150 Teilnehmer bei Demo gegen Rechts *update*

Aus ganz Mecklenburg-Vorpommern sind am Samstag Teilnehmer zur Demo gegen das “Fashion Store” angereist. In dem Bekleidungsgeschäft in den Bäckerwiesen wird unter anderem die rechte Modemarke “Thor Steinar” verkauft. Die Antifaschistische Aktion Greifswald (“Antifa”) hatte zu der Demo aufgerufen. Nach Schätzungen deren Sprechers Sebastian Schmidt nahmen circa 150 Personen an der Demonstration teil.

Gegen 15 Uhr startete der Demonstrationszug am Südbahnhof. Die Teilnehmer zogen zunächst durch Schönwalde und dann in Richtung des “Fashion Store”.

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Unmittelbar nach dem Start am Südbahnhof

Aus Greifswald steuerten unter anderem auch die Jusos und die Linke.SDS Transparente und Teilnehmer zu der Demonstration bei. Zu den weiteren Teilnehmern gehörte auch Matthias Gürtler, Pfarrer an der Dom-Gemeinde St. Nikolai. Er erklärte gegenüber dem webMoritz: “Wir haben in Greifswald, nachdem die rechte Bedrohung vor einigen Jahren sehr hoch war, inzwischen einen guten Stand erreicht. Inzwischen trauen sich die Nazis nicht mehr so oft heraus.” Daher heiße es jetzt: “Wehret den Anfängen.” (mehr …)

Demo gegen Nazimode in Greifswald am 7. Februar *Update*

demoflyer-grossFür den 7. Februar rufen linke Gruppen und die Antifa Greifswald zu einer großen Demonstration gegen den örtlichen Thor Steinar Laden auf.

Die Demo soll um um 14 Uhr am Südbahnhof unter dem Motto “Keine Geschäfte mit Neonazis – Tu Wat gegen Thor Steinar und rechten Lifestyle” beginnen (Der ganze Auruf hier).

Hintergrund für die Demonstration ist, dass in dem Geschäft “Fashion Store” im Greifswalder Gewerbegebiet die rechte Modemarke “Thor Steinar” verkauft wird. Die Inhaberin dieses Geschäfts, Mandy Constanze Schöndorf, stand schon letztes Jahr für den Verkauf dieser Kleidermarke in der Greifswalder Dompassage in der Kritik.

Damals verkaufte sie die Nazi-Kleidermarke im Herzen der Stadt und erregte damit sogar Protest aus dem Rathaus. Sowohl Bürgermeister König (CDU) als auch die Präventionsbeauftragte positionierten sich kritisch zum Laden und zum Verkauf der Kleidermarke.

Die Inhaberin wurde öffentlich aufgefordert, die Bekleidungsmarke aus ihrem Sortiment zu nehmen. Doch Mandy C. Schöndorf kam dieser Forderung nicht nach. Schließlich reagierte die Dompassage und lies den Vertrag mit dem Modegeschäft Ende November 2007 auslaufen.

Seit Juli 2008 sind der “Fashion Store” und auch die Modemarke nach Greifswald zurück gekehrt – diesmal an den Bäckerwiesen. (mehr …)

Vortrag zu “Thor Steinar” – *Update*: wird verschoben

War der typische Neonazi früher an einem kahlgeschorenem Kopf, Bomberjacke und Springerstiefeln zu erkennen, so hat sich der Dresscode der rechtsextremen Szene in den letzten Jahren einem Wandel unterzogen.

Thor Steinar Logo

"Thor Steinar" Logo

Die Mitglieder der Szene geben sich bürgernaher und verstecken ihre Botschaften nun subtiler im Bekleidungsstil. Mit diesem Wandel ist auch die Modemarke “Thor Steinar” verbunden. Kleidungsstücke, die auf den ersten Blick nicht als Ausstattung für Rechtsextreme in Betracht gezogen werden.

Thor Steinart bietet hochpreisige Artikel, die mit guter Qualität werben und professionell mit Bildern von coolen Snowboardern in Szene gesetzt werden. Und doch wird diese Marke hauptsächlich von Neonazis getragen. An dieser Stelle sei auf den weiterführenden Artikel “Des Nazis schicke Sportklamotte” aus dem Moritz Magazin (Dezmeber 2004) verwiesen.

Auch in Greifswald laufen Menschen mit “Thor Steinar” Bekleidung durch die Innenstadt, und  sitzen – das ist besonders erschreckend – in politikwissenschaftlichen Vorlesungen.

Im September 2007 wurde bekannt, dass das Geschäft “MCS-Fashionshore” in der Dompassage Artikel der Marke verkaufte. Dies sorgte für einige Diskussion in der Stadt. Der Laden schloß Ende November 2007 seine Tore. Seit Juli 2008 aber hat Mandy Schöndorf, die ehemalige Besitzerin des “MCS-Fashionshore”, wieder Produkte der Marke “Thor Steinar” in ihrem Geschäft “Fashion Store” an den Bäckerwiesen aufgenommen.

Zu diesem Thema veranstaltet das Koeppenhaus am Mittwoch, den 14. Januar um 19 Uhr (s.u.) den Vortrag “Der Nazis neue Kleider – die rechte Modemarke „Thor Steinar” und ihr Verkauf in Greifswald“.  Darüber hinaus empfiehlt sich die Lektüre der kritischen Auseinandersetzung “Investigate Thor Steinar” (PDF).

Termin: 14.01. (s.u.)
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: Spende
Veranstaltungsort: Koeppenhaus (Bahnhofsstraße 4)

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Tipp: Endstation Rechts hat auf die T-Shirt-Marke eine schöne Satire gestartet. Zu finden hier mit dem Namen Storch Heinar.

Update vom 14.1., 12:30 Uhr:

Wie heute bekannt wurde, muss der Vortrag wegen Krankheit der Referentin verschoben werden. Der neue Termin ist uns derzeit noch nicht bekannt – wir bemühen uns aber, ihn hier mitzuteilen, sobald wir davon Kenntnis erhalten.

Update vom 14.1., 21:30 Uhr:

Die Veranstaltung findet nun am kommenden Dientag, dem 20. Januar, um 19 Uhr
im St. Spiritus (Lange Straße 49/51) statt.

Des Nazis schicke Sportklamotte

Thor Steinar als Schafspelz junger Rechtsradikaler

Wer in Greifswald und auch sonstwo mit einem Quentchen Aufmerksamkeit unterwegs ist, dem fällt gelegentlich jemand in trendgemäßer Sportswear namens Thor Steinar (TS) auf. Wer es genau wissen will fragt sich dann, was das denn sei und warum diese Kleidung Embleme mit Maschinengewehren und Schriftzüge wie Hausbesuche zieren. Doch fällt das oft gar nicht groß ins Auge. Gerade diese Unauffälligkeit ist jedoch der Sinn der Sache, was auch die Gefährlichkeit von TS ausmacht.

Es handelt sich bei TS um einen nicht mehr ganz neuen Trend. Nazis verzichten auf das klassische, martialische Outfit von Bomberjacke und Springerstiefeln. Heutzutage kleidet Braun sich trendy. Antifas wurden so anfänglich nicht unbedingt aufmerksam, untereinander erkennt man sich aber als Gesinnungsgenossen.

Verkauft wird TS seit eineinhalb Jahren von der Firma MediaTex GmbH aus Zeesen südöstlich von Berlin, registriert auf einen Axel Kopelke. Der Vertrieb organisiert sich über die schicke Internetseite oder auch über Modeboutiquen, die sich nicht am Gesinnungsgehalt der Klamotten stören. Dieser ist nämlich hochbrisant. Das Logo setzt sich aus zwei germanischen Runen, der Tyr-Rune (Todesrune) sowie der Gibor-Rune (Wolfsangel) zu einer sogenannten Binderune zusammen.

Die Tyr-Rune war während der NS-Zeit im Zeichen der SA-Reichsführerschulen und der 32. SS-Division ?30. Januar? enthalten. Die Gibor-Rune wurde von der SS-Panzerdivision ?Das Reich? sowie von Nazi-Werwolfeinheiten und Sabotagegruppen am Ende des Zweiten Weltkriegs verwendet. Doch ist das Logo von TS auch in der Nachkriegsgeschichte nichts Neues – es ist fast deckungsgleich mit dem Symbol des rechtsextremen “Thule Seminar”, über das auch der Verfassungsschutz urteilte:

“Das Thule Seminar ist […] auf der Seite derjenigen Rechtsextremisten positioniert, die ihre Ablehung der Institutionen und Wertvorstellungen der demokratischen Verfassungsstaaten aggressiv und offen zum Ausdruck bringen”.

Der Markenname an sich, vor allem in Verbindung mit dem Namen einer Kollektionsreihe “Division”, wird als gezielte Hommage an den von Neonazis verehrten SS-General Felix Steiner verstanden.

Doch imagepolierende Kampagnen antirassistischen Inhalts wie von der britischen Marke “Lonsdale” sind von der MediaTex GmbH nicht zu erwarten. Zwar sagt Geschäftsführer Uwe Meusel (29) “Wir haben mit keiner Organisation auch nur ansatzweise etwas zu tun”. Doch Jonas Grutzpalk vom Brandenburger Verfassungsschutz weiß: Der Firma gehören Rechtsextremisten an.

Auf das Logo angesprochen antwortet Meusel:  “Unser Logo? Das ist ein T und ein S, in Runenschrift.” Und: “Warum fragen Sie uns nicht, wie viele Arbeitsplätze wir hier in Brandenburg geschaffen haben??” Fragt man ihn dann danach, antwortet er: “Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen.”

Er ist der Meinung: “Ich muss mich hier nicht distanzieren.” Auch der Anwalt der MediaTex GmbH verweist darauf, dass es nicht das Problem der Firma sei, wenn Leute, die mit der Verfassung Probleme haben, die Sachen tragen.

Klaus Parker, Jurist und Rechtsextremismusexperte, ist da anderer Meinung: “Im Gegensatz zu Lonsdale, die nichts dafür können, gehört Thor Steinar zu den Marken, die eindeutig für die rechtsextreme Szene produziert werden.”

Der Meinung schloss sich nun kürzlich auch die Staatsanwaltschaft Neuruppin an, die vor dem Amtsgericht Königs-Wusterhausen die Beschlagnahmung der Kleidung verfügte sowie jedem, der die Marke trägt, mit einem Strafverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen droht. (AZ 2.2 GS 594/04)

Dr. Gerd Schnittcher, Leitender Oberstaatsanwalt in Neuruppin, erhofft sich eine von diesem Urteil ausgehende Signalwirkung. Sie müsste eine Entscheidung vor einem Oberlandesgericht verursachen. Das Urteil eines Amtsrichters kann in der nächsten Instanz des deutschen Gerichtsweges leicht wieder aufgehoben werden. Außerdem ist das Urteil über dir Beschlagnahme von TS höchst umstritten.

Nachdem nun jedoch selbst die London Times auf das Urteil aufmerksam wurde, hat die MediaTex GmbH zwei Tage nach dem Urteil ?alle Händler aufgefordert, die Logos zu entfernen oder die Ware zurückzugeben?, so der Anwalt der Firma. Und weiter: “Aber ein neues Logo ist bereits in der Mache.”

Es bleibt also abzuwarten, was aus TS wird. Rechtsextreme sind kaum noch davon abzubringen, sich modebewusst und damit unauffällig doch füreinander erkennbar zu gewanden. Aufmerksamkeit empfielt sich unbedingt.

Geschrieben von Stephan Kosa