„Ergebnisse im Landeshochschulgesetz müssen Realität werden“: Erik von Malottki und Franz Küntzel im Interview

Abschaffung von Master-Hürde und Freiversuch, Teilzeitstudium, Stärkung des Rektors, Erhalt des Diploms und Prüfungsbenotung nur noch mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“. Diese Änderungen enthält das Landeshochschulgesetz (LHG), das zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Im Interview mit dem webMoritz begrüßen StuPa-Präsident Erik von Malottki und Franz Küntzel, AStA-Referent für Hochschulpolitik, grundsätzlich das neue LHG. Aber es gibt auch Kritik.

Erik von Malottki (li.) und Franz Küntzel begrüßen grundsätzlich das neue Landeshochschulgesetz (LHG).

webMoritz Am 1. Januar ist das neue Landeshochschulgesetz (LHG) in Kraft getreten. Was sind die wesentlichen Änderungen?

Franz Küntzel Wir haben jetzt einen verstärkten Fokus auf dem Teilzeitstudium, was wir vorher nicht hatten. Studierende haben jetzt einfach die Möglichkeit, besser neben dem Beruf oder mit dem Kind zu studieren, als es vorher möglich war. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Wegfall der sogenannten Master-Hürde. Das ist ein kleines Wunschkind von Studierenden und den politischen Jugendorganisationen gewesen. Hinzu kommt, dass das Diplom in Mecklenburg-Vorpommern erhalten bleibt.

Malottki: „Wesentliche Verbesserungen beim Bologna-Prozess.“

Erik von Malottki Das LHG bringt für die Studierenden wesentliche Verbesserungen, vor allem beim Bologna-Prozess. Die Studentenproteste der letzten Jahre und der verstärkte Druck der Studierendenschaften auf die Politik haben dafür gesorgt, dass unsere Forderungen jetzt umgesetzt werden und wesentliche Verbesserungen bei Bachelor- und Masterstudiengängen möglich sind. Das LHG gibt uns dazu verschiedene Möglichkeiten.

webMoritz Welche Verbesserungen wurden erreicht und welche Möglichkeiten siehst du?

Erik Unter anderem, dass nicht mehr alle Prüfungsnoten in die Endnote gezählt werden müssen, sondern auch mit bestanden oder nicht bestanden gewertet werden können, wie es beim Diplom und Staatsexamen schon jetzt ist. Damit können wir die Prüfungslast und den ständigen Prüfungsdruck senken, der eigentlich das größte Problem des Bologna-Prozesses ist. Das Studium für Bachelor- und Masterstudenten wird künftig weniger verschult sein. Es wird mehr Freiräume geben.  Diese müssen wir als Studierendenschaft nutzen und die universitären Gremien dazu bringen, diese Möglichkeiten komplett in die neue Rahmenprüfungsordnung und in die einzelnen Prüfungsordnungen zu bringen. Die Ergebnisse des LHG sind noch nicht fest, wir müssen sie erst an unserer Universität Realität werden lassen.

webMoritz Der Senat hat in seiner Dezembersitzung eine Bologna-Richtlinie verabschiedet. Wie bewertet ihr diese?

Franz und Erik Wir begrüßen, dass die Universität sich zeitgleich mit den unseren Landespolitikern mit den Problemen bei der Umsetzung der Bologna-Reform auseinandersetzt. Die Richtlinie ist ein Schritt zur Umsetzung der Forderungen der Studierenden, welche schon seit Jahren bekannt sind. Nichtsdestotrotz hätten wir uns eine größere Verbindlichkeit des Papiers gewünscht.

webMoritz Wann findet sich das LHG in den Prüfungsordnungen wieder oder gilt die Änderungen wie beispielsweise die Abschaffung des Freiversuches (dieser ist in vielen Prüfungsordnungen vorgesehen) ab sofort?

Küntzel: „Für jetzige Studierende bleibt der Freiversuch erhalten.“

Franz Die jetzigen Studierenden, die nach den alten Prüfungsordnungen studieren, werden den Freiversuch behalten, wie sie ihn kennen. Es wird jetzt in vielen Fächern eine neue Prüfungsordnung erstellt. Dort wird der Freiversuch dann leider wegfallen. Gut ist, dass uns der Senat entgegenkommen ist und es bei zukünftigen Prüfungen generell drei Versuche geben wird. Das ist auf jeden Fall begrüßenswert, aber dafür hätte man nicht die Optionalität des Freiversuchs im LHG einführen müssen. Was wir als Studierendenvertreter noch kritisch sehen, ist, dass in den Bachelorprüfungsordnungen 2010 den Studierenden schon der Freiversuch weggenommen worden ist, obwohl das neue LHG noch gar nicht in Kraft getreten ist. Wir prüfen zurzeit, inwiefern man dagegen vorgehen kann.

Malottki: "Es kann nicht sein, dass die negativen Sachen aus dem LHG schnell umgesetzt werden, aber die positiven Sachen nicht umgesetzt werden."

Erik Es kann nicht sein, dass die negativen Sachen aus dem LHG schnell umgesetzt werden, aber die positiven Sachen nicht umgesetzt werden. Die Vollversammlung hat gezeigt, dass die Studierenden den Freiversuch auch in Zukunft behalten wollen, trotzdem hat sich die Universität gegen die Beibehaltung des Freiversuchs entschieden. Es kann nicht sein, dass die negativen Sachen aus dem LHG sofort umgesetzt werden, aber die positiven Veränderungen für Studierende anscheinend verzögert werden.

webMoritz Gibt es noch andere Kritikpunkte eurerseits?

Franz Wir sehen es kritisch, dass sich an Fachschulen bestimmte Bachelor- und Masterstudiengänge ihren Abschluss als Diplom anerkennen lassen können. Darin sehen wir einen Etikettenschwindel, denn entweder kehrt man zu Diplomstudiengängen zurück, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben, oder stellt komplett auf Bachelor und Master um, wie es in den letzten zehn Jahren geschehen ist. Diesen Mischmasch finden wir nicht gut.

webMoritz Was schlägst du als Lösung vor?

Franz Wer Bachelor und Master studiert, soll das auf dem Zeugnis auch stehen haben wie auch Diplomabsolventen. Wir müssen jetzt erst einmal gucken, wie das umgesetzt wird. Dann müssen wir gegebenenfalls Schritte ergreifen, denn sonst können die Doppelbezeichnungen bei Studierenden und Arbeitgebern zu Irritationen führen. Zum Glück ist Greifswald davon nicht betroffen.

Erik Es gibt natürlich auch noch andere negative Punkte am LHG. Die Position des Rektors wird entscheidend gestärkt. Dies ist kritisch zu betrachten, weil wir uns als Studierendenschaft für eine demokratische Hochschule stark machen. Uns ist wichtig, dass die Machtbalance in der Universität nicht gefährdet wird und die Gefahr sehen wir mit der Stärkung des Rektors.

Rektor sollte nicht über die Gelder der Studierendenschaft entscheiden dürfen.

webmoritz Wie wird der Rektor gestärkt?

Erik Zusätzlich bekommt der Rektor einen größeren Einfluss auf die Studierendenschaft. So wird die Haushaltsprüfung durch den Rektor verstärkt. Wir hoffen natürlich nicht, dass sich das so auswirkt, dass die Studierendenschaft irgendwann am Gängelband des Rektors ist.

webMoritz Mit den Haushaltsmitteln meinst du die Mittel der Studierendenschaft, die jeder Studierende mit seinem Semesterbeitrag bezahlt?

Erik Genau.

Küntzel fordert: Senat und Fakultätsräte sollen künftig zur Hälfte aus Studenten bestehen. Bisher sind es zwei Drittel.

Franz Die Studierendenschaften wurden damals gegründet, um den Studierenden eine stärkere Stellung in der Universität zu geben. Deswegen nennt es sich auch studentische Selbstverwaltung. Für uns ist jetzt fraglich, warum der Rektor dort jetzt größeren Einfluss bekommen soll. Es ist okay, dass die Rechtsabteilung StuPa-Beschlüsse prüft, aber über die Gelder der Studierendenschaft sollte ein Rektor nicht entscheiden dürfen. Was ist denn, wenn wir wieder mal zur Demo nach Schwerin fahren wollen und der Rektor sagt dann: „Ich bezahle euch aber die zehn Busse nicht. Das dürft ihr aus meiner Sicht nicht.“ Dann stehen wir alle natürlich alle ein bisschen schlecht da.

webMoritz Vermisst du noch einen Punkt im LHG?

Franz Was im LHG trotz unserer Forderung nicht aufgenommen wurde, ist außerdem, dass die Studierende einen größeren Einfluss auf die akademischen Gremien bekommen sollen. Es ist momentan so, dass wir nur ein Drittel aller Mitglieder im Senat und in den Fakultätsräten stellen. Es müsste aber die Hälfte sein, eine Hälfte Studierende, eine Hälfte Professoren und Mitarbeiter, damit das ausgeglichen ist. Man darf die Belange und Bedürfnisse Studierender nicht ausblenden und deswegen muss man für eine gerechte Verteilung der Sitze sorgen.

webMoritz Ist die Hochschulpolitik auch noch anderweitig durch das neue LHG betroffen?

Erik Ein positiver Punkt ist, dass in Zukunft der Rektor die Studierenden bei Vollversammlungen freistellen muss. Somit finden zu der Zeit dann keine Lehrveranstaltungen mehr statt.

„Rektor muss Studenten für Vollversammlungen freistellen.“

Franz Dadurch können wir auch ganz andere Konzepte für die Vollversammlung entwickeln. Wir können die Vollversammlung vormittags, mittags stattfinden lassen oder mit anderen Sachen kombinieren. Man kann dieses basisdemokratische Organ ganz anders ausrichten. Es wird dann nicht mehr eine vierstündige Gängelveranstaltung sein. Das kann sich jetzt alles ändern und ich bin zuversichtlich, dass das auch attraktiver werden wird. Die Studierenden müssen sich aber auch mehr beteiligen. Wir haben das dieses Jahr gesehen, dass wir viel erreicht haben, aber wir haben den Rückhalt der Studierenden vermisst. Die finden es gut, dass das BWL-Diplom erhalten bleibt oder das Lehramt in Greifswald bleibt, aber dass sie für solche Sachen auch auf die Straßen gehen, ist leider nicht so.

Erik Ein weiterer Punkt im LHG ist auch, dass die studentischen Medien jetzt gesetzlich institutionalisiert werden. Das heißt, dass die studentischen Medien jetzt eine legale Funktion innerhalb der Studierendenschaft haben. Es gibt uns mehr Mittel, dass die studentischen Medien durch die Universität unterstützt werden.

webMoritz Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte David Vössing.

Fotos: David Vössing

Senat will Studienbedingungen verbessern

Pro-Rektor Michael Herbst im Amt bestätigt.

Um die Studienbedingungen von Bachelor- und Masterstudenten zu verbessern, sollen sich die Fakultäten künftig bei Erstellung und Überarbeitung von Studien- und Prüfungsordnungen an eine Richtlinie halten. Der entsprechende Senatsbeschluss sieht jedoch Abweichungen in begründeten Ausnahmefällen vor. Jedoch befasste sich der Senat in seiner letzten Sitzung nicht nur mit Bologna, sondern auch mit der Zielvereinbarung, dem Landeshochschulgesetz und Michael Herbst. Letzterer wurde bei 32 Ja-Stimmen und bei vier Gegenstimmen als Prorektor im Amt bestätigt.

Neue Bologna-Richtlinie: Keine Überschneidung mit anderen Prüfungen

Richtlinie, Gesetz oder doch nur Leitlinie: Bei der Diskussion um die Ergebnisse der Bologna-Arbeitsgruppe ging es im Senat eher um den Gesetzes- oder Empfehlungscharakter der Ergebnisse als um die Inhalte selber. Der Senat entschloss sich schließlich für eine Richtlinie, von der in Ausnahmefällen abgewichen werden kann. Die Richtlinie sieht nun im Einzelnen vor:

  • Die Klausuren sollen nicht in der Vorlesungszeit geschrieben werden und sich nicht mit anderen Prüfungen überschneiden.
  • Der Übergang zu einem Masterstudium soll schneller möglich sein und die sogenannte Master-Hürde fallen. Die Master-Hürde hat beispielsweise die Philosophische Fakultät schon abgeschafft.
  • Die neue Bologna-Richtlinie spricht sich für eine Abschaffung der Master-Hürde aus.

    Vierjährige Bachelorstudiengänge und dann einjährige Masterstudiengänge sollen möglich sein.

  • Module sollen aus mindestens fünf ECTS-Punkten bestehen, wobei ein ECTS-Punkt nicht weniger als 1,5 SWS betragen dürfe.
  • Der Freiversuch wird abgeschafft, dafür sollen grundsätzlich drei Prüfungsversuche möglich sein.
  • Zur Begrenzung der Prüfungslast sollen gerade bei General Studies die Benotung von „bestanden“ oder „nicht bestanden“ ausreicht. Dies wird auch für weitere Modulprüfungen erwogen.
  • Bei einem Auslandssemester sollen Prüfungsleistungen einfacher angerechnet werden und es die Einsicht geben, dass ein Auslandssemester das Studium verlängert.

Einige der Richtlinieninhalte finden sich auch im neuen Landeshochschulgesetz (LHG) wieder, zum Beispiel die Abschaffung des Freiversuches. „Es wurde gerade im Schweriner Landtag beschlossen“, berichtete Greifswalds Rektor Rainer Westermann während der Senatssitzung.

Verbindlichkeit: Richtlinie, Gesetz oder doch nur Leitlinie?

Bologna-AG: Uni-Rektor Rainer Westermann will kein Gestz.

Herbst stellte als Mitglied der Bologna-Gruppe die Empfehlungen vor: „Wir wollen die handwerklichen Umsetzungen verbessern, die Belastung der Studenten reduzieren und die Modellzuschnitte so ändern, dass die Module studierbar bleiben.“ Sie sollen bei der Erstellung neuer Prüfungsordnungen berücksichtigt werden. In der AG war auch die studentische Senatorin Paula Zill vertreten. Der Präsident des Studierendenparlaments (StuPa) Erik von Malottki begrüßte die Änderungen und forderte eine zeitnahe Überarbeitung der Studiengänge. Er sprach sich für eine Verbindlichkeit der Empfehlungen aus. Dagegen regte sich Widerstand: „Die Stellungnahmen aus den Fakultäten wurden nicht berücksichtigt“, beklagte etwa Professor Klaus Fesser, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Er habe kein Problem mit den Empfehlungen, wenn dies nur Vorschläge „ohne normativen Charakter“ sind. „Wir müssen flexibel bleiben“, fuhr Fesser fort.

Fachspezifische Besonderheiten bleiben möglich

Uni-Rektor Rainer Westermann schloss sich dem an: „Eine Rahmenrichtlinie, an der man sich bei Studien- und Prüfungsordnungen entlang hangeln kann, ist sehr vernünftig. Ich will aber kein Gesetz, über das man nicht hinweg gehen kann.“ Dem stimmte Herbst zu: „Es ist kein Kodex und es gibt Ausnahmen.“ Am Ende wurden die Empfehlungen als Richtlinie verabschiedet. Diese soll nun als Grundlage für die neue Erstellung von Studien- und Prüfungsordnungen verwenden werden. Jedoch bleiben „fachspezifische Besonderheiten bei hinreichender Begründung“ möglich, wie es im Beschluss heißt.

StuPa-Präsident Erik von Malottki begrüßt die Änderungen.

Der Senat beschäftigte sich aber nicht nur mit der Bologna-Reform und dem LHG, sondern auch mit der Zielvereinbarung.  Westermann bekräftigte in seinem Rektoratsbericht, keine Nachverhandlungen zur Lehrerbildung mit Rostock zu führen. Nach Bekanntgabe der Zielvereinbarung war teilweise die Forderung erhoben worden, dass die Uni Greifswald auf Gelder zugunsten der Rostocker Uni verzichten solle. Letztendlich gab es keine Nachverhandlungen. „Das ist akzeptiert worden“, machte der Rektor weiter deutlich.

Fotos: Arik Platzek (Westermann), Frederike Kühnel (Masterhürde), David Vössing

Bologna-Umsetzung: „Eklatant gescheitert“

Professor Alexander Wöll: "Bachelor verlängern!"

Schnelleres Studium, internationale Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen, niedrigere Abbrecherquoten, bessere Mobilität durch vereinfachte Anrechnung von Prüfungsleistungen an anderen Unis, waren die Ziele der der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Einig waren sich am Donnerstag Abend die Referenten, dass die Umsetzung der Bologna-Reform „eklatant gescheitert ist“, wie Stupist und Landesvertreter der Studierendenschaft, Thomas Schattschneider formulierte und die „Hochschulen auf einem Himmelfahrtskommando“ sieht. Etwa 30 Zuhörer, darunter auch Stupisten und AStA-Referenten, waren zur Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Liberalen Gesprächsforum Greifswald und der Liberalen Hochschulgruppe ins Unihauptgebäude unter der Moderation von Nikolaus Möbius gekommen.

„Studierende durch Prüfungsdiche überlastet“

Thomas Schattschneider: "Hochschulen auf Himmelfahrtskommando"

Gegen die Umsetzung der Bologna-Reform gab und gibt es großen Widerstand unter den Studenten. Für Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, ist die „fehlende Mobilität der wundste Punkt“, denn Anrechnungen waren früher problemlos, heute sei hingegen das Gegenteil der Fall.  Weiter berichtet der Dekan der Philosophischen Fakultät, dass Bachelor und Master in Oxford so nicht eingeführt worden seien. Hans Kreher als bildungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion sieht die „Studierenden durch die Prüfungsdichte überlastet.“ Jedoch will er die Reform nicht rückgängig machen. Auf Nachfrage von Franz Küntzel zeigte sich Kreher offen für einen Bachelor beim Lehramt. „Dann können die Studenten danach praktische Erfahrungen sammeln“.

David Wulff: „Vorwurf Bachelor als Schmalspurausbildung nicht von der Hand zu weisen“

David Wulff: "Viel Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

Zustimmung erhielt der heimische FDP-Landtagsabgeordnete Sebastian Ratjen: „Das Diplom ist international anerkannt.“ Kritik erntete er aber, als er Noten als „völlig irrelevant und subjektiv“ bezeichnete. Es komme auf die Leistung an. Dem hielt Wöll entgegen: „Noten sind sozial gerecht“, sonst würden die Unternehmen nur die Bewerber von Bekannten auswählen. Ratjen habe nicht unrecht, so der Unternehmer David Wulff, dass der Bachelor eine „Schmalspurausbildung“ sei. „Der Vorwurf ist nicht von Hand zu weisen.“ Studenten seien dann an ein Unternehmen gebunden, daher sei diese Ausbildung „nicht ganz verkehrt.“ Studenten mit Diplom „werden aber lieber genommen“. Diese erhalten aber auch ein höheren Lohn, während die Personalkosten für die Unternehmen beim Bachelorabschluss günstiger sind.

Reform der Reform: Bachelor über acht Semester?

Hans Kreher: Offen beim Lehramtsstudium.

Um die Umsetzung zu verbessern, wurden verschiedenen Lösungsansätze diskutiert. Wöll will die „Reform der Reform“, indem ein Auslandssemester einfacher möglich wird und die Studiendauer des Bachelors verlängert wird. Thomas Schattschneider schlug hierzu einen „achtsemestrigen Bachelor und dann hochspezialisierte Masterstudiengänge“ vor. Um das zurückgehende ehrenamtliche Engagement zu fördern, sollte es ECTS-Punkten geben so Schattschneider weiter, was Dekan Wöll aber ablehnte: „Dann wird das noch wahnsinniger“. Die Unterfinanzierung will Kreher durch mehr Bundesmittel ausgleichen, aber nicht durch Studiengebühren. David Wulff appellierte an Änderungen vor Ort und fasste Bologna-Umsetzung wie folgt zusammen: „Viel Schlimmer kann es nicht mehr werden.“ Alles in allem standen die Diskutierenden dem Bachelorstudium und -abschluss kritisch gegenüber, für Reformen sprachen sie sich dann im Ergebnis aus. So könnten die Ziele, die hinter der Einführung des Bachelors und Masters, vielleicht doch umgesetzt werden.

Fotos: David Vössing

Nächste StuPa-Sitzung am Mittwoch

Zwar hat das Studierendenparlament (StuPa)  inzwischen die neue Struktur des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) beschlossen, dennoch konnte man auch vergangene Woche nicht alle Tagesordnungspunkte abarbeiten. So rächt sich nun der späte Start in die neue Legislatur. Bereits jetzt sind Sitzungen für die nächste und die übernächste Woche angesetzt, erst dann will man in den normalen zweiwöchigebn Turnus fallen. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Konferenzsaal des Hauptgebäudes. Der webMoritz wird, wie gewohnt, live berichten.

Ob der Ausschreibungsfristen können in dieser Woche noch keine AStA-Referate neu besetzt werden. So wird man sich am Mittwoch vorrangig mit Finanzanträgen, den Ausschreibungen für die moritz-Medien und der Besetzung von StuPa-Ämtern und -Ausschüssen beschäftigen. Auch ein alter Bekannter hat es mal wieder auf den Sitzungsplan geschafft: Ernst Moritz Arndt. Das StuPa soll entscheiden, wie man künftig mit dem Namenspatron umgehen will.

Auf der aktuellen Fassung der Tagesordnung fehlen in jedem Fall noch zwei wichtige Themen. Thomas Schattschneider beantragt, den neuen AStA noch um ein Referat für den Bologna-Prozess zu erweitern. Der AStA selbst beantragt, das Studierendenparlament möge sich für eine „Etablierung des EMAS-Konzepts an der Universität Greifswald“ aussprechen. Dabei handelt es sich um eine Umweltzertifizierung der Europäischen Union.

Die derzeitige Tagesordnung sieht wie folgt aus:

TOP 1 Berichte (Drs. 20/37) (Die üblichen Rechenschaftsberichte von Amtsträgern – mit voraussichtlich den üblichen Rückfragen. Normalerweise benötigt das Parlament etwa 60 – 90 Minuten für diesen Punkt.)

TOP 2 Formalia (Hier wird die Beschlussfähigkeit festgestellt und die Tagesordnung beraten und verabschiedet. Besonders bei der vollen Tagesordnung kann es hier einigen Streit geben, den wenn der Antrag zu weit hinten landet, wird er spät Nachts auf nächste Woche vertagt.)

TOP 3 Finanzanträge (mehr …)

Zulassungsbeschränkung der Master-Studiengänge in der Kritik

Neu ist das Thema eigentlich nicht, doch der linke Flügel im StuPa (Mitglieder der Jusos und von Die Linke.SDS sowie freie Stupisten) haben es vor einigen Wochen erneut auf die hochschulpolitische Tagesordnung gebracht. In einem Antrag an das StuPa, der bisher nicht behandelt wurde, fordern sie, die zuständigen Gremien sollten die Zulassungsbeschränkung für Master-Studiengänge abschaffen und so „Durchlässigkeit zwischen Bachelor und Master herstellen“.

An der Greifswalder Universität kann sich in den meisten Fällen nur immatrikulieren, wer zuvor einen Bachelor mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5 gemacht hat – in wenigen Studiengängen gelten Sonderkonditionen. So ist zum Beispiel für den „Master of Laws in Tax and Economic Law“ ein „befriedigend“ in der ersten juristischen Prüfung erforderlich – erfahrungsgemäß aber ebenfalls eine hohe Hürde.

masterhuerde

Die Jusos präsentierten diese Woche öffentlichkeitswirksam die "Master-Hürde".

Praktisch gibt es keine Beschränkungen

Die Prüfungsausschüsse können jedoch auch Ausnahmen beschließen. Wer eine schlechtere Abschlussnote als die geforderte hat, kann den Antrag stellen, trotzdem zum Master-Studium zugelassen zu werden. Informationen des webMoritz zufolge sind in den vergangenen Jahren stets sämtliche dieser Anträge akzeptiert worden, auch wenn sich die Anträge vor diesem Wintersemester im Vergleich zur letzten Bewerbungsfrist von circa 50 auf circa 100 etwa verdoppelt haben. Eine offizielle Bestätigung dieser Zahlen steht aber noch aus, da der zuständige Mitarbeiter derzeit krankheitsbedingt nicht erreichbar ist. (mehr …)