Der Nordische Klang hat wieder in Greifswald stattgefunden. Für das diesjährige Fest übernahm Estland die Schirmherrschaft. Das Event, welches nun schon zum 33. Mal in Deutschland stattfand, war voller fantastischer und wunderbarer Eindrücke, die man nicht so schnell vergisst; egal ob Ausstellungen, Vorträge, Filme oder musikalische Darbietungen.
Letztes Jahr haben sich zwei webmoritz.Redakeurinnen für euch aufgemacht, um ein paar der musikalischen Eindrücke zu erlangen. Part 1 und Part 2 könnt ihr dazu noch einmal nachlesen. Auch dieses Jahr waren sie für euch unterwegs und haben sich diverse musikalische Darbietungen zu Gemüte geführt.
YrrY: Experimentell, Ehrlich, Erstaunlich
Am 07. Mai trat das Quartett YrrY auf, bestehend aus Carmen Bóveda (Cello), Mari Garcés (Gesang), Håkon Skjæret (Schlagzeug, Xylophon), und Owen Weaver (Schlagzeug). Die Band aus Norwegen verbindet ihre Liebe für neue Musik und ungewöhnliche Instrumente. Damit geht auch ein sehr ungewöhnlicher Sound einher, denn die jungen Musiker*innen begannen ihre Darbietung auf ganz andere Art und Weise: sie setzten den Fokus auf genau die Dinge, die bei einer guten Performance eigentlich vermieden werden sollten. Über fünf Minuten lang lauschten wir den Klängen von Räuspern, Stühleschaben, Feedback des Mikrofons, Quietschen eines Ständers, oder ungewollten Tönen eines Instruments.
Ein weiteres Stück der Band wird mir lange noch im Gedächtnis bleiben. Hintergrund dazu war die Geschichte eines Mannes, der über das Meer flüchtet, und genauso klang das Stück auch. Schweres Atmen ins Mikrofon simulierte die Brandung, Xylofon und Cello ahmten das Quietschen und Ächzen eines großen Frachtschiffes nach, und das Schlagzeug erzeugte einen sich tadellos einfügenden metallenen Sound dazu. Hört gern einmal in den Musikclip hinein und schließt dabei eure Augen. Ich ertappte mich dabei, wie ich angestrengt lauschte, um auch ja jeden Ton herauszuhören.
Zum Ende zeigten sich YrrY noch von ihrer schauspielerischen Seite. Zur Frage, was Musikalität eigentlich bedeutet, liefen sie auf der Bühne herum, schwenkten ihre Instrumente umher, tauschten sie auch mal untereinander aus, oder bauten alles komplett ab und dann wieder auf. Zum Schluss standen sie vor ihren zu einem Berg aufgestapelten Musikinstrumenten, rezitierten ein Gedicht und sangen dann a capella dazu, was es heißt, Musikalität zu besitzen.
Dieser einprägsame Abend traf sicherlich nicht den Geschmack von Allen – direkt neben uns saß jemand, der sich im Anschluss bei seiner Begleitung über die Band beschwerte, und gerade den letzten Akt schrecklich fand. Ich kann mir vorstellen, dass ein paar der Zuschauenden diese Meinung teilten (ich selbst fand das letzte Stück ebenfalls ungewohnt und etwas zu lang), aber grundsätzlich ist so eine Darbietung doch total spannend, gerade weil sie so anders und kontrovers ist. Eine angenehme Unterhaltung zum Zurücklehnen war es sicher nicht – doch das soll sie gar nicht sein.
Die dänische Band Kalaha trat am selben Abend auf. Niclas Knudsen (Gitarre & Talk Box), Emil de Waal (Drums & Percussion), Jens ‘Rumpistol’ Christiansen (Synths & Gesang), und Anders Stig Møller (Bass & Laptop) spielten energiegeladene Lieder und sorgten für einen angeregten Abend, an den ich gern zurückdenke.
Hier ging es um einiges rockiger zu, und schon bald schwangen die Ersten ausgelassen das Tanzbein. Die 2014 gegründete Band verbindet verschiedene Genres, von Acid Rock und improvisiertem Jazz bis hin zu anatolischem Funk und Acid Techno, was ihnen bereits einen Danish Music Award, einen Carl Award und zahlreiche Nominierungen einbrachte.
Auf der Bühne spielten sie ausgelassen und wild. Gerade der Schlagzeuger tobte sich richtig aus und steckte uns mit seiner Begeisterung an. Man merkte den Musikern das jahrelange Zusammenspiel und den Spaß auf der Bühne sehr an. Die türkische Sängerin Hilal Kaya, mit der die Band kollaborierte, kam ebenfalls für ein paar Lieder auf die Bühne. Mit klarer Stimme sang sie auf türkisch, was sich unerwartet gut mit dem rockigen Sound der Band verbinden ließ.
Hier findet ihr Kalaha feat. Hilal Kaya zum selbst Reinschnuppern.
Maja Mannila Trio: Fusion Jazz, der belebt
Am 08.05. trat das Maja Mannila Trio im St. Spiritus zur Jazznacht auf. Die finnische Band der Soul/Jazz-Sängerin hat bereits einen beträchtlichen Stein im Brett der europäischen Jazz-Szene. Zusammen mit Johannes Granroth (Bass) und Severi Sorjonen (Schlagzeug) performte Maja Mannila ihre selbst geschriebenen Lieder auf Englisch. Einflüsse des Jazz, Gospel und R’n’B finden sich in ihrem Stil wieder und machten auch diesen Abend zu einer musikalischen Delikatesse.
Letztes Jahr gehörte die Jazznacht zu einem meiner liebsten Abende des Nordischen Klangs, und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Mal langsam und nur mit Bass begleitend, mal laut, rhythmisch und kühn verzauberte das Trio die Gäste. Unter anderem wurden Songs wie „With you“, „Daydream“ oder „Fly“ gespielt – letzteren schrieb Maja Manilla mit gerade mal 16 Jahren. Besonders die verschiedenen Soli von Schlagzeug, Bass und Gesang, die nochmal die individuelle Stärke der Künster*innen zeigten, haben es mir angetan.
Rahel Talts Quartet: Zusammenspiel der feinsten Art
Der Jazzabend ging weiter mit der Band der estnischen Pianistin Rahel Talt. Sie performten ihre Stücke, welche akustischen Jazz mit Einflüssen aus dem Bebop und der Tradition fusionierten. Mit Mariusz Praśniewski (Polen) am Bass, Jesper Lørup Christensen (Dänemark) am Schlagzeug, Donatas Petreikis (Litauen) am Saxophon und Rahel Talts (Estland) am Klavier sorgte die Band für einen klangvollen, energetischen Abend.
Rahel Talt verbindet in ihrer Jazzmusik alte mit neuen Zeiten, was an Stücken wie „Present Moment“ oder „Russel“ gut zur Geltung kommt. Besonders beeindruckend war das Zusammenspiel der Vier. Das Saxofon fügte sich nahtlos mit dem Kontrabass und dem Klavier ein, und zwischenzeitlich muteten Rahel Talts Finger an, als flögen sie über die Pianotasten. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, von einem Tornado des Jazz überrollt zu werden – ein Erlebnis, das ich jederzeit wiederholen würde.
Beendet wurde der Abend mit einer jazzigen Interpretation eines Esti Folksongs. Tänan teid väga!
Es gibt, wie letztes Jahr auch, einen zweiten Teil – also stay tuned!
Zur Person der*des Autor*in
Marthe (sie/ihr) ist den weiten Weg von Rostock nach Greifswald im WiSe 2020/21 gekommen, um Kommunikationswissenschaften und Anglistik zu studieren. Seit März 2023 ist sie bei den moritz.medien als Autorin und Lektorin dabei. Einige ihrer liebsten Dinge sind Espresso, Katzen und Filme.
Einladend wirkt die Villa mit ihren hohen Decken, den Dielen und warmen Farben. Aus einem der Zimmer im Erdgeschoss ertönt Klavierspiel von einer Unterrichtsstunde. Hier hat die Musikschule Greifmusic seit ein paar Jahren ihr Zuhause. Wie lange das jedoch so bleibt, ist die spannende Frage.
Wen beherbergt die Kulturvilla?
Mit Begeisterung ermöglichen wir musikalische Selbstverwirklichung für alle, so heißt es auf der Website der Musikschule Greifmusic. Das Unternehmen wurde 2012 als studentisches Projekt ins Leben gerufen und hat sich seitdem stetig erweitert, und mittlerweile gibt es in vielen Städten Deutschlands weitere Standorte der Musikschule.
Vor ca. 3 1/2 Jahren, in den Tiefen der Corona-Pandemie, wurde die Kulturvilla 2020 als Greifswalder Standort für Greifmusic auserkoren. Vorher beherbergte sie die Skandinavistik der Universität Greifswald. Nachdem Paul Bratfisch, Mitbegründer und Leiter von Greifmusic in Berlin und Leipzig, die Villa übernahm, wurden die Räume der Villa renoviert und hergerichtet, und nach und nach entstand ein Raum für Menschen, die Musik und Kreativität lieben und leben.
Mit nicht nur Unterrichtsräumen, sondern auch einem Flügelsaal, einem Zimmer mit Balkon oder dem Gongraum hebt sich die Kulturvilla auf jeden Fall als Standort für Begegnung und Kreativität ab. „Es ging darum zu sagen: Wir schaffen einen Ort für Kultur, Kunst und Bildung, und natürlich eine Base für Greifmusic an sich“, sagt Paul.
In der Kulturvilla kann man nicht nur Schnupperkurse zu den unterschiedlichsten Instrumenten machen, es gibt auch verschiedene Veranstaltungen. Jeden ersten Samstag gibt es z.B. die Jamsession, wo immer viele Studierende dabei sind und jede*r vorbeikommen kann, um eine gute Zeit zu haben. Außerdem findet jeden ersten Dienstag im Monat der Klangkosmos in Form eines kleinen, feinen Konzertes statt.
GongraumFlügelsaalProbenraum
Ein besonderes Konzept
Viele Schüler*innen, Studierende, Erwachsene und auch einige Senior*innen nutzen das Angebot von Greifmusic regelmäßig. Die Bigband der Universität Greifswald darf sogar kostenlos in einem der Räume proben. Und wer sonst gerade Lust hat, sich z.B. den Proberaum im Kellergeschoss zu mieten, kann dies für schlappe 10€ die Stunde tun. Manche Studierende arbeiten hier auch als Lehrkräfte neben dem Studium.
Das Konzept, was die Villa trägt, ist hierbei ein besonderes. Finanziert wird das Ganze einerseits durch die Miete der Musikschule und andererseits den Unternehmen, die sich im ersten Stock und Dachgeschoss Büros mieten, zu denen u.a. die Wilde Flora oder auch Lars Heidemann gehören.
Außerdem können verschiedene Räume für z.B. Seminare, Geburtstagsfeiern oder Bandproben angefragt werden. Allerdings gibt es zur Zeit ein Problem: Die Büros im Dachgeschoss dürfen bis auf Weiteres aus Brandschutzgründen nicht betreten werden.
Neue Brandschutzauflagen
„Wir haben irgendwann die Nachricht bekommen, dass unsere Brandschutzmaßnahmen nicht dem neuesten Standard entsprechen“, erzählt Paul. Vier neue Brandschutztüren, drei Brandschutzwände, eine Brandschutzdecke für den Lichtschacht, ein Brandmelder und ein neues Dachfenster müssen her. Dazu kommt noch, dass vor dem Haus eine Stromleitung der Feuerwehr im Brandfall den Rettungsweg versperren würde, also müsste diese am besten unterirdisch verlegt werden. Hierbei ist interessant, dass die Brandschutzauflagen schon vorher nicht den Sicherheitsstandards entsprochen haben, was jedoch von Seiten der Uni niemanden gestört zu haben schien, als noch jede Menge Studierende durch die Flure der Villa spaziert sind.
„Beim Verkauf war von der Uni nie die Rede davon, dass der Brandschutz mal erneuert werden muss, oder dass der Brandschutz gar nicht erst besteht, sozusagen“, so Paul.
Die Frage, ob die neuen Brandschutzauflagen gerechtfertigt sind, bejaht er allerdings. „Es ist ja Tatsache, dass, sollte ein Notfall eintreten, nicht alle Fluchtwege gegeben sind. Von daher kann ich das auf jeden Fall nachvollziehen. Das Ganze kostet natürlich sehr viel, das heißt wir werden viel selbst zahlen müssen.“
Zur Unterstützung wurde auch ein Crowdfunding ins Leben gerufen. 19.000€ sind das Ziel, das bis zum 30. April erreicht werden soll. Finanzielle Unterstützung seitens der Stadt gibt es keine.
„Wir haben ja auch viel in die Villa reingesteckt. Man sieht das, wenn man die Skandinavistik von damals noch kennt, wir haben z.B. die Böden von damals wiederhergestellt, und mittlerweile ist es echt ein sehr schönes Haus geworden, mit viel Leben. Deswegen ärgert es einen umso mehr, dass das alles so schwierig ist, und vor allem, dass man nicht gleichbehandelt wird, und man keinerlei finanzielle Unterstützung für solche Maßnahmen von der Stadt bekommt. Wir sind da voll auf uns allein gestellt.“
Ein Blick in die Zukunft
Das Ziel des Crowdfundings ist momentan noch weit entfernt. Sollte das Geld nicht zusammenkommen, müsste im Ernstfall die Villa aufgegeben und umgezogen werden. Doch daran denkt Paul noch nicht. „Ich denke auf jeden Fall, dass wir es schaffen, die Kulturvilla als Greifmusic-Standort zu erhalten. Uns hilft ja wirklich jeder Euro. Wir gucken dann, wie viele Mittel wir letztendlich zur Verfügung haben und wo wir noch was aufgetrieben bekommen. Und dann wird geschaut, wie wir es umsetzen. Dieses Ziel des Crowdfundings wäre natürlich das Optimum, aber ich bin jetzt schon dankbar und extrem stolz darauf, dass schon über 3.000€ gesammelt wurden.“
Was also schlussendlich aus der Kulturvilla wird, ist noch längst nicht entschieden. Bis dahin bleibt, weiterhin auf das Thema aufmerksam zu machen und darauf zu vertrauen, dass die Kulturvilla als toller Ort der Musik, Kultur und Bildung erhalten bleibt.
Vielen Dank an Andi und Paul!
Beitragsbilder und -video: Greifmusic, Lars Heidemann, Nathanael Dehn
Zur Person der*des Autor*in
Marthe (sie/ihr) ist den weiten Weg von Rostock nach Greifswald im WiSe 2020/21 gekommen, um Kommunikationswissenschaften und Anglistik zu studieren. Seit März 2023 ist sie bei den moritz.medien als Autorin und Lektorin dabei. Einige ihrer liebsten Dinge sind Espresso, Katzen und Filme.
Geschichten über Katastrophen haben Menschen schon immer fasziniert. Wie überlebt man so etwas? Was würde ich tun? Kann man so was überhaupt überleben? „Society of the Snow“ nimmt sich all dieser Fragen an und bietet einen stillen, realistischen und tragischen Film der ganz anderen Art der Filmkunst.
Vielleicht gehört ihr zu denen, die von dem Unglück schon einmal gehört haben: eine uruguayische Rugby Mannschaft, die in den 70er Jahren irgendwo auf dem Weg nach Chile in den Anden abstürzt und zweieinhalb Monate in eisiger Höhe auf Rettung warten muss. Dabei sind es vor allem der Kampf gegen Hunger und Kälte, der die Lage immer hoffnungsloser macht – bis schließlich zu undenkbaren Maßnahmen gegriffen werden muss…
Ich hatte auch schon von dem recht reißerisch klingenden Ereignis gehört, mir aber nichts weiter dabei gedacht. Dann, vor ein paar Wochen, habe ich spontan auf eine Empfehlung hin ohne große Erwartungen den Film einmal angemacht – und wurde definitiv eines Besseren belehrt.
Hintergründe zum Film
Zunächst einige Eckdaten zu „Society of the Snow“ (im Original: „La sociedad de la nieve“): Es geht in dem Biopic um die wahre Geschichte einer Rugby Mannschaft aus Uruguay, welche am 13. Oktober 1972 in den Anden abstürzt und 72 Tage überleben muss. Von den ursprünglich 45 Menschen an Bord (19 Mitglieder des „Old Christians Club rugby union Teams“, deren Freunde und Familie sowie fünf Crewmitglieder) werden schlussendlich 16 gerettet. Der spanisch produzierte Film erschien im Dezember 2023 in den Kinos und ist seit Januar bei Netflix verfügbar.
Spoiler- und Triggerwarnung! Auch wenn die Geschichte inzwischen weltbekannt ist und die Daten überall online nachgelesen werden können, nimmt sich der Film dennoch einige stilistische Freiheiten und beinhaltet Szenen, die Spoilerpotenzial bieten könnten. Außerdem wird es um das Thema Kannibalismus gehen – bitte bedenkt das, bevor ihr weiterlest.
Absurde Normalität
Grundsätzlich stellt der Film Themen wie Freundschaft und Zusammenhalt, Glaube, Hunger und Angst in den Vordergrund. Es ist kein blutiger Hollywood-Actionschinken, sondern beschäftigt sich vielmehr mit den psychologischen und metaphysischen Aspekten des Geschehens. Der Fokus liegt dabei fast ausschließlich auf den Geschehnissen in den Anden. Wir erfahren sehr wenig von den Betroffenen vor- und hinterher, nur einige Gesprächs- und Trainingsszenen sind zu sehen, und manchmal erfolgen ganz kurze Rückblenden. Der Absturz geschieht recht zügig, ungefähr in den ersten 25 Minuten, wobei 16 Menschen bereits sterben. Dabei wird sich hier, wie auch immer wieder durch den Film hinweg, an zwei Grundsätze gehalten: simpel und schonungslos ehrlich. Es erfolgt keine bombastische Musik, keine lauten Explosionen, niemand erleidet unrealistisch anmutende Verletzungen. Doch genau das macht es so schrecklich; der Film schafft es, ein so schlimmes Thema wie das eines Flugzeugabsturzes, wobei man immer denkt: „sowas passiert nur anderen, nicht mir“, einem ganz, ganz nah zu bringen.
Den größten Teil der restlichen Zeit verbringen wir mit den Überlebenden in den Anden, beim Wrack des Flugzeugs, worin sich die Verbliebenen eine notdürftige Zuflucht vor der Eiseskälte und dem Schnee suchen. Anfangs sind sie noch zuversichtlich, dass Hilfe rasch eintreffen wird. Als jedoch nach Tagen zwar ein Helikopter über ihre Köpfe hinweg fliegt, das Flugzeug aber nicht sehen kann, da es in einer Schneise versteckt liegt, wird ihnen klar: sie sind erstmal auf sich allein gestellt. Von dort an erleben wir die Tage als genauso quälend und einsam, wie die Überlebenden es tun, verfolgen ihre verzweifelten oder zuversichtlichen Gespräche und müssen zusehen, wie die Verwundeten schreien und nach ihrer Mutter rufen.
Hunger
Im Laufe der Zeit wird die Lage immer hoffnungsloser. Weitere Menschen sterben durch Verletzungen und die eisigen nächtlichen Temperaturen (ca. -30°C bis -40°C). Durch ein Transistorradio erfahren die Überlebenden, dass die Suche erst im Frühling fortgesetzt werden wird, um die Körper zu bergen; für sie eine Nachricht, die einem Todesurteil gleicht. Ihre Körper muten vor unseren Augen immer abgemagerter an. Bärte wachsen. Die Haut verbrennt durch die Sonne, wirkt spröde und dunkel. Die Gesichter sind verhärmt, die Augenhöhlen fallen immer weiter ein. Zähne werden gelb. Die Lage spitzt sich ohne Essen immer weiter zu. Verzweifelt werden erst Schnürsenkel und das Leder der Flugzeugsitze, der eigene Schorf oder Zigaretten gegessen – bis schließlich jemand auf die Idee kommt, die toten Körper zu essen.
„There’s food out there.“
Fernando ‚Nando‘ Parrado (Agustín Pardella)
Der zunächst unvorstellbare Gedanke nistet sich immer mehr in den Köpfen ein, bis er schließlich in die Tat umgesetzt wird. Einige weigern sich zunächst, von dem Fleisch zu essen. Aber nach und nach kann niemand mehr widerstehen, und so wird diese anfangs grauenvoll anmutende Tat zur abgestumpften Gewohnheit.
Ich finde es gut, dass sich hier für eine unblutige, nicht explizite Variante entschieden wurde, denn das braucht der Film überhaupt nicht. Sünde und Vergebung werden diskutiert, denn viele der Gestrandeten sind gläubig, aber ansonsten lässt der Film das Thema sehr offen für eigene Meinungen und Schlussfolgerungen und beschränkt sich auf die Mimik in den Gesichtern. Er urteilt nicht. Später schließen die Verbliebenen sogar einen Pakt, in dem sie einander die Erlaubnis erteilen, sich essen zu dürfen, sollten sie sterben.
Diese metaphysischen Themen, gepaart mit all den anderen Ereignissen wie eine scheiternde Expedition durch die Berge wegen des schlechten Wetters, Schneestürme oder eine Lawine, die aus dem Nichts alle lebendig im Wrack begräbt und weitere acht Menschen ersticken lässt, haben mich emotional auf jeden Fall auf meine Kosten kommen lassen, und nicht zum letzten Mal habe ich mich gefragt, wie unmöglich diese ganze Geschichte eigentlich klingt.
Eine ganz andere Herangehensweise
Ich muss gestehen, dass ich nicht gedacht hätte, wie nah mir das Ganze geht. Das ist wohl vor allem auf die Technik des Regisseurs Juan Antonio Bayona zurückzuführen. Der Film sticht nämlich unter anderem dadurch hervor, dass er niemanden so wirklich in den Vordergrund stellt, mit Ausnahme des Erzählers vielleicht (zu ihm später mehr). Wie der Name verspricht, hat „Society of the Snow“ die ganze Zeit die Gemeinschaft als Ganzes im Auge. Hier geht es nicht um die Heldengeschichte einer einzelnen Person, denn alle sind Opfer des Unglücks – auf welche Weise auch immer. Und es nimmt nicht die Anteilnahme, wenn wieder jemand den Bedingungen des Berges zum Opfer fällt; im Gegenteil war ich jedes Mal sehr berührt und schockiert. Übrigens tragen alle Figuren die echten Namen der Betroffenen. Diese werden auch zusammen mit dem Alter bei jedem neuen Toten kurz eingeblendet, um ihnen Respekt zu zollen.
Generell wollten Regisseur Bayona und sein Team die Geschehnisse so real wie nur möglich darstellen. Sie recherchierten jahrelang ausgiebig, führten Interviews mit Überlebenden und Verwandten von Opfern, suchten die südamerikanischen Schauspielenden genau nach ihren echten Vorbildern aus (die meisten ohne schauspielerische Erfahrung) und drehten fast alles chronologisch, weil die Schauspieler parallel zum Geschehen bewusst Gewicht verloren.
Zudem nimmt der Film sich Zeit. Es gibt mitunter sehr lange Kameraeinstellungen auf Landschaften oder Gesichter. Gerade bei ernsten Monologen über Themen, wie Tod oder das eigene Sterben, hält die Kamera sehr lange ungerührt aufs Gesicht und verleiht dem Ganzen so eine krasse Intensität.
Außerdem gibt es wenig Filmmusik; es wird viel mit den natürlichen Tönen von Bergen, Wind und Schnee gearbeitet. Oft ist es auch totenstill. Doch wenn Musik einsetzt, unterstreicht sie vor allem die unruhige und sehr hoffnungslose Lage. Komponiert wurde sie von Michael Giacchino, der u.a. den Soundtrack zu „Up“, „The Batman“ oder „The Incredibles“ anfertigte.
Die Stimmen der Toten
Numa Turcatti ist der Erzähler des Films. Durch ihn hören wir nicht nur seine, sondern auch die Gedanken des Teams immer wieder im Voice-Over. Auch hier gibt es eine Besonderheit: Numa ist eins der Opfer, welches seine Geschichte für immer in den Bergen zurücklassen wird, dessen Stimme wir jedoch bis zum Ende des Films hören. Regisseur Bayona sagt dazu, dass er denjenigen, die es nie vom Berg zurückgeschafft haben, eine Stimme geben und deren Perspektive einnehmen wollte. Numa stirbt schließlich an einer Beinwunde, die sich infiziert, als das Wetter langsam wärmer wird. Er ist der letzte Tote des Unglücks.
„There is no greater love than to give one’s life for friends.“
Numa Turcatti (Enzo Vogrincic)
Sein Tod sorgt dafür, dass zwei der Überlebenden, Roberto Canessa und Fernando Parrado, eine erneute Expedition bei besseren Wetterbedingungen (denn inzwischen werden die Tage wieder wärmer) durch die Berge machen können mit der Hoffnung, auf andere Menschen zu treffen. Zehn Tage dauert sie, und endet auch unverhofft mit der ersehnten Rettung am 22. Dezember. Die letzte Einstellung zeigt die 16 Überlebenden, die zusammen in einem großen Krankenhauszimmer warm und geborgen zusammensitzen, während Numa ihnen im Voice-Over alles Gute wünscht.
Was bleibt
Ich musste, nachdem ich den Film zu Ende geguckt hatte, noch lange darüber nachdenken. Über den Film, aber auch die Geschichte an sich, und die verrückte Willkür des Lebens. Ich habe mir sehr viele Interviews und Making-Ofs des Films angeschaut und später Interviews mit denen, die tatsächlich in den Bergen waren und heute noch leben. Ein paar von ihnen sind sogar für einige Sekunden im Film zu sehen (z. B. als Arzt oder Arbeiter am Flughafen). Was mich auf jeden Fall beeindruckt hat: wie stark alle zusammengehalten haben und füreinander da waren. Sich beistehen, gegenseitig ärgern oder Witze reißen, selbst in so einer Situation, hat etwas unglaublich Menschliches und Tröstliches. Mit einer Kamera, die den Absturz überstand, wurden sogar Fotos während der Zeit in den Bergen aufgenommen, für die die Überlebenden posten.
„Society of the Snow“ ist einer meiner liebsten Filme der letzten Jahre geworden, nicht nur wegen der fantastischen Ensembleleistung vor und hinter der Kamera, sondern weil sich getraut wurde, Dinge einfach so wie sie waren, darzustellen und darauf zu vertrauen, dass das ausreicht, um eine fesselnde Geschichte zu erzählen.
„Sometimes, this story is romanticised, but it was a horrifying tragedy. We were in hell. I mean, compared to what we went through, hell was comfortable. When fate hits you it doesn’t warn you. Fate doesn’t warn you. The best day of your life and the worst day of your life dawn the same. […] so I tell people: enjoy the present. The past is gone.„
Die Initiative „Gemeinsam für psychische Gesundheit“ lud am 25.Oktober anlässlich des zweiten Jahrestages ihrer Gründung in die Alte Frauenklinik ein. Dabei gaben Mitarbeitende sowie Ehrenamtliche des GPG Einblicke in ihre Arbeiten. Es wurde über die verschiedensten ins Leben gerufenen Projekte gesprochen, Bilanz gezogen sowie ein Blick in die Zukunft gewagt: Wie wird es mit der GPG weitergehen?
Psychische Gesundheit steht der physischen in nichts nach. Dennoch fehlt es deutschlandweit enorm an Therapieplätzen. Zurzeit warten allein ungefähr 450 Menschen auf einen Platz im Greifswalder Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP), mit einer Wartezeit, die durchaus über ein Jahr dauern kann. Dieser Missstand kann zwar nicht von heute auf morgen behoben werden, jedoch liefern Initiativen wie GPG einen wertvollen Beitrag mit ihrer Arbeit um aufzuklären und zu helfen, diesem Misstand entgegenzuwirken.
„1. Informieren, Vorsorgen und Entstigmatisieren, 2. Unterstützen und Begleiten, 3. Verbinden und Netzwerken.“ Das sind die Ziele der GPG, wie Frau Dr. Brakemeier, Lehrstuhlinhaberin für Psychologie und Psychotherapie, bei der Begrüßungsrede erklärte. Sie sprach über die Anfänge der Initiative, die am 11. Oktober 2021 im Rathaus von ihr und ihrem Team gegründet worden ist, und darüber, wieviel seitdem passiert ist. Besonders gedankt wurde an dieser Stelle Frau Rektorin Prof. Dr. Katharina Riedel, Frau Ministerin Bettina Martin, Frau Ministerin Stefanie Drese, sowie dem Herr Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder als die „Schirmherr*innen“ der Initiative, welche immer sehr tatkräftig und herzlich ihre Projekte unterstützen würden.
Die Projekte
Zu den zahlreichen Projekten der GPG zählt vor allem das Forum für psychische Gesundheit, das einmal monatlich hybrid im Hörsaal der Alten Frauenklinik stattfindet, und wo sich über die verschiedensten Themen mit Expert*innen, Betroffenen, Politiker*innen, Interessierten und Wissenschaftler*innen ausgetauscht wird. Diese werden auch über radio98eins aufgenommen und können nachträglich angehört werden.
Es gibt auch einen Podcast namens Menti Salis, der die vielen unterschiedlichen Fachbereiche der Psychologie der Öffentlichkeit näher bringen soll. Auch der Instagram Account wird regelmäßig mit Beiträgen über Aufklärungsarbeit und Diagnoseerklärungen bereichert.
Auch die schwierigen Umstände in der Corona-Zeit wurden aufgegriffen. Psychologische Unterstützung zur Selbsthilfe wurde in dieser Zeit u.a. durch Videoclips und altersspezifische Tipps und Empfehlungen zum Umgang mit depressiven Verstimmungen bereitgestellt. So soll Unterstützung für Menschen geboten werden, die häusliche Isolation, Quarantäne oder Kontaktverbote als große Belastung erleben.
Außerdem wurden viele Beratungsangebote im Krisenkontext ins Leben gerufen. Psychologische Hilfe für Schutzsuchende und Helfende in Vorpommern im Kontext des Ukraine-Kriegs, sowie Beratungsangebote im Kontext der Proteste im Iran bieten Hilfe für alle Betroffenen. In diesem Kontext finden auch Durchführungen von Workshops und Schulungen sowie seit 2022 von mehreren Fokusgruppen statt. Dabei wird u.a. mit Schutzsuchenden und Expert*innen bezüglich Psychotherapie und ukrainischer Kultur gearbeitet.
Beim Thema Krisen bleibt leider natürlich auch die Klimakrise nicht unerwähnt. Es wurde über negative Gefühle im Zusammenhang mit der Klimakrise und Traumafolgestörungen durch Klimakatastrophen gesprochen, sowie über mögliche Interventionen. „Gesundes Klima – gesundes Vorpommern“ lautet hier die Devise und hat zum Ziel, möglichst viele Mitmenschen unmittelbar zum aktiven Klimaschutz zu bewegen. Dieses interdisziplinäre Modellprojekt soll Medizin, Psychologie sowie die Klimaforschung innerhalb der Naturwissenschaften im Sinne von „One Health“, sowie die Rechtswissenschaften mit der Politik und der Öffentlichkeit nachhaltig verbinden. Zu diesem Anlass wurde auch gleich der neueste Antrag vorgestellt, der momentan in Planung ist und sich „EMORE“ (Eat, Move, Recharge for your health and our climate in Pomerania) nennt.
Wie geht es weiter?
Innerhalb von zwei Jahren konnte viel auf die Beine gestellt werden, worauf die Initiative stolz sein kann. Frau Dr. Brakemeier dankte an dieser Stelle noch einmal allen Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen, ohne die keines der Projekte möglich gemacht worden wäre, und verkündete die große Überraschung des Abends: Die Initiative wird sich zu einem Verein gründen! Der Termin dafür steht auch schon fest: am 06. Dezember 2023 um 16 Uhr im Seminarraum 2 im ZPP. Dort soll dann auch der Vorstand gewählt und über die mögliche Weitergestaltung des Vereins gesprochen werden. Eine Einladung dazu wurde an alle ausgesprochen; man könne einfach hinzugehen oder eine formlose E-Mail schreiben (dann gibt es eine offizielle Einladung 14 Tage vorher).
Doch damit nicht genug: Weiterhin soll zum Januar oder Februar 2024 eine Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychotherapie in der Alten Frauenklinik gegründet werden. Das sind besonders gute Nachrichten, da es in Greifswald momentan nur ganze drei Kassensitze für Kinder unter 18 Jahren gibt – der Bedarf ist also groß. Mit diesen erfreulichen Nachrichten wurde mit einem gemeinsamen Sektanstoß der gesellschaftliche Teil des Abends eröffnet.
Anlaufstellen und Angebote Ihr findet hier auf der Seite der GPG wichtige Telefonnummern auf einen Blick, sowie lokale und überregionale Angebote für verschiedene Bereiche der psychischen Gesundheit bei Belastung und Leidensdruck. Speziell für Studierende gibt es außerdem:
Immer wieder zieht es Studierende hinaus in die weite Welt. Gedanken, die bei so einem Vorhaben aufkommen, sind zumeist Dinge wie: Wie plane ich so etwas eigentlich? Wird es mir überhaupt gefallen? Was, wenn ich keinen Anschluss finde oder die Sprache nicht gut genug kann? Wir möchten versuchen, ein paar dieser Bedenken hier zu klären und euch ein bisschen die Angst zu nehmen – und natürlich auch Lust aufs Reisen zu machen.
Es ist eine sehr intensive Erfahrung von unschätzbarem Wert, während des Studiums für Wochen oder sogar Monate in ein anderes Land zu gehen. Eins ist dabei sicher: Das ist eine Zeit, die aufs Äußerste prägt. Abgesehen vom akademischen Input lernt man ungemein viel über sich selbst. Sich in einem fremden Ort in einer fremden Sprache zurechtzufinden und dazu noch gute akademische Leistungen zu erbringen, ist nicht ohne! Alles scheint wie eine große, einschüchternde Herausforderung in diesem Moment. Doch ist sie einmal angenommen, wird man feststellen, wie sehr es sich gelohnt hat.
Erste Orientierung: was es alles (nicht) gibt
Wenn ihr überlegt, einen Aufenthalt im Ausland zu machen – vielleicht wird er sogar von eurem Studiengang vorgeschrieben – steht erst einmal die organisatorische Seite an. Eins vorweg: Plant eure Auslandssemester voraus! Das bedeutet, sich mindestens ein bis eineinhalb Jahre vorher hinzusetzen und zu kümmern! Da kennen die Bewerbungsfristen leider keine Gnade. Der erste Schritt führt dabei zum International Office, welches alle zwei bis drei Wochen Beratungen anbietet. Die komplett online stattfindende Veranstaltung gibt euch einen Überblick über die Optionen, die euch zur Verfügung stehen. Grundsätzlich sind viele Vorhaben in den Bereichen Studium, (Pflicht-)Praktikum, Summerschools, Exkursionen, oder Sprachkurse möglich. Nach der Veranstaltung könnt ihr also schon einmal grob einordnen, was zu euch passt.
Nach der Teilnahme an der Erstberatung können wir die Studierenden im Detail ganz individuell weiter beraten und auf dem Weg ins Ausland begleiten.
Roberta Wirminghaus, Koordinatorin für internationalen Austausch
Bei der Planung von Auslandssemestern liegt es nahe, eine Partneruni von Greifswald zu wählen, da hier zumeist die Studiengebühren wegfallen. Für Praktika sucht ihr euch einen Platz eigenständig. Zum Thema Kurse und Anerkennung könnt ihr euch in euren jeweiligen Fachbereichen Beratung einholen oder durch die Angebote der jeweiligen Partnerhochschulen klicken. Was die sprachlichen Anforderungen angeht, reicht euer Abizeugnis leider nicht aus. Aber auch hier bietet die Uni regelmäßig Sprachtests an (zum Beispiel den DAAD-Test für 25 Euro).
Programme und Förderungen: Weg zum Glück
Die Universität Greifwald bietet vor allem zwei Möglichkeiten, um einen Aufenthalt im Ausland zu ermöglichen: Für Vorhaben innerhalb der EU gibt es Erasmus + und für Aufenthalte weltweit den Hochschulaustausch.
Erasmus + wird wohl den meisten etwas sagen; dieses Förderprogramm für Studium und Praktikum deckt alle Länder ab, welche in der EU vertreten sind, sowie einige andere Länder, mit denen eine Partnerschaft gepflegt wird. Dafür ist allerdings Voraussetzung, dass ihr an eine verbündete Uni eures jeweiligen Fachbereichs geht. Für den Bewerbungsprozess gibt es eine interne Bewerbung im Fachbereich zu eurer auserwählten Hochschule. Solltet ihr für den Platz ausgewählt werden, erhaltet ihr automatisch auch die finanzielle Förderung über Erasmus +.
Etwas weniger bekannt ist der Hochschulaustausch. Dieser bietet Auslandsaufenthalte für Studierende auch in Ländern außerhalb Europas. Wenn es euch zum Beispiel nach Korea, Japan oder Australien zieht, könnt ihr die Partnerunis des Hochschulaustauschprogramms in Betracht ziehen. Hier werden in der Regel die Studiengebühren erlassen, ein Stipendium gibt es allerdings nicht automatisch dazu. Für die Bewerbung im International Office müsst ihr unter anderem ein Gutachten erstellen lassen und ein Motivationsschreiben verfassen. Dafür könnt ihr aber in Kurse reinschnuppern, die nicht unbedingt mit eurem Studiengang zu tun haben.
Eine weitere Möglichkeit ist auch, sowohl Studienplatz als auch Stipendium als Freemover komplett selbst zu organisieren, wenn euch das Angebot der Uni nicht zusagt. Auf unserer Uniwebsite gibt es auch eine Übersicht über sonstige Fördermöglichkeiten.
Muffensausen: ganz normal
Nun, da die organisatorischen Blockaden hoffentlich etwas entgruselt wurden, bleiben die mentalen Hürden. Es ist leider unmöglich, alle Ängste vorher zu zerstreuen. Man muss einfach mit dem Kopf voran ins kalte Wasser springen und es ausprobieren. Und natürlich macht man Fehler und wird nicht alles gleich perfekt hinbekommen. Das ist vollkommen normal und in Ordnung so. Falls euch das Heimweh umtreibt oder euch andere Sorgen plagen, bekommt ihr immer eine Ansprechperson vor Ort zugeteilt, die euch weiterhelfen kann. Und wenn ihr merkt, die ganze Sache ist vielleicht im Moment doch nichts für euch und es wird euch alles zu viel, ist ein Abbruch auch völlig in Ordnung. Ein guter Tipp ist immer, Leute anzusprechen. Daraus können eventuell sogar wunderbare Freundschaften entstehen. So habt ihr auch gleich jemanden, um gemeinsam für die Prüfungen zu lernen, die Stadt zu erkunden oder eure Sprachkenntnisse zu perfektionieren. Und am Ende könnt ihr vielleicht auf einen tollen neuen Ort auf der Welt zurückschauen, der für euch ein Stück Heimat geworden ist.
Natürlich gab es auch anstrengende Zeiten mit dem ganzen Lernpensum und dem Zurechtfinden im fremden Land und Hochschulsystem. Aber rückblickend erinnere ich mich vorwiegend an die tollen Ausflüge und die geknüpften Kontakte und Freundschaften. Das Anrechnen der Credit Points war auch gar kein Problem.
Aaron (Lehramtsstudent für Gymnasium Englisch, Geschichte und DaF/DaZ) über seinen Auslandsaufenthalt an der Universität Tartu in Estland, Sept. 2021 bis Jan. 2022.
Nicht zuletzt bieten die Erfahrungsberichte und Podcasts aller, die durch die Uni Greifswald hinaus in die weite Welt kamen, einen kleinen Einblick in das Leben, was eine*n selbst dort erwarten kann. Eine überwältigende Anzahl an Berichten ist positiv und schwärmerisch verfasst, und sehr oft wurde eine Empfehlung ausgesprochen, unbedingt selbst einmal den Schritt hinaus zu wagen. Lest also gern nach, was eure Kommiliton*innen zu Papier gebracht und auf Tonband verfasst haben.
Schließlich geht ihr ja nicht nur für eure Credits an die Uni in Australien oder den Praktikumsplatz in Schweden. Ihr geht auch für die Menschen und neuen Beziehungen, die Kultur, das Essen, die Musik, die Sprache… und all die anderen wundervollen Dinge, die auf euch warten.
Hier könnt ihr das aktuelle Video von moritz.tv sehen.
Beim Abspielen des Videos werden personenbezogene Daten zu YouTube übertragen. Weitere Informationen findest du in unseren Datenschutzhinweisen (Datenschutzerklärung | webmoritz.).