Kino: Nüchtern

?Zodiac? von David Fincher

Kann man beidhändig schreiben, sowohl linkshändig als auch rechtshändig? Der Zodiac-Killer kann es und hält somit den Karikaturisten Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal), den Polizisten Dave Toschi (Mark Ruffalo) und den Journalisten Paul Avery (Robert Downy jr.) in Atem.


Regisseur David Finchers neuester Wurf ist ein Film über die Langsamkeit und Unzuverlässigkeit analoger Medien in den späten 60er Jahren. Der besessene Psychopath giert nach der Aufmerksamkeit, die die ebenfalls „besessenen“ Medien ihm gewähren. An ihr zerbricht die Familie Graysmiths, er verliert seinen Job um sich mit seinem Buch ganz dem Zodiac-Killer zu verschreiben. Fincher selbst bezeichnet sein Werk als einen „Zeitungsfilm“. Die handschriftlichen Briefe des Killers, die er der Redaktion des San Fransisco Chronicle zukommen lässt, spielen die Hauptrolle. Nicht die Journalisten als etwaige Helden. Das sind sie bei weitem nicht, sondern eher die Opfer, denn der Serienkiller zieht auch sie in seinen Bann.

Der unblutige Film überzeugt mit einer kühl-düsteren Ästhetik, ist schnörkellos und nüchtern. Doch lässt das Doku-Drama in seiner teilweisen Langatmigkeit die gedankliche Tiefe seines hypnotisierenden „Sieben“-Thrillers (1995) vermissen. Amerikanische Polizisten-Klischees werden befriedigt und kettenrauchende Journalisten füllen die Leinwand.   

Geschrieben von Judith Küther

Zufrieden mit dem BAföG-Amt

Studenten bewerten Greifswalder Behörde

Das BAföG-Amt ist eine etablierte Anlaufstelle, wenn Studenten sich mit ihrer Studienfinanzierung auseinander setzen. BAföG bezeichnet umgangssprachliche die Förderung, die sich aus dem Bundesausbildungsförerungsgesetz ergibt.

Dieses regelt die staatliche Unterstützung für die Ausbildung von Studierenden und Schülern. Gegenüber der wachsenden Anzahl von Studienkrediten verschiedener Institute bietet das BAföG den Vorteil, dass es zur Hälfte als Zuschuss und zur anderen Hälfte als zinsfreises staatliches Darlehen gewährt wird. Es ist somit eine Sozialleistung im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB). Weitere Möglichkeiten, das Studium zu finanzieren, sind Stipendien und Nebenjobs.

Dieses regelt die staatliche Unterstützung für die Ausbildung von Studierenden und Schülern. Gegenüber der wachsenden Anzahl von Studienkrediten verschiedener Institute bietet das BAföG den Vorteil, dass es zur Hälfte als Zuschuss und zur anderen Hälfte als zinsfreises staatliches Darlehen gewährt wird. Es ist somit eine Sozialleistung im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB). Weitere Möglichkeiten, das Studium zu finanzieren, sind Stipendien und Nebenjobs.

Mit einer Umfrage wandte sich die Abteilung für Ausbildungsförderung des Studentenwerkes Greifswald  zusammen mit dem Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) im Februar dieses Jahres an die Studierenden. Die Zufriedenheit mit den Serviceleistungen sollte bewertet werden.

Dabei war es nicht entscheidend, ob sie zu dem Zeitpunkt auch tatsächlich BAföG bezogen. Beteiligen konnten sich auch Studenten die bereits BAföG bezogen hatten, und diese Unterstützung nun nicht mehr erhielten. Dabei fiel auf, dass ehemalige BAföG-Empfänger sich ähnlich positiv äußerten wie derzeitige BAföG-Empfänger.
„Das Ziel ist eine gute Betreuung der Studenten,“ sagt Mirko Wahlen, AStA-Referent für BAföG und Studienfinanzierung: „Wir wollen die Meinung der Studenten kennen, um die Serviceleistungen zu verbessern.“ Dafür erstellte der AStA-Referent zusammen mit Karl Schöppner, Chef der Abteilung BAföG und Dr. Jana Kolbe, verantwortlich für Sozialberatung und Psychologische Beratung des Studentenwerkes Greifswald einen Fragebogen, der vom 5. bis zum 28. Februar anonym auf der Internetseite des Studentenwerks ausgefüllt werden konnte. Orientiert habe man sich anhand von Fragebögen anderer Studentenwerke und diese dann auf den eigenen Bedarf zugeschnitten. „Außerdem ermittelten wir etwa 300 Studenten zufällig anhand BAföG-Amt-Akten und schrieben diese an.
Zusammen mit der Online-Umfrage und einer Verlinkung auf der Internetseite des AStA und den ausgelegten Fragebögen im BAföG-Amt und AStA-Büro kamen die Meinungen von 323 Teilnehmern zusammen.“ Auch die E-Mail-Adresse, die jeder Student zu Beginn seines Studiums von der Universität erhält, wurde genutzt.

Montags ins BAföG-Amt

Aus der Umfrage geht hervor, dass ein Großteil der befragten Studenten 22 (19 Prozent) und 24 Jahre (21 Prozent) alt ist. 83 Prozent der Befragten befanden sich zum Zeitpunkt der Umfrage im 5. Semester.

Mehr als 350 Euro monatlich erhalten 51 Prozent, 36 Prozent bekommen einen Betrag zwischen 150 Euro und 350 Euro. Eine Summe unter 150 Euro bekommen die übrigen 13 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Des weiteren wurde nachgefragt, ob man bereits die persönliche Beratung aufgesucht habe, was ein Großteil mit 83 Prozent bejahte. Die Befragten gaben den Montag als bevorzugten Wochentag an, um das BAföG-Amt aufzusuchen. Auf einer Skala mit den Antwortmöglichkeiten „sehr gut“, „eher gut“, „eher schlecht“ und „sehr schlecht“ konnten die Teilnehmer bewerten, ob sie sich mit ihrem Anliegen ernst genommen fühlen sowie Fachkompetenz und Freundlichkeit der zuständigen Sachbearbeiterinnen. Dabei entschieden sich die meisten Studenten für die Antwort „eher gut“, auch diejenigen die inzwischen kein BAföG mehr erhalten.

Keine schnellere Bearbeitungszeit

Eine schnellere Bearbeitungszeit der gestellten Anträge sei aber in naher Zeit nicht realisierbar, gibt Mirko Wahlen zu bedenken. „Von einer Sachbearbeiterin werden etwa 500 Studenten verwaltet. Hinzu kommen neben der Universitätsstadt Greifswald auch die Fachhochschulen Neubrandenburg und Stralsund.“ Das Studentenwerk ist auch für diese Hochschulstandorte verantwortlich.

Allerdings sollen sich die Öffnungszeiten schon zum kommenden Wintersemester ändern. Gewünscht werden Zeiten von 9 Uhr bis 11 Uhr, sowie von 15 bis 17 Uhr, was auf die Lehrveranstaltungszeiten der Uni- versität zurückzuführen sei. Diese liegen meist in einem zweistündigen Rhythmus, beispielsweise von 10 Uhr bis 12 Uhr oder 14 bis 16 Uhr. Da gebe es wenig Spielraum, Termine beim BaföG-Amt wahrzunehmen. Zukünftig seien ähnliche Evaluationen auch für die Hochschulen Stralsund und Neubrandenburg geplant, bilanziert Jana Kolbe. „In Greifswald wollen wir die Umfrage zudem in regelmäßigen Abständen durchführen.“

Geschrieben von Judith Küther

Interview: Recht auf einen Seminarplatz

Der Beitrag „Leere Stühle in der Germanistik“ sorgte für Aufruhr und geteilte Ansichten bei Studierenden und Dozenten im Institut für Deutsche Philologie. Kritisch angemerkt wird die einseitige Betrachtung der aufgetauchten Probleme. Professor Jürgen Schiewe (Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft) äußert seine persönliche Meinung – nicht die des Instituts – zu den aufgeworfenen Behauptungen.

moritz: Wie stehen Sie zu der Aussage: „Man muss an dieser Uni momentan regelrecht betteln, um studieren zu können“?
Professor Jürgen Schiewe: Der Ausdruck „betteln“ ist sicherlich nicht zutreffend. Dass es Engpässe gibt, wissen wir auch vom Institut aus, aber betteln muss man nicht. Es gibt genaue Regeln dafür, wie Plätze in den Kursen, die überbelegt sind, vergeben werden. Darüber ist auch mit dem Dekan gesprochen worden. Die Studierenden haben grundsätzlich ein Recht auf einen Platz in einem Seminar, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dort, wo die Plätze begrenzt sind, verfahren wir, wie es in allen anderen Fächern und in allen anderen Universitäten auch üblich ist, nach genauen Kriterien.

moritz: Stimmt es, dass immer dieselben Vorlesungen angeboten werden?
Schiewe:  Das hängt eindeutig mit der Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge zusammen. In diesen Studiengängen sind alle zwei Semester die gleichen Module anzubieten. Und diese Module müssen mit bestimmten Veranstaltungen ausgestattet werden, weil sie in ihren Inhalten und Qualifikationszielen genau umrissen sind.
Ich halte es in manchen Fällen auch durchaus für sinnvoll, Vorlesungen regelmäßig anzubieten. Beispielsweise ist unsere mit der Mediävistik konzipierte Vorlesung über die Sprachgeschichte, die Dr. Karin Cieslik und ich machen, ein neues Projekt, das wir in Zusammenarbeit auf die Beine gestellt haben. Wir sind davon überzeugt, dass jeder Studierende der Germanistik im Grund- oder Hauptstudium einmal in seiner Studienzeit diese Vorlesung gehört haben sollte.

moritz: Kann die Kommunikation zwischen Institut und Prüfungsamt verbessert werden?
Schiewe: Wir bemühen uns, den Studierenden in den Veranstaltungen deutlich zu machen, dass es auch innerhalb des B.A.-Studiengangs einen konsekutiven Aufbau gibt. Das ist fachlich begründet, weil wir sagen: Zunächst einmal müssen die Grundlagen gelegt und abgeprüft werden. Erst dann kann man darauf das weitere Studium aufbauen. Ich gebe zu, dass die Kommunikation verbessert werden kann, aber es liegt eigentlich weniger an einer schlechten Kommunikation zwischen Prüfungsamt und Institut, als an einer Information gegenüber den Studierenden, die vielleicht noch nicht umfassend genug ist. Wir müssen den Studierenden im B.A.-Studiengang offenbar noch deutlicher die Konzeption des  Studienganges erklären.

moritz: Verbessert sich das Lehrangebot im kommenden Wintersemester?
Schiewe: Der Umfang des Angebots wird sich in der Sprachwissenschaft nicht verändern, weil wir dort momentan auch nicht mit personellen Veränderungen rechnen.
Für die Neuere Literaturwissenschaft ist beantragt worden, dass Dr. Sigrid Nieberle auch im Wintersemester den Lehrstuhl vertritt. Zudem wird Prof. Herbert Jaumann aus dem Freisemester wiederkommen, so dass wir eine deutliche Verbesserung haben werden.
In der Mediävistik wird es aus finanziellen Gründen keine Vertretung geben können. Aber Dr. Gesine Mierke wird eine Reihe von Veranstaltungen zusätzlich übernehmen, so dass das in den Studienordnungen ausgewiesene Pflichtangebot realisiert wird.
Es gibt also eine gewisse Reduktion des Angebots, das kann ich nicht leugnen, aber die Reduktion sieht keineswegs so aus, wie es im Artikel dargestellt wurde, dass angeblich „fast die gesamten Veranstaltungen für das Hauptstudium“ gestrichen würden.

Geschrieben von Alina Herbing und Cornelia Bengsch

Interview: Universität ist Lebensader

Oberbürgermeister Dr. Arthur König im Gespräch

Der Physiker Dr. Arthur König ist seit dem 2001 Oberbürgermeister der Hansestadt Greifswald. moritz sprach mit ihm über die Symbiose zwischen Stadt und Universität und die Zukunftsaussichten beider.

moritz: 2007 ist für die Stadt Greifswald ein gutes Jahr. In der Prognos-Studie  hat die Hansestadt den größten Sprung aller ostdeutschen Städte geschafft. Zudem gab es die Auszeichnung als wirtschaftsfreundlichste Kommune. Woran liegt das?
Dr. Arthur König: Wir haben in der schweizerischen Prognos-Studie einen Satz um 224 Plätze nach vorn gemacht. Die Bereiche Wissenschaft, Forschung und die Vernetzung mit der Wirtschaft wurden besonders gewichtet. Die Universität ist dabei der Entwicklungsmotor. Hinzu kommen das Friedrich Loeffler-Institut auf der Insel Riems, das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und weitere wissenschaftliche Einrichtungen Wir besitzen auch für Firmengründer hervorragende Bedingungen im Biotechnikum und im Technologiezentrum Vorpommern und innovationsorientierte Unternehmen wie die Hanse-Yacht-AG und die Braun-Gruppe, ein bekanntes Pharma-Unternehme. Damit sind wir gut aufgestellt.

moritz: Hätte die Hansestadt genauso gut abgeschnitten, wenn es die hiesige Hochschule nicht gäbe?
König: Das mit Sicherheit nicht! Die Universität ist die wesentliche Lebensader der Stadt und der Region.  

moritz: Welche Maßnahmen tätigt die Hansestadt um die Zusammenarbeit mit der Hochschule zu verbessern?
König: Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität ist sehr gut und sehr eng. Sie basiert auf einem Kooperationsvertrag, der 2002 abgeschlossen wurde. Nur wenige Hochschulstädte haben einen solchen Vertrag.

moritz: Wie wichtig sind die über 11.000 Studenten für die Bevölkerungsstruktur der Hansestadt?
König: Wir sind, wenn man das Durchschnittsalter der Greifswalder betrachtet, die „jüngste Stadt“ in Mecklenburg-Vorpommern. Und ich freue mich, wenn sich noch mehr Studierende ihren Hauptwohnsitz in Greifswald nehmen würden. Sie können damit nicht nur Hanseatin oder Hanseat werden – was an sich schon etwas Gutes ist! – sondern sie tun damit auch in finanzieller Hinsicht der Stadt etwas Gutes. Wir bekommen dann mehr Schlüsselzuweisungen vom Land. Dies stärkt unsere Finanzkraft und damit auch die Handlungsmöglichkeiten für weitere Investitionen.

moritz: Greifswald ist eine Fahrradstadt. Sie selbst, aber auch die meisten Studenten nutzen das Velo für die Wege zur Arbeit oder zur Universität. Was tut die Hansestadt in dieser Richtung?
König: Die Entfernungen in der Stadt sind kurz und alle mit dem Fahrrad zu erreichen. In anderen Stadtteilen sieht es nicht ganz so gut aus was den Ausbaugrad der Fahrradwege anbelangt. Ich denke da besonders an die Anklamer Straße. Hier haben wir mit Sicherheit noch Nachholbedarf. Wenn sich aber von den ca. 7000 Nebenwohnsitznehmern nur 5000 zum Schritt der Ummeldung entschließen, würde uns das finanziell sehr entgegen kommen und Investitionsmittel auch für den Fahrradwegebau schaffen.

moritz: Die Bahnparallele wird derzeit gebaut. Die Studentenwohnheime und Institute an der Fleischerwiese sind nur durch die Bahnhofunterführung erreichbar. Inwieweit wird dort etwas geschehen?
König: Da bitte ich um etwas Verständnis und Geduld. Es die Zukunft sind drei Fahrradquerungsmöglichkeiten auch für Fahrradfahrer und Fußgänger geplant. Diese werden in der Grimmer Straße, am Bahnhof und in der Scharnhorststraße sein. Spätestens 2009 sollen diese Querungen benutzbar sein. Was wir zurzeit haben ist eine Ausnahmesituation und sicherlich auch mit Schwierigkeiten bei der Nutzung verbunden. Die Zeit des Baues der Bahnparallele bringt einfach auch temporäre Nachteile und Behinderungen mit sich. Dafür bitte ich nochmal um Nachsicht.  

moritz: Mit dem Augenmerk auf Studenten als Mieter der WVG: Welchen Einfluss hat ein möglicher Verkauf auf die Mietpreise?
König: Ich sage unmissverständlich: In Greifswald werden keine Wohnungen verkauft, sondern ein Minderheitsanteil an unserer kommunalen Wohnungsgesellschaft. Wir tun dies vorwiegend aus zwei Gründen. Einmal aus Gründen der Haushaltskonsolidierung – wir müssen unseren Schuldenbetrag abbauen! Und der andere Grund ist die Wiedererlangung der vollen kommunalen Handlungsfähigkeit. Das Innenministerium sieht in der Haushaltssicherung zurzeit die oberste Priorität. Das heißt anders ausgedrückt: Sparen und nicht investieren! Das kann ich nur schwer akzeptieren. Wir in Greifswald müssen und wollen auch in der Gegenwart investieren und damit gestalten – und das geht halt nur mit einem ausgeglichenen Haushalt.

moritz: Sie waren mehrere Jahre im Landtag und haben damit auch Landespolitik mitgestaltet. Welchen Einfluss haben Sie als Kommunalpolitiker auf die Landespolitik, wenn es um Hochschulkürzungen geht?
König: Überzeugungskraft und Motivationsstärke gegenüber den Landtagsabgeordneten ist wohl ein wesentlicher Punkt der Einflussnahme eines Kommunalpolitikers auf die Landespolitik. Darüber hinaus halte ich es für wichtig, Netzwerke hier vor Ort zu bilden.  Es erwies sich als besonders fruchtbar, wenn Vertreter von Hochschule, Wirtschaft und Verwaltung gemeinsam agieren. Darüber hinaus nutze ich natürlich auch meine Möglichkeiten, im Rahmen des Städte- und Gemeindetages Einfluss auf Landtag und Landesregierung zu nehmen.

moritz: Seit 1990 ist die Einwohnerzahl sehr stark gesunken, parallel hat sich die Studierendenzahl mehr als verdreifacht. Was wäre, wenn es die Volluniversität mit ihren fünf Fakultäten nicht mehr gäbe und sich die Universität hauptsächlich naturwissenschaftlich und medizinisch ausrichtet?
König: Das wäre doch schlichtweg eine Auszehrung und Verarmung der Hochschullandschaft selbst, als auch natürlich eine wirtschaftliche Schwächung der Stadt und Region und damit wohl auch als leichte bis mittlere Katastrophe einzuschätzen. Als OB freue ich mich über jeden jungen Menschen, der nach Greifswald kommt, um hier zu studieren bzw. seine Ausbildung zu absolvieren. Ich würde mich auch freuen, wenn sich die Zahl der Studierenden noch erhöhen würde und sich vielleicht bei der 13tausender Marke stabilisieren würde. Dies liegt wohl durchaus auch im Bereich des zu Erreichenden. Von Seiten der Stadt werde ich jedenfalls alles dafür tun.

moritz: Rund zwei Drittel der Studierenden kommen aus anderen Bundesländern. Was unternimmt die Hansestadt um diese in Greifswald zu halten?
König: Das ist ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt. Ich freue mich auch, wenn junge Menschen den Mut haben, sich unternehmerisch zu betätigen. Dafür haben wir mit dem Biotechnikum und dem Technologiezentrum hervorragende Bedingungen geschaffen. Ansonsten verweise ich auch auf lokale Unternehmen, die meines Wissens junge, gut ausgebildete Fachkräfte suchen. Gleiches trifft auch auf den Energiestandort Lubmin zu. Auch hier suchen Firmen motivierte Fachkräfte. Und diejenigen, die Greifswald verlassen, haben hoffentlich in Greifswald gute Erfahrungen gemacht und werden dies in die nähere und weitere Umgebung hinaustragen.

moritz: Ein Großraum Südvorpommerns steht in naher Zukunft an. Greifswald wird – zu Beginn jedenfalls – der Kreissitz sein. Welchen Einfluss hätte es, wenn Greifswald nicht mehr der Kreissitz wäre?
König: Greifswald ist als Kreissitz im Gesetzeswerk festgeschrieben. Dies kann der neu zu bildende Kreistag allerdings innerhalb einer Jahresfrist mit einfacher Mehrheit ändern. Allerdings gehe ichdavon aus, dass Greifswald aufgrund seines Potentials Kreissitz in einem möglichen Kreis „Südvorpommern“ wird. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Das Landesverfassungsgericht prüft die Verfassungmäßigkeit des Gesetzeswerkes. Ende Juli soll eine Entscheidung getroffen werden. Danach sehen wir weiter! Mit aller Kraft werde ich mich weiterhin für den Kreissitz Greifswald einsetzen und hoffe dabei auf Unterstützung durch Universität, Wirtschaft und weitere Institutionen und Verbände.

moritz: Sie selbst haben in Greifswald studiert und promoviert. Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Studienzeit gesammelt?
König: Ich kam 1969 nach Greifswald, weil hier im Norden der ehemaligen DDR die „Zukunft Wirklichkeit“ werden sollte. Nachrichtenelektronik, Plasmaphysik und Kerntechnik haben mich damals sehr interessiert. Die Landschaft und das Meer üben außerdem einen besonderen Reiz aus, die schönste Insel Deutschlands liegt vor unseren Füßen und Berlin ist auch nicht weit entfernt. Das Studium ist mit dem heutigen wohl nicht mehr zu vergleichen. Nehmen Sie nur die Zahl der Studenten – damals waren wir insgesamt etwa 3000. Die andere Quantität hat auch eine besonderre Qualität – Greifswalds Ruf wird immer besser! Ich glaube, wir spielen gegenwärtig in einer höheren Liga. Betonen möchte ich: Das Studium in Greifswald machte mir Freude. Und nach wie vor sage ich laut und deutllich, dass es sich in Greifswald gut lebte und studierte und so ist es immer noch. Deshalb bin ich gern hier geblieben und bin ein überzeugter Greifswalder.

moritz: Würden Sie auch immer noch promovieren und wenn ja, hilft es bei Ihrer Amtsführung?
König: Bestimmt, diesen Weg würde ich wieder gehen. Ich wüsste nur nicht, ob ich dann in die Politik gegangen wäre, denn das war doch eine Besonderheit in meiner Biographie. Es war damals kein Ziel von mir, OB der Hanse- und Universitätsstadt zu werden. Das waren wohl auch typische Nachwendewege. Meine wissenschaftliche Ausbildung ist allerdings sehr von Vorteil und das sowohl, was die Strukturierung von Abläufen als auch das Arbeiten im Team anbelangt.

moritz: Ihre Amtszeit läuft 2008 ab. Werden Sie sich im nächsten Jahr wieder als Oberbürgermeister zur Wahl stellen?
König: Das ist richtig. Im Jahr 2008 steht eine OB-Wahl bevor. Ich trete auch wieder an, weil ich meine, ein klein wenig auch persönlich in meiner bisherigen Amtszeit zur Entwicklung von Greifswald beigetragen zu haben.

Geschrieben von Judith Küther, Björn Buß

Kino: Zerbrechliches Glück

?Die Töchter des chinesischen Gärtners?

China, 1980er Jahre. Die junge Waisin Li (Mylène Jampanoi, „Die purpurnen Flüsse 2“) absolviert ein Praktikum auf der Insel des Botanik-Professors Chen (Dongfu Lin), der dort mit seiner Tochter An (Li Xiaoran) inmitten eines üppigen und exotischen Gartens lebt. Dort wird sie mit der streng patriachalischen Autorität des akribischen Gelehrten konfrontiert, der keine Nachlässigkeit duldet.

Ihre einzige Verbündete scheint die schüchterne An zu sein, in der Li die Hoffnung weckt, Abwechslung in  die triste Isolation der grünen Oase zu bringen. Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich eine bisher unbekannte Vertrautheit. Sie entdecken behutsam ihre Gefühle für einander und kommen sich in der Einsamkeit der  paradiesischen Kulisse näher. Der Regisseur Dai Sijie arbeitet mit alltäglichen Details und sinnlichen Nahaufnahmen, um die leise Erotik der Beziehung der beiden darzustellen.

Worte bedarf es während der gesamten 95 Minuten Spieldauer nur weniger. Die raschen Gefühlsänderungen der Charaktere verlangen  seltsamer Weise   keiner weitere Erklärung. Abstriche macht die französisch-kanadische Coproduktion bei der Qualität der Technik. Es fehlt etlichen Sequenzen an Auflösung. Das Spiel der Darsteller bleibt aufgrund der Unschärfe teilweise unkenntlich und auch die Kameraführung ist wenig einfallsreich, bedient sich hauptsächlich Standaufnahmen ohne Dynamik. Die technischen Mängel beeinträchtigen jedoch nicht die Dramatik der tragischen Liebesgeschichte der Töchter des Gärtners, deren Geheimnis in einem Land, in dem gleichgeschlechtliche Liebe verboten ist, nicht lange sicher ist.    

Geschrieben von Sarah Bechimer