DGB-Jugend kritisiert fehlende Ausbildung in Praktika

In den letzten Jahren kamen Praktika und ihre Arbeitsbedingungen immer wieder in die Schlagzeilen, von der Generation Praktikum war die Rede. Bei einer von der DGB-Hochschulgruppe organisierten Informationsveranstaltung über Rechte im Praktikum beklagten sich einige Praktikanten über ihre Arbeitsbedingungen und fühlten sich ausgenutzt.

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Andreas Schackert: "Wir erleben in der Regel eine Ausbeutung der Arbeitskraft in Praktika."

Nach der Rechtsprechung stehe die Ausbildung in einem Praktikum im Vordergrund, begann Andreas Schackert am vergangenen Mittwoch seinen Vortrag. Der Referent ist bei der DGB-Jugend im Bereich Studierendenarbeit tätig.  „In Wirklichkeit fehlt der Ausbildungscharakter in vielen Praktika“, kritisierte Schackert und ergänzte: „Wir erleben in der Regel eine Ausbeutung der Arbeitskraft.“ Eine Vergütung sei entweder gering oder werde gar nicht gezahlt.

Unterschiedliche Rechte zwischen freiwilligen und Pflichtpraktika

Neben seiner Kritik an Praktika ging Schackert auch auf die Rechte von Praktikanten ein und unterschied dabei zwischen dem freiwilligen Praktikum und Pflichtpraktika. Letztere sind durch Studienordnungen vorgeschrieben. Der Betrieb müsse dann den Inhalt des Praktikums entsprechend bestätigen, sagte Schackert. Ansonsten gelten nur arbeitsrechtliche Grundstandards zu Arbeitszeit und Arbeitssicherheit. Man habe aber keinen Anspruch auf Vergütung. Anders sieht es bei sieht es bei freiwilligen Praktika aus. Nach dem Berufsbildungsgesetz sei für ein freiwilliges Praktikum eine angemessene Vergütung zu zahlen. Auch hat man hierbei Anspruch auf Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. In beiden Praktikaformen hat man Anspruch auf ein Zeugnis.

Falls man nun in einem Pflichtpraktikum oder bei einem freiwilligen Praktikum eine Vergütung behält, werde die Bezahlung unterschiedlich behandelt, so Schackert. In einem Pflichtpraktikum wird sie mit dem Bafög verrechnet, ist aber sozialversicherungsfrei. Bei einem freiwilligen Praktikum wird die Vergütung nicht direkt mit dem Bafög-Satz verrechnet, jedoch wird sie als Einkommen auf den jährlichen Einkommensfreibetrag angerechnet. Sie ist hier auch sozialversicherungspflichtig, wenn sie über 400 Euro liegt. In beiden Fällen sind die Vergütungen einkommenssteuerpflichtig. Wenn man nun über etwa 8000 Euro im Jahr verdient, muss man Lohnsteuer zahlen.

Deutliche Kritik an Praktika nach dem Studium

Nicht so sehr an Pflichtpraktika, sondern eher an freiwilligen Praktika, vor allem nach dem Studium, lässt Schackert kaum ein gutes Haar. Nach der Hochschule hat man einen berufsqualifizierenden Abschluss, sodass ein Praktikum nicht immer die beste Berufsvorbereitung sei. Stattdessen schlägt er Traineeprogramme mit entsprechender Bezahlung und Jobsperspektive vor. Auch eigne sich ein Praktikum nicht unbedingt, weil man  sich erst kennen lernen müsse: „Dafür gibt es die Probezeit als Teil eines echten Jobs“, begründete Schackert.

Benjamin Dierks: "Wie weißt man Missbrauch nach?"

Um einen möglichen Missbrauch von Praktika einzudämmen, forderte Schackert für Praktika eine Höchstdauer von drei Monaten, eine monatliche Mindestvergütung in Höhe von 300 Euro und für Absolventen einen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde samt einem Ausbildungsplan für das Praktikum.

In der Diskussionsrunde fragte Student Benjamin Dierks: „Wie weist man Missbrauch nach?“ Bei Missbrauch eines Praktikums stehe nicht die Ausbildung im Vordergrund, sondern eher eine normale Beschäftigung, antwortete Schackert. Dann handele es sich aber um ein Beschäftigungsverhältnis, für das man seine Vergütung einklagen kann. Für diese Klage muss ein normales Beschäftigungsverhältnis nachgewiesen werden. Indizien können dafür zum Beispiel wiederkehrende Tätigkeiten oder der Form eines Aushilfsjobs sein.

Fotos: David Vössing

Drei Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet


Die diesjährigen Ausgezeichneten des Kurt-von Fritz-Preises: Annette Holz, Christian Kobsda und Matthias Hacker (v.l.n.r.)

Für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten sind drei Nachwuchswissenschaftler von Ministerpräsident Erwin Sellering und der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet worden. Der erste Preis ging an Christian Kobsda für seine Bachelorarbeit zum Gaza-Krieg. Die anderen beiden Preise gingen an Annette Holz, die ein Hospiz für die letzten Tage eines Lebens konstruierte und Matthias Hacker, der kommunalpolitische Entscheidungen zur Einstellung von Straßenbahnen untersuchte.

„Es war schwierig, von den guten die besten Arbeiten herauszufinden“, machte Jürgen Peters (Friedrich-Ebert-Stiftung) den schwierigen Auswahlprozess deutlich. Es war erst die vierte Verleihung des Kurt-von-Fritz-Preises. Von Fritz lehrte an der Universität Rostock und verweigerte 1934 den Diensteid auf Adolf Hitler. „Das war damals lebensgefährlich“, lobte Jürgen Peters die Zivilcourage des Hochschullehrers.

Ministerpräsident Erwin Sellering: „Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion geleistet, von denen alle profitieren.“

Erwin Sellering: "Die ökonomische Verwertbarkeit der Hochschulen steht im Vordergrund. Wir sollten auch über Grenzen nachdenken, wo der Eigenwert der Kultur vergessen wird."

In seinem Festvortrag würdigte auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) Fritz‘ Eintreten für die politische Freiheit: „Kurt von Fritz wollte damals ein Zeichen gegen die Nazis setzen.“ Auch die Freiheit von Forschung und Lehre sei ein Bollwerk gegen totalitäre Regime, leitete Sellering auf die heutige Zeit über: „Die ökonomische Verwertbarkeit der Hochschulen steht im Vordergrund. Wir sollten auch über Grenzen nachdenken, wo der Eigenwert der Kultur vergessen wird.“ Diesen anderen Blickwinkel nehme der Kurt-von-Fritz-Preis ein, der ökologische, soziale und demokratierelevante Themen betrachte. „Sie haben mit Ihren Arbeiten einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion geleistet, von denen die gesamte Gesellschaft profitiert“, gratulierte Sellering den Preisträgern. Er dankte aber nicht nur ihnen, sondern auch allgemein allen Lehrenden „für Ihren großen Einsatz“.

Christian Kobsda (Mitte) errang den ersten Platz.

Als „ein echtes Gesellenstück für philosophische Arbeit lobte Professor Thomas Stamm-Kuhlmann (Uni Greifswald) in seiner Laudatio die Bachelor-Arbeit von Christian Kobsda (Uni Rostock). Christian schrieb eine Analyse des letzten Gaza-Krieges (Operation Gegossenes Blei) unter dem Blickwinkel der Theorie des gerechten Krieges. Unter einem gerechten Krieg versteht man beispielsweise die Verhältnismäßigkeit von militärischen Mitteln oder dem Schutz von Zivilisten. Das israelische Militär sieht sich als „moralistischste Armee der Welt“, zitiert Christian die Internetseite der israelischen Streitkräfte. “ Israel bewegt sich auf gefährlichem Terrain“, lautet Christians Fazit, wenn der Schutz eigener Soldaten über dem der gegnerischen Zivilisten stehe.

Nachwuchsarbeiten als echte Gesellenstücke oder vorbildliche und mustergültige Ausarbeitungen gelobt.

Während sich Christian auch mit Krieg auseinandersetzte, ging es Annette Holz (Hochschule Wismar) hingegen um die friedliche Beendigung eines Lebens. „Bis dass der Tod uns scheidet – Umbau eines Hospizes“, lautet der Titel ihrer Diplom-Arbeit, worin Annette auf die architektonische Gestaltung eines letzten Lebensortes eingeht. „Holz hat mit Herzblut geforscht“, zeigte sich Laudator Professor Michael Großheim (Universität Rostock) zeigte beeindruckt vom „überzeugenden Umbauprojekt“. „Die Bedürfnisse der Hospizbewohner standen im Mittelpunkt“, erläuterte Annette ihr architektonisches Konzept. Als Ort von Begegnung, Austausch und Rückzug sollen Hospize einen „schmerzfreien Abschied vom Leben ermöglichen“.

Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurden Matthias Hacker, Christian Kobsda und Annette Holz ausgezeichnet. Mit im Bild Thomas Stamm-Kuhlmann, Erwin Sellering und Michael Großheim (von rechts nach links).

Mit einem ganz anderen Thema befasste sich Matthias Hacker der Universität Greifswald. „Kommunalpolitische Entscheidungen über die Einstellungen des Straßenbahngeschichte in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahren am Beispiel der Städte Kiel und Wuppertal“, lautet der etwas sperrige Titel seiner Arbeit. Laudator Großheim sieht die „mustergültige wissenschaftliche Arbeit als sehr überzeugend und in vorbildlicher Weise“ geschrieben an. Matthias geht auf die politischen Entscheidungsprozesse in Städten und Gemeinden ein und spricht rückwirkend von „eindeutigen Fehlentscheidungen“. Er macht eine „Beharrungskraft des Überholten“ aus, sodass der Individualverkehr als Begründung für die Einstellung der Straßenbahnen herhielt, aber schon nicht mehr aktuell war.

Fotos: David Vössing

Asta 13.12.2010

„Philipp Schwerin wurde einstimmig zum Vorsitzenden gewählt“, berichtete Jens Pickenhan,  Referent für Fachschaften und Gremien, von der Fachschaftsratkonferenz, die kurz vor der AStA-Sitzung stattfand. Philipp gehört dem Fachschaftsrat am Institut für Deutsche Philologie an. Jens zeigte sich zuversichtlich, dass im Januar auch ein Stellvertreter gewählt werden kann, „damit die FSK dann arbeitsfähig ins nächste Jahr starten kann“.

Jens berichtete aber nicht nur von der FSK, sondern auch zum aktuellen Stand der Kandidaturen für Senat, Fakultätsräte und Studierendenparlament. Für den Senat gibt es ausreichend Bewerber. Gleiches gelte auch für die Fakultätsräte bis auf die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät. Dort gäbe es nur zwei Bewerber für die vier Plätze. Die Bewerbungsfrist für Senat und Fakultätsräte ist schon vorbei, für das StuPa läuft sie noch bis zum 3. Januar. Für die StuPa-Wahl gebe es bisher nur wenige Bewerbungen, erzählte er von einem Gespräch mit Wahlleiter Stefan Damm. „Erfahrungsgemäß kommen die meisten Bewerbungen erst zum Ende der Bewerbungszeit“, zeigte sich Jens zuversichtlich, dass noch weitere Bewerbungen eingehen.

Vom einstimmigen Beschluss der Greifswalder Bürgerschaft, das Studententheater StuThe zu erhalten, und von der bevorstehenden StuPa-Sitzung am Dienstag. Dort geht es um einen Antrag auf Abschaffung des Gleichstellungsreferates, das in ein anderes Referat integriert werden soll. „Ich bin schockiert“, zeigte sich Gleichstellungsreferentin Lisa Brokmöller entsetzt. „Das wäre ein Rückschritt“, ergänzte Finanzreferentin Corinna Kreutzmann. Sarah Jung, stellvertretende StuPa-Präsidentin berichtete vom Rücktritt ihres Kollegen Christopher Denda.

Max Willmann und Ekatarina Kurakova, beide Referenten für Erstsemesterwoche, planen vom 30. März bis 2. April die fünftägige Erstsemesterwoche für das Sommersemester 2011, wo mit 500 Erstis gerechnet wird. „Wir überlegen, was man dort spannendes machen kann“, erzählten Ekatarina und Max, schränkten jedoch ein: „Es gibt nicht so viele Einführungsveranstaltungen, Führungen und Partys wie im Wintersemester, aber trotzdem genügend.“

Um den Hochschuldialog zwischen den Universitäten Greifswald und Stettin zu vertiefen, plant Sabine Wirth, Referentin für regionale Vernetzung im Frühjahr 2011 ein zweitägiges Programm mit fünf polnischen Teilnehmern. Neben der gegenseitigen Vorstellung der Selbstverwaltungen an beiden Hochschulen geht es um die zukünftige Zusammenarbeit der beiden Universitäten. Sabine will das Thema im StuPa vorstellen. Eigentlich stand noch die Auswertung wegen Vollversammlung auf der AStA-Tagesordnung. Diese wurde aber wegen Krankheit von Franz Künzel auf die nächste Sitzung im Januar verschoben.

Unfassbare Auswirkungen: Lesung über den GAU in Tschernobyl

Anlässlich des für die nächsten Tage geplanten Castortranportes wird für Montag, dem 13. Dezember um 20 Uhr ins Cafe Koeppen eingeladen. Dort lesen Katja Klemt und Grian Duesberg, beide Schauspieler am Theater Vorpommern, Textauszüge aus dem Buch „Tschernobyl“ vor, das von der unkrainischen Autorin Swetlana Alexeijwitsch geschrieben wurde.

Das Buch erschien elf Jahre nach dem GAU und erzählt die Geschichte der Feuerwehrmänner und Soldaten, die als Liquidatoren eingesetzt wurden. Gedanken und Gefühle werden von denen geschildert, die bis heute mit der Strahlung kämpfen. „Natürlich hätte ich schnell ein Buch schreiben können, wie sie denn eins nach dem anderen erschienen – was in jener Nacht im Kraftwerk geschah, wer die Schuld trägt, wie viele Tonnen Sand und Beton nötig waren für den Sarkophag über dem todbringenden Reaktor – aber irgendetwas hielt mich davon ab. Was? Das Gefühl eines Mysteriums“, lautet ein Auszug.

„Das Buch hat mir die unfassbaren Auswirkungen eines Atomunfalls auf das tägliche Leben gezeigt, die wir in der Theorie nie werden begreifen können“, sagt Organisatorin Inga Lutosch. „Dazu ist eine Lesung aus dem Buch besonders geeignet, weil es Nahaufnahmen des Lebens der Menschen enthält, für die der Reaktorunfall das Leben geprägt hat.“ Der Eintritt ist frei.

Foto: Veranstalter

Ausgelassene AStA-Karaokeparty in der Kiste

Etwa 180 Studenten folgten nach der Vollversammlung der Einladung von AStA, StuPa und dem Studentenclub Kiste zu einer Karaokeparty in die Makarenkostraße. Egal ob alleine, zu zweit oder in einer Kleingruppe, insgesamt probierten sich 23 Teilnehmer als Karaokesänger und versuchten die Jury von ihren Gesangskünsten zu überzeugen, darunter beispielsweise der aktuelle und der ehemalige Wahlleiter Stefan Damm und Michael Seifert. Die Zuschauer konnten sich an Lieder wie „Could be loved“ von Bob Marley oder „Denkmal“ von „Wir sind Helden“ erfreuen.

„Wo Hochschulpolitik auf Wirklichkeit trifft“, begrüßte die Jury aus Cristo Meyer, Benny Krenz (beide Mitglieder des Studentenclubs Kiste), Franz Küntzel (AStA) und StuPa-Präsident Erik von Malottki das Publikum ironisch. Sie bewerteten die einzelnen Karaokesänger, die im Laufe der Nacht eine immer besser Leistung zeigten. Den ersten Platz belegte dabei Susi, der zweite ging an David und den dritten sicherten sich Ramon und Mario. Bei ausgelassener Stimmung wurde von 21 Uhr abends bis drei Uhr morgens gefeiert.

„Es war für uns ein sehr großer Erfolg“, zog Cristo ein positives Fazit der Karaokeparty und lobte die Zusammenarbeit mit AStA und StuPa. Als „gelungenen Abschluss der Vollversammlung“ sieht Franz die Karaokeparty, die auch gezeigt hat, dass „sich die AStA-Referenten nicht nur um die Belange der Greifswalder Studierenden kümmern, sondern auch mit ihnen feiern können.“  Er dankte den Mitgliedern der Kiste und freut sich „jetzt schon auf das nächste Mal“.

Fotos: David Vössing