von Archiv | 15.06.2007
Die Kunstausstellung Insomnales 2007 lädt ein
Mittsommer. Zeit der Sommersonnenwende. Viele helle Stunden wollen genutzt werden. An Schlaf ist nicht zu denken, denn Insomnie greift um sich. Studenten der Bildenden Kunst und Kunstgeschichte der Greifswalder Universität lassen sich von diesen durchwachten Stunden inspirieren.
Kunstwissenschaftliche Arbeiten, Malereien, Graphiken und Installationen entstehen, die während der Insomnale 2007 ausgestellt und prämiert werden.
Siebte Auflage der Schau
Die rund zweiwöchige Kunstausstellung des Caspar-David-Friedrich-Instituts findet zum siebten Mal statt. „Unter dem Motto von Tagträumen, späten Stunden und der Schlaflosigkeit werden künstlerische und wissenschaftliche Arbeiten angefertigt“, erklärt Nils Dicaz. Der Dozent für Bildende Kunst und Kunstpädagogik freut sich auf die Ausstellung, die am 23. Juni feierlich eröffnet wird. „Ich bin immer wieder von der Qualität und Kreativität der Arbeiten begeistert.” Präsentiert werden die Werke der jungen Künstler in der ehemaligen Augenklinik der Universität. Die besten Arbeiten werden von einer Jury, die sich aus Mitarbeitern des Caspar-David-Friedrich-Instituts und der Malerin Karin Wurlitzer zusammensetzt, mit Geldpreisen ausgezeichnet. „Besonders interessant ist auch ein Förderpreis, der dem Gewinner ein Arbeitsstipendium in Ahrenshoop ermöglicht”, sagt Dicaz.
In den vergangenen Jahren hat die Insomnale an verschiedenen Orten stattgefunden. Ein leerstehendes Wohnhaus in der Steinstraße und das Pommersche Landesmuseum gehörten u.a. zu den Veranstaltungsorten. „Immer wieder hat die Ausstellung dadurch einen anderen Charakter”, erklärt Dicaz.
Der Beginn des Wettbewerbs reicht bis in das Jahr 2001 zurück. Greifswalder Dozenten der bildenden Kunst riefen den Wettbewerb ins Leben, der sich seitdem wachsender Aufmerksamkeit erfreut. Unter der Anleitung von Nils Dicaz, Carsten Minkewitz und Sylvia Dallmann organisieren Studenten der Bildenden Kunst und Kunstgeschichte die Insomnale selbständig. „Es ist viel Arbeit”, sagt Aaron Wilde. Der Bachelor-Student ist Teil des etwa zehnköpfigen Organisationsteams.
Lange Vorbereitungsphase
„Wir müssen an vieles denken: Geeignete Räume suchen, Sponsoren finden und den ganzen Ablauf sichern.” Vor etwa neun Monaten begann die Planung für die Veranstaltung, an der in diesem Jahr 56 Studenten partizipieren. „Der Wettbewerb ist eine gute Möglichkeit, außerhalb des universitären Rahmenplanes kreativ zu sein”, erklärt Fritz Schnepf. Der Lehramtsstudent, der seine Werke bereits zum dritten Mal bei der Insomnale präsentiert, stellt sich dem Wettbewerb gern. “Für mich zählt nicht der Gewinn. Es ist interessanter, zu sehen, was andere Künstler machen.”
Geschrieben von Grit Preibisch
von Archiv | 15.06.2007
?Das Herz von Chopin? von Artur Becker
Das Vermächtnis Frederic Chopins ist groß. Doch nicht allein als Klaviervirtuose und romantischer Komponist. Bis heute hat seine Musik Wirkung, die auch auf andere Künste ausstrahlt.
Gegen Ende des vergangenen Jahres bewies dies der junge polnische Schriftsteller Wojech Kuczok mit seinen Erzählungsband „Im Kreis der Gespenster“.
Chopin als literarischen Anspruch allein sucht Artur Becker in seinem achten Roman „Das Herz von Chopin“ freilich nicht. Gewiss, die Stringenz des sorgfältig gearbeiteten Textes lässt sich nicht vom Tisch schieben. Becker nimmt Chopin als Integrationsfigur für seinen achten Roman, als einen symbolträchtigen Spitznamen für seine Hauptfigur.
1983 flüchtet Chopin aus Polen mit dem Zug durch die ehemalige DDR nach Bremen. Hier holt er das Abitur nach, studiert und wird nach einigen Semestern zusammen mit zwei Partnern erfolgreicher Autohändler. Natürlich aus Bankverwertung. Zum Leben fehlt nur noch die große Liebe: Maria Magdalena.
Innerhalb des Corpus von 287 Seiten entfalten sich fast beiläufig zeithistorische Einblicke in den prägnanten Zeichnungen der Figuren. Chopins Ausreise fällt in eine in Polen politisch angespannte Zeit, mit dem Fall der Mauer blüht der wilde Automarkt gen Osteuropa und anhand der Beziehung der Bekannten Karola aus Rostock hat Chopin das Zusammenwachsen der Bundesrepublik direkt vor Augen.
Die Kritik an Becker, „Das Herz von Chopin“ lebe allein in zwei Welten, Polen und der Bundesrepublik, kann nicht zugestimmt werden. Die Verquickung der Figur des im Herzen schwermütigen Autohändlers mit Beckers selbstgestellten hohen literarischen Anspruch ist ein Genuss. Christoph Hein befragt zwar mit seinem 2001 erschienen „Willenbrock“ auch das Metier des Autohändlers doch gehen beide Schriftsteller den Symptomen der Zeit ihrer Figuren aus ganz eigenen Blickwinkeln heraus. In jedem Falle ist der Gang der Welt am Verkauf von Automobilen ablesbar. Artur Becker formuliert „Das Herz von Chopin“ griffig, präzise und immer den Leser mitfühlend im Blick.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 14.06.2007
Wilhelm Genazino las beim NDR Literaturcafé im Pommerschen Landesmuseum. Dem Literaturhaus Vorpommern gelang als Organisator der Veranstaltung damit eine Überraschung. Zugunsten des Publikums. Denn der Georg-Büchner-Preisträger zeigte sich von seiner zeitkritischen Seite.
Bestes Wetter und eine parallele Veranstaltung im Alfried-Krupp Wissenschaftskolleg hielten Zuhörer am vergangenen Dienstag nicht davon ab, den Schriftsteller Wilhelm Genazino im Pommerschen Landesmuseum zu erleben. Und dies auch noch so kurz vor der Greifswalder Bachwoche.
Vor achtzig Besuchern stellte der Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2004 seinen jüngsten Roman „Mittelmäßiges Heimweh“ in der vom Literaturzentrum Vorpommern organisierten und dem NDR Literaturcafé mitgeschnittenen Veranstaltung vor. Eine beachtliche Resonanz. Denn die Veranstalter rechneten vorsichtshalber mit weniger Gästen und stellten erst fünfzig Stühle bereit. „Wir waren uns der Konkurrenzfaktoren bewusst“, sagte Organisatorin Anett Hauswald vom Literaturzentrum Vorpommern. Zudem überraschte sie, wie viele den Autor in Greifswald im Vorfeld kaum kannten. Der von Dr. Martin Haufe spannend moderierte Abend gab bereichernde Einblicke in Wilhelm Genazinos Buch „Mittelmäßiges Heimweh“ und seinen Ansichten als Schriftsteller.
Der Nase nach
Der neue Roman handelt vom gesellschaftlich zwangsweise angepassten Dieter Rotmund, der zwar beruflich überraschend aufsteigt, dessen anfangs glückliche Ehe aber unwiderruflich scheitert. Anhand seiner schrulligen Hauptfigur zeichnet Genazino eine zeitkritische Groteske. In Anlehnung an den ukrainisch-russischen Satiriker Nikolai Gogol. ?Gogol treibt es doller als ich?, bemerkte Wilhelm Genazino. ?Ich verweise auf ihn als einen literarischen Hintergrund, um damit das Entsetzen über unsere Zeit und des Erzählers auszudrücken.“ Ungewohnt offen äußerte sich der Autor nach dem Lesen aus seinem Werk zu allgemein-politischen Fragen. ?Ein Autor muss auch den Mund aufbringen?, so Genazino. ?Mein Interesse war es, die Verhältnisse in ihrer Härte darzustellen und durch diese Mittelmäßigkeit eine Distanz zu schaffen.? Beunruhigt stellte er dabei für sich fest: ?Die Konflikte unserer Gesellschaft gehen in den Einzelnen ein und tragen sich in ihm aus.? Und dies nicht allein. Kulturpolitisch sieht er leicht pessimistisch auf die heutige Zeit. „Dass die politische Ablenkung durch Unterhaltung so stark werden würde, hatte ich nicht erwartet?, gab Wilhelm Genazino zu.
Die Diskussion mit dem aufgeschlossenen Publikum blieb dabei geistreich. Eine lange Schlange bildete sich zur anschließenden Signierstunde. Bereitwillig, wenn auch leicht erschöpf, schrieb Wilhelm Genazino freundlich Widmungen in die über den Tisch gereichten Bücher. ?Das Publikum war nett und hat mich aus der Reserve gelockt?, sagte Genazino begeistert. Bereichert ging er damit aus dem Abend und meinte: ?Es hat mir gefallen.?
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 13.06.2007
Das Theater Vorpommern gewinnt mit Volksbank Raiffeisenbank eG einen neuen Sponsor für die Ostseefestspiele. Beide Seiten betonen dabei eine langfristige Zusammenarbeit, die weiterhin ausbaufähig sei.
Mit der Volksbank Raiffeisenbank eG und der Pommerschen Volksbank eG haben die Ostseefestspiele des Theater Vorpommerns erstmals einen Finanzdienstleister als neuen Sponsor gewonnen. „Es ist uns eine Freude, einen neuen Sponsor aus dem Bereich der Banken zu haben“, sagt Hans Peter Ickrath, Verwaltungsdirektor des Theaters Vorpommern, während der Pressekonferenz. „Das Theater ist uns wichtig“, äußert Michael Hietkamp, Vertriebsvorstand der Volksbank Raiffeisenbank eG. „Wir wollen eine dauerhafte Zusammenarbeit.“ Beide Seiten sähen sich dabei als Partner und in dem geschlossenen Vertrag eine Grundlage für eine langfristige Kooperation. „Sponsoren stabilisieren die Festspiele“, so Hans Peter Ickrath. „Dies gibt uns mehr Luft für Wachstum. Die Potentiale sind da.“ Dabei handle es sich nicht allein um einen monetären Effekt. „Es soll mit Leben gefüllt werden“, berichtet Michael Hietkamp. „Das Theater ist etwas Besonderes. Gerade in Greifswald.“Geschrieben von Uwe Roßner