von Julia | 02.05.2010
Wie angekündigt fand am Freitag die Greifswalder Premiere von Mutter Courage und ihre Kinder statt. Das Stück von Berthold Brecht wurde 1941 uraufgeführt und spielt während des Dreißigjährigen Kriegs (siehe Wikipedia). Das Publikum wurde mit dieser Tatsache gleich zu Beginn konfrontiert, als die durch die Zuschauerraumtüren einfallenden Darsteller ihren Slogan proklamierten: „Gebt mir ein K!“, „Gebt mir ein R!“ usw. Etwas zögerlich kam die Reaktion aus der Menge, aber immerhin war die Aufmerksamkeit geweckt.

Frühstück im Krieg (v.l.n.r. Grian Duisberg, Eva-Maria Blumentrath, Hannes Rittig und Anja Taschenberg)
Die einzelnen „Bilder“ des Stücks werden jeweils im Chor durch die zwei Clowns eingeleitet. Diese Figuren (gespielt von Markus Voigt und Christian Holm) wurden von der Regisseurin Johanna Schall eingeführt und vereinigen zahlreiche militärische Figuren des Stücks, sie „bringen Konflikte, sie schüren Unfrieden, sie initiieren Störungen, sie haben Spaß.“.
Bei der Stralsunder Premiere (OZ-Bericht auf der Theater-Seite) fiel vor allem der schwäbische Dialekt von Mutter Courage und den drei Kindern auf. Dieser ist jedoch sehr verständlich und so gesprochen, wie sich „Neigschmeckte“ das vorstellen und wurde außerdem nicht durchgängig beibehalten. Der Zuschauer hat also keinerlei Verständnisschwierigkeiten zu befürchten.

Markt im Krieg (Hannes Rittig und Eva-Maria Blumentrath)
Die schauspielerischen Leistungen waren durch die Bank hervorragend. Ebenfalls hervorzuheben sind die zusammengewürfelt erscheinenden aber aussagekräftigen Kostüme, die die Zeitlosigkeit des Themas unterstützen. Natürlich durfte auch ein bisschen eingestreuter Humor nicht fehlen, der das ernste Thema ein bisschen auflockerte. Nach dem etwas abrupten Ende feierte das Publikum mit mehreren Minuten Beifall die Darsteller und Verantwortlichen des Stücks:
Inszenierung: Johanna Schall
Bühne: Horst Vogelgesang
Kostüme: Jenny Schall
Musikalische Leitung und Klavier: Andreas Kohl
Choreographie: Sabrina Sadowska
Dramaturgie: Catrin Darr
Wer sich selber ein Bild machen möchte, hat dazu noch vier Mal Gelegenheit:
Sonntag, 16. Mai, 16:00 Uhr in Greifswald
Samstag, 22. Mai, 19:30 Uhr, Stralsund
Sonntag, 6. Juni, 16:00 Uhr, Stralsund
Freitag, 18. Juni, 19:30 Uhr, Greifswald
Karten gibt es z.B. auf der Webseite des Theaters, telefonisch (57 22 224) oder an der Theaterkasse (Di–Fr 10–18 Uhr).
Fotos: Vincent Leifer Poster: Theater Vorpommern
von Julia | 29.04.2010
Am Freitag feiert Bertholt Brechts Stück Mutter Courage in Greifswald Premiere. Die titelgebende Mutter zieht während des Dreißigjährigen Krieges mit ihrem Wagen und ihren drei halbwüchsigen Kindern den Armeen nach. Sie lebt vom Krieg, und das nicht einmal schlecht. Da der Frieden der Händlerin die Existenzgrundlage entziehen würde, fürchtet die Courage ihn mehr als die Fortführung des Krieges. So lebt sie in einem fortwährenden Widerspruch: Einerseits glaubt sie, das Beste für ihre Kinder zu wollen, andererseits verliert sie ein Kind nach dem anderen an den Krieg. Zuerst zieht Eilif, ihr Ältester, als Soldat an die Front. Danach wird ihr Zweiter, Schweizerkas, gefangen genommen. Die Courage hat sogar die Möglichkeit, ihn freizukaufen, doch als Geschäftsfrau handelt sie so lange um die Höhe des Lösegeldes, bis es für den Sohn zu spät ist und er standrechtlich erschossen wird. Die Tochter Kattrin ist die Einzige, die im Wunsch nach Frieden lebt. Sie erfährt vom geplanten Überfall auf eine Stadt und warnt unter Einsatz ihres eigenen Lebens die Bürger vor der Gefahr …

Anja Taschenberg (Kattrin)
Die Inszenierung von Johanna Schall verspricht interessant zu werden, denn neben den obligatorischen Modernisierungen und Kürzungen, muss das Publikum mit der Sprache zurecht kommen. Wie der Bericht von der Stralsunder Premiere angibt (Kopie des OZ-Berichts auf der Seite des Theater Vorpommern), wird schwäbisch und sächsisch gesprochen.
Für die morgige Vorstellung gibt es leider keine Karten mehr, aber in zwei Wochen, am Sonntag, dem 16. Mai, um 16:00 wird das Stück noch einmal aufgeführt. Karten gibt es z.B. auf der Webseite des Theaters, telefonisch (57 22 224) oder mit ein wenig Glück an der Abendkasse.
Foto: Vincent Leifer. Poster: Theater Vorpommern.
von Carsten Schönebeck | 13.04.2010
Für alle jene die noch nicht wissen, wie sie ihren Mittwochabend verbringen wollen haben wir hier noch einige Vorschläge auf Lager. Greifswald hat an diesem Tag gleich mehrere viel versprechende Diskussionsveranstaltungen zu bieten. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) lädt zu einem Vortrag über den Rechtsextremismus in Osteuropa ein. Das Theater Vorpommern bietet eine Einführung in das zur Premiere anstehende Skandalstück „Zerbombt“ an in der Katholische Studentengemeinde spricht André Stiefenhofer über das Christentum in der Islamischen Welt.
Ungarn-Korrespondent spricht über Rechtsextremismus
Vergangene Woche erzielte die rechtsextreme Partei „Jobbik“ bei den ungarischen Parlamentswahlen ein Ergebnis von knapp 17 Prozent. Aus diesem Anlass lädt der Greifswalder AStA in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg Vorpommern zu einem Diskussionsabend mit dem Thema „Rechtsextremismus auf dem Vormarsch in Osteuropa“. Referent ist der dpa-Sonderkorrespondent Gregor Mayer der den Urnengang in Ungarn analysieren und neben Hintergrundinformationen auch Einblicke in die Neonazi-Struktur Osteuropas liefern wird.
Die Veranstaltung beginnt 19:30 Uhr im Konferenzraum des Universitätshauptgebäudes in der Domstraße (Eingang 2).
Theaterskandal jetzt auch in Vorpommern

Bei seiner Uraufführung in London 1995 löste „Zerbombt“ einen europaweiten Skandal aus. Das Stück der britische Dramaturgin Sarah Kane spielt in einem Hotelzimmer in Leeds während eines fiktiven Bürgerkriegs und handelt von extremen Misshandlung, Abhängigkeit und Demütigung unter den drei handelnden Personen. Die expliziten Darstellungen in Bild und Sprache führten zu einer breiten Diskussion in der Boulevardpresse genau wie in den Feuilletons renommierter Zeitungen. Die Bandbreite der Urteile reichte von Beschimpfungen als Perversität bis hin zu literarischen Auszeichnungen.
Die Inszenierung des Theaters Vorpommern wird am Donnerstag, dem 22. April in Greifswald Premier feiern. Regisseur Jan Böde stellt gemeinsam mit Dramaturgin Anja Nicolaus, dem Kostüm- und Bühnenbildner Dieter Böde und den Darstellern bei einer Premierenvorschau am Mittwoch, dem 14. April, um 18.00 Uhr im IKUWO in der Goethestraße 1 das Stück und sein Inszenierungskonzept vor.
Christenverfolgung in der Islamischen Welt
Mit dem Thema „Gewalt“ beschäftigt sich auch die Katholische Studentengemeinde (KSG) Greifswald an ihrem ersten Themenabend in diesem Semester. André Stiefenhofer, Mitarbeiter von „Kirche in Not“, berichtet über die Arbeit des päpstlichen Hilfswerkes gegen die in einigen islamischen Ländern stattfindenden religiösen Verfolgungen und die Arbeit der Kirchen in Ländern und Regionen mit geringem Anteil gläubiger Christen.
Der Vortrag beginnt um 20 Uhr in den Räumen der Studentengemeinde im Pfarrer-Wachsmann-Haus (Bahnhofstraße 15).
Bilder:
„Zerbombt“ – Plakatmotiv Theater Vorpommern
Logos – AStA Greifswald bzw. KSG Greifswald
Foto Startseite – Jenny Them via jugendfotos.de
von Gabriel Kords | 02.04.2010
Am kommenden Wochenende ist die Theaterproduktion „Caveman“ zu Gast in Greifswald. Am Sonntag, dem 4. April, und am Montag, dem 5. April beginnen die Gastvorstellungen des Theaters „Mogul“ jeweils um 19:30 Uhr im großen Haus in Greifswald.
Das Stück über „den modernen Höhlenmann“ dreht sich um Missverständnisse zwischen Männern und Frauen und wurde seit 1991 von mehr als 8 Millionen Menschen in 15 Sprachen gesehen. Das Theater Vorpommern preist es an als „Die Theater-Offenbarung für alle, die eine Beziehung führen, führten oder führen wollen.“ Der Hauptdarsteller des Abends ist Erik Schäffler. (mehr …)
von Julia | 09.03.2010
Einen Roman aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise während (nach?) der Finanzkrise auf die Bühne zu bringen, zeugt von Gespür für die Zeit. Oder von Humor. Oder von beidem. In Hans Falladas Kleiner Mann, was nun? wird der beschwerliche Weg des Buchhalters Pinneberg und seiner Frau Emma, genannt Lämmchen, aufgezeigt. Die zahlreichen Wendungen zum Guten und immer öfter zum Schlechten bringen Pinnebergs Rechtschaffenheit nicht ins Wanken, aber wird das ein gutes Ende nehmen? Hans Fallada (geb. 1893 als Rudolf Ditzen in Greifswald) schrieb dazu
Nun schön, man hat mir nicht nur Lobendes gesagt, man hat mich vor allem in vielen Briefen gefragt: Warum weißt du keine Antwort auf die Frage: Kleiner Mann – was nun? Ich weiß schon eine Antwort und ich habe sie auch hingeschrieben, meine Antwort heißt Lämmchen. Aber ebenso gut weiß ich, dass dies nur eine Einzelantwort ist, dass es keine Antwort gibt, die für alle gilt.
Aus dem Roman ein dreieinhalbstündiges Theaterstück zu machen, ist sicherlich nicht einfach. Ein Überbleibsel davon sind die eingeschobenen Beschreibungen der Figuren über ihre Gedanken und die Umgebung. Diese Einschübe wirken nie störend, sondern selbstverständlich und ermöglichen ein sehr reduziertes Bühnenbild, das nur aus einem sog. Plafond mit 16 Lichtfeldern besteht, die mit unterschiedlicher Beleuchtung die verschiedenen Stationen verdeutlichen.

Grian Duesberg und Eva-Maria Blumentrath und Ensemble
Auch für Heiterkeit wird gesorgt, wenn mehrstimmige Lieder vorgetragen werden und durch die zahlreichen Verkleidungen der Nebendarsteller, z.B. Markus Voigt als Mutter Mörschel oder Marco Bahr dessen Auftreten als Kleinholz an Ekel Alfred erinnert.
Die Inszenierung von Uta Koschel erfolgte in Kooperation mit Studenten des Caspar-David-Friedrich-Instituts in Form der begleitenden Ausstellung „O Lämmchen, was haben sie aus mir gemacht?“. Darin wird neben der Liebesgeschichte der zwei Protagonisten auch auf die aktuelle Finanzkrise Bezug genommen

v.l.n.r. Andreas Kohl, Eva-Maria Blumentrath, Lukas Goldbach, Markus Voigt, Jan Bernhardt und Grian Duesberg
Wer das empfehlenswerte Stück sehen möchte, hat dazu noch mehrfach Gelegenheit:
17. März, 18:00 Uhr, Greifswald, Großes Haus
21. März, 19:30 Uhr, Putbus, Theater Putbus
28. März, 16:00 Uhr, Greifswald, Großes Haus
3. April, 19:30 Uhr, Stralsund, Großes Haus
10. April, 19:30 Uhr, Stralsund, Großes Haus
Karten gibt es im Vorverkauf direkt beim Theater oder über die Webseite.
Fotos: Vincent Leifer