von Archiv | 15.01.2005
Nach dem Tode des französischen Komponistens Claude Achilles Debussy (1862 – 1918) hielt Olivier Messiaen innerhalb seiner berühmten Analyseklassen am Pariser Conservatoire die Erinnerung an dessen Schaffen wach.
Der französische Pianist Pierre Laurant-Aimard saß als Schüler neben Messaien auf der Orgelbank. Von ihm liegt eine Einspielung der Images und der Ètudes vor. Wer etwas über den Künstler erfahren möchte, darf nicht das Booklet befragen. Diese bewusste Zurücknahme gibt Raum für gespitzte Ohren während des Hörens. Freunde undefinierter Klangwolken finden bei Laurant-Aimards Debussyinterpretation unter Umständen kein Gefallen. Keine rückwärts gewandte Verklärung liegt in seinem Vortrag, sondern die spielerische Plastizität gibt den Blick frei auf die Moderne. Doch hören vielleicht in diesem Zusammenhang dem guten Claude Achilles zu: ?Ich überzeuge mich mehr und mehr davon, dass die Musik in ihrem Wesen nach nichts ist, was sich in eine feste und traditionelle Form ergießen kann. Sie besteht aus Farben und rhythmisierter Zeit.? Das ist sein Credo aus dem Jahre 1907. Die Befreiung von erstarrten Techniken und bis dato gültigen ästhetischen Maximen findet sich bei ihm erstmalig bei dem Orchesterwerk Prélude à l´après-midi d´un faune. Ja, die Flöte des Faune. Was sich hinter dem Spiel mit Farben und Formen steckt keine bloße Freiluftmalerei. Gewiss. Die Nähe zur Malerei ist verführerisch. Debussy aber wert sich vehement gegen die Anwendung des Ausdrucks Impressionismus auf seine Musik. ?Ich versuche etwas Neues zu bringen – sozusagen Wirklichkeiten-, das, was die Dummköpfe ?Impressionismus? nennen, ein Fachausdruck, der hauptsächlich von den Kunstkritikern so falsch wie möglich angewandt wird.? Welchen Klangzauber hält die Musik dann bitte noch bereit? Der gute alte Claude meint:?Die Musiker sind dazu ausersehen den ganzen Zauber einer Nacht oder eines Tages einzufangen. Sie allein können ihre Atmosphäre oder ihren ewigen Pulsschlag erwecken.?
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 15.01.2005
Es ist ein Projekt zweier langjähriger Freundinnen. Eigentlich zwei Stars, die sich auch von der Bühne her kennen und einander schätzen. Das Ergebnis der ersten Begegnung von Barbara Bonney (Sopran) und Angelika Kirchschlager (Mezzo) im Tonstudio glückte für Sony Classical.
Die Plattenfirma spricht in ihrer Pressemitteilung von einem Traumdoppel. Nun gut. Über den Bezug zum Sport mag man mäkeln, auf keinem Fall allerdings über die herzerfrischende künstlerische Leistung.
Hinter ?First Encounter? verbirgt sich ein Ohrenschmaus mit Liedern und Duetten aus dem 19. Jahrhundert. Hier finden sich die ?Sechs Duette? op. 63 von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Herder- und Mörikevertonungen von Johannes Brahms.
Wer Clara Schumanns ?Wenn ich ein Vöglein wär? kennt, darf sich von der mehrstimmigen Fassung und anderer Schöpfungen ihres Gatten Roberts überraschen lassen.
Da der Erscheinungstermin im letzen Jahr lag, so darf rückblicken auf die Wiederkehr des 100. Todestages von Antonin Dvorák hingewiesen werden. Passend daher auch die zwölf Mährischen Duette des Opus 32. Doch kommen wir noch einmal zu den sechs selten aufgeführten Mendelssohn Liedern zurück. Ihnen folgt eine Rarität. Im Artikel des Fono Forums heißt es seitens Barbara Bonneys: ?Dann war es natürlich kein weiter Weg zu Fanny Mendelssohn, denn als Frau möchte man keine Gelegenheit vertun, ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.? Mit drei wunderschönen Stücken ist sie dann auch vertreten. Gepflegte Liedkunst kann doch so schön klingen.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 15.01.2005
Jason Beck ist ein wandelndes Namenschamäleon. Da wären beispielweise die Spitznamen ?The One-Eyed Jew, ?Fuckeye?, ?The Worst MC? oder ?Mr. Wolf?. Eine Verwechslung mit dem britischen Komiker Sasha Baron Cohen (alias Ali G.) gab es bereits im Blätterwald.
Die eigentlichen Künstlernamen des gebürtigen Kanadiers rühren aus seinem Neustart in seiner nun einstigen Wahlheimat Berlin. Jemand betitelte ihn von der anderen Straßenseite her mit ?Chilly Gonzales?. So zumindest soll er es verstanden haben.
Nicht unter Gonzo oder Chilly G, sondern unter Gonzales erschien eine 16 Stücke umfassende Aufnahme. Schlicht und einfach lautet ihr Titel ?Solo Piano?. Anstelle eines aufwendigen Book-lets erwartet allen Freunden des Kreativen Schattenrisse, wie sie die Hände bilden können. Sei es auch auf der Klaviatur. ?Obwohl es heißt, dass das Klavier das Instrument mit den meisten Klangfarben ist, finde ich darauf tatsächlich nur Schwarz und Weiß so wie in einem alten Stummfilm?, so Gonzales. ?Wenn ich auf meine Hände schaue, stelle ich mir jedes Pianostück als Schattenriss an der Wand vor.?
Mit einer eleganten Linie führt der studierte Jazzpianist hinein in seinen gedämpft zerbrechlichen Klangkosmos. Das Hineinlauschen in die scheinbar einfach gestrickte Musik, das gedankliche Nachhängen während die Tasten weiter, sei es cantabile oder mit so dezent-spannungsreichen Impuls, gestreichelt werden, lädt zum Verweilen ein.
Anleihen an Maurice Ravel, Nina Simones, Keith Jarrett und kanadischer Volksmusik schimmern hindurch. Dem nicht genug. Freunden von Eric Satie mag vielleicht beim Hören von ?Armellodie? ein Schmunzeln über die Lippen gleiten.
Kurz und gut und insgesamt: Ein Kleinod für Herz und Ohren.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 15.01.2005
Die Coenbrüder Joel und Ethan sind bisher mit Filmen wie ?Oh Brother, Where Art Thou??, ?Fargo? oder ?The Big Lebowski? bekannt geworden. Diese folgen ja eher nicht dem Mainstream-Vorbild Hollywoods, sondern fangen zumeist eine ganz bestimmte Atmosphäre ein. Wer diese Filme mochte, wird auch von Ladykillers nicht enttäuscht.
Das britische Original mit Alec Guinness spielt in London und wird geschickt amerikanisiert. Bei dem Worte ?Remake? mag man zusammenzucken, doch hier ohne Grund. Ihre neueste Besetzung ist Tom Hanks, der als extravaganter Philologe mit einer Bande von bizarren Gangstern einen Jahrhundertraub vom Hause einer alten Dame aus plant.
Der Film begeistert durch schwarzen, skurrilen Humor, vor allem aber durch eine perfekt ineinander greifende komplexe Handlung. Halt irgendwie typisch Coen.
An Extras fehlt es jedoch etwas. Lediglich zwei kurze Proben der Gospelmusik des Films, eine Dokumentation über den Musikmacher sowie eine ?Ohrfeigenparade? stehen bereit. Das durchaus ansprechende, animierte Menüdesign wiederum entspricht sowohl dem Flair des Films als auch dem der Regisseure und gefällt. Passend zum sprachwissenschaftlichen Protagonisten sind sieben Menüsprachen, vier Tonspuren und acht Untertitel wählbar. Das schwarze Moment der Südstaatenstadt Mississippi findet sich im Gospel-Soundtrack des Films angenehm wieder, welcher wie auch die DVD selbst eine durchaus lohnenswerte Investition darstellt. jmk
Geschrieben von Joel Kaczmarek
von Archiv | 15.01.2005
Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs (Special Extended DVD Edition)
Ein Ring sie zu knechten… – nein, vier! So viele mehrschichtige Ringe sind nämlich in der rechtzeitig zu Weihnachten erschienen Special Extended vom dritten Teil des Herrn der Ringe.
Insgesamt ist diese Fassung um 48 Minuten länger als die normale, welche sich vor allem in einer längeren Szene in Isengard und vor dem schwarzen Tor wieder finden. Aber auch sonst gibt es für die Geschichte interessante Neuerungen.
Nach einer grünen und einer braunen Box (Teil eins und zwei) ist die dritte nun blau und weiß wiederum mit Freude am Detail zu überzeugen. Die Hülle ist bestanzt und bemalt und auch die Menüs der DVD sind im typischen Herr der Ringe-Design des Buches von Bilbo und Frodo Beutling gehalten. Wer sich noch an unsere Rezension von der normalen Fassung erinnert wird zahlreiche Neuerungen bemerken. Neben der englischen und deutschen Dolby Digital 5.1-Tonspur gibt es jetzt außerdem noch eine gänzlich neue: Deutsch in DTS ES 6.1! Ähnlich wie zur normalen Fassung sind nun noch sieben weitere Dokumentationen verfügbar sowie zwei interaktive Karten der Reiseroute der Gefährten. Während des Films können vier verschiedene Kommentare angehört werden, vom Regisseur, den Designern, den Produzenten und den Darstellern. Sprich: Insgesamt wieder ein Bombast an Extras und ein hervorragender längerer Film, was nicht nur Fans zusagen dürfte. jmk
Geschrieben von Joel Kaczmarek