Für baldige Entscheidungsträger

Vom 8. bis zum 9. Dezember findet das hochschulpolitische Wochenende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) in der Binzer Jugendherberge auf Rügen statt. Den teilnehmenden Studierenden soll damit die Entscheidung für eine Kandidatur bei den Gremienwahlen im Januar 2008 erleichtert werden. Plätze sind dafür noch frei. „Den Aufbau, die Funktion und die Wichtigkeit der Gremien wollen wir dabei vermitteln“, sagt Organisator Konstantin Keune. Kurze Vorträgen und die Simulation von Sitzungen des Senats oder des Studierendenparlaments (StuPa) sollen beispielsweise deren Entscheidungsprozesse erlebbar machen. „Für viele ist das sicherlich erst einmal Neuland“, meint der AStA-Referent für Hochschulpolitik. Den angehenden Entscheidungsträgern soll damit eine rasche und erfolgreiche Arbeit nach der Wahl erleichtert werden. Für Unterbringung und Vollpension entfällt auf jeden Teilnehmer ein Selbstkostenbeitrag von 10 Euro. Anmeldeschluss ist der 5. Dezember.

Geschrieben von Uwe Roßner

Betörender Akkordeonzauber

Das polnische Motion Trio verlieh dem 10. Jubiläum des Greifswalder PolenmARkTs im Theater Vorpommern einen ganz eigenen Glanz.

Festivals leben von Höhepunkten. Keine Frage. Doch wenn dies bereits für die Zusage eines Künstlers gilt, dann dürfen die Erwartungen beim Auftritt keine geringen sein. Mit dem Motion Trio erhüllte sich der PolenmARkT zum zehnten Jubiläum einen Traum. Endete eine Anfrage vor zwei Jahren erst einmal negativ, so ist der Auftritt des polnischen Akkordeontrios am vergangenen Freitagabend im Theater Vopommern zweifelsohne ein ausnahmsloser Erfolg. Für alle Beteiligten. Denn weder Veranstalter, Musiker oder Publikum konnten den so außergewöhnlich verlaufenden Abend vorhersehen. „Es ist beeindruckend, in die Runde zu sehen“, begrüßte Alexander Pehlemann das ungeduldig wartende Publikum. Anstelle einer langen Lobesrede durfte das quer durch Europa tourende Motion Trio rasch ins Rampenlicht treten. Spritzig, groovend und mit einer guten Portion spielerischen Witz gelang den drei Akkordeonisten bereits nach der Eröffnung des Abends etwas Unerwartetes und bisher in Greifswald selten Erreichtes: der Saal tobte. „Keine Angst. Es ist nicht das letzte Stück“, sagte Bandleader Janusz Wojtarowicz mit ruhiger Freude ins Mirkofon.

Mit ausgefeilten Kompositionen über den ersten Frühlingstag, eine Reise nach Islamabad oder einen Tango erzählte das 1996 gegründete Ensemble beispielsweise ganz einmalig ihre kleinen Klangeschichten. Weit zogen dabei Pawel Baranek, Marcin Galazyn und Janusz Wojtarowicz ihre Akkordeons auf, wechselten plötzlich in blitzschnelle Läufe über und wandelten dabei mühelos zwischen eingeflochtener Klassik, Jazz, Rock und Techno. Selbst Folklore fehlte dabei nicht. Atemberaubend entpuppte das Trio ihr Instrument als Rhythmuskasten, volltonigen Melodiebogen und noch nie gehörter Effektmaschine. Tiefste Verbeugungen half ihm am Ende nichts. Mit Standing Ovations und Jubelrufen rang das Publikum den Musikern überraschenderweise gleich drei Zugaben nacheinander und lange bittend ab. Mit Handküssen und tiefen Verbeugungen trat das Motion Trio als selten so gefeierter, ja verehrter Gast in Greifswald ab. Respekt!

Geschrieben von Uwe Roßner

Einblicke eines Reporters

Antiquariate duften nach Büchern. Normalerweise. Beim Eintritt in die Steinbecker Straße 20 roch es am vergangenen Mittwochabend nach heißen Waffeln und warmen Apfelsaft. Lesepult, Mikrofon und ein Wasserglas standen bereit. Zum Veranstaltungsbeginn war kein Stuhl mehr frei. Die Lesung des Antiquars ist beim Greifswalder PolenmARkT zu einem festen Termin geworden. Seit gut vier Jahren. Dabei wählt Dr. Ulrich Rose gezielt einen polnischen Autor aus. Zum zehnten Jubiläum ist es Ryszard Kapuscinski (1932 – 2007). Der im Januar an den Folgen einer Herzoperation verstorbene Journalist gehört zu den am häufigsten übersetzten Autoren seines Landes. Als Reporter für die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete er aus Asien, Südamerika und vor allem Afrika. „Notizen eines Weltbürgers“ ist Kapuscinskis letztes Buch, eine Sammlung feinsinnig beobachteter und knapp festgehaltener Alltagsmomente. „Lapidarium“ heißt es im Original. Aus dem mit grünen, gelben und orangenen Lesezeichen gepräparierten Band stellte Ulrich Rose erst die hintergründige Anekdoten über die Umbrüche im postkolonialen Afrika der fünfziger und sechziger Jahre vor, um im zweiten Teil nach der Pause nach Europa, zum deutsch-polnischen Verhältnis und den anderen Eigenheiten des Nachbarn östlich der Oder zurück zu kehren. „Man lernt unheimlich viel von seiner Sicht“, sagte Ulrich Rose über Kapuscinski. „Es wäre schön, wenn sich immer mehr Menschen für ihn interessieren würden.“

Greifswalder Musikkultur in ihre Zeit gestellt

Die Reihe ?Reden über Musik? des Instituts für Kirchenmusik der Universität Greifswald in Kooperation mit der Volkshochschule und der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst wird gegen Ende des Monats im Pommerschen Landesmuseum fortgesetzt. Den Anfang macht am 27. November um 20 Uhr PD Dr. Peter Tenhaef mit seinem Vortrag ?Die bangste Trauerklage, die uns zur Erde beugt…?.  In dessen Mittelpunkt steht die Rolle der Musik in akademischen Trauerfeiern an der Greifswalder Universität im Zeitalter des Barock und der Aufklärung. Die Zeremonien anlässlich des Todes zweier schwedischer Könige in den Jahren 1660 und 1792 werden dabei miteinander verglichen und die beträchtlichen veränderte Umgang mit dem Tod daran aufgezeigt. Erhaltene Dokumente lassen eine genaue Nachzeichnung der Stimmungen und äußeren Umstände zu. Was heute noch an Relikten davon in der öffentlichen Trauerkultur eine Rolle spielt, ist eine Frage, die ebenfalls gestellt wird.
Am 11. Dezember 2007 spricht Martin Loeser unter dem Motto ?Bei einer Tasse Kaffee? über die Musik in Greifswalder Bürgerhäusern. Am 15. Januar 2008 gibt UMD i. R. Ekkehard Ochs Einblicke in den Beethoven-Kult, Händel-Enthusiasmus und den Beginn bürgerlichen Konzertwesens in Greifswald in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

″Einmal Inspiration-pur; zum Mitnehmen, bitte!″

Im Greifswalder Theater Vorpommern gab es damit ein höchst außergewöhnliches Hörvergnügen. Der Nordische Klang holte mit dem Auftritt von Kari Bremnes das einst kurzfristig abgesagte Konzert während des diesjährigen Festivals nach. Ein prächtiges Juwel von den norwegischen Lofoten. Dicht gedrängt wartete das Publikum im ausverkauften Saal auf den Beginn des Abends. In fröhlicher Stimmung bildeten sich bereits vor dem Signalläuten Menschen-Trauben um die CD- und Postertische. Jeder war erpicht, eine eigene Kari für’s CD-Regal zu ergattern.

Auf die Bühne kam eine sich bescheiden positionierende Band bestehend aus dem Schlagzeuger Helge Norbakken, dem Pianist Bengt Hanssen, dem Bassist Sondre Meisfjord und dem Gitarrist Hallgrim Bratberg. Wie sich herausstellte war das sehr exklusiv. Denn die Band kam gerade von einer Tournee aus dem Heimatland und besteht üblicherweise aus nur vier Musikern. Glück für uns, denn das Ensemble war bewegend und gut aufeinander eingestellt.

Mit einigen kleinen Anekdoten führte Kari Bremnes uns durch den Abend und vor allem durch ihre Musik, die sich neben fast schon sphärischem Gesang auch aus vielen starken Instrumentalpassagen zusammensetzte. Mit dezent eingflochtener Folklore untermauerte die Sängerin ihre Verbundenheit zu ihrem Land. Sie erzählte, wie sie als Kind von den strengen Lockenwicklern ihrer liebeskranken Nanny fasziniert war und wie die starke Ana, eine der wenigen Frauen zuständig für den Transport von Eisenerzen, stets träumte, in die weite Welt außerhalb Nordnorwegens zu gehen. Bremnes scheute sich auch nicht eine sehr sensible Frage auf die Bühne zu bringen: Zu wem würde Jesus eigentlich gehen, wenn er zurückkommt? Auch von den Bildern des norwegischen Expressionisten Eduard Munch fanden sich Spuren in ihrenTexten und ihrer Musik.

Zumeist singt die schlanke Song-Writerin auf Norwegisch, was bei der eher ungewohnten Sprache einen besonderen Reizwert in sich birgt. Dass langsame Balladen den Ton angaben, störte gar nicht. Im Gegenteil! Durch sich meisterhaft und stetig in Macht und Pracht aufbauende Stücke hatte jeder Ton, ja jede Silbe seine ganz eigene Präsenz.

Mit Standing Ovations dankte das Publikum für die offene und ungezwungene Ernsthaftigkeit des Konzertes. Der Applaus hielt ungebrochen bei den anschließenden beiden begeisternden Zugaben durch.

Die aktuelle CD heißt ″Over enby″. In deren Booklet gibt es hilfreiche deutsche Übersetzungen. Wer noch größeres Interesse hat, kann und sollte die Gelegenheit nutzen, Kari Bremnes und Band in mehreren anderen deutschen Städten selbst zu erleben. Ihre momentane Tournee führt sie in Deutschland unter anderem nach Hamburg (15. Januar) und Berlin (24. Januar).