Wahlen und Berichte dominierten AStA-Sitzung

Die Auswertung der Wahlen und die Berichte der einzelnen Referenten beherrschten am Montag Abend die Tagesordnung des Allgemeinen Studierendenausschusses. Wahlleiter Stefan Damm berichtete: “Die Wahlen haben gut geklappt trotz zweimaligen Auszählens.” Zusammen mit Franz Küntzel, Referent für Hochschulpolitik, wurde evaluiert: So möchte Stefan Verbesserungsvorschläge zur Wahlordnung machen. “Ich bin auch zufrieden”, zog AStA-Vorsitzende Daniela Gleich ein positives Fazit der Wahlen.

Überarbeitung der General Studies in PhilFak

Bologna-Referentin Anne-Chstistin Schultz

Weiter ging es in der Tagesordnung mit den Berichten. Die Meinung der Studierenden zu General Studies in der Philosophischen Fakultät soll Bologna-Referentin Anne-Christin Schultz in Erfahrung bringen, so erzählte sie von einem Gespräch mit dem Studiendekan Professor Patrick Donges. Donges will an seiner Fakultät die General Studies überarbeitet sehen und dabei die Erfahrungen der Studierenden berücksichtigen. StuPa-Präsident Erik von Malottki ergänzte, dass dort die Rahmenprüfungsordnung geändert werde und wünscht: “Hoffentlich gelingt uns eine spürbare Weiterentwicklung”, womit er die Änderungen des Landeshochgesetzes meinte. Außerdem erzählte Erik noch, dass der Haushalt nur unter Auflagen genehmigt wurde.

Ökologie-Referentin Stefanie Pfeiffer berichtete von der Gründung einer Umwelt AG, die sich für Mülltrennung der Universität einsetzen möchte. Susann Schultz, Referentin für Studienfinanzierung, wies noch auf den Stiftungstag hin. Jens Pickenhan berichtete kurz aus der Fachschaftskonferenz, die vor der AStA-Sitzung stattfand. Dort habe es eine Debatte über die Zusammenlegung von Fachschaftsräten gegeben.

Landesastentreffen und Klausurtagung

Neben Wahlen und Berichten befasste sich der AStA noch mit einer Klausurtagung und einem Treffen des Allgemeinen Studieren Ausschüsse (Landesastentreffen) in Mecklenburg-Vorpommern. Letzteres soll am ersten Märzwochenende stattfinden. Als Themen nannte Franz Küntzel das neue Landeshochschulgesetz, Gleichberechtigung, Wahlsysteme, die Bologna-Reform und studentische Medien. Am Wochenende danach (13. März) will sich der AStA Greifswald auf Vorschlag von Daniela zu einer Klausurtagung treffen und eine Bewertung der aktuellen AStA-Struktur vornehmen. “Was kann man verbessern?”, brachte es Daniel Focke, Technik-Referent auf den Punkt, der auf einen “konstruktiven Tag” hofft.

Fotos: David Vössing

Fakultätsrat kippt Master-Hürde

Die Wege ins Master-Studium sind verschlungen, das Dickicht der Zulassungsbeschränkungen in Deutschland ist schwer zu durchdringen. In Greifswald kommt nun Licht ins Dunkel.

Dekan Professor Alexander Wöll bringt den Antrag in den Fakultätsrat.

Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät hat die Master-Sperre gestrichen. Bis jetzt mussten Studierende ihren Bachelor-Abschluss (BA) mit einer Mindestnote von 2,5 bestehen, um ein Master-Studium an der Greifswalder Uni aufnehmen zu können. Durch die Streichung der Zugangsnote als Voraussetzung, kann nunmehr jeder BA-Absolvent ein Masterstudiengang studieren. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hat es im Oktober vorgemacht.

Keine Überlastung durch Aufhebung der Master-Hürde

Hinter dem Antrag zur Änderung der Prüfungsordnung für die Master-Studiengänge steckt der hochschulpolitische Referent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Franz Küntzel und der Präsident des Studierendenparlaments Erik von Malottki. Da beide nicht antragsberechtigt sind, brachte der Dekan der Philosophischen Fakultät Professor Alexander Wöll den Antrag in den Fakultätsrat ein.

Der Studiendekan der Philosophischen Fakultät Professor Patrick Donges erklärte: “Momentan sind die Master-Programme in der Philosophischen Fakultät noch längst nicht ausgelastet.” Donges erteilte einem zukünftigen Überlastungsszenario eine klare Absage: “Das ist ein hypothetisches Problem. Meine Planungen erfolgen auf realistischen Zahlen. Aber notfalls mach ich auch ein Seminar mehr.”

Senkung des Standards schadet der Uni-Greifswald

Professor Philipp Harfst, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft, machte hingegen seine Bedenken gegen das “Absenken der Standards” deutlich. Es schaffe ein Signal nach außen, das Greifswald nun jeden Studierenden nimmt und somit sein Niveau senke. Harfst widersprach Donges weiter: “Bei einer künftigen Überlastung wird es mit einem zusätzlichen Seminar nicht getan sein. Andere Dozenten haben vielleicht nicht diese Kapazität.”

Professor Patrick Donges verteidigt den Antrag.

Harfst erklärte zur Auslastung: “Der Markt bringt momentan nicht genügend BA-Absolventen hervor, denn auch an anderen Orten sind die Master-Programme noch nicht ausgelastet. Erst ab dem Wintersemester 2011/2012 kann man es genauer abschätzen.” Ins selbe Horn stieß auch Ratsmitglied Professor Michael Soltau: “Das Aufheben der Zugangsnote wird zur Abwertung des Bachelor führen und den Master-Abschluss zum Regelstudium erheben.” Harfst unterbreitete ein Kompromissvorschlag. Er sprach sich für fachspezifische Zugangskriterien aus. Da der Geschäftsführende Direktor kein ordentliches Fakultätsratsmitglied ist, fand sein Vorschlag keine Berücksichtigung.

AStA begrüßt die Aufhebung der Master-Sperre

Auch der Stellvertretende Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider schaltete sich in die Debatte ein: “Es muss jedoch auch darauf geachtet werden, dass genügend Kapazitäten im Masterbereich vorgehalten werden, um allen Studieninteressierten auch einen Studienplatz zu ermöglichen. Sinnvoll wäre es jedoch gewesen, dass die an einem Masterstudienplatz Interessierten auch auf eine adäquate Bachelornote hingewiesen werden. Ein Absolvent mit 4,0 wird wohl kaum in der Regelstudienzeit seinen Master deutlich besser abschließen.” Schattschneider sprach sich ebenfalls für einen Kompromiss aus.

Am Ende stimmte eine deutliche Mehrheit von 16 Mitgliedern dem Antrag von Dekan Wöll zu. Lediglich drei Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme. Der AStA nahm die Streichung mit Freuden zur Kenntnis. “Der Beschluss zeigt, dass die Kritik der Studierenden am Bologna-Prozess durch die Fakultätsleitung und den Fakultätsrat ernst genommen wird und die Studierendenschaft ihren Teil zur Reform und Akzeptanz von Bologna beitragen kann”, sagte AStA-Vorsitzende Daniela Gleich.

Fotos: Marco Wagner (Wöll und Donges), Simon Voigt (Uni-Hauptgebäude), Maximilian Muehlens via jugendfotos.de (Uni-Abschluss)

500 gegen Tesch und für das Lehramt

Frederic Beeskow, "Alterspräsident" des StuPa, ruft zur Demo

Aus den zehn Bussen auf dem Parkplatz in der Nähe des Schweriner Schlosses strömen an diesem 8. Juli um zehn Uhr insgesamt 500 Menschen, um sich für den bevorstehenden Demonstrationszug und die anschließende Abschlusskundgebung zu sammeln.

Der Umzug führte durch die Innenstadt über den Marktplatz und anschließend zur Siegessäule vor dem Schloss. Unter den Demonstrierenden befanden sich nicht nur zahlreiche Studierende. Der Studiendekan Professor Patrick Donges war ebenso dabei, wie Professoren Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät und Heinrich Assel, Dekan der Theologischen Fakultät.

Zudem waren die Lehrenden aus dem Bereich Fachdidaktik des Historischen Instituts mit in die Landeshauptstadt gefahren, um gemeinsam mit den Studierenden ein Zeichen gegen die Pläne der Landesregierung zu setzen. Darüber hinaus waren zahlreiche andere Wissenschaftler der Theologischen und Philosophischen Fakultät unter den Demonstrierenden. Auch einige Rostocker Universitätsangehörige reisten nach Schwerin, um die Greifswalder Studierenden bei ihrem Anliegen zu unterstützen. Bereits gestern war eine Solidaritätskundgebung der Bildungsaktion Rostock eingegangen. Im Verlauf der Kundgebung wurde eine weitere Solidaritätskundgebung des AStA Neubrandenburg verlesen.

“MähklenBurk prauchd kaihne LäHra!”

Die Karawane setzt sich in Bewegung...

Während des Umzuges durch die Innenstadt vielen erneut die Forderungen: “Hopp, Hopp, Hopp Bildungsabbau Stopp!”. Es wurde gepfiffen, in die Vuvuzela und das Horn geblasen und für das Greifswalder Lehramt getrommelt.  Letzteres übernahmen Vertreter des Studententheater StuThe. Auf den Schildern und Bannern standen Losungen wie “Sterbehilfe ist verboten – auch für uns”, “Gegen Bildungsterrorismus”, “MähklenBurk prauchd kaihne LäHra!” oder “Bildung MV/ HGW – weiterdenken verboten!” Das Bildungsbündnis Greifswald war ebenfalls mit ihrem Banner “reclaim your education” dabei. Zwei Studenten mimte einen Sensenmann mit dem Gesicht des Bildungsministers Henry Tesch.

Die Abschlusskundgebung wurde von Thomas Schattschneider, Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaft, und Daniela Gleich, der amtierenden AStA-Vorsitzenden moderiert. Als erster Redner trat der SPD-Landespolitiker Mathias Brodkorb auf. Er warb für Verständnis der Studierenden gegenüber der Landesregierung. Andererseits hob er hervor, dass Rostock nicht über die Kapazitäten verfüge, alle Lehrerinnen und Lehrer im Land ausbilden zu können. Er forderte, dass Rostock und Greifswald in der Frage des Lehramtes gemeinsame Wege gehen sollten, anstatt sich zu spalten. Dass die Allgemeinen Studierendenausschüsse vor wenigen Tagen beschlossen, gemeinsam für den Erhalt des Lehramtes in Greifswald und für den Ausbau eines Zentrums für Lehrerbildung in Rostock zusammen zu arbeiten, wusste Brodkorb bis dato offenbar noch nicht.

Tesch stellt sich seinen Gegnern

Henry Tesch war ebenfalls auf der Kundgebung - hier eine Karikatur seiner selbst.

Bildungsminister Henry Tesch stellte sich – trotz Buh-und vereinzelten “Tesch muss weg”-Rufen –  ebenfalls den Demonstrierenden. Zunächst lobt er das Positionspapier der Greifswalder Studierendendenschaft zur künftigen Lehramtsausbildung an der Universität Greifswald. “Ihr Papier hat eine solche Qualität, dass ich es beiden Rektoraten empfohlen habe” meinte Tesch dazu. Anschließend redete er sehr viel über die Notwendigkeit einer Lehrerbedarfsplanung für das Land Mecklenburg-Vorpommern und dass es auch der Landesregierung um eine qualitative Verbesserung der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern gehe. Andererseits kritisierte er, dass in den vergangenen Jahren in Greifswald immer wieder betont würde, man wolle das Lehramt erhalten, andererseits jedoch bislang kein weiterer Ausbau der Fachdidaktiken erfolgte.

“Es gibt Sparzwänge vom Land, die dafür verantwortlich sind, dass Fachdidaktiken nicht weiter ausgebaut werden können” entkräftet Thomas Schattschneider die Kritik des Bildungsministers. Professor Roland Rosenstock, stellvertretender Senatsvorsitzender der Universität, unterstützt Schattschneiders Argumentation. Er verweist dabei auf die Argumentation der Regierung, die Universität wolle eine Profilierung auf Medizin und Naturwissenschaften. “Das Land hat den Abbau der Geisteswissenschaften betrieben, nicht die Universität! Weder das Rektorat, noch der Senat wollen eine Profilbildung auf Naturwissenschaften und Medizin” hob Rosenstock hervor. Er unterstrich besonders deutlich, dass die Zielvereinbarungen mit der Landesregierung von Seiten der Universität nicht unterschrieben würden, solange in diesem der Erhalt der Lehramtsstudiengänge nicht festgeschrieben sei.

Regierung hat “undurchdachtes, unrealistisches” bildungspolitisches Konzept

Kundgebung an der Siegessäule vor dem Schloss

Professor Assel, Dekan der Theologischen Fakultät sprach in Bezug auf die Pläne der Landesregierung von einem “undurchdachten, unrealistischen Konzept”, gegen welches die Teilnehmenden demonstrieren. Er rechnete vor, dass nach den Zielvorgaben des Landes bei einer Verlagerung des Lehramtes von Greifswald nach Rostock in der Stadt an der Warnow und deren Umland, dort Kapazitäten in Höhe von 180.000 Praktikumsstunden pro Semester vorhanden sein müssten. “Wo sollen diese Stunden in Rostock abgeleistet werden, wenn die Lehrerbildung dort konzentriert wird?” richtet Assel die Frage an die Landesregierung.

“Wir demonstrieren nicht nur für die Uni Greifswald. Wir demonstrieren für die Interessen künftiger Studierender, künftiger Lehrer und künftiger Schüler.” Für diese Worte erntete Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, breite Zustimmung durch Trillerpfeifen, Vuvuzelas, Rasseln und Applaus. Er wies in seiner Rede darauf hin, dass man durch die Partnerschaft mit Rostock das Lehramtsstudium in Greifswald erhalten wolle.

Cornelia Mannewitz, Dozentin am Institut für Slawistik, sprach als Vertreterin der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf der Kundgebung. Sie hält die Schließung des Greifswalder Lehramts für undenkbar. “Die Pläne des Landes sind inakzeptabel.”

“Wer sich Greifswald ohne Uni vorstellen will, braucht nur mal nach Anklam zu fahren” meint der FDP- Landes- und Greifswalder Kommunalpolitiker Sebastian Ratjen zum Thema.

“Wichtiger Tag für Lehrerbildung in Greifswald und Mecklenburg-Vorpommern”

Banner des Bildungsbündnis Greifswald (BBG)

“Die Demonstration wurde vom AStA sorgfältig und verantwortungsvoll vorbereitet. Sie haben versucht, alle anzusprechen. Jeder konnte sich angesprochen fühlen. Es war ein wichtiger Tag für die Lehrerbildung in Greifswald und auch in Mecklenburg-Vorpommern, weil nur durch beide Universitäten eine qualitativ hochwertige Lehrerbildung abgesichert werden kann” beurteilt Professor Franz Prüß, Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik in Greifswald, die Veranstaltung.

“Ich habe einen guten Eindruck von der Demo” meint Dr. Michael Gratz, Dozent für Neuere Deutsche Literatur am Germanistischen Institut. Die Demonstration sei publikumswirksam gewesen. “Wenn etwas publikumswirksam ist, ist es immer gut, weil dann die Politiker vorsichtiger in ihrem Handeln werden.” Zudem seien “viele Sachen, die heute gesagt wurden, nicht immer gesagt worden.”

„Die heutige Demonstration hat nochmals den Standpunkt der Greifswalder Studierendenschaft Nachdruck verliehen, dass eine zukunftsfähige Lehrerausbildung ohne unsere Universität nicht denkbar ist. Durch das Greifswalder Positionspapier haben wir Fakten geschaffen und nun liegt es an den Rektoraten in Greifswald und Rostock zusammen mit den beiden Studierendenschaften und dem Bildungsministerium ein zukunftsgewandtes Lehramtskonzept zu entwickeln” wird Daniela Gleich in der Pressemitteilung des AStA zitiert. Der Greifswalder AStA werde weiterhin gemeinsam mit Vertretern der Rostocker Studierendenschaft an einem “nachhaltigen Lehrerkonzept für das Bildungsland Mecklenburg-Vorpommern arbeiten.”

Galerien von der Demo:

Fotos: Marco Wagner (Einzelfotos), Patrice Wangen (obere Galerie), Gabriel Kords (untere Galerie)

Positionspapier mit mutigen Forderungen

Thomas Schattschneider stellte im Namen der Co-Autoren das Positionspapier zur Lehramtsausbildung vor

Am vergangenen Dienstag fand um 13 Uhr eine Pressekonferenz von Vertretern der Studierendenschaft statt. In dieser wurde das “Positionspapier der Greifswalder Studierendenschaft zur künftigen Lehramtsausbildung an der Universität Greifswald” vorgestellt.

Erarbeitet wurde das Skript von Mitgliedern eines studentischen Arbeitskreises. “Ausgehend von der gegenwärtigen Situation der ersten Phase der Lehrerbildung werden in diesem Positionspapier die Perspektiven der Lehramtsausbildung analysiert, politisch-pragmatische Leitlinien entwickelt und Handlungsnotwendigkeiten abgeleitet” heißt es im Geleitwort der Schrift.

Thomas Schattschneider, Vertreter der Landeskonferenz für Studierende, präsentierte im Namen der übrigen Autoren die Schrift. Sowohl innerhalb der Studierendenschaft, als auch unter den Wissenschaftlern stieß das Dokument auf positive Resonanz.

Studierende sollen auf politischer Ebene aktiv werden

“Das ist wirklich ein ausgezeichnetes, fundiertes Papier, welches die Studierendenschaft hier vorgelegt hat”, lobte Geologieprofessorin Maria-Theresia Schafmeister, Senatorin der Universität, die Publikation. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Schrift innerhalb des Senats besprochen wird.

Studiendekan Professor Patrick Donges stärkte den Verfassern der Schrift ebenfalls den Rücken. Die Argumentation der Landesregierung sei nicht schlüssig. So kritisiere das Land beispielsweise immer wieder die angebliche Konzeptlosigkeit der Lehramtsausbildung in Greifswald. “Wir können uns aber keine Gedanken um Konzepte zur Lehrerausbildung machen, wenn das Damoklesschwert Schließung der Lehramtsausbildung über der Uni schwebt” hält Donges dagegen.

Bürgerschaftspräsident und Landtagsabgeordneter Egbert Liskow (CDU) bot ebenfalls seine Hilfe im Ringen um den Erhalt der Lehramtsstudiengänge an. Er wolle sich, so weit es ihm möglich sei, in dieser Frage für die Universität einsetzen.

“Auf politischer Ebene wird wider besseren Wissens argumentiert. Werden Sie auf politischer Ebene aktiv!”  – so der Appell des Theologieprofessors Stefan Beyerle an die Studierenden. Man müsse zeigen, dass die Schließung der Lehramtsstudiengänge in Greifswald nicht nur für die Stadt, sondern für das ganze Bundesland von erheblichen Nachteil sei.

Positionspapier wurde Ministerpräsident Erwin Sellering übergeben

Paula Zill überreicht Erwin Sellering das Positionspapier

Am 23. Juni übergab Paula Zill, AStA-Referentin für Studium und Lehre, Ministerpräsident Erwin Sellering die Schrift. Dem webMoritz gegenüber sagte er, dass er sich um ein Treffen zwischen Greifswalder Studierenden und Vertretern des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (MBWK) bemühen wolle.

Während seitens des Bildungsministeriums hervor gehoben wird, dass es die Interessen des Landes vertrete, sehen das die Studierenden der Universität Greifswald anders. Aus Sicht der Greifswalder Studierenden entsprechen die derzeitigen Pläne des Bildungsministerium weder den Interessen der Universität und Stadt, noch den Interessen des Landes und laufen zum Teil den Zielen der Landesregierung zuwider.

Es wird auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der Lehramtsausbildung an den Universitäten Rostock und Greifswald herausgearbeitet, dass “die Darstellung des Ministeriums zu sehr von dem Interesse geleitet zu sein scheint, aus politischen Erwägungen den Standort Greifswald zugunsten von Rostock abzuwerten.”

Obwohl sich in diesem Jahr in Greifswald deutlich mehr Studierende für das Lehramt an Haupt- und Realschulen ausbilden lassen, heißt es in den Eckwerten der Hochschulentwicklung:

“Die o.g. Bedarfsplanung des Landes weist einen höheren noch wachsenden Bedarf im Bereich der regionalen Schulen aus, wofür Greifswald derzeit kaum ausbildet.”

Lehramtsausbildungen in Rostock und Greifswald verlaufen ähnlich

Vergleiche man jedoch, wie viele Studierende in Greifswald für das Lehramt an Haupt- und Realschulen ausgebildet werden und wie viele in Rostock, so kommen die Autoren der Schrift zu dem Ergebnis, dass die Ausbildung in den beiden Universitäten ähnlich ablaufe.

Zudem kritisieren die Verfasser, dass die Studien, auf denen das Ministerium ihre Argumentation für eine “vollständige Konzentration” der Lehramtsausbildung in Rostock aufbaut, zu optimistisch seien.

So gehe man im Ministerium davon aus, dass alle Lehrerinnen und Lehrer, die in den nächsten Jahren das Pensionsalter erreichen, mit dem 67. Lebensjahr aus dem Dienst scheiden. Tatsächlich sei es in den vergangenen Jahren so gewesen, dass 90% der Lehrerinnen und Lehrer vorzeitig in den Ruhestand gingen.

Unter Berücksichtigung dieses Umstandes wird in dem Dokument heraus gearbeitet, dass der tatsächliche Bedarf an Pädagogen deutlich höher sei, als vom MBWK derzeit angenommen wird. Bereits jetzt bestünde ein fachspezifischer Lehrkräftebedarf in den Fächern Astronomie, Sozialkunde, Kunst, Englisch und Philosophie.

Studie des Ministeriums läuft pädagogischen Aspekten zuwider

Des weiteren berücksichtige die Studie der Landesregierung nicht Themen, wie den Ausbau der Ganztagsschulen, Verringerung der Unterrichtszeiten der Lehrer und die Verkleinerung der Klassenfrequenzen. Zudem rechne die Studie bei einigen Bedarfsszenarien mit einer sich verschlechternden Schüler-Lehrerrelation. “Das ist weder pädagogisch vertretbar, noch realistisch.” Dies laufe “pädagogischen Aspekten” zuwider so die Verfasser der Schrift.

Insgesamt fällt die Kritik an den Plänen der Landesregierung in Bezug auf die Zukunft der Lehramtsausbildung vernichtend aus:

Die Verfasser des Positionspapiers wollen leere Hörsäle in der Philosophischen Fakultät verhindern.

“Die Studie des Bildungsministeriums wird insofern nicht dem Anspruch Mecklenburg-Vorpommerns gerecht, das Bildungsland Nummer eins zu werden, sondern beschreibt auf Grundlage vager Parameter einen bildungspolitischen Status quo, dessen politische Zahlen vor allem Einsparungsvorgaben umsetzen sollen.”

Aufgrund der Tatsache, dass insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern in naher Zukunft besonders viele Lehrerinnen und Lehrer fehlen werden, schlagen die Autoren der Schrift eine Wiedereröffnung von Studiengängen an der Universität Greifswald vor. So sollen die Fächer Informatik, Physik und Mathematik wieder eröffnet werden.

Inwiefern die von Thomas Schattschneider (Vertreter der Landeskonferenz für Studierende) als “mutig” bewertete Forderung tatsächlich umgesetzt wird, bleibt angesichts der derzeitigen Pläne des MBWK allerdings fraglich.

Fotos: Carsten Schönebeck (Aufmacher, Thomas Schattschneider, Hörsaal), Marco Wagner (Erwin Sellering/Paula Zill)

Professor Donges über Online-Hype um Gauck

Torsten Heil sprach mit Professor Patrick Donges

Internetblogs, Facebook, Twitter und Co haben Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck in kürzester Zeit zum Medienstar gepusht. In diesem Semester lehrt Kommunikationswissenschafts-Professor Patrick Donges (41) an der Universität Greifswald das Seminar: “Blogs, Foren und Online-Medien: Die Öffentlichkeit im Netz”. Der webMoritz sprach mit dem Greifswalder Professor über den Medien- und Online-Hype für den Bundespräsidentenkandidaten Gauck.

webMoritz: Herr Donges, erklären Sie uns zu Beginn die Macht von Blogs und Foren?

Patrick Donges: Es gibt Blogs und Foren, in denen auf hohem Niveau politisch diskutiert wird. Aber es gibt auch seitenweise Kommentare, die völlig irrelevant sind und kein Mensch liest.

Relevant ist, dass im Internet eine sehr schnelle Form der Kommunikation möglich wird. Ein Austausch, den politische Akteure auch nicht sehen. Es macht sie nervös, dass da was passiert, was sie nicht wissen. Im Netz ist es auch sehr leicht möglich, schnell Menschen zu mobilisieren, wie das Gauck Beispiel zeigt.

Kandidatur von Gauck als Symbol der Auseinandersetzung mit der Bundesregierung (mehr …)