Training Day 2.0 – Anmeldung für Workshops beginnt

„Wie wäre es mit Zeitmanagement, Rhetorik und Entspannungsübungen? Doch lieber über die Arbeit als Unternehmensberater informieren, die eigene Persönlichkeit analysieren und die Wirkung deiner Stimme ausprobieren?“ Der Fachschaftsrat Medizin veranstaltet am dritten und vierten Dezember eine Workshop-Reihe, die unter dem Motto „Training Day 2.0“ laufen.

Im Mittelpunkt der Workshops, die für Studierende aller Fachrichtungen offen sind, stehen die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen sowie „Berufe jenseits von Labor und Krankenbett“. Insgesamt werden über 20 Referenten bei der Veranstaltung erscheinen. Die Teilnehmer können an über 25 Workshops teilnehmen, die sich unter anderem mit Zeitmanagement, Bewerbungen, Vortragen mit Powerpoint, Kommunikation, Rhetorik, Medizinjournalismus, Entspannungstechniken, Bourn-Out-Prävention, Wege ins Ausland an unserer Uni, Persönlichkeitsanalyse und Sonografie beschäftigen.

Am Samstag wird zudem ein gemeinsames Mittagessen mit Kaffee und Plätzchen organisiert. Für die Teilnahme an den Workshops werden insgesamt vier Euro fällig. Da die Plätze beschränkt sind, ist eine Anmeldung auf der Internetseite des Fachschaftsrates Medizin für die entsprechenden Workshops erforderlich. Ab Mittwoch, dem 10. 11. um 18 Uhr kann man sich unter www.FSRMED.de anmelden.

„Polizei unter Generalverdacht“

K. Spiess:"Stuttgart 21 hat das Vertrauen in die Polizei erschüttert."

„Die Mehrheit der Polizisten macht ihre Arbeit gut. Es gibt jedoch Vorwürfe, dass Menschen von der Polizei misshandelt werden. Deswegen empfehlen wir, dass jeder Polizeibeamte individuell gekennzeichnet sein sollte, entweder mit Namen, oder mit einer Nummer, damit jeder Polizeibeamte individuell zur Verantwortung heran gezogen werden kann. Gleichzeitig würde die individuelle Kennzeichnungspflicht jene Polizisten schützen, die ihre Pflicht verantwortungsbewusst wahrnehmen.“ Polizeigewalt. Das war das Thema einer Podiumsdiskussion, zu der der AKJ, Arbeitskreis kritischer JuristInnen am vergangenen Montag eingeladen hatte. Die zitierten Worte stammen von Katharina Spiess, der Kampagneleiterin von Amnesty International. Sie führte unter anderem mit diesen Worten in die Problemdiskussion ein. Der Hörsaal eins des Audimax war mit etwa 150 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.

Neben Katharina Spiess saßen noch Tobias Singelstein von der Freien Universität Berlin sowie Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft mit im Podium. Moderiert wurde die Veranstaltung von Kirstin Drenkhahn, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ernst-Moritz-Arndt Universität tätig ist. In ihren Einleitungsworten nannte Spiess einige Beispiele, wo Polizisten gegen das Gesetz verstießen und gegenüber Bürgerinnen und Bürgern gewalttätig wurden. Auffällig war dabei, dass es sich bei sämtlichen als Beispiel erwähnten Akten der Polizeigewalt um Übergriffe auf Migranten handelte.

Polizisten ermitteln gegen sich selbst

Singelstein unterstützte die Thesen der Aktivistin von Amnesty International und erläuterte, dass Polizeigewalt oftmals gar nicht als solche erkannt würde, weil die Grenzen zwischen Rechtmäßigkeit und Rechtswidrigkeit polizeilicher Handlungen fließend seien. Wird jemand Opfer von Polizeigewalt, so seien die Aussichten auf ein erfolgreiches Verfahren im Sinne des Opfers besonders gering. Die Quote der freigesprochenen Polizisten liege bei 95 Prozent. Darauf aufbauend argumentierten Singelstein und Spiess, dass die Justiz nicht unabhängig von der Polizei arbeite. „Insbesondere, wenn Menschen zu Tode gekommen sind, hat sich die Justiz recht schnell auf die Seite der Polizei gestellt und zunächst die Schuld von dieser verwiesen“, so Spiess gegenüber dem Publikum. Darüber hinaus seien Amnesty International Fälle bekannt geworden, wonach beschuldigte Polizisten oft gegen sich selbst, oder Kollegen gegen Kollegen ermittelten. Dies verstoße gegen die Unabhängigkeit der Ermittlungen. Zudem würden Ermittlungen gegen die Polizei oft nur sehr zögerlich aufgenommen. Singelstein nannte außerdem als Problem, dass Betroffene oftmals Angst davor hätten, zur Polizei zu gehen und Polizisten anzuklagen. Zeigt der Betroffene Polizeigewalt an und es komme zu einer Verhandlung, so könne man in den meisten Fällen eine Aussage-gegen-Aussage-Konstellation beobachten. Werden dann noch zusätzliche Zeugen heran gezogen, handelt es sich nicht selten ebenfalls um Polizisten. Diese verhielten sich in der Regel zu Gunsten des Angeklagten. Als Ursachen nannte Singelstein Corpsgeist und innerpolizeilichen Druck.

Bei Polizeigewalt handelt es sich um „bedauerliche Einzelfälle“

Das Podium: Tobias Singelstein, Rainer Wendt, Kirstin Drenkhahn, Katharina Spiess (vlnr.)

Polizeigewerkschafter Rainer Wendt wies hingegen sämtliche Vorwürfe zurück. Bei Polizeigewalt handele es sich um bedauerliche Einzelfälle. Aus diesem Grund sehe er auch keinen  Anlass für eine Kennzeichnungspflicht von Polizisten. Gerade bei Demonstrationen seien mit Namen gekennzeichnete Polizisten nicht mehr vor polizeifeindlich eingestellten Demonstranten, die zumeist „aus dem linken und rechten Spektrum stammen“, geschützt. „Dass Strafanzeigen gegen Polizisten gestellt werden, gehört zum Berufsalltag“, erläuterte Wendt weiter. Gegen ihn selbst seien insgesamt 80 bis 120 Strafanzeigen gestellt worden. Sämtliche Verfahren gegen ihn seien unbegründet gewesen und eingestellt worden. Der Polizist verwahrte sich entschieden dagegen, dass die Ermittlungen gegen Polizeibeamte schleppend verlaufen würden. „Wir haben ein erhöhtes Interesse, dass Ermittlungen schnell erfolgen.“ Schließlich hinge von den Ermittlungen der zukünftige Karriereweg eines Polizisten ab.

Die hohe Freispruchquote bei eingeleiteten Verfahren bewertete Wendt erwartungsgemäß anders: „Es zeigt, dass das Ausmaß rechtswidriger Handlungen der Polizei nicht so hoch ist, wie eigentlich angenommen wird.“ Zu dem Vorschlag von Katharina Spiess, eine unabhängige Ermittlungskomission, die über von der Polizei ausgehende Straftaten aufklärt, meinte Wendt, dass die „Polizeigewerkschaft gegen eine unabhängige Komission“ sei. „Wir wissen nicht, was diese besser machen könnte, als staatliche Behörden.“ Den einzigen Konsens zwischen Amnesty International und der Polizeigewerkschaft gab es in dem Punkt, dass sich beide für Fortbildungsmaßnahmen zum Thema Menschenrecht aussprachen. Während die Aktivistin von Amnesty-International davon sprach, dass sich rechtswidrige Übergriffe von Seiten der Polizei um die fünf Prozent bewegen, meinte Wendt, Polizeigewalt bewege sich im „Promillebereich“. In seinem Statement sprach er sich ganz klar gegen eine Kennzeichnungspflicht von Polizisten aus und wies den Vorwurf eines vorherrschenden Corpsgeistes innerhalb der Polizei zurück: „Kollegen achten sehr Wohl darauf, dass es nicht zu rechtswidrigen Übergriffen kommt. Daher gibt es keine Rechtfertigung dafür, alle Polizisten mit der Kennzeichnungspflicht unter Generalverdacht zu stellen.“

Wendts Äußerungen vom Publikum kritisch hinterfragt

Das Publikum schoss sich in der anschließenden Debatte relativ schnell auf den Polizeigewerkschafter Rainer Wendt ein. Einige Teilnehmer der Diskussion bezweifelten, dass es sich bei von Polizisten ausgehenden Straftaten um Einzelfälle handeln würde. So habe ein Veranstaltungsbesucher bereits acht mal Anzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung gestellt. Einmal sei von der Polizei aus sofort eine Gegenanzeige gestellt worden. In dem Moment, als der Betroffene seine Anzeige zurückzog, folgte von Seiten der Polizei ebenfalls ein Rückzug der Gegenanzeige. „Das ist das beste Beispiel, wie korrupt es bei der Polizei zu geht. Und auch bei den Äußerungen von Herrn Wendt handelt es sich eher um Ausreden, damit sich die Polizei weiter im rechtsfreien Raum bewegen kann“, macht der Betroffene seinem Unmut Luft.

Rainer Wendts Äußerungen ernteten bei vielen Besuchern, so auch von diesem, Kritik.

„Ich bin ein Extremist“, meinte ein anderer ironisch zum Polizeigewerkschafter. „Ich bin extrem friedlich. Und ich glaube der Polizei kein Wort. Wir sollen Ausweise bekommen, bei denen Polizisten im Vorbeigehen diese lesen können. Warum wehren Sie sich dann im Gegenzug so gegen die Kennzeichnungspflicht?“ Wendt fand auf diese Frage nur sein bereits Eingangs erwähntes Argument, man würde damit alle Polizisten unter Generalverdacht stellen. Ein Besucher meinte darauf hin, dass Generalverdacht im Zuge der Vorratsdatenspeicherung, für die sich die Polizei stark machte, permanent stattfinde. „Niemand wird hier unter Genralverdacht gestellt“, meinte Wendt kurz und knapp dazu.

Diskussion um Kennzeichnungspflicht ist Hauptthema

Nachdem sich zahlreiche Besucher mehrere Male für die Kennzeichnungspflicht von Polizisten aussprachen, kamen auch einzelne Redebeiträge, die sich eindeutig dagegen aussprachen. „Die Linksextremisten im Schanzenviertel und in Kreuzberg werden schließlich auch nicht gekennzeichnet“, polemisierte ein Gegner der Kennzeichnungspflicht am Ende seiner Rede. Insgesamt wurde die Publikumsdebatte zunehmend emotionaler geführt. So wurde plötzlich davon gesprochen, dass die Ablehnung der Kennzeichnungspflicht für Polizisten „eine Arroganz der Mächtigen“ darstelle. „Wenn man politisch engagiert ist in diesem Staate, kommt man immer in Konflikt mit der Polizei. Wenn ich mich im System bewege, dann bin ich nicht Polizeirepressionen ausgesetzt, aber wenn ich demonstriere, muss ich mich dem aussetzen“, wurde der Polizei in Stellvertretung durch den Bundesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft vorgeworfen. Dieser wies diese Behauptung entschieden zurück: „Wer sich im Rahmen der Gesetze bewegt, wird niemals in Konflikt mit der Polizei geraten.“ Wenngleich sich Wendt am Ende der Diskussion insgesamt enttäuscht zeigte, dass er mit seinen Argumenten nur einen kleinen Kreis der Zuschauer erreichen konnte, verwies er in seinen Schlussworten darauf hin, dass in der Zwischenzeit ein Dialog zwischen der Polizei und Amnesty International zustande gekommen sei. Zudem wolle die Gewerkschaft in Zukunft der Frage auf den Grund gehen, welche Strukturen innerhalb der Polizei zu „dem einen oder anderen Übergriff führen.“

Fotos: Marco Wagner

Dienstag ist Stupa-Sitzung

Nachdem in der vergangenen Sondersitzung die übrigen Tagesordnungspunkte abgearbeitet werden konnten, findet am Dienstag die nächste ordentliche Sitzung des Studierendenparlamentes statt. Die Tagesordnung ist dieses Mal deutlich kürzer, als die vergangenen Monate, sodass durchaus davon ausgegangen werden kann, dass die Sitzung ohne Verlängerung und Einberufung einer Sondersitzung beendet werden kann. Neben dem Lagebericht, stehen die Entlastung der Moritz-Medien und des AStAs auf der Liste, die es abzuarbeiten gilt. Darüber hinaus wird sich das StuPa erneut mit der Änderung der Geschäftsordnung und der Änderung der Satzung auseinander setzen. Alexander Schulz-Klingauf reichte darüber hinaus zwei weitere Einträge ein. Einer beschäftigt sich mit Informationen zu den letzten Magisterstudiengängen an der Ernst-Moritz-Arndt Universität, der andere mit der Gründung einer AG „AStA-Struktur“. Zudem wird sich ein Tagesordnungspunkt mit der Einberufung einer Vollversammlung beschäftigen. Vakant sind zur Zeit noch die Stellen des Wahlleiters, des stellvertretenden AStA-Vorsitzes, der Referentin für Hochschulpolitik sowie die Stelle der Referentin für Ökologie. Die Sitzung findet um 20 Uhr im Konferenzsaal des Unihauptgebäudes statt.

TOP 1 Berichte (Drs. 20/117) Hier stellen die AStA-Referenten sowie die Moritz-Medien ihre Rechenschaftsberichte vor. Falls Fragen von Seiten der Stupisten bestehen, können diese freilich geklärt werden.
TOP 2 Formalia Es geht darum, ob die Sitzung beschlussfähig ist und ob die vorgeschlagene Satzung so vom Parlament angenommen wird.
TOP 3 Finanzanträge Bislang sind keine Finanzanträge eingegangen
TOP 4 Sitzungen des Studierendenparlamentes im Wintersemester (Drs. 20/113): Es muss darüber abgestimmt werden, wann die nächsten Sitzungen des Studierendenparlamentes stattfinden sollen.
TOP 5 Wahl einer stellvertretenden Prüferin für rechnerische und sachliche Richtigkeit
Dieser Prüfer stellt quasi das Kontrollorgan der Finanzreferentin des AStA dar.
TOP 6 Wahl des Allgemeinen Studierendenausschusses
TOP 6.1 Wahl einer stellvertretenden Vorsitzenden
Derzeit gibt es nur zwei kommisarische stellvertretende AStA-Vorsitzenden. Der eigentliche Stellvertreterposten ist nach wie vor vakant.
TOP 6.2 Wahl einer Referentin für Hochschulpolitik Hierfür ist noch keine Bewerbung eingegangen.
TOP 6.3 Wahl der Referentin für Ökologie
Auch diese Stelle ist noch frei und es gibt bislang keinen Interessenten.
TOP 7 Wahl einer Wahlleiterin und ihrer Stellvertreterin Es ist eine Bewerbung von Stefan Damm für den Wahlleiter und eine Bewerbung von Matthias Ullmann für den stellvertretenden Vorsitzenden eingegangen.
TOP 8 Lagebericht der studentischen Medien (Drs. 20/98d, 98e) Hier stellt die Geschäftsführung der Moritz-Medien ihren Lagebericht vor: Wo stehen die Moritz-Medien jetzt? Wie soll es weiter gehen?
TOP 9 Entlastung des AStA und der studentischen Medien, gemäß Vorschlag des HHA
(Drs.20/98a, 20/98b, 20/98c)
Der Haushaltsausschuss hat vorgeschlagen, die Moritz-Medien zu entlasten.
TOP 10 Änderung der Satzung (zweite Lesung) (Drs. 20/71, 20/84) Diese Anträge kursieren gefühlt mindestens genau so lange im StuPa, wie die beiden Antragsteller. Bei den Anträgen von Thomas Schattschneider und Alexander Schulz-Klingauf geht es um die Frage, inwiefern Fragen zu den Rechenschaftsberichten während der Sitzungszeit des Studierendenparlamentes zukünftig zugelassen werden sollen.
TOP 10 Änderung der Geschäftsordnung (zweite Lesung) (Drs. 20/90, 20/96) Während die webMoritz-Kommentarschlachten um diesen Antrag längst zum Erliegen gekommen sind, wird im StuPa weiter fleißig über ein mögliches Verbot des Tragens von Kleidungsstücken der Marke Thor-Steinar im StuPa und in dem StuPa angegliederten Institutionen debattiert.
TOP 11 Informationen zum M.A. (Drs. 20/114) Hier möchte Alexander Schulz-Klingauf daran erinnern, dass es noch Magisterstudenten an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald  gibt.
TOP 12 Gründung einer AG „AStA-Struktur“ (Drs. 20/115) Alexander Schulz-Klingauf wünscht sich eine AStA-AG, die sich mit der zukünftigen Struktur des Ausschusses befassen soll.
TOP 13 Einberufung der Vollversammlung im WS 2010/11 (Drs. 20/116) Hier muss das Studierendenparlament darüber abstimmen, dass eine Vollversammlung im Wintersemester einberufen wird.
TOP 14 Sonstiges Was sonst noch zu sagen wäre.

Protest mit Volksfestcharakter

Es waren viele Menschen unterwegs, am Sonntagnachmittag in Lubmin. Nur gelegentlich durchlugten Sonnenstrahlen durch die ansonsten dicht geschlossene Wolkendecke. Bereits von Weitem konnte man eine große und dichte Menschentraube vor der Seebrücke beobachten. Anlass war eine Protestveranstaltung, zu der ein breites Bündnis aus Parteien und Bürgervereinigungen um Ruth Eckert aufgerufen hatte.

Auch auf dem Wasser wurde protestiert. Um 13 Uhr setzten sich mehrere Traditionsschiffe vom Greifswalder Museumshafen aus zur Seebrücke nach Lubmin in Bewegung. Mit Protestlosungen ausgestattet und zahlreichen Segelbooten und Kajaks flankiert, drehten sie mehrere Runden vor der Seebrücke, bis sie gegen 15 Uhr wieder in Richtung ihres Heimathafens steuerten. Mit von der Partie war unter anderem auch der Traditionslogger „Lovis“, der vor kurzem sein „zehnjähriges“ feierte.

„Schönes Gefühl, sich mal von Polizisten vom Gleis tragen zu lassen“

Insgesamt nahmen etwa 200 Teilnehmer an dem Protest an Land teil. Über die jeweiligen Besatzungen der Schiffe, die an dem Protest teilnahmen, liegen dem webMoritz keine Informationen vor. Ebenfalls unterstützt wurde die Demonstration vom Shanty-Chor Karlshagen. „Soll Angela Merkel doch dafür sorgen, dass entweder gar kein Atommüll mehr entsteht, oder nur so viel wie nur noch unbedingt erforderlich ist“, wendet sich Volker Sachse an die Teilnehmer der Veranstaltung. Normalerweise läutet er die Glocke, um ein Konzert „einzuglasen“. Dieses mal betont er jedoch, dass er die Glocke aus Protest läutet, damit der Boddenwind den Lärm in den Landtag sowie den Bundestag läutet.“Kämpft, Kämpft gegen den Atommüll“, pflichtet Eduard Beischall, ebenfalls Chorsänger, seinem Vorredner bei. In seinem Redebeitrag ermuntert er alle, sich an dem Protest zu beteiligen und auch vor einer Sitzblockade nicht zurück zu schrecken. „Es ist ein wirklich schönes Gefühl, sich einmal von Polizisten vom Gleis tragen zu lassen“, schwärmt Beischall, der sich selbst als damaliger Einwohner der Gemeinde Asse an dem Protest gegen das dortige Atommüllager beteiligte.

Aus Karlsruhe-Müll soll kein Vorpommern-Müll werden

Mit „Wo die Ostseewellen trekken an den Strand“ leitete der Chor sein etwa halbstündiges musikalisches Programm ein, was der ganzen Veranstaltung den Hauch eines Volksfestes verlieh. Dennoch kamen politische Reden zuvor nicht zu kurz. „Wir fühlen uns betrogen und getäuscht, wenn aus Karlsruhe-Müll plötzlich Vorpommern-Müll werden soll“, macht Christa Labouvie vom Bürgerbündnis Ostvorpommern ihren Unmut Luft. Zudem sei angesichts der Tatsache, dass gegenwärtig kein Endlager für Atommüll gibt, zu befürchten, dass die derzeitigen Zwischenlager zu vorübergehenden Endlagern umfunktioniert würden. Der Standort Lubmin sei für die Einlagerung von Castoren aus Sicht Labouvies nicht geeignet, da es keine Reparaturanlage für beschädigte Behälter gäbe. Würde also ein Castor während der Einlagerung beschädigt werden, wäre ein erneuter Transport in eine Reparaturwerkstatt notwendig.

Auch Oskar Gulla von der Bürgerinitiative gegen den Bau eines Steinkohlenkraftwerkes in Lubmin beteiligte sich an der Veranstaltung. „Ich möchte, dass Herr Vogt erkennt, dass er der Bürgermeister eines Seebades Lubmin, nicht eines Atomkraft-Lubmins sein könnte“, entsendete er in Richtung der Amtsverwaltung der Gemeinde.

„Besucherzahlen spitzenmäßig“

„Man kann natürlich auch darüber diskutieren, inwiefern es sinnvoll ist, inmitten einer Tourismusregion Atommüll einzulagern“, meint Stephan Schumann (Jusos/ SPD), Mitorganisator der Veranstaltung. Bei dem Protest handele es sich nicht um „Widerstand gegen den Transport von Castoren an und für sich, sondern um Protest gegen die Atomenergie und für eine Energiewende.“ Aus diesem Grund hofft er auf großen Widerstand, wenn der Castor-Transport nach Lubmin rollt. Nach Angaben der Ostsee-Zeitung soll er etwa eine Woche vor Weihnachten im Lubminer Werkbahnhof einrollen. Insgesamt zeigt sich der Vorsitzende der Greifswalder Jusos zufrieden: „Die Besucherzahl war spitzenmäßig und als die Schiffe da waren, haben das auch sehr viele gesehen.“

Mignon Schwenke, stellvertretende Landesvorsitzende der Partei Die Linke. ist ebenfalls zufrieden mit der Veranstaltung. „Ich freue mich, dass so viele hier her gekommen sind, denn diese Region ist nicht gerade dafür bekannt, besonders protestfreudig zu sein. Deshalb schicken sie den Müll hierher, weil sie denken, dass es keinen Protest gibt!“

Der Protest in Lubmin gegen die insgesamt neun kommenden Castoren, davon fünf aus dem französischen Caderache, vier aus Karlsruhe, ist am vergangenen Sonntag nicht der Erste dieser Art gewesen. Bereits Ende Juli demonstrierten knapp einhundert Menschen gegen Stromerzeugung aus Kernspaltung. Im Rahmen des Castorstrecken-Aktionstages demonstrierten am 24. Oktober ebenfalls mehrere Menschen entlang der Strecke und veranstalteten eine Kundgebung am Marktplatz.

webMoritz enthüllt: Illuminaten schuld am Großbrand?

Eine Persiflage

Westermann: Kopf der linksextremistischen fundamental-naturwissenschaftlichen Greifswalder Illuminaten?

Die Ostsee-Zeitung wartete vergangenen Freitag mit einer außerordentlich spekulativen Überschrift über die Ursachen den Brandes in der Chemie auf. Es wird, so die Ostsee-Zeitung, vermutet, dass Satanisten Brandverursacher gewesen sein sollten. Angeblich gäbe es eine kleine Gruppe Satanisten unter Greifswalder Studierenden, die in der Alten Chemie okkulte Handlungen abgehalten hätten.

Mystery-Experte Abdallah enthüllt

Der webMoritz griff diese spannende Frage auf und wendete sich an die Abteilung „Galileo Mystery“ des Fernsehsenders Pro Sieben, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Spezialist Aiman Abdallah fuhr noch am Freitag mit einem fünfköpfigen Expertenteam nach Greifswald, um den Schauplatz der mysteriösen Okkulte zu untersuchen. „Könnten die Illuminaten etwas damit zu tun haben?“, stellt er scharfsinnig fest. Die Streichhölzer seien nur halb abgebrannt gewesen, die Teelichter liebevoll dekoriert hingestellt und drapiert gewesen. „Es gibt Hinweise, wonach die Illuminaten bereits in Vorfällen der Anglistik, des Historischen Instituts, der Slawistik, der Alten Physik und des Nordischen Instituts verwickelt sein könnten“, weiß Abdalla.

„Innerhalb gewöhnlich außerordentlich gut unterrichteter Kreise kursieren Gerüchte, wonach Professor Dr. Rainer Westermann selbst Kopf der Greifswalder Verschwörung sein könnte“, so Professor Dr. Dr. Michael-Friedrich-Johann Schnabeltier, Experte für Enthüllungen von Verschwörungen gegenüber dem webMoritz. Insider wie der Greifswalder Gerhard Schnupftabak wissen: „Bei dem Brand in der Alten Chemie handelt es sich möglicherweise nur um eine Reihe von Ereignissen, die damit zusammen hängen könnten, dass die Universität ihre ungeliebten baufälligen, chemisch-, quecksilber-, oder asbestverseuchten Gebäude nicht mehr an das Petruswerk verkaufen kann.“

Greifswalder Illuminaten linksextremistische Fundamental-Naturwissenschaftler?

Die alte Chemie brennt. Waren es die Illuminaten?

Illuminaten-Experte Abdallah weist gegenüber dem webMoritz weiterhin auf folgenden Umstand hin: „Seit etwa 1990 soll sich in Greifswald ein eigener Illuminatenkreis herausgebildet haben – Der Greifswalder Kreis. Dabei handelt es sich um eine linksextremistische, fundamental-naturwissenschaftlich- psychologisch-medizinische Abspaltung traditioneller Illuminatenzirkel. Der Greifswalder Kreis vertritt anonymen Experten zufolge die Ansicht, dass die Geisteswissenschaften es waren, die den Kapitalismus, also die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, hervor brachten. Um den Kapitalismus wirksam zu bekämpfen, müsse man in erster Linie die Geisteswissenschaften bekämpfen“.

War der Brand in der Chemie so geplant?

„Hier geht es um die restlose Zerstörung des Kapitalismus durch Naturwissenschaften und Medizin. Die Psychologie ist dabei die wichtigste Waffe zur Erreichung dieses Ziels.“ Was das alles mit dem Brand in der alten Chemie zu tun hat? Diese Frage richten wir selbstverständlich auch an die Galileo-Mystery Expertengruppe. „Ganz einfach: Primäres Ziel war nicht die Zerstörung des Gebäudes der alten Chemie. Vielmehr sollte das Feuer auf die Gebäude der alten Kinderklinik und Polyklinik übergreifen, in denen das Historische Institut untergebracht war. Darüber hinaus sollte das übrige Gelände durch Chemikalien verseucht und somit unbenutzbar gemacht werden. Das wäre das Ende für das Historische Institut gewesen“, so das Wissenschaftlerteam der Mystery-Abteilung von Pro Sieben abschließend.

Hintergrund

Illuminatenorden

Der Illuminatenorden (lat. illuminati „die Erleuchteten“) war eine am 1. Mai 1776 vom Philosophen und Kirchenrechtler Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründete Geheimgesellschaft. 1785 wurde sie in Bayern verboten und stellte ihre Aktivitäten daraufhin ein.

Das Ziel des Illuminatenordens war es, durch Aufklärung und sittliche Verbesserung die Herrschaft von Menschen über Menschen überflüssig zu machen.

Zahlreiche Mythen und Verschwörungstheorien ranken sich um eine angebliche Weiterexistenz des Ordens und seine vermeintlichen Tätigkeiten, wozu unter anderem die Französische Revolution, der Kampf gegen die katholische Kirche und das Streben nach Weltherrschaft gerechnet werden.

Fotos: Torsten Heil (Chemie), Arik Platzek (Rainer Westermann)