von Gabriel Kords | 17.03.2010
Der akademische Senat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, sich nicht vom Namenspatron der Universität zu trennen. Ein entsprechender Antrag mehrerer Senatoren verfehlte die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit deutlich.
Archivbild einer Senatssitzung
22 der insgesamt 36 Senatoren votierten in der geheimen Abstimmung für die Beibehaltung des Namens, 14 dagegen. Enthaltungen gab es nicht. Damit trat auch der befürchtete Fall, die Senatoren könnten zwar mit einfacher Mehrheit, aber nicht mit der benötigten Zwei-Drittel-Mehrheit gegen Arndt votieren, nicht ein.
Vor der Abstimmung hatten sich Gegner und Befürworter noch einmal auf dem Rubenowplatz vor dem Uni-Hauptgebäude, in dem der Senat tagte, versammelt. Anschließend nahmen über 100 Zuschauer an der Senatssitzung teil, in der der Antrag auf dem ersten Tagesordnungspunkt stand. (mehr …)
von Gabriel Kords | 15.03.2010
Am kommenden Mittwoch, dem 17. März, wird der Senat der Universität aller Voraussicht nach darüber entscheiden, ob sich die Universität von ihrem Namenspatron Ernst Moritz Arndt trennt oder ob sie ihn behält. Für die Namensablegung wäre die Zweidrittelmehrheit der 33 Senatoren erforderlich.
Der webMoritz wird über den Kurznachrichtendienst Twitter (hier klicken) über den Verlauf und das Ergebnis der Debatte live berichten.
Mit der Entscheidung findet die vor neun Monaten auf der Sommer-Vollversammlung der Studierendenschaft begonnene Debatte über das Für und Wider des umstrittenen Patrons zumindest ein offizielles Ende. Ob auch die streitendenden Initiativen, die Gruppe „Uni ohne Arndt“ sowie die „Pro Arndt AG“, im Anschluss an die Entscheidung ihren öffentlichen Disput beenden werden, bleibt abzuwarten.
„Offizielle Arndt-Abschieds-Feier“ auf dem Rubenowplatz
Logo "Uni ohne Arndt"
Vorher wird es auf jeden Fall noch einmal zur Sache gehen: Die Initiative „Uni ohne Arndt“, die den Namensstreit im vergangenen Sommer wieder auf die Tagesordnung gesetzt hatte und die Urabstimmung initiiert hatte, wird auf dem Rubenowplatz im Vorfeld der Senatssitzung ab 12 Uhr eine „offizielle Arndt-Abschieds-Feier“ abhalten, wie es in einer Mitteilung auf der Homepage der Initiative heißt.
Was die Initiative dazu befugt, „offizielle“ Feiern abzuhalten, sei zwar dahingestellt, geplant ist die Veranstaltung offenbar als Kundgebung gegen den Namenspatron. Sebastian Jabbusch erklärte dem webMoritz auf Anfrage, man habe nicht vor, eine übermäßig große oder laute Veranstaltung abzuhalten. Die Arndt-Gegner wollten lediglich Präsenz zeigen, womöglich ein wenig Musik machen und ihre Position abschließend noch einmal unterstreichen. Da man ja nicht wisse, ob Arndt tatsächlich verabschiedet werde, habe man sich auch von dem Namen der Feier wieder distanziert. Auf der Homepage der Initiative wird er derzeit aber noch verwendet. (mehr …)
von Gabriel Kords | 29.01.2010
Ein Kommentar von Gabriel Kords
Nach der mehr als halbjährigen Debatte dürften die meisten Greifswalder Studenten inzwischen rudimentäre Kenntnisse über den Uni-Namenspatron erworben haben. Doch dass sich der Todestag des alten Arndt heute zum 150. Mal jährt, ist vermutlich den wenigsten geläufig. Das mag nicht weiter schlimm sein, und doch verwundert es, dass seitens der Universität und ihrer Institute heute offenbar keinerlei Anstalten gemacht wurden, des Patrons zu gedenken. Das zumindest erklärte der Pressesprecher Jan Meßerschmidt auf Nachfrage. Er könne das verstehen, fügte er noch hinzu, denn bestimmt wolle „niemand Öl ins Feuer gießen.“
Arndt hat einen Platz auf dem Rubenowdenkmal - aber das war's auch schon.
Das klingt verständlich, denn schließlich scheint die Debatte nach der Urabstimmung und ihren zahlreichen Interpretationsmöglichkeiten gerade endlich einmal etwas abzuklingen. Doch dass sich unter den in den letzten Wochen dann doch noch zahlreich hervorgetretenen Verteidigern des Namenspatrons offenbar niemand findet, der ihm heute gedenken will, verwundert schon ein wenig. Gerade heute böte sich Gelegenheit, einen würdevollen und differenzierten Einblick in Leben und Werk Arndts zu geben.
Wobei: Eine Ausnahme gibt es. Die Burschenschaft Markomannia veranstaltet heute Abend auf ihrem Verbindungshaus am Karl-Marx-Platz eine Lesung mit Texten des Dichters. Muss man ihr dafür am Ende noch dankbar sein? Nein, denn ganz unabhängig von der Frage nach politischen Einstellungen und Hintergründen der Verbindung ist unbestreitbar: Eine offizielle Repräsentationsfunktion aller Uni-Angehörigen kann und will die Burschenschaft gewiss nicht erfüllen.
Doch außer dieser Veranstaltung gab es heute nur eine kleine Anzeige auf der dritten Seite des Lokalteils der Ostsee-Zeitung. „Zur Erinnerung!“ an Arndt hieß es da – unterzeichnet von „Professoren und Freunden der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald“.
Dass es – abgesehen von der Anzeige – heute offenbar ausschließlich einer Burschenschaft überlassen bleibt, des Uni-Namenspatrons zu gedenken, ist ein Armutszeugnis für alle, die sich Mühe geben, das Patronat Arndts über dieses Jahr hinaus zu erhalten. Die Universität als Ganzes muss sich angesichts dieses offensichtlichen Unwillens zur Identifikation oder auch nur zur Würdigung ihres Patrons in der Tat fragen lassen, ob sie seinen Namen noch tragen will.
Bild: gemeinfrei
von Gabriel Kords | 28.01.2010
UPDATE 29.1., 10:45 Uhr: Wie uns soeben mitgeteilt wurde, fällt die an dieser Stelle angekündigte Veranstaltung aus. Wiglaf Droste hat die Grippe. Wer im Vorverkauf eine Karte erworben hat, kann sie im Koeppenhaus zurückgeben und erhält sein Geld zurück. Allerdings kann man sie zunächst auch behalten – da die Veranstaltung nachgeholt werden soll. Der webMoritz wird über den Nachhol-Termin informieren, sobald er bekanntgegeben wird. Hier die nicht mehr aktuelle Meldung:
Wiglaf Droste
Nachdem er mehrere Jahre nicht in Greifswald zu Gast war, wird am morgigen Freitag der Satiriker Wiglaf Droste zu einer Lesung in der Hansestadt erwartet. Der Auftritt wurde vom Koeppenhaus initiiert, findet allerdings aufgrund der erwarteten hohen Besucherzahl im Lutherhof (Martin-Luther-Str) statt.
Wiglaf Droste ist nicht, wie das nebenstehende Foto vermuten lässt, der Mensch mit dem dümmsten Gesichtsausdruck der Welt, sondern derzeit einer der bekanntesten Satiriker der Repbulik. Der Autor und Sänger hat sich vor allem mit seinen scharfzüngigen Texten, die mitunter auf der Grenze zur Bösartigkeit liegen, einen Namen gemacht. Das Koeppenhaus schreibt in seiner Veranstaltungsankündigung, er habe sich damit sowohl den Titel „Tucholsky von heute“ als auch „Verbalterrorist“ und „satirischer Amokläufer“ eingehandelt.
Ganz ohne Hintergedanken kommt der 1961 in Herford geborene Künstler, der Redakteur bei der „taz“ und der „Titanic“ war, natürlich nicht nach Greifswald: Mitbringen wird er sein neues Buch „Im Sparadies der Friseure – Eine kleine Sprachkritik“. Darin analysiert er Begriffe wie „zum Bleistift“, „Führerschein“, „schnellstmöglichst“ und so weiter – angeblich „fern jeder Rechthaberei“. Betitelt ist die Lesung allerdings mit „Am Nebentisch belauscht“.
Los geht es um 20 Uhr, der Vorverkauf wird über das Antiquariat Rose, die Stadtinformation und das Café Koeppen abgewickelt. Die Karten kosten 12 €, ermäßigt 8€. Der Erwerb einer Karte im Vorverkauf dürfte empfehlenswert sein.
Bild: user „Superbass“ via wikimedia.org
von Gabriel Kords | 27.01.2010
Nachdem man sich bei der örtlichen Polizei und die Wasserschutzpolizei gestern gegenüber dem webMoritz nur zurückhaltend über die Gefahren beim Betreten des Eises geäußert hatten, gibt es von den Ordnungshütern inzwischen eine ausdrückliche Warnung vor dem Betreten der Eisfläche auf dem Greifswalder Bodden. Die Polizei verweist in der heute veröffentlichten Meldung auf mehrere Unfälle, die sich inzwischen auf der Eisfläche ereignet hätten.
Auf dem Ryck wurde am Wochenende eifrig spaziert und geradelt.
In der Meldung heißt es:
„So musste einem Einheimischen am Montagnachmittag geholfen werden. Er konnte zum Glück noch Stehen und ein Schlitten einer vorbeikommenden Familie reichte zur Rettung aus. Vorsorglich war die Feuerwehr alarmiert worden, der Rettungshubschrauber aus Greifswald kam ebenfalls zum Einsatz.
Bereits am Wochenende brachen vor Lubmin vereinzelt Eisläufer ein, sie konnten sich alle selbst helfen. Tragisch endete nach Hörensagen der Auslauf eines nicht angeleinten Hundes in Höhe der Seebrücke, der unter das Eis geraten war. Ihm konnte nicht mehr geholfen werden.
In Greifswald war am Sonntag gar ein „mutiger“ Autofahrer auf dem Eis am Strandbad unterwegs.
Das Eis hat immer noch seine Tücken. Wegen unterschiedlicher Strömungen ist es nicht überall gleich dick und fest. Schnell kann sich eine lebensbedrohliche Situation ergeben!“
In einer Mitteilung des ddp wird darauf hingewiesen, dass das Eis im Bereich des Wiecker Hafens an manchen Stellen erst 8 Zentimeter dick und somit noch nicht vollständig tragfähig ist. In weiten Teilen der dänischen Wiek zwischen Greifswald und Ludwigsburg sei das Eis hingegen über 20 Zentimeter dick. Auch im im Uferbereich, wo sich derzeit an manchen Stellen Eisschollen übereinanderschieben, könne es durchaus gefährlich werden. Wer die Eisfläche betritt, muss also genau abwägen, ob und wo er das damit verbundene Risiko eingehen will.
Bild: Julia Löcherbach via webMoritz-Archiv