wie ihn, den Käufer, dieses Gehackte dann selber ganz tief drinnen rührt und bewegt; dann kommt es vor, dass dieser Mensch ein Foto machen möchte, nur um später zu Hause begreifen zu können. Und genau dann sagt die Verkäuferin ihren dritten Standardsatz. Jenen Satz, der ihr erst vor kurzem vom Management empfohlen wurde auswendig zu lernen: „Fotografieren ist hier verboten!”

Und spätestens dann weiß man auch, was man bei Famila wirklich unter Transparenz versteht.

Autor: EdeWalletzky

Link: Hack-TV