von Caroline Rock | 05.01.2025
Die meisten Personen einer Liste sind auch in anderen hochschulpolitischen Gruppen tätig, die Ziele der Gruppen decken sich oft mit denen ihrer Liste. Auffällig ist, dass dieses Jahr die sehr große und bisher eigentlich beständige Liste „Solidarische Universität (SoliUni)“ aus den letzten Jahren nicht mehr vertreten ist. Dafür gibt es drei neue Listen: „Campus Solidarisch“, „Lili“ (Liste links) und die „SoziaListe“. Auf jeder neuen Liste lassen sich auch ehemalige Mitglieder der Solidarischen Universität (SoliUni) finden. Weshalb die drei neuen Listen sich abgespaltet haben und wofür sie stehen, haben wir uns genauer angesehen.
Campus Solidarisch
Auf die Frage, weshalb es zu einer Neugründung der Liste gekommen sei, gab die Liste Campus Solidarisch an, die Chance auf „eine unabhängige, parteiübergreifende, reale Interessen vertretende Liste“ gesehen zu haben, als die Senatsliste Solidarische Universität (SoliUni) auf Grund von Differenzen zwischen der Hochschulgruppe der Jusos und der Solid SDS zerbrach.
Das Ziel sei es, eine Anlaufstelle für Personen zu sein, die keinen Bezug zu den bestehenden Listen haben. Für Campus Solidarisch würden auch Personen kandidieren, die sich bisher nicht für ein akademisches Gremium beworben hätten. Eine Alternative zur bisherigen Hochschulpolitik stellt die Liste vor allem dadurch dar, dass sie sich als „Interessenvertretung ohne politischen Zwang durch Parteien“ sieht. Es ginge einzig und allein darum, vielfältig die Interessen der Studierendenschaft zu vertreten, ohne an parteipolitische Interessen gebunden zu sein.
Campus Solidarisch soll eine Alternative zur bisherigen Art Hochschulpolitik zu gestalten sein. Diese Alternative könne dadurch verwirklicht werden, dass einzelne Mitglieder bereits Erfahrung in der studentischen Gremienarbeit haben (AStA, FSRs). Eine direkte Nähe zu den Studierenden besteht dadurch also bereits. Da diese Nähe über alle Fakultäten hinweg gegeben sei, könnte die Interessenvertretung der Studierenden „stark, direkt und schnell“ erreicht werden. So würde auch proaktives Handeln ermöglicht werden, ohne dass erst über Probleme gesprochen würde, wenn diese bereits am eskalieren wären.
Inhaltlich fokussiert sich die Liste auf das Studium, die studentische Kultur bzw. das studentische Leben, Nachhaltigkeit und eine weltoffene Universität. So soll im Bereich des Studiums erwirkt werden, dass Studierende mehr partizipieren können, wenn es beispielsweise um Änderungen der Rahmenprüfungsordnung ginge. Unter anderem sollen außerdem Prüfungsangebote und -formate vielfältiger gestaltet werden. Außerdem solle das Studium barrierefrei gestaltet werden.
Im Bereich der studentischen Kultur und des studentischen Lebens sollen Studentische Hilfskräfte gestärkt und studentische Initiativen zur Selbstverwaltung entlastet werden. Unter anderem ist der Liste auch die Mentale Gesundheit der Studierenden ein Anliegen. Sie steht außerdem für einen Ausbau der Angebote in den Mensen und Cafeterien und einen Ausbau der erneuerbaren Energien, z.B. durch Solaranlagen auf den Universitätsgebäuden.
An der Universität selber soll die Gleichstellung in Lehre, Forschung und Wissenschaft ausgebaut werden. Auch an der Initiative von kostenlosen Menstruationsprodukten an der gesamten Universität wird festgehalten.
Lili (Liste links)
Die Mitglieder der Lili antworten auf die Frage, weshalb es zu einer Neuformierung gekommen ist, dass sich gemeinschaftlich für eine Auflösung der Liste SoliUni entschieden worden sei. Unterschiedliche Ziele und Politikstile hätten dafür gesorgt. „Als einer der zwei hervorgegangenen Listen der ehemaligen Soli-Liste, also als Liste Links wollen wir mit neuen und bekannten Gesichtern und Perspektiven frischen Wind in die Hochschulpolitik bringen und ein klaren antifaschistischen, feministischen und sozialen Fokus setzen.“ Die Liste stelle eine Alternative zur bisherigen Art Hochschulpolitik zu gestalten dar, indem der Dialog gesucht würde. Nicht jede Perspektive kann durch die begrenzten Plätze im akademischen Senat abgedeckt werden. „Einige von uns sind in der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), im AStA, der Kommunalpolitik, bei Fridays for Future und alle von uns sind antifaschistisch aktiv, so sind wir also Brücke zwischen Studi-Interessen, zivilgesellschaftlichem Aktivismus und Gremienarbeit.“ Bei der TV-Stud-Initiative sei das unter Beweis gestellt worden.
Durch die bundesweite TV-Stud-Initiative wurde und wird sich für Tarifverträge für studentische Beschäftigte eingesetzt. Die Bedingungen für die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte sollten verbessert werden. Die Mitglieder der Liste links haben diese Initiative begleitet.
Weiterhin wollen sie sich für eine progressive und gerechtere Universität einsetzen. Teile der Liste seien bereits in der Hochschulpolitik erprobt: „Der ehemalige AStA-Referent für Ökologie, die AStA-Referentinnen für politische Bildung und für Gleichstellung, Stupistinnen und amtierende Senatsvertreter*innen kandidieren auf unserer Liste und haben ihr Engagement hochschulpolitisch bei zahlreichen Veranstaltungen wie etwa Aktions- und Informationsmonaten oder z.B. den Beschluss zu Menstruationsprodukten an der Universität unter Beweis gestellt.“
Außerdem seien Mitglieder der Liste bereits mit anderen konkreten Zielen aktiv geworden. So seien VV-Anträge gestellt und mit ihnen erzielt worden, dass Burschenschaften und Verbindungen von der Hochschulpolitik ausgeschlossen worden wären.
In der kommenden Legislatur sei vor allem eines wichtig: Brückenbildung. Egal ob zwischen Studierenden und der Universität oder zwischen Gremien und Aktivismus.
SoziaListe
Auf die Frage, weshalb es zu einer Abgrenzung gekommen sei, erhielten wir von der SoziaListe die Antwort, dass die vergangene Zusammenarbeit insgesamt erfolgreich gewesen sei, es aber zu einer gemeinsamen Entscheidung zur Pausierung des Labels Soli-Uni gekommen sei. Die Liste sei schlussendlich so gewachsen, dass die inhaltlichen Unterschiede zu groß wurden: „Wir als Juso-HSG sind der Meinung, dass es in der aktuellen Zeit mit einem gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck, wachsender sozialer Ungerechtigkeiten und der wachsenden Klimakrise unsere jungsozialistischen Antworten die richtigen sind und dafür braucht es ein klares jungsozialistisches Angebot an die Studierendenschaft.“ Angefragt haben wir zur Senatsliste SoziaListe, in der Antwort ist die Rede von der Juso-Hochschulgruppe. Auf Anfrage erklären die Mitglieder, dass es keine richtige Trennung gäbe, da die Hochschulgruppe und die Liste sehr eng beieinander lägen. Auf der Liste seien nur zwei bis drei Personen, die kein Teil der Hochschulgruppe der Jusos seien.
Auf die Frage, welche hochschulpolitischen oder strategischen Differenzen bei der Abspaltung der Listen eine Rolle gespielt hätten, moniert die SoziaListe, dass bei den Gremienwahlen in Greifswald oft Menschen gewählt würden, weil sie bekannt seien. Dabei würden inhaltliche Aspekte häufig in den Hintergrund treten. Gleichzeitig betonen die Mitglieder der Liste, dass sie durch ihre langjährige Erfahrung in der Greifswalder Hochschulpolitik sowie durch ihre breite Vernetzung mit Juso-Hochschulgruppen an über 80 Standorten im Bund über eine starke Basis verfügen. Diese Verankerung, so die Liste, trage maßgeblich zu ihrem Erfolg und ihrer Fähigkeit bei, eigene hochschulpolitische Ideen umzusetzen. Durch diese Mischung aus inhaltlicher Arbeit und einem weitreichenden Netzwerk sieht sich die Liste als eine Ergänzung zur bisherigen Hochschulpolitik.
Konkrete inhaltliche Ziele sei es den Machtmissbrauch an der Universität als strukturelles Problem anzuerkennen und Maßnahmen dagegen zu ergreifen: „Wir wollen eine zentrale Anlaufstelle für genau solche Fälle, wo sich Betroffene hinwenden können, ohne Konsequenzen zu befürchten. Betroffene sollen dort Unterstützung erhalten und nötige Konsequenzen sollen in Absprache mit den Betroffenen gezogen werden. Zudem wollen wir, dass präventiv daran gearbeitet wird, die strukturellen Gründe für Machtmissbrauch zu erkennen und zu beseitigen.“
Außerdem soll ein Studium kostenlos möglich sein, die unzureichende Finanzierung solle nicht auf den Studierenden abgeladen werden, BAföG müsse elternunabhängig erfolgen. Um diese Ziele umzusetzen würden bestehende Netzwerke genutzt, um auf politische Entscheidungsträger*innen im Senat einzuwirken.
Laut eigener Aussage habe keine andere Hochschulgruppe oder Liste diese Möglichkeit, da diese breite Vernetzung über Stadt, Land und Bund nur für die Jusos beziehungsweise die SoziaListe bestände.
Im Vorfeld der Wahlen wurde der Umstand kontrovers diskutiert, dass sich eine neue konservative Hochschulgruppe gegründet hat. Diese tritt auch für die studentischen Gremienwahlen (StuPa, FSR) an. Daher haben wir alle Listen gefragt, inwiefern die bisherige Hochschulpolitik diese Tür geöffnet hätte und wie auf den eventuell anstehenden Rechtsruck reagiert werden solle. Alle Listen weisen darauf hin, dass es in Greifswald und an der Universität schon länger rechte Akteure gäbe. Betont wird außerdem der gesamtgesellschaftliche Kontext. Einen Rechtsruck gäbe es bundesweit, jetzt sei der Zeitpunkt, um konstruktiv zusammenzuarbeiten. Die Liste links hebt hervor: „Insbesondere das StuPa darf kein Ort der Profilierung werden, den rechte Akteure als Bühne nutzen, gleichzeitig aber alle übrige Arbeit blockieren.“. Die Liste Campus Solidarisch äußert: „Die bisherige Hochschulpolitik hat vermutlich eben jene rechte Akteur*innen nicht ausreichend angesprochen, sodass sie nun selbst aktiv werden wollen, um ihre Interessen vertreten zu sehen„. Außerdem verweist Campus Solidarisch darauf, dass parteipolitische Interessen meist nicht im Kontext der alltäglichen Hochschulpolitik vorkämen, weshalb man sich nicht davon leiten lassen solle.
Auf die Frage, inwieweit die Aufspaltung in neue Listen eine Schwächung bedeuten könnte, antworten die Jusos/SoziaListe, dass eine Fragmentierung immer das Risiko birgt Stimmen zu verlieren: „Deshalb setzen wir auf Zusammenarbeit, um gemeinsame Ziele trotz unterschiedlicher Listen voranzutreiben und eine starke progressive Vertretung zu gewährleisten. Unser Ziel ist es, die Vielfalt als Stärke zu nutzen, statt sie als Hindernis zu betrachten.“ Campus Solidarisch und Liste links betonen, dass es ein großes Angebot mit unterschiedlichen Perspektiven und Akzenten gäbe. Dies ermögliche eine gezieltere Auswahlmöglichkeit der Wählenden. Wichtig sei nach der Wahl eine vereinte Zusammenarbeit.
Beitragsbild: KI-generiertes Bild von Canva
von Caroline Rock | 03.01.2025
Auch dieses Jahr kommt hier von uns eine kleine, aber feine Erinnerung: Die studentischen Gremienwahlen stehen an. Dieses Jahr finden sie vom 07.01. bis zum 10.01. statt. Online könnt ihr die Leute wählen, die euch in der neuen Legislatur ab dem Sommersemester repräsentieren sollen. Doch wen wählen wir eigentlich, wofür wählen wir und was bedeuten diese Wahlen für die Hochschulpolitik? Hier bekommt ihr eine knackige Einführung dazu, was studentische und akademische Wahlen sind und wofür die Personen zuständig wären, die ihr wählt.
Die studentischen Gremien
Im Zuge der studentischen Gremienwahl wählt ihr Kandidierende für das Studierendenparlament und für euren Fachschaftsrat. Im Studierendenparlament kommen alle zwei Wochen die von euch gewählten Stupist*innen zusammen und debattieren aktuelle Belange der Studierendenschaft, es ist das höchste Gremium der Studierendenschaft. Das lang debattierte Semesterticket, der Umgang der Studierendenschaft mit Geld oder studentisches Wohnen – das sind nur ein paar Einblicke in die aktuellen Debatten. Dementsprechend hat es eine Bedeutung, wem ihr eure Stimme gebt, denn all diese Dinge betreffen euch als Studierende direkt. Genau so wichtig ist es sich mit der Wahl eures Fachschaftsrates zu beschäftigen. Dieser vertritt eure Interessen der Universität gegenüber und soll als Anlaufstelle für euch fungieren. Sie sollen euch zum Beispiel bei Problemen mit eurem Studium oder Professor*innen unterstützen. Außerdem sollen die Mitglieder des FSRs an der Gestaltung der Fakultäten teilhaben. Der FSR eures Vertrauens ist aber auch für das Ausrichten von Veranstaltungen zuständig und nimmt aktive Rollen in den Debatten um Haushaltsgelder und zum Beispiel die Änderung der Rahmenprüfungsordnung ein.
Die akademischen Gremien
Im Rahmen der akademischen Wahlen gebt ihr eure Stimme für euren Fakultätsrat und den studentischen Senat ab. Für jede Fakultät gibt es einen Fakultätsrat. In jedem Fakultätsrat sitzen auch Studierende, die ihr im Zuge dieser Wahl wählen könnt. Hier werden grundsätzliche Fragen zum Studium und zur Lehre an der Fakultät besprochen. Außerdem besetzt der Fakultätsrat das Dekanat, also die Fakultätsleitung.
Im studentischen Senat gibt es die Unterteilung in den engeren und den erweiterten Senat. Im erweiterten Senat wird zum Beispiel die Grundordnung besprochen, aber auch das Rektorat und die Kanzler*in werden bestellt. Hierfür könnt ihr Studierende über eine Liste wählen, die euch dort vertreten sollen. Aus dem erweiterten Senat gehören diejenigen mit den meisten Stimmen der Liste zum engeren Senat. Dort geht es zum Beispiel um die Abstimmung des Haushaltsplanes der Universität.
Natürlich ist es schwierig, Personen zu wählen, die ihr teilweise vielleicht nicht kennt. Um euch umfassender für die Wahl zu informieren, haben wir Steckbriefe zu den einzelnen Personen erstellt und veröffentlichen noch vor der Wahl umfassende Einsichten in die Ziele der Hochschulgruppen.
Beitragsbild: moritz.medien
von Caroline Rock | 07.11.2024
Die Entwicklungen im Nahen Osten nehmen jeden Tag neue Ausmaße an. Seit dem Terrorangriff der Hamas am 07. Oktober 2023 steigen die Zahlen der palästinensischen zivilen Todesopfer jeden Tag, und ein Ende des Krieges ist vorerst nicht in Sicht. Vor dem Internationalen Gerichtshof wurde Klage wegen Völkermordes gegen Israel eingereicht – eine Entscheidung steht aus. Die Debatten über all dies werden in Deutschland hitzig geführt und die gegenseitigen Vorwürfe noch hitziger vorgetragen. Der AStA der Universität Greifswald greift dieses Thema auf und hat eine Informationsreihe zu Israel und Palästina organisiert. Der webmoritz. hat den Hauptinitiator Kevin Wang getroffen. Im Gespräch ging es um die Organisation, die aktuellen Debatten, und den Umgang von Universitäten und anderen Allgemeinen Studierendenausschüssen (Asten) mit dem Krieg.
Redaktioneller Hinweis: Der aktuelle Krieg ist der Gipfel einer weit zurückreichenden Konfliktlage in Nahost, die bereits vor dem 07. Oktober 2023 zahlreiche Menschenleben gekostet hat. Den einen „Nahostkonflikt“ gibt es daher nicht, dennoch wird der Begriff im folgenden Interview angelehnt an die Verwendung in der breiten Öffentlichkeit genutzt.
webmoritz.: Was hat dich dazu bewogen diese Informationsreihe zu organisieren?
Kevin Wang: Ich beschäftige mich seit etwa zweieinhalb Jahren mit dem Konflikt. Vor allem nach dem 07. Oktober 2023 ist mir aufgefallen, dass in Greifswald kaum öffentliche Debatten dazu stattgefunden haben. Ich habe jetzt erfahren, dass es ein oder zwei Veranstaltungen von Instituten gab. Ich persönlich sehe es auch als Aufgabe des AStA, die Räume zu schaffen, um über Themen zu reden, mit denen sich nicht alle unbedingt wohl fühlen, aber über die geredet werden muss. Nachdem ich dann AStA Referent geworden bin, habe ich mir diese Organisation zur Aufgabe gemacht. Vor allem weil ich dann auch die Ressourcen hatte.
Was war das Hauptziel für diese Veranstaltungsreihe?
Es sollte informiert werden. Ich hab viele Freunde, die keine Berührungspunkte mit dem Thema haben und nicht wissen, was vor dem 07. Oktober 2023 passiert ist, vor allem was die Geschichte angeht. Nur durch eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit lassen sich aktuelle Dynamiken begreifen und einordnen. Deshalb war auch der erste Vortrag über die Geschichte des Nahostkonflikts bis heute.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Missverständnisse oder Wissenslücken, die Menschen über die schon so lang anhaltenden Israel-Palästina-Konflikte und die vielen damit verbundenen Kriege haben?
Zum einen die Geschichte des Ganzen. Es gibt Missverständnisse auf beiden Seiten über die jeweils andere Seite. Beim ersten Vortrag sagte der Referent ganz klar, wie wichtig es ist, das Leid auf beiden Seiten anzuerkennen, was oft nicht getan wird und was es zu kritisieren gilt. Wir sehen das ja auch in den aktuellen Debatten. Die werden heute auch anders geführt als vor einem Jahr, weil der Stand ein ganz anderer ist als jetzt. Heute sollte man das zivile Leid in Gaza und auch der West Bank mehr hervorheben als den 07. Oktober. Das ist auch immer abzuwägen, die Extreme sind aber auch trotzdem noch zu oft sichtbar.
Die einzelnen Konflikte und Kriege sind vor allem in Deutschland sehr emotionale und kontroverse Themen. Welche Herausforderungen sind dir bei der Organisation der Reihe begegnet?
Die Wahl der Referierenden war natürlich sehr heikel. Da hat sicherlich auch meine persönliche Meinung mit reingespielt. Das ist auch nicht zu vermeiden gewesen. Da ich mir aus meiner Sicht Mühe gebe, das Ganze reflektiert zu betrachten, habe ich bei der Suche nach Referierenden darauf geachtet, welche Artikel diese Personen geschrieben haben. Also ob es hier zu problematischen Äußerungen gekommen ist. Beispielsweise, ob Referierende internationales Recht nicht anerkennen oder die UN bei kritischen Äußerungen pauschal als Antisemiten bezeichnen. Das wäre aus meiner Sicht unseriös gewesen und solche Menschen hätte ich nicht eingeladen. Rückblickend haben wir für die bisherigen drei von vier Referierenden auch nur sehr positives Feedback bekommen. Da scheine ich die richtige Wahl getroffen zu haben.
Wenn auch deine persönliche Meinung einen Einfluss hatte: Wie hast Du sichergestellt, dass die Reihe ausgewogen und differenziert ist?
Ich wollte beide Perspektiven vertreten haben – die israelische und auch die palästinensische Sicht. Gleichzeitig habe ich mir da Sorgen gemacht, dass es vielleicht zu Diffamierungen der referierenden Person kommen könnte. Dass ein*e Referent*in auf Grund der eigenen Herkunft keine neutrale Meinung haben könnte. Da wollte ich auf jeden Fall rassistische Diskurse vermeiden. Beispielsweise haben wir zum Thema Antisemitismus einen in Israel geborenen Professor eingeladen aber keinen palästinensischen Referenten.
Hattet ihr (Sicherheits-) Bedenken dabei, dieses hochkomplexe Themenfeld im Rahmen einer Informationsreihe abzubilden?
Tatsächlich hatte ich das gar nicht. Vor allem, weil das Thema in Greifswald nicht so präsent aufgekommen ist, hatte ich keine Befürchtung, dass es zu physischen Auseinandersetzungen kommen könnte. Wozu es bisher auch nicht kam. Das Maximum wären hitzige Debatten gewesen oder eventuell antisemitische oder rassistische Beleidigungen, das ist bisher auch nicht der Fall gewesen.
Weshalb wurden genau diese Vortragsthemen ausgewählt?
Das zweite Thema nach der geschichtlichen Einführung war Antisemitismus und Israel. Das sehe ich als eine der grundlegendsten Debatten, die gerade geführt werden. Der Antisemitismusvorwurf ist etwas, womit man sich aktuell zuerst auseinandersetzen muss, bevor man zu den anderen Themen kommen kann. Das sah ich als wichtig an: sowohl für die Seriosität der Veranstaltungsreihe als auch für einen Input zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Antisemitismusvorwurf in Debatten. Der Referent Dr. Elad Lapidot hat auch darauf hingewiesen, dass in der Antisemitismusforschung ein ganz anderes Verständnis von Antisemitismus herrscht als in politischen Diskursen. Der Begriff „Antisemitismus“ ist grad vor allem ein politisch sehr aufgeladener Begriff und weniger eine wissenschaftlich fundierte Analyse.
Gab es grundsätzliche Bedenken seitens der Studierenden aus dem AStA oder der Universitätsverwaltung hinsichtlich der Durchführung dieser Informationsreihe?
Ich glaube nicht. Zuerst hatte ich selber Bedenken, ab wann ich wem mitteile, dass ich diese Informationsreihe plane. Kurz vor Beginn der Reihe haben wir auch noch beschlossen die Uni zu informieren. Das war eher ein Bescheid geben, als ein um Erlaubnis bitten, weil wir als AStA die Studierendenschaft vertreten und uns die Uni da nichts zu sagen hat. Soweit ich weiß, wurde das von der Uni positiv aufgenommen und es gab keine großen Bedenken.
Bei den Studierendenprotesten weltweit kommt es häufig zu Ausschreitungen und Räumungen. Unterschiedliche Medien wie zum Beispiel der rbb oder die Tagesschau berichten von emotionalen Auseinandersetzungen anstatt eines Diskurses. Wie kann ein ausgewogener Diskurs an Universitäten ermöglicht werden?
Ich sehe Studierendenproteste als Symptom fehlender Diskurse. Propalästinensische Stimmen tauchen meiner Wahrnehmung nach weniger in den Medien auf. Aus diesem Grund werden mit solchen Protesten auch überhaupt erst mal die Diskurse gesucht. An den Forderungen einiger Protestcamps sieht man auch, dass oft ein Gespräch mit dem oder der Rektorin gefordert wird. Und dass besprochen werden soll, welche Verbindungen der Universität zum Staat Israel bestehen.
Wie können Universitäten und auch der AStA anderer Universitäten im zunehmenden Krisenzeitalter zu einem konstruktivem Umgang mit hitzig diskutierten Konflikten und Kriegen beitragen?
Das hängt ganz davon ab, wie man die Rolle eines AStA wahrnimmt. Ich habe recherchiert und von anderen Asten gab es keine Vortragsreihen oder Räume für Debatten. Es gab nicht vieles außer Statements gegen Antisemitismus. Ich sehe die Rolle des AStAs auch als eine, die aufklärt, zum Beispiel durch Vorträge. Dazu kommt natürlich noch, in welcher Stadt man ist und welche Verantwortung die eigene Uni trägt. Also, ob eine Uni auch Verbindungen zu israelischen Universitäten hat, die aktiv Militärforschung betreiben. In vielen Fällen ist es auch so, dass die Unis das nicht gut geregelt haben. Wenn es zu Protestcamps in großen Ausmaßen kommt, dann scheint es so, als hätte es die Zusammenarbeit zwischen dem AStA und der Uni nicht gegeben. Da müsste man die Unis auch in die Verantwortung nehmen, differenziert aufzuklären. Die Verantwortung, mit dem Nahostkonflikt umzugehen, kann man nicht allein dem AStA aufbürden.
Gibt es etwas, das du den Studierenden und der Universitätsgemeinschaft als abschließende Botschaft mit auf den Weg geben möchtest?
Ich würde sagen, dass vor allem Studierende und Menschen in Wissenschaftsbetrieben es als Verantwortung sehen sollten, reflektiert und faktenbasiert über aktuelle Konflikte nachzudenken. Und sich weniger von politischen Äußerungen, sondern mehr von Zahlen und Statements seriöser Quellen, also keine kriegsbeteiligten Staaten, leiten zu lassen.
Wir danken Kevin Wang für das Gespräch.
Beitragsbild: Cottonbro Studio
Zur Person der Autorin
von Caroline Rock | 28.05.2024
Am 18. Mai postete der Fachschaftsrat Geschichte ein offizielles Statement auf einem inoffiziellen Instagramaccount (@frsgesch). In diesem wurden Vorwürfe gegen unterschiedliche Stellen der Universität erhoben. Es herrsche ein Ungleichgewicht in der Zusammenarbeit, dem FSR würde die Arbeit erheblich erschwert und auf Grund der daraus entstehenden psychischen Folgen wäre die einzige Konsequenz gesammelt zurückzutreten. Dies wirkt außergewöhnlich, bedenkt man die kurze Zeit im Amt. Um den Geschehnissen auf den Grund zu gehen, haben die moritz.medien sich genauer erkundigt.
Wie über viele Stellen der Universität kursierten auch über den alten Fachschaftsrat Geschichte (2023/24) diverse Gerüchte. Es gibt eine erschreckend hohe Anzahl an nicht aufgearbeiteten Awarenessfällen in zahlreichen Bereichen der Universität. Immer mehr Fachschaftsräte machen Awareness deshalb zu einem zentralen Thema. So auch der alte FSR Geschichte, der dem nachgehen wollte und sich daher entschied eine Onlineumfrage unter den Studierenden des Historischen Instituts durchzuführen. Größter Knackpunkt hierbei: die Umfrage wurde über Google durchgeführt, sie war also weder repräsentativ noch datenschutzrechtlich konform. Das Image des Fachschaftsrates Geschichte litt sehr darunter. Auf Rückfrage beim AStA, weshalb ein Neuanfang nötig gewesen wäre, berichtet dieser, dass es zu Schwierigkeiten zwischen dem Institut und dem FSR gekommen sei. Ein Aufpolieren vom Image war also dringend notwendig. Im Januar begann die neue Wahlperiode und mit großer Spannung wurde eine Neuaufstellung (2024/25) erwartet.
Laut Angaben des nun zurückgetretenen FSRs Geschichte (2024/25) machte dieser sich auch direkt an die Arbeit. Es habe zwei Awarenessbeauftragte gegeben, die sich eingehend mit der Ausarbeitung eines neuen Awarenesskonzepts auseinandergesetzt hätten. Keypunkte in diesem wären gewesen: Einen Safespace bei Veranstaltungen zum Rückzug zu schaffen, klar erkenntlich als Awarenessperson aufzutreten und auch die Idee eines Safe Words habe im Raum gestanden. Die Idee dahinter lässt sich mittlerweile auch in vielen Bars finden. Betroffene können einen bestimmten Drink an der Bar bestellen. Der Name des Drinks ist nicht auffällig, die Person an der Bar weiß durch die Bestellung aber Bescheid, dass Hilfe benötigt wird. Laut FSR wäre die Idee des Safe Words auch vom AStA aufgegriffen worden und bei den Awarenessschulungen an die Teilnehmenden weitergegeben worden. Nach eigenen Angaben hätte der neu gewählte Fachschaftsrat sich klar von dem alten abgrenzen und neue Konzepte und Ideen in Bezug auf Awareness erarbeiten und umsetzen wollen.
Warum kam es also zu einem kollektiven Rücktritt nach so kurzer Zeit im Amt, wenn doch eigentlich alles so vielversprechend startete? Wird ein Blick auf das Statement geworfen lässt sich entnehmen, dass die Arbeit des FSRs von vielen Seiten eingeschränkt wurde. Im Interview äußert der zurückgetretene Fachschaftsrat, dass ein gutes Beispiel für diese Einschränkung der Umgang des Historischen Instituts mit dem neu erarbeiteten Awarensskonzept gewesen sei. Es habe ein gemeinsames Gespräch darüber gegeben, in dem jedoch nicht zugesichert werden hätte können einen Rückzugsort zu schaffen. Der dafür angedachte Raum könnte in Zukunft eventuell für andere Zwecke gedacht sein. Als Kompromiss wäre sich für Plakate entschieden worden. Diese wurden in den Räumlichkeiten des Instituts aufgehangen. Darauf dargestellt seien die verschiedenen Anlaufstellen für Betroffene.
So weit so harmlos. Dieser Umstand allein kann nicht zu einem Rücktritt geführt haben. Um diesen zu verstehen, ist es sinnvoll einen Blick auf den Ablauf der Geschehnisse zu werfen. Der Beginn der Misere war eine Einladung zu einem Gespräch vom Historischen Institut an den FSR. Dieser schildert, dass einzelne Mitglieder während des Gesprächs am Anfang der Woche mit unterschiedlichen Vorwürfen konfrontiert worden wären. Es sei sofort eine Stellungnahme und ein kollektiver Rücktritt verlangt worden. Daraufhin wäre seitens des Fachschaftsrates um etwas Zeit gebeten worden, um den Anschuldigungen nachgehen zu können und sich intern zu besprechen. Es wurde eine Frist zum Ende der Woche gesetzt, gäbe es bis dahin keine Reaktion käme es zu Konsequenzen seitens des Instituts. Der FSR erläutert im Interview, dass es im Verlauf der Woche noch zu weiteren Gesprächen mit dem Institut gekommen wäre. Mit dabei sei auch eine Person aus dem Rektorat gewesen. Auf Anfrage teilt das Rektorat mit, dass es lediglich Kenntnis über den Rücktritt aus der an die Mitglieder der Hochschule geschickten Mail habe. Über weitere Sachverhalte bezüglich des Themas gäbe es keine weiteren Informationen.
Weiterhin erläutert der Fachschaftsrat, dass sich parallel zu den Gesprächen mit dem Institut einzelne Mitglieder darum bemüht hätten den Anschuldigungen nachzugehen und Rat von anderweitigen Stellen der Universität einzuholen. Die Vorwürfe wären sehr ernstgenommen worden. Nach intensiver Beschäftigung hätte sich ergeben, dass die Anschuldigungen nicht haltbar seien.
Auf Anfrage bezüglich des Verlaufs der Geschehnisse gibt der AStA an, dass der FSR vor der gesetzten Frist um eine Beratung gebeten hätte. Dem FSR wäre von einer Stelle der Universität mit einer Kassensperrung durch den AStA gedroht worden. Von dieser Androhung habe der AStA bis zum Beratungsgespräch jedoch keine Kenntnis gehabt und eine solche Androhung durch eine andere Stelle als dem AStA selbst sei nicht rechtens. Berufen wird sich hierbei auf die Selbstständigkeit und die Selbstverwaltung der Studierendenschaft. Die Arbeit des AStA wäre an die Satzung des Landeshochschulgesetzes und die Satzung der Studierendenschaft gebunden. Zudem teilte der AStA uns auf Anfrage mit, dass er gebeten wurde als neutrale Instanz einem Gespräch zwischen ausgewählten Mitgliedern des FSRs und dem Historischen Institut beizuwohnen. Dieses Gespräch fand nach dem Ablauf der vom Institut gesetzten Frist statt. Der Fachschaftsrat schildert, dass bei diesem Gespräch andere Vorwürfe im Raum gestanden hätten als die zu Beginn geäußerten. Von Fristen sei keine Rede mehr gewesen und auch ein kollektiver Rücktritt wäre nicht mehr gefordert worden. Den neu geäußerten Vorwürfen gingen die Mitglieder des Fachschaftsrates ebenso nach wie den zuvor geäußerten. Auf Grund des anhaltenden erhöhten psychischen Drucks auf alle Mitglieder entschied sich der FSR jedoch parallel dazu kollektiv zurückzutreten.
Wir haben den AStA gefragt, ob dieser von Fehlverhalten oder rechtlichen Bedenken bezüglich des zurückgetretenen Fachschaftsrates wisse. Beides verneinte dieser. Die Arbeit wäre erledigt worden, wie sie sein solle. Kenntnis von Schwierigkeiten habe der AStA erst erhalten als die Mitglieder vom FSR zur Beratung bezüglich der angedrohten Kassensperrung zu ihm kamen. Auf die Frage weshalb auch der AStA im Zusammenhang mit dem Ungleichgewicht in der Arbeit genannt wurde, nennt dieser ein Missverständnis bezüglich des Institutsrats. Hier wäre es auf Anraten des AStA zu einer Umfrage für die Aufstellung eines*r studentischen Kandidaten*in durch das Institut gekommen, obwohl diese Aufgabe eigentlich in den Arbeitsbereich des FSRs falle. Dies hätte parallel stattgefunden, weil nicht bekannt gewesen wäre, dass dieser sich bereits darum gekümmert hatte. Darauf angesprochen winkt der FSR jedoch ab und sagt, dass daraus kein Problem entstanden sei.
Wir haben im Zuge der Recherche neben dem Rektorat auch das Historische Institut um die Beantwortung einiger Fragen rund um die Geschehnisse gebeten. Uns wurde mitgeteilt, dass die Beantwortung aus datenschutzrechtlichen Gründen und zum Schutz der Studierenden nicht in Frage käme. Ohne diese Beantwortung bleiben leider viele Fragen bezüglich des möglichen Eingriffs in die studentische Selbstverwaltung offen.
Beitragsbild: Keegan Everitt
Zur Person der*des Autor*in
von Caroline Rock | 27.05.2024
Am 01. April hat Lukas Voigt das Amt des studentischen Prorektors an unserer Universität übernommen. Er tritt in die Fußstapfen von Hennis Herbst, der als Erster dieses Amt an der Universität Greifswald inne hatte. Die moritz.medien haben sich mit beiden zu einem Interview getroffen, um zu besprechen, was sie umtreibt. Da das Interview ausführlich geführt wurde, haben wir die Fragen in übergreifende Themenblöcke eingeteilt. Die Reihenfolge der Fragen entspricht der Reihenfolge des Interviews.
1. Block: "Ein Resümee"
moritz.medien: Hennis, Du warst jetzt zwei Jahre im Amt. Wie geht es Dir nach der erfolgreichen Amtsübergabe?
Hennis: Sehr gut, ich besuche wieder außergewöhnlich viele Seminare. Da bin ich vorher dann doch eher weniger zu gekommen.
moritz.medien: Wenn Du auf deine Amtszeit zurückschaust, worauf bist Du besonders stolz?
Hennis: Ich habe ja nicht nur das Prorektorat gemacht, sondern war vorher auch AStA Vorsitzender. Das habe ich während der Corona Zeit angefangen. Der wichtigste Meilenstein war das Erkämpfen der Verlängerung der Regelstudienzeit für die Corona-Semester. Damals standen wir in intensivem Austausch mit der Landesregierung. Das Andere war die Änderung der Rahmenprüfungsordnung, da haben wir einen Prüfungsversuch mehr erkämpft. Und dann während meiner Amtszeit im Rektorat erinnere ich mich gerne an die Proteste zurück, die wir organisiert haben. Das Land hatte ja sehr umfangreiche Kürzungen angekündigt an den Hochschulen. Da haben wir uns als Studierendenschaft mit den anderen Standorten mobilisiert und uns zur Wehr gesetzt. Es hat nicht ganz gereicht, wir hatten trotzdem Kürzungen, aber es konnte ein beträchtlicher Teil zurückgenommen werden. Wir haben unter anderem erkämpft, dass die Studierendenwerke mehr Geld bekommen haben, als Krisenausgleich. Damit zum Beispiel die Mensa- und Wohnheimpreise stabil bleiben. Zusätzlich haben die auch eine weitere Stelle für die Psychosoziale Beratung bekommen. Auch das ist ein Erfolg der letzten Jahre. Das sind so die großen Themen über die ich dann doch sehr glücklich bin.
moritz.medien: Wenn Du darauf zurückblickst, wo hätte es besser laufen können?
Hennis: Was die Finanzierung der Hochschulen und des Studierendenwerks insgesamt anbelangt, sind wir natürlich trotzdem noch sehr knapp ausgestattet hier in Mecklenburg-Vorpommern. Da könnte noch mehr gehen und das sind ja auch Probleme, die alle Studis im Alltag hier merken. Grad wenn ich an das Studierendenwerk denke, was die Ausstattung von Wohnheimplätzen angeht. Da haben wir in Greifswald eine Unterversorgung. Daran haben die letzten Jahre auch nichts geändert, das mit dem Wohnungsmarkt ist auch eher schlimmer geworden, weil auch durch die Krise die Preise gestiegen sind. Was mir auch Sorgen macht, ist die Studienfinanzierung insgesamt. Ich hatte, als ich im AStA angefangen habe, einen Termin mit der damaligen Bundesbildungsministerin. Und die habe ich da schon gefragt, wie es mit einer BAföG-Reform aussieht. Es ist sehr unbefriedigend, dass hier nur 16% der Studierenden BAföG erhalten. Die sagte mir damals klipp und klar, dass es das mit ihr nicht geben würde. Da müsse ich auf die nächste Regierung warten. Jetzt haben wir eine andere Regierung, aber immer noch keine anständige Reform. Jetzt haben wir da eine minimale Erhöhung gesehen, und eine weitere Welle mit dem Startgeld für einige Studierende von 1000€. Das ist ja an sich keine Studienfinanzierung, die einer breiten Studierendenschaft hilft. Da seh‘ ich große Baustellen.
moritz.medien: Finanzen bleiben also weiter ein schweres Thema und die Lage sieht nicht grade rosig aus. Lukas, weshalb hast Du dich angesichts der schwierigen Lage auf das Amt beworben?
Lukas: Ich hab zusammen mit Hennis 2021 im AStA angefangen und auch den AStA Vorsitz gemacht für ein Jahr. Ich war jetzt ein Jahr im Studierendenparlament und ich will einfach weiter Dinge anpacken und bewegen. Gerade weil wir so viele Sachen haben, die angegangen werden müssten. Da glaube ich, dass es vor allem eine starke Stimme im Rektorat braucht, weil dort auch andere Sachen bewegt werden können. Zum Einen innerhalb der Universität, aber wie Hennis eben gesagt hat, auch auf Landesebene. Mit den jeweiligen Kontaktpersonen muss man da ins Gespräch kommen und eine starke Stimme für die Studierenden sein. Das möchte ich gern sein. Grade wenn wir über Wohnungsbau reden. Wir sind bei ca. 8% was die Versorgung mit Wohnheimplätzen angeht und wir haben enormen Sanierungsbedarf. Da braucht es Mittel vor allem von Landesebene und dafür müssen wir uns als Studierende einsetzen, auch hochschulstandortübergreifend.
moritz.medien: Wird das zu den großen Herausforderungen in deiner Amtszeit gehören?
Lukas: Ich glaube, die größte Herausforderung wird sein, nicht nur große Sachen anzupacken, sondern sie auch zu Ende zu bringen. Das sind teilweise sehr sehr lange Prozesse. Also so ein Wohnheim baut sich nicht in zwei Jahren. Das braucht vier bis fünf Jahre, bis das auch steht. Die Prozesse müssen so schnell wie möglich vorangetrieben werden; es muss alles mögliche getan werden, um sie auch zu einem Ende zu bringen.
moritz.medien: Wenn Du sagst, dass solche Dinge wie ein Wohnheim zu bauen länger braucht als eine Amtszeit. Was kannst Du konkret dafür tun, dass die Dinge auch über Deine Amtszeit hinweg funktionieren und zu Stande kommen?
Lukas: Ich steh‘ jetzt schon im Austausch mit dem Studierendenwerk darüber. Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit Frau Dr. Wolf-Körnert, der Leiterin des Studierendenwerkes. Und da geht es vor allem darum, Fördermöglichkeiten für den Wohnungsbau zu ermöglichen. Es gibt da von der Bundesebene ein Projekt, das heißt „junges Wohnen“. Und da geht es vor allem um die Fördermöglichkeiten aber auch um den Förderrahmen. Also in Mecklenburg-Vorpommern liegt der ungefähr bei 11%, wenn man da einen Antrag auf Förderung stellt für soziale Wohnungen. Das ist nicht ausreichend. Da geht es erstmal darum die Rahmenbedingungen gemeinsam mit der Politik und den Ministerien zu schaffen. Um das dann voranzutreiben, muss man nachhaken und nervig dranbleiben.
2. Block: "Das Repräsentationsproblem"
moritz.medien: Der Ausschreibungsprozess des Amtes des studentischen Prorektorats wurde die letzten Jahre vermehrt kritisiert. Kernpunkt der Kritik war, dass der Ablauf der Ausschreibung sehr intransparent ablief. Seht ihr Verbesserungsmöglichkeiten für diesen Prozess?
Hennis: Ich hab‘ das ja jetzt mehrfach durchlaufen und von beiden Seiten erlebt. Manch einer mag sich erinnern, dass es, bevor ich das gemacht habe. schon eine Ausschreibung gab und auch den Versuch, das studentische Prorektorat zu besetzen. Das ist leider nicht geglückt. Aber damals habe ich mich zum Beispiel auch um die Ausschreibung gekümmert und kann mich daher gut daran erinnern. Wir haben damals alle Studierenden aufgerufen, sich zu bewerben, und auch beschrieben, was das Amt leisten muss. Und so war es dann auch bei der Ausschreibung, als ich mich beworben hab‘. Bei der Ausschreibung, bei der ich mich das zweite mal darauf beworben habe, wurde der AStA vom StuPa kritisiert, weil eine Inforundmail vergessen wurde. Das ist natürlich sehr bedauerlich und natürlich ist das eine Position, die alle Studierenden angeht. Und deswegen sollte das auch eigentlich eine breite Basis treffen. Es sei mal dahin gestellt, wie groß dann das eigentliche Interesse ist, aber es sollte natürlich mit dem Wunsch rangegangen werden, da möglichst viele mit einzubinden. Und das ist ja jetzt bei der Ausschreibung von Lukas ganz gut gelaufen.
Lukas: Das lief auf jeden Fall besser. Also der Ablauf ist bisher, dass es dazu einen Antrag im StuPa gibt, mit dem sich auf ein Verfahren geeinigt wird. Deswegen würde ich sagen, dass das diese Legislatur und Ausschreibung besser eingehalten wurde, als davor. Ich glaube es wäre sehr wichtig, das ganze in der Satzung zu verankern. Das ist natürlich etwas langwieriger, das hat Hennis auch schon mit angestoßen. Und dann gibt es natürlich, wie bei allen Ämtern, den Weg das wirklich gut zu bewerben. Also dass in der Studierendenschaft versucht wird, Aufmerksamkeit für diese studentische Selbstverwaltung zu bekommen und das die Ämter prominent beworben werden. Das hat aber nicht nur was mit dem studentischen Prorektorat zu tun. Das sehen wir auch bei den FSRs oder bei den AStA-Stellen. Da müssen wir generell bessere Arbeit machen und vermitteln, dass wir hier was schaffen können, wenn wir uns engagieren.
moritz.medien: Das Problem der Sichtbarkeit des Ehrenamts in der Hochschulpolitik besteht schon länger. Waren die bisherigen Versuche, das zu verbessern einfach erfolglos?
Lukas: Es gibt schon Wege, und der AStA beispielsweise hat schon gute Wege gefunden, auf Veranstaltungen hinzuarbeiten. Wir müssten halt mehr auch diese Ausschreibungsverfahren am Anfang der Wahlperiode öffentlich machen. Zum Beispiel über die Mensaaufsteller und solche Kleinigkeiten, um diese Ämter auch präsent im Alltag der Studierenden sichtbar zu machen. Am Ende des Tages sollten wir uns nicht nur darauf verlassen, dass wir die Posten gut ausschreiben und gut bewerben, sondern es geht auch darum, eine gewisse Wertschätzung für das Ehrenamt an unserer Universität zu schaffen. Und auch zu zeigen, dass wir Dinge bewegen können. Es gibt viele Sachen, die wir als Studierende durch WSP-Mittel (Wohnsitzprämie) finanzieren, oder wir arbeiten mit Studierendenclubs zusammen. Vielleicht muss das auch ein bisschen präsenter werden, dass das alles ehrenamtlich getragen wird von uns als Studierenden. Und dass es einen gewissen Mehrwert hat, wenn man sich hier engagiert vor Ort.
Hennis: Da würde ich gern auch noch mal anschließen. Als ich im AStA angefangen habe, da waren wir zu viert. Das mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen, weil der AStA seitdem auch nahezu immer voll besetzt war. Wir hatten ja auch früher StuPa-Legislaturen in denen nicht mal genug Kandidierende fürs StuPa da waren. Das ist inzwischen auch nicht mehr so. Nach den Corona-Jahren ist da auch wieder etwas mehr Schwung reingekommen. Insofern würde ich es nicht ganz negativ sehen. Andere Hochschulen haben da auch noch weitaus größere Herausforderungen, was das Engagement angeht. Aber ansonsten stimme ich dem zu, dass man darauf aufmerksam machen muss und das auch über Themen machen kann. Wenn wir dann über die Themen reden, dann sehen wir ja auch, dass sich viele Studierende dafür interessieren. Ich erinnere an die Urabstimmung zum Semesterticket. Da sehen wir, dass die Themen schon ankommen und die Studierenden sich auch interessieren.
moritz.medien: Laut den Angaben der Uni Greifswald von 2023 sind 10.356 Personen an der Uni eingeschrieben. Davon sind mehr als die Hälfte weiblich, divers oder haben keine Angabe gemacht. Es drängt sich die Frage auf, weshalb schon wieder ein Mann im studentischen Prorektorat sitzt.
Lukas: Die Frage kann ich nicht abschließend beantworten, einfach weil ich auch keine FLINTA* Person bin. Also es wäre falsch, wenn ich sagen würde, ich kenne die Gründe, weshalb sich keine FLINTA* Person beworben hat. Ich glaube aber auch, dass es natürlich an den Rahmenbedingungen und an den Ansprüchen, die an das Amt gestellt werden, liegt. Hennis hat schon gesagt: In der Vergangenheit hat er eher an wenigeren Veranstaltungen teilgenommen. Das hat damit zu tun, dass man ein hohes Arbeitspensum hat, das nicht immer sehr attraktiv ist. Manchmal wird das Studium dadurch auch komplizierter. Deshalb trauen es Leute sich vielleicht nicht zu. Das ist ein Erklärungsgrund.
Hennis: Ich hab‘ mir da natürlich auch drüber Gedanken gemacht. Auch weil ich ja nicht nochmal kandidiert habe, mein Ende war in dem Amt absehbar. Ich habe mich da auch bemüht, Frauen anzusprechen, die ich in der Hochschulpolitik kennenlernen durfte. Ob sie nicht Lust hätten sich darauf zu bewerben. Ich hab‘ leider immer nur Ablehnung gehört aus den Gründen, die Lukas auch schon genannt hat. Dass in dem Moment das studienorganisatorisch nicht hingehauen hat, oder man schon eine andere Position in der Hochschulpolitik hat und das auch lieber weiter machen möchte. Das ist dann natürlich auch zu respektieren. Das muss nicht für alle gelten, aber das waren so die Gründe, die mir entgegengebracht wurden.
Lukas: Die Bewerberlage war ja generell sehr gering. Es gab zwei Kandidierende. Vielleicht kann man auch generell sagen, dass wir darauf achten müssen, dem Amt eine gewisse Nahbarkeit zu geben. Damit auch gesehen wird, was den Job ausmacht. Durch mehr Transparenz trauen sich das vielleicht auch mehr Leute zu. Ich glaube auch, dass das natürlich FLINTA* Personen machen können. Dass es auch Leute machen können, die FSR-Erfahrung haben. Oder auch Erfahrung im AStA gesammelt haben. Und wenn wir das vermitteln, dann hilft es natürlich dabei, auch dort mehr Leute für Hochschulpolitik zu gewinnen.
moritz.medien: Das wäre also auch ein Ansatz um nächstes Mal andere Personen direkter anzusprechen? Also das Amt und den Alltag einfach bis dahin transparent zu gestalten?
Lukas: Auf jeden Fall. Aber es ist ja auch nicht so, dass das bisher nicht gemacht wurde, wie Hennis schon meinte. Wir haben versucht, auf FLINTA* Personen zuzugehen und auch auf Personen, die momentan noch nicht in einem Amt sind. Es ist auf jeden Fall ein Ziel, das zu verbessern, das wäre gut.
moritz.medien: Hennis, Du bist stellvertretender Landesvorsitzender der Linken MV. Lukas, Du bist aktiv bei der Linksjugend MV. Ihr beide wart davor auch hintereinander als AStA-Vorsitz tätig, jetzt löst der eine den anderen im Amt des studentischen Prorektors ab. Man könnte meinen, das Amt würde innerparteilich weitergereicht werden. Weshalb glaubt ihr trotz diesem sehr ähnlichen Werdegang und den gleichen Positionen, die Vielfalt der Studierendenschaft repräsentieren zu können?
Hennis: Ich war bei meiner Bewerbung damals schon Mitglied der Linken. Seit Beginn bin ich auch sehr transparent damit umgegangen. Das fand ich sehr wichtig. Dazu kommt, dass in der Hochschulpolitik und auch im Rektorat die Parteipolitik eigentlich keine Rolle spielt. Man hat natürlich einen politischen Kompass. Und natürlich schlägt der auch aus, wenn man dann eine andere Funktion besetzt wie beispielsweise das studentische Prorektorat. Aber es ist ja nicht so, dass man da Parteipolitik machen würde. Ich bin da auch nicht auf Interessenskonflikte gestoßen und hatte immer den Eindruck, dass ich das vor allem immer die Meinung der Studierenden gut repräsentieren konnte. Das war für mich bei allen Entscheidungen maßgeblich, die ich da getroffen habe.
Lukas: Ich würde auch noch dazu ergänzen, dass es eher ausschlaggebend war, dass wir beide schon viel in der Hochschulpolitik gemacht haben. Hennis hat dieses Amt etabliert und dafür gesorgt, dass wir das studentische Prorektorat haben. Und ich habe mir nach meiner Zeit im AStA auch gesagt, dass ich auf dieses Amt auch nochmal Lust hätte, und dass ich es mir zutraue. Da spielt natürlich eine Rolle, dass wir die Jahre davor Erfahrung gesammelt haben. Was mir auch wichtig ist, ist dass wir natürlich trotzdem alle Studierenden repräsentieren wollen. Das war auch immer mein Anspruch. Schon vor meiner Wahl habe ich mich mit den anderen Hochschulpolitischen Gruppen zusammengesetzt, mich dort vorgestellt und bin auch in den Austausch gegangen. Das möchte ich auch weiter leben. Auch mit den studentischen Senatoren stehe ich in gutem Austausch. Sodass wir da auch auf Hochschulpartei-Gruppenbasis einen guten Austausch pflegen und Ziele zusammen verfolgen.
3. Block: "Große Erwartungen – kleines Geld"
moritz.medien: Wie sähe das denn konkret aus, wenn Entscheidungen anstehen? Holst Du dann erstmal die Meinungen von allen hochschulpolitischen Gruppen ein?
Lukas: Hennis hat schon als ein Ziel von ihm angegeben, dass die Änderung der Rahmenprüfungsordnung anstand. Die steht jetzt wieder an, es gab wieder entsprechende VV-Anträge (Anträge in der studentischen Vollversammlung). Da ging es vor allem darum, die Anmeldezeit für Prüfungen zu verkürzen. Da sind wir grade am Anfang des Prozesses. Da geht es darum, eine Arbeitsgemeinschaft zusammen mit dem Prüfungsamt und dem AStA zu bilden, um alle Studierenden vertreten zu können. Im zweiten Schritt geht es dann auch darum, die Meinung studentischer Senatoren einzuholen. Da kann ich mir auch gut vorstellen, zu einer Runde einzuladen und den Sachverhalt zu diskutieren, um alle Perspektiven einzuholen. Ich studiere Politik und Kommunikationswissenschaft. Ich weiß nicht, wo in Biochemie der Schuh drückt. Das können natürlich die anderen aktiven Leute in der Hochschulpolitik schildern und ich glaube, dieser Austausch ist sehr wichtig fortzusetzen. Eine Idee wäre auch, eine Veranstaltung mit den FSRs auf dem Dies Academicus zu machen. Es geht darum, im Austausch zu sein.
moritz.medien: So wie die Notwendigkeit des Austausches steht auch die Beschäftigung mit der studentischen Wohnungsnot auf dem Plan. Was ist dein konkreter Plan neben dem langfristigen Denken, um das Problem anzupacken?
Lukas: Der engste Partner, wenn wir über studentisches Wohnen reden, sind immer die Studierendenwerke. Ich glaube, da müssen wir ganz eng an der Seite des Studierendenwerks stehen und dieses mit einbeziehen. Was mir oft geschildert wurde ist, dass es ohne eine studentische Beteiligung und Bewegung oft schwer wird, gegenüber dem Land gewisse Nöte kundzutun. Ich glaube, dass es vor allem im ersten Schritt darum geht, dem Studierendenwerk den Rücken zu stärken. Im zweiten Schritt müssen wir dann auch mitarbeiten und die Studierendenwerke verbessern. Hennis hat schon angesprochen, dass viel daran gearbeitet wurde, eine zweite Psychosoziale Beratungsstelle im Studierendenwerk zu etablieren. Zukünftig erhoffe ich mir da, auch einen weiteren Ausbau des Studierendenwerkes zu bewirken. Grade wenn wir jetzt über die studentische Wohnungsperspektive sprechen, geht es hier auch kurzfristig um Sanierungsarbeiten. Nur ungefähr 9% der Studierenden wohnen in Studierendenwohnheimen hier in Greifswald. Das ist viel zu gering und ein langfristiges Problem. Da müssen neue Wohnungen her. Kurzfristig gilt es, die Wohnungen, die wir haben, zu sanieren. Da reden wir über den Ernst-Thälmann-Ring in Schönwalde aber auch über die Wilhelm-Holtz-Straße, die in einem wirklich schlechten Zustand ist. Das Studierendenwerk weiß das und möchte nicht, dass die Studierenden in den Zuständen leben müssen, aber können auch nur entscheiden zwischen einer Schließung oder einer Sanierung. Dann braucht es finanzielle Mittel. Da geht es auch um den Kontakt mit der Stadt und sich darum zu kümmern, das kurzfristig zu erreichen. Ein anderes Thema ist auch Wohnplätze für die Erstiwoche bereitzustellen. Da stehen wir seit Jahren im Austausch mit unterschiedlichen Akteuren, das ist aber sehr schwierig. Wir haben die Lösung etabliert mit der Wohnraumbörse. Das ist aber keine abschließende Lösung und auch nicht flächendeckend.
moritz.medien: Apropos Geld: das knappe Geld war während der Legislatur von Hennis schon ein Problem und wird auch weiterhin ein Problem darstellen. Für uns als moritz.medien, aber auch für andere studentische Initiativen ist es interessant zu wissen, wie Existenzen gesichert werden. Für uns als Medien kommt hinzu, wie Unabhängigkeit möglich ist ohne institutionellem und finanziellem Druck ausgesetzt zu sein.
Lukas: Erstmal würde ich sagen, dass es einen großen Konsens innerhalb der Studierendenschaft gibt, dass die moritz.medien sehr wichtig sind und neutrale und unabhängige Medien gebraucht werden. Bisher konnte sich in der Studierendenschaft immer geeinigt werden, dass die Medien, aber auch die Vereine einen wichtigen Part spielen. Da kann ich natürlich nicht für den AStA reden, aber ich würde es immer befürworten, dass die moritz.medien und die Vereine ein wichtiger Teil der lebhaften studentischen Kultur sind und finanziert werden müssen. Ausfinanzieren ist natürlich schwierig, es gibt immer Sachen, die besser finanziert werden müssen. Aber es ist wichtig, dass die Universität auch Räume zur Verfügung stellt. Das sehe ich auch in meinem Aufgabenbereich; Die Bedürfnisse anzunehmen und so gut wie möglich Orte zu schaffen, an denen die Vereine und Initiativen stattfinden können.
moritz.medien: Hennis, wir haben vorhin darüber gesprochen, was gut gelaufen ist und worauf Du stolz bist. Gibt es etwas auf Deiner To-Do Liste, das untergegangen ist, oder wofür Du dir mehr Zeit gewünscht hättest?
Hennis: Also die großen Themen insgesamt sind natürlich noch nicht erledigt, die nimmt Lukas sich ja auch weiterhin vor. Es gibt natürlich auch andere Themen, die ich begleitet habe. Der ganze Bereich Nachhaltigkeit zum Beispiel. Das Bestreben der Universität klimaneutral zu werden, ist noch nicht so weit; da sind noch viele Prozesse im Gang. Da habe ich mit Lukas aber auch eine Amtsübergabe gemacht, damit er da gut vorbereitet ist und diese Prozesse fortsetzen kann. Das liegt glaube ich einfach in der Natur dieser Dinge, dass sie nicht nach zwei Jahren erledigt sind.
moritz.medien: Was würdest Du Lukas für sein Amt mitgeben?
Hennis: Ich würde ihm wünschen, dass er viel Durchsetzungskraft mitbringt und auch die guten Termine mitnimmt. Das er interessante Gesprächspartner trifft, Eindrücke sammelt und nicht nur die knallharten Sitzungen erlebt, die viel Anstrengung mit sich bringen. Und natürlich, dass er eine laute Stimme für die Studierenden ist. Das ist im Rektorat ganz klar notwendig.
moritz.medien: Lukas, was nimmst Du von Hennis‘ Amtszeit mit?
Lukas: Ich hatte Immer das Gefühl, dass Hennis ein lautes Sprechrohr für die Studierenden innerhalb des Rektorats war. Hennis hat das sehr gut institutionalisiert zwischen FSK Vorsitz, AStA Vorsitz und studentischem Prorektorat einen engen Austausch zu haben. Ich glaube, genau darum geht es: Dass man da eine enge Verzahnung hinbekommt und dann als Sprechrohr in das Rektorat reinwirkt. Man muss hinhören, wenn Sachen besprochen werden, die die Studierenden etwas angehen und auch was dazu sagen. Das hat Hennis immer sehr zuverlässig gemacht. Das andere ist das Brücken bauen. Es ist auch immer sehr wichtig Brücken zwischen Verwaltung und Studierendenschaft zu bauen. Das ist nicht immer einfach, gerade wenn wir über zum Beispiel die Rahmenprüfungsordnung reden. Aber es ist sehr wichtig.
moritz.medien: Was kann die Studierendenschaft von Dir erwarten, Lukas?
Lukas: Dass ich immer offen da bin, wenn es Probleme gibt. Egal, ob es im FSR ist, im AStA, oder sonst wo. Ihr könnt mich immer ansprechen. Ich werde die Interessen der Studierenden immer gut vertreten und die Prozesse weiter treiben, die Hennis angestrebt hat. Wie zum Beispiel die Nachhaltigkeit, das ist einfach ein großes Thema. Wir müssen da Schritte einleiten und sind da in der Nachhaltigkeitskommission schon auf dem Weg, Etappenziele einzuführen. Da geht es am Ende ganz hart darum, wie Dienstreisen klimaneutral gestaltet werden können und wie wir es schaffen, dass alle ihren Beitrag leisten. Da ist es auch meine Pflicht, den Finger in die Wunde zu legen und daran zu arbeiten, dass wir bis 2030 klimaneutral werden.
Das Interview wurde für die Verständlichkeit gekürzt und paraphrasiert. Wir danken Hennis und Lukas für Ihre Zeit und wünschen Lukas viel Erfolg in seinem Amt.
Beitragsbild: Jan Meßerschmidt
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