Greifswalder Premiere von Mutter Courage: „Gebt mir ein K!“

Wie angekündigt fand am Freitag die Greifswalder Premiere von Mutter Courage und ihre Kinder statt. Das Stück von Berthold Brecht wurde 1941 uraufgeführt und spielt während des Dreißigjährigen Kriegs (siehe Wikipedia). Das Publikum wurde mit dieser Tatsache gleich zu Beginn konfrontiert, als die durch die Zuschauerraumtüren einfallenden Darsteller ihren Slogan proklamierten: „Gebt mir ein K!“, „Gebt mir ein R!“ usw. Etwas zögerlich kam die Reaktion aus der Menge, aber immerhin war die Aufmerksamkeit geweckt.

Frühstück im Krieg (v.l.n.r. Grian Duisberg, Eva-Maria Blumentrath, Hannes Rittig und Anja Taschenberg)

Frühstück im Krieg (v.l.n.r. Grian Duisberg, Eva-Maria Blumentrath, Hannes Rittig und Anja Taschenberg)

Die einzelnen „Bilder“ des Stücks werden jeweils im Chor durch die zwei Clowns eingeleitet. Diese Figuren (gespielt von Markus Voigt und Christian Holm) wurden von der Regisseurin Johanna Schall eingeführt und vereinigen zahlreiche militärische Figuren des Stücks, sie „bringen Konflikte, sie schüren Unfrieden, sie initiieren Störungen, sie haben Spaß.“.

Bei der Stralsunder Premiere (OZ-Bericht auf der Theater-Seite) fiel vor allem der schwäbische Dialekt von Mutter Courage und den drei Kindern auf. Dieser ist jedoch sehr verständlich und so gesprochen, wie sich „Neigschmeckte“ das vorstellen und wurde außerdem nicht durchgängig beibehalten. Der Zuschauer hat also keinerlei Verständnisschwierigkeiten zu befürchten.

Hannes Rittig und Eva-Maria Blumentrath

Markt im Krieg (Hannes Rittig und Eva-Maria Blumentrath)

Die schauspielerischen Leistungen waren durch die Bank hervorragend. Ebenfalls hervorzuheben sind die zusammengewürfelt erscheinenden aber aussagekräftigen Kostüme, die die Zeitlosigkeit des Themas unterstützen. Natürlich durfte auch ein bisschen eingestreuter Humor nicht fehlen, der das ernste Thema ein bisschen auflockerte. Nach dem etwas abrupten Ende feierte das Publikum mit mehreren Minuten Beifall die Darsteller und Verantwortlichen des Stücks:

Inszenierung: Johanna Schall
Bühne: Horst Vogelgesang
Kostüme: Jenny Schall
Musikalische Leitung und Klavier: Andreas Kohl
Choreographie: Sabrina Sadowska
Dramaturgie: Catrin Darr

Wer sich selber ein Bild machen möchte, hat dazu noch vier Mal Gelegenheit:
Sonntag, 16. Mai, 16:00 Uhr in Greifswald
Samstag, 22. Mai, 19:30 Uhr, Stralsund
Sonntag, 6. Juni, 16:00 Uhr, Stralsund
Freitag, 18. Juni, 19:30 Uhr, Greifswald

Karten gibt es z.B. auf der Webseite des Theaters, telefonisch (57 22 224) oder an der Theaterkasse (Di–Fr 10–18 Uhr).

Fotos: Vincent Leifer Poster: Theater Vorpommern

Mutter Courage im Theater Vorpommern

Am Freitag feiert Bertholt Brechts Stück Mutter Courage in Greifswald Premiere. Die titelgebende Mutter zieht während des Dreißigjährigen Krieges mit ihrem Wagen und ihren drei halbwüchsigen Kindern den Armeen nach. Sie lebt vom Krieg, und das nicht einmal schlecht. Da der Frieden der Händlerin die Existenzgrundlage entziehen würde, fürchtet die Courage ihn mehr als die Fortführung des Krieges. So lebt sie in einem fortwährenden Widerspruch: Einerseits glaubt sie, das Beste für ihre Kinder zu wollen, andererseits verliert sie ein Kind nach dem anderen an den Krieg. Zuerst zieht Eilif, ihr Ältester, als Soldat an die Front. Danach wird ihr Zweiter, Schweizerkas, gefangen genommen. Die Courage hat sogar die Möglichkeit, ihn freizukaufen, doch als Geschäftsfrau handelt sie so lange um die Höhe des Lösegeldes, bis es für den Sohn zu spät ist und er standrechtlich erschossen wird. Die Tochter Kattrin ist die Einzige, die im Wunsch nach Frieden lebt. Sie erfährt vom geplanten Überfall auf eine Stadt und warnt unter Einsatz ihres eigenen Lebens die Bürger vor der Gefahr …

Anja Taschenberg (Kattrin)

Anja Taschenberg (Kattrin)

Die Inszenierung von Johanna Schall verspricht interessant zu werden, denn neben den obligatorischen Modernisierungen und Kürzungen, muss das Publikum mit der Sprache zurecht kommen. Wie der Bericht von der Stralsunder Premiere angibt (Kopie des OZ-Berichts auf der Seite des Theater Vorpommern), wird schwäbisch und sächsisch gesprochen.

Für die morgige Vorstellung gibt es leider keine Karten mehr, aber in zwei Wochen, am Sonntag, dem 16. Mai, um 16:00 wird das Stück noch einmal aufgeführt. Karten gibt es  z.B. auf der Webseite des Theaters, telefonisch (57 22 224) oder mit ein wenig Glück an der Abendkasse.

Foto: Vincent Leifer. Poster: Theater Vorpommern.

Eröffnung der Bahnparallele „Osnabrücker Straße“

Gestern enthüllte Oberbürgermeister Dr. Arthur König die neu gebaute Bahnparallele, die nach der niedersächsischen Partnerstadt Osnabrück benannt ist. Wie berichtet wurde der ursprüngliche Fertigstellungstermin von Ende Dezember wegen des strengen Winters verschoben. Knapp fünf Jahre nach dem Spatenstich im Juni 2005 kann nun die gesamte Stadt ohne Bahnschranken erreicht werden.

Vereinzelte Autos fuhren schon vor Abbau der Umleitungsschilder auf der Osnabrücker Straße, die nun endlich offiziell für den Verkehr freigegeben ist. Wie Dr. König in seiner kurzen Ansprache mehrfach betonte, kostete das Projekt 31,1 Millionen Euro, von denen die Stadt 6,4 beisteuerte, die „dank vorausschauender Haushaltsführung“ über die Jahre angespart wurden. Weitere 5,9 Mio Euro stammen aus Landelsförderungsmitteln und der Rest wurde nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz von Bund und Bahn beigesteuert.

Einige Misstöne gab es schon vor der Eröffnung, als ein besorgter Vater darauf hinwies, dass neben den neu angelegten Radwegen (3000 m) eine sichere Weiterführung in die Scharnhorststraße fehle. Herr Grothe hatte sich spontan zu dieser „Demonstration“ entschlossen, weil nun nach der Öffnung der Bahnparallele seine Kinder nicht mehr alleine die Straße befahren können. OB König ging in seiner Ansprache kurz auf die Sache ein und es bleibt abzuwarten, ob weitere Baumaßnahmen erfolgen. Andere Radfahrer sprachen sich anschließend gegen die Forderungen von Herrn Grothe aus, da es doch einen zwar illegalen, aber sicheren Radweg gebe.

Fotos: Textautorin

Zweckentfremdet: Kloschüssel auf neuem CDF-Denkmal

Gestern wurde das neue Caspar-David-Friedrich-Denkmal an seinem zukünftigen Standort in der Lappstraße aufgestellt, bereits heute wurde es Zielfläche für eine merkwürdige Aktion. Den Passanten bot sich heute morgen ein unerwartetes Bild, als eine offene Kloschüssel auf einem BronzeStahlsockel neben dem Denkmal stand.

Kloschüssel auf dem CDF-Denkmal

Kloschüssel auf dem CDF-Denkmal

In den vergangenen Wochen hatte es regelmäßig Kritik an der Denkmalsaufstellung in Greifswald gegeben, wie auch auf dem webMoritz schon öfter zu lesen war. Ob die Aktion als Protest gedacht ist, bleibt jedoch unklar. Kritiker hatten bemängelt, dass das Denkmal durch eine private Initiative zustandegekommen sei, die dafür aber öffentliche Fördergelder erhalten habe. Zudem wurde bemängelt, dass die Ausschreibung für Künstler nur auf Norddeutschland begrenzt war – angesichts der Bedeutung Caspar-David Friedrichs hätte sie nach der Meinung von Kritikern, auch aus dem Capsar-David-Friedrich-Institut der Universität, international ausfallen sollen. Zudem hatte einige Politiker gestört, dass das Denkmal auf einem Privatgrundstück von Bürgerschaftspräsident und MdL Egbert Liskow (CDU) aufgestellt wurde. Die feierliche Einweihung des Denkmals ist für den 8. Mai vorgesehen.

Kloschüssel auf dem CDF-Denkmal

Kloschüssel auf dem CDF-Denkmal

Vorbeilaufende Bürger zeigten sich empört und äußerten ihren Unmut mit Sätzen wie: „Auf welche Ideen manche Leute kommen?!“ Eine Passantin bemerkte treffend: „Das hat wohl jemand heute Nacht da hingestellt.“

Inzwischen erbarmte sich ein Kunstfreund und entfernte die Toilette ein wenig vom Denkmal:

Kloschüssel neben dem CDF-Denkmal

Ein Kunstfreund stellte die Kloschüssel später neben das Denkmal.

Was die Aktion sollte und ob sie überhaupt etwas mit dem Denkmal zu tun hat, ist derzeit unklar. Seitens der für das Denkmal zuständigen Helmut-Maletzke-Stiftung konnten wir heute leider niemand für eine Stellungnahme erreichen. Auf der Unterseite des Klodeckels war ein Stadtplan angeklebt, jedoch ohne weitere Hinweise auf eine beabsichtigte Aktion:

Stadtplan auf Klodeckel

Stadtplan auf Klodeckel

Bilder: Julia Löcherbach

Was sonst noch war: webMoritz kompakt (9)

Ostern ist nun vorbei und die Vorlesungszeit hat begonnen. Der webMoritz fährt wieder auf den gewohnten Betrieb hoch und als Einstimmung gibt es einen kleinen Nachrichtenüberblick mit Meldungen, die nicht groß genug für einen eigenen Artikel waren. Wir stellen im Folgenden zusammen, was sich in den letzten Tagen ereignet hat und bisher noch keinen Eingang in den webMoritz fand.

Hinweis: An manchen Stellen sind Artikel aus Online-Medien verlinkt, die nur für Abonnenten zugänglich sind oder nur für einen begrenzten Zeitraum kostenlos im Netz stehen. Daher kann es beim Aufrufen der Links zu Fehlermeldungen kommen.

Bündnis 90/Die Grünen beschweren sich über Lieferverkehr in der Innenstadt

Letzte Woche wiesen die Greifswalder Grünen in ihrem Blog darauf hin, dass die Fußgängerzone (Lange Straße) auch zu Uhrzeiten, in denen motorisierter Verkehr eigentlich verboten ist (werktags 10-18 Uhr) reger Lieferverkehr herrscht. Dadurch würden nicht nur die Bürger, sondern auch Touristen beeinträchtigt und es sehe nicht so aus, als ob die Stadt Kontrollen oder andere Maßnahmen dagegen vornehme. Deswegen möchte die Fraktion in der nächsten Ausschussrunde eine entsprechende Beschlussvorlage einbringen.
In den Kommentaren zum Beitrag wurde sich zusätzlich über rasende Radfahrer aufgeregt, die die Fußgängerzone noch mehr gefährden.

Sellering: Sprechstunde in Greifswald und angebliche Abgabe des Wahlkreises

Erwin Sellering

Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) wird heute von 15:00 bis 18:30 im Rathaus seine Bürgersprechstunde halten (Ankündigung). Wer sich vorletzte Woche dafür in der Staatskanzlei angemeldet hat, hat dann die Gelegenheit Fragen zu stellen, z.B. ob es stimmt, dass Sellering seinen Wahlkreis verlässt, wie die OZ am Samstag meldete. Laut einem anonymen Brief werde er im nächsten Jahr bei der Landtagswahl nicht mehr in Greifswald kandidieren. Seinen Hauptwohnsitz hatte er Ende letzten Jahres nach Schwerin verlegt und das führte wohl zu Spannungen im Ortsverein. Der SPD-Landesvorstand wiederum sei dafür, dass der Ministerpräsident über den ersten Listenplatz in den Landtag einzieht, besonders wenn es wie im vorliegenden Fall nicht gewährleistet ist, dass er in seinem Landkreis gewinnt.

Spekulationen über FDP-OB-Kandidatur in fünf Jahren

Sebastian Ratjen

Letzte Woche hielt die FDP ihren Parteitag und laut OZ gab es bereits Bemühungen, den Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in fünf Jahren festzulegen. Drei Parteimitglieder wollten den Landtags- und Bürgerschaftsabgeordneten Sebastian Ratjen nominieren, aber zur Abstimmung kam es aufgrund der fortgeschrittenen Stunde nicht mehr. Nicht bei allen stieß diese Idee auf Zustimmung, weil es u.a. „eher für Erheiterung bei anderen Parteien sorgen“ wird. Der derzeitige OB Arthur König (CDU) wird aus Altersgründen 2015 nicht mehr antreten können.

66 neue Studentwohnungen in der Fleischerwiese

In Greifswald liegt die Versorgungsquote mit Studentenwohnungen bei 8,5 Prozent und damit unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt von ca. 12 Prozent. Wie die OZ berichtet, soll diesem Mangel abgeholfen werden durch den Bau zweier neuer Wohnheim-Gebäude an der Fleischerwiese. Die 66 Einzelzimmer mit Bad sollen für 230 bis 240 Euro Monatsmiete zu haben und zum nächsten Wintersemester fertig sein. Das Studentenwerk finanziert die Kosten von drei Millionen, da es seit 2003 keine staatlichen Zuschüsse mehr gibt.

Greifswald ist Fahrraddiebstahlhauptstadt

Laut den Kriminalstatistiken 2009 der Polizeidirektion Stralsund und Anklam ist die Anzahl der registrierten Fälle im letzten Jahr gesunken (von 20.431 auf 19.712 bzw. von 19.797 auf 18.579) und die Aufklärungsquote auf über 60 Prozent gestiegen. Greifswald hebt sich bei den Fahrraddiebstählen hervor, denn die 1008 Fälle (gegenüber 985 im Jahr davor) machen 40 Prozent der Diebstähle aus und die Aufklärungsquote liegt nur bei 20 Prozent.
Des Weiteren hieß es, dass mit dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen vor über zwei Jahren die Kriminalitätslage keine gravierende Negativentwicklung genommen hat.

Bilder: Startseite von Hermann Radeloff via jugendfotos.de, alle Artikelbilder: webMoritz-Archiv (Sellering: Christine Fratzke, Ratjen: Gabriel Kords, Motivbild Fahrrad: Cornelia Bertram via jugendfotos.de)