von Archiv | 15.04.2005
Die akkustische Gitarre dümpelt etwas im Trüben vor sich hin, das Klavier hellt mit Akkorden vorsichtig die Stimmung auf, ein Ansatz einer Melodie, und dann gesellt sich Sophie Zelmanis zarte Stimme dazu:
„Don´t you ever go out/ When was the last time when you were out“. Zwar hebt der Titel „Oh Dear“ recht unbestimmt an, gewinnt jedoch zunehmend an Lebensfreude und Intimität und klingt im schwelgenden Soli von Gitarre und Klavier aus. Das Schlagzeug fällt fast gar nicht auf.
„Sing and Dance“, das 2001 erschienene, vorletzte Album der Schwedin Sophie Zelmani, versprüht eine für sich einnehmende Vertrautheit. Es ist ein Album, das auf leisen Sohlen daherkommt, sich den Ohren anschmiegt und in seiner Lieblichkeit hängen bleibt. Ein möglicher Begleiter für stille Stunden. Jemand, dem man zuhört, weil er sich nicht aufdrängt. Die Texte zeugen nicht von verklärter Weltfremdheit, sondern vom einem wachen Blick und schmunzelnden Lippen.
Musikalisch umsponnen von Klavier, Gitarren und Schlagzeug geht die Reise, an deren Ende Mann oder Frau weiß „How It Feels“. Eine Platte passend zum Frühling, zu Schmetterlingen im Bauch und eine wunderbare Liebeserklärung an die Stille in der Musik.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 15.04.2005
Ein erster Hinweis ist wichtig: Diese CD wurde im Juni 2004 in den Medienwerkstatt der Universität Greifswald aufgenommen. Vielleicht noch ein zweiter Hinweis. Dafür sollten wir einmal kurz dem alten Louis lauschen. Genau – Louis Armstrong: „It takes two to Tango.“
Beidem, der Musik des Tangos und dem spielerischem Miteinander, hat sich das Duo Beltango verschrieben. Hinter dem Ensemblenamen stecken die Klarinettistin Annette Fischer und Akkordeonistin Karen Salewski. Beide Musikerinnen arbeiten und leben in Greifswald.
Auf ihrer CD mit dem malerischen Namen „Sterne über dem Meer“ widmen sie sich leidenschaftlich dem finnischen Tango. Jenem, der klar im Rhythmus und verführerisch einem leicht melancholischen Tone daherkommt. Doch was im Allgemeinen für die Tänzer stimmt, trifft auch auf die Musiker zu: Sie müssen passen, zusammenpassen, im feurigen Spiel zugleich den kühlen Kopf bewahren.
Beim Greifswalder Duo mag man nach dem Durchlauf der CD bedenkenlos den Repeatknopf drücken. Das Tangofieber lässt einen nicht los: weder im Kopf, noch in den Beinen. Ach ja – aller guten Dinge sind drei.
Hier nun der letzte Hinweis: Die „Sterne über dem Meer“ erhält man über folgenden Kontakt: 03834 / 50 31 74.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 15.04.2005
Aus dem Theater Vorpommern
Der Jubel des Publikums am Ende fünften Philharmonischen Konzerts wollte nicht abbrechen. Romely Pfund und das Orchester Vorpommern hatten sich ihn nach dem Beschließen des in dieser Spielzeit zu Ende gehenden Beethovenzyklus unter dem Motto „Natur und Tanz“ wahrlich verdient.
Der straffe Taktschlag der Dirigentin ließ in der sechsten und siebten Symphonie Beethovens keinerlei schwülstigen Pathos zu, sondern präsentierte die Partitur mit einer wohldosierten Portion Biss und Kantigkeit.
Zuletzt glänzte ja das Orchester im Greifswalder Hause mit der Loriot-Fassung von Richard Wagners „Ring der Nibelungen“. Den Sängern leuchteten vor Musizierlust die Augen und Rüdiger Bloch gab in der Rolle des Loriot die passenden Spitzen des trefflich zusammengestrichenen Gesamtkunstwerks.
Nach so viel Wettstreit zwischen Loriot und Wagner sei allen Besuchern des hiesigen Mußentempels Bernsteins „Candide“ empfohlen. Hier heißt es ‘Voltaire vs. Leibnitz’. Eine Produktion reich an Kostümen, ansprechendem Bühnenbild, knackiger Musik und genügend Philosophie. Denn was steckt eigentlich hinter der bestmöglichen aller Welten? Viel Theater. Ganz gewiss.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 15.04.2005
Eine Frau. Ein Land. Ein Monat.
16.02. Mit dem Rucksack nach Bangkok. +++ 17.02. Nachmittags angekommen. 38 Grad. Erschlagen. Mit dem Taxi in die Khaosan Road und Unterkunft suchen. +++ 18.02. Flucht vor der smoggigen Großstadt. Mit Nachtbus und Boot. Tausend Backpacker. Tausend Namen. Deutsche, Schweden, Israelis und Australier. +++
19.02. Kho Pha Ngan. Insel. 168 Quadratkilometer. Schuhe ausziehen. Vor jedem Haus. Keine Toilettenspülung. Kein Toilettenpapier. +++ 21.02. Bei Thais kochen gelernt. Schön scharf. Hauptsache gesund. +++ 24.02. Full Moon Party. 6.000 Verrückte. Und ich darunter. Mushroomcocktails, Bang Lassis und andere Drogen. Leute und Geld verloren. Egal. Geniale Party. +++ 25.02. Zurück in der Bambushütte. Endlich duschen. Duschen? Wasserausfall! Trockenzeit. +++ 26.02. Mit dem Moped in den Hauptort. Ohne Helm. Gibt es hier nicht. Gewürze und Obst auf dem Markt gekauft. Schön billig. Abends frischen Fisch mit Thais gegessen. Abschied. +++ 27.02. Kho Tao. Neue Insel. 21 Quadratkilometer. Schildkröteninsel. 2 Stunden Boot fahren. Neues Resort. Neue Leute. +++ 01.03. Tauchkurs angefangen. Bunte Fische. Korallen. Haie. +++ 02.03. Flughafen Bangkok angerufen. Flug umgebucht. 10 Tage länger. +++ 05.03. Ins Krankenhaus. Mittelohrentzündung. Grüne, rosa und blaue Tabletten. In kleinen Tütchen. 2 Tage im Bett. +++ 07.03. Unwetter. Erster Regen seit 6 Monaten. 25 Grad. Kalt. +++ 10.03. Geburtstag unter Palmen. 38 Grad. Strand. Sonne. Meer. +++ 12.03. Schnorcheln mit Haien. Babyhaie. „Nur“ 1,50 m lang. +++ 14.03. Mit dem Boot auf‘s Festland. Mit dem Nachtzug nach Bangkok. An Schlaf nicht zu denken. +++ 15.03. Bangkok. 5 Uhr. Laut. Wieder Smog. Märkte und Einkaufszentren. Shoppen. Essen von den Garküchen an der Strasse. +++ 16.03. Kultur. Grand Palace besichtigt. Königspalast, Thronhallen und Tempel des Smaragdbuddhas. +++ 17.03. Flughafen Bangkok. 7 Uhr. Rückflug. Ankunft Hamburg 19.30 Uhr. 10 Grad. Regen und Wind. Wo sind Sonne, Strand und Meer?
Geschrieben von Kathleen Böhm
von Archiv | 15.04.2005
Gespielt: Hindemiths Klavierkonzert für linke Hand
Endlich! Die „Klaviermusik mit Orchester“ ist gefunden, uraufgeführt und als Partitur herausgebracht worden. Am 9. Dezember des vergangenen Jahres verzückte Sir Simon Rattle mit seinen Berliner Philharmonikern das Publikum.
Für den Pianisten Leon Fleisher ging an diesem Abend im Großen Saal des Hans-Scharon-Baus ein Lebenstraum in Erfüllung. Nach der Einspielung aller bisher bekannten und für Paul Wittgenstein komponierten Klavierkonzerte für linke Hand (beispielsweise Ravel, Prokofjew) fehlte ihm nur noch das lange für verschollen gehaltene Werk von Paul Hindemith.
Erst im Jahre 2002 fand die Hindemith-Stiftung im Nachlass des Pianisten Paul Wittgenstein eine zwar sauber angefertigte, aber mit Fehlern behaftete Abschrift unbekannter Herkunft. Besagter Bruder des bekannten Philosophen vergab zwar den Auftrag an den Komponisten und bezahlte das fertige Werk, behielt sich jedoch zeitlebens das alleinige Aufführungsrecht vor. Aber trotz Widmung, die auch heute noch in der Partitur steht, blieb das 1923 fertiggestellte Opus 29 der Öffentlichkeit vorenthalten. In einem Brief vom 4. Mai des Vollendungsjahres heißt es: „Es würde mir leid tun, wenn Ihnen das Stück keine Freude machen würde – vielleicht ist es Ihnen anfänglich ein wenig ungewohnt zu hören – ich habe es mit großer Liebe geschrieben und es sehr gerne.“ Eine Reaktion Wittgensteins ist nicht überliefert. Ihm gefiel es wahrscheinlich nicht, zu weit lagen die musik-ästhetischen Berührungspunkte von Komponist und Interpret auseinander. Während Wittgenstein spielend in der Romantik verharrte, brach Hindemith mit Papier und Feder wagemutig in das 20. Jahrhundert auf.
So blieb der Öffentlichkeit lange Zeit eines der letzten Meisterwerke der Moderne vorenthalten. Es ist eine Komposition musikantischen Zugriffs. Es ist Spielmusik von einer erfrischenden horizontalen Geradlinigkeit in der Partitur und im Konzert. Es ist ein Werk, das das Zeug hat zu den großen seiner Zeit zugerechnet werden zu können. Leider fehlen noch bisher die dafür helfenden Einspielungen. Das Konzertpublikum der Uraufführungsstunde war sich einig: Hindemiths Klaviermusik mit Orchester ist eine Sensation. Keine Frage. Eine Sensation, bei der das Klavier nur eine Stimme innerhalb des Orchesters ist.
Geschrieben von Uwe Roßner