Visionen als Chance

Joecks legt Finanzierungskonzept vor

Während tagtäglich um Stellen geschachert wird und der ?Schwarze Peter? der Kürzungen mal hier und mal dort auftaucht, hat sich eine Arbeitsgruppe unter dem Senatsvorsitzenden Wolfgang Joecks mit der nachhaltigen Finanzierung unserer Universität beschäftigt.

In einer Vorlage werden zwei Felder beschrieben. Zum einen sollen Bewirtschaftungskosten gesenkt werden, indem die Uni unrentable Gebäude abgibt und verantwortlicher mit dem Energieverbrauch umgegangen wird. Im zweiten, weitaus komplexeren, Feld, geht es um die Erhebung von Studiengebühren. ?Gebt uns das Recht auf Einnahmen?, fordert Professor Joecks von Land. Seiner Ansicht nach werden Studiengebühren mit Sicherheit bundesweit kommen. Um niemanden vom Studium abzuschrecken, möchte er einen ?umgekehrten Generationenvertrag? einführen. ?Hierbei finanziert der Absolvent der Hochschule während seiner Berufstätigkeit teilweise die Kosten der nachfolgenden Generationen?, erklärt Joecks das Modell. Gezahlt wird also nicht schon während des Studiums, sondern erst mit dem Eintritt in das Berufsleben. Wenn die Hochschule es also nicht schafft, ihre Studierenden ausreichend zu qualifizieren, gibt es auch hinterher kein Geld. Die Rückzahlung ist allerdings nur an das Einkommen gebunden (Joecks legt in seinem Papier ein Stufenmodell vor). ?Wenn jemand sein Studium abbricht, hinterher eine Fleischerlehre macht und nun einen Haufen Geld damit verdient, im Fernsehen Leute zu beleidigen, muss er selbstverständlich auch zahlen.?
Die Verwaltung der Gebühren möchte der Senatsvorsitzende dem Bundesamt für Finanzen überlassen. ?Spätestens 2007 werden alle Bundesbürger eine so genannte Steueridentifikationsnummer bekommen, die sie ein Leben lang begleitet?, weiß Joecks. Die Hochschulen müssten dann nur noch die für den Studierenden anfallenden Gebühren melden. ?Den Rest erledigt der Großrechner.?
Daneben soll ein Semesterbeitrag von 90 Euro erhoben werden, der unmittelbar für studentische Zwekke, wie etwa längere Öffnungszeiten der Bibliothek, verwendet wird. ?50 Cent pro Tag kann jeder aufbringen?, rechnet Joecks vor. Die Verwaltung des Beitrags möchte er den einzelnen Fachschaften überlassen. Klingt alles ganz einfach, doch besteht nicht die Gefahr, dass sich das Land nach Einführung eines solchen Modells weiter aus der Hochschulfinanzierung zurückzieht? ?Da müssten wir Zielvereinbarungen treffen?, meint Joecks. ?Ein bestimmter Prozentsatz des Landeshaushalts müsste fest für die Bildung veranschlagt werden.? Ganz Jurist, will er diesen in der Landesverfassung festschreiben lassen.
Ein gewagter Plan, doch ?wer nicht mit Visionen an die aktuelle Situation herangeht, kann sich eigentlich gleich vor den Zug werfen.?

Geschrieben von Kai Doering

Schaulaufen der Fakultäten

Dekane setzen auf stärkere Vernetzung, Studenten auf das Lehramt

Derzeit sollte man nicht ohne Schirm aus dem Haus gehen, auch wenn die Sonne scheint. Doch nicht nur das Wetter in Greifswald ändert sich zurzeit beinahe minütlich, auch die Institute, die den Sparplänen der Landesregierung zum Opfer fallen sollen, wechseln kontinuierlich.


Nachdem Bildungsminister Hans-Robert Metelmann nach dem Gipfel mit den Rektoren in Hasenwinkel am 27. April seine Idee der „Kompetenzfelder“ vorgelegt hatte (der Protest-moritz berichtete), waren am fünften Mai im Senat die Dekane an der Reihe. Hatten Metelmann noch 16 Schwerpunkte von „Ethische Orientierung“ bis „Natur, Mensch und Umwelt“ vorgeschwebt, so beschränken sich die Dekane (mit Ausnahme von Professor Michael Herbst von der Theologischen Fakultät) auf vier Schwerpunktbereiche. Gesundheit, Ethik, Nord-Ost-Europa sowie Umweltwissenschaften bilden ihrer Ansicht nach Schnittmengen der fünf Fakultäten, die sie in ihrem Bestand erhalten wollen. Das Papier sieht Profilierungen vor, denn „wir sind zu klein um gleichzeitig wissenschaftliche Tiefe und thematische Breite zu garantieren“, wie der Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, Professor Jan-Peter Hildebrandt, meinte. „Wir müssen uns entscheiden“, ist auch Professor Manfred Bornewasser, der Dekan der Philosophischen Fakultät überzeugt. Er stellte mit Kulturwissenschaften, Sprache sowie Kommunikationswissenschaft die künftigen Schwerpunkte seiner Fakultät vor. „Der Kommunikationswissenschaft wird eine Brückenfunktion zukommen“, gab er vor. So sollen die Studiengänge „Health Communication“ sowie „Mediensoziologie“ eine Vernetzung zur medizinischen Fakultät erreichen. Ähnliches ist für die Geschichte vorgesehen, die mit der Rechtsgeschichte eine Verbindung zu den Juristen herstellen soll.
Nur für die Lehrerbildung ist bei so viel Vernetzung unter den neuen Studiengängen kein Platz mehr. Von ihr soll sich die Uni langfristig trennen. Ein Vorhaben, das bei vielen auf Ablehnung stieß. In einem Stimmungsbild sprach sich die Mehrheit des Senats für die Beibehaltung der meisten Lehramtsstudiengänge aus.
“Warum ist und bleibt die Lehrerbildung ein wichtiges Standbein der Philosophischen Fakultät” lautete daher auch der Titel eines Vorschlags zur Umstrukturierung der „PhilFak“, der in der Sitzung des Fakultätsrats am 11. Mai von Studentenseite eingebracht wurde. Neben der Beibehaltung der Lehrerbildung sollen nach diesem Papier eine gestärkte Sozialwissenschaft und ein aufgewerteter kulturwissenschaftlicher Nordosteuropa-Schwerpunkt entstehen. Geht es nach den Kommilitonen, so sollen die Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte, Kunst, Latein, Philosophie, Polnisch, Russisch und Schwedisch in Zukunft noch als Lehramtsstudiengänge angeboten werden. Durch den Verzicht auf die von der Fakultät bereits zur Schließung vorgeschlagenen Institute Romanistik, Altertumswissenschaft und Sport würden bis 2015 etwa 30 Stellen abgebaut – und das, obwohl einige Professuren und Juniorprofessuren an anderer Stelle geschaffen würden. Durch die Ausnutzung von Synergien würden alle Bereiche bedient, der kulturwissenschaftliche sowie der sozialwissenschaftliche Bereich ausgebaut.
Nachdem der Fakultätsrat der Philosophie das Papier der Dekane abgelehnt hatte, wurde der Vorschlag der Studenten schließlich mit Mehrheit verabschiedet. Wie ihn der Senat in seiner Sitzung am 18. Mai aufgenommen hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Geschrieben von Kai Doering

″Uni als Lebensader″

Greifswalder Geschäftsleute wissen, was sie an ihren Studenten haben

Tagtäglich hört man derzeit von der Schließung von Instituten an den Hochschulen in unserem Land. BWL, Politik oder Theologie – wen es treffen wird, weiß noch niemand, doch eines ist sicher: Folgen wird dies haben. Nicht nur für die Hochschulen direkt, sondern auch für die Städte, die sie beherbergen. Wie würde sich die Schließung von Instituten und damit das Wegbleiben von bis zu 4 000 Studierenden auf die Geschäfte in Greifswald auswirken?

?Für uns würde das auf jeden Fall einen Umsatzrückgang bedeuten?, ist sich Christiane Wegner von der Bäckerei und Konditorei MarcKwardt in der Langen Straße sicher. ?Gerade wegen der Nähe zur Uni und zu den medizinischen Instituten zählen sehr viele Studenten zu unseren Kunden.? Auch in der Raths- und Universitätsbuchhandlung machen Studenten den größten Anteil am Kundenkreis aus. ?Für uns würde ein Rückgang der Studenten dramatische Folgen haben?, sagt Birgit Behl, Geschäftsführerin in Greifswald. Das wissenschaftliche Sortiment müsste eingeschränkt, Mitarbeiter entlassen und die Belieferung der Bibliothek zurückgefahren werden. Auch die Ausbildung von Lehrlingen würde gefährdet sein. Der Rückgang von Studenten könnte zwar durch die Einschränkung der Fachliteratur abgefedert werden, dies würde jedoch auf Kosten der Sortimentsvielfalt gehen. Um dies zu verhindern, beteiligt sich Birgit Behl an den Protesten. ?Wir haben einen Teil der Busse nach Schwerin gesponsert und auch einige unserer Mitarbeiter haben sich an der Demo beteiligt.?
Nicht ganz so schwarz malt Annette Fock, Geschäftsführerin des ?Papierhauses? in der Brüggstraße. ?Wir müssten zwar bei einigen Produkten mit einem Umsatzrückgang rechnen, doch schließen müssten wir nicht.? Trotzdem sieht sie Studenten als wichtige und angenehme Kundschaft. Aus diesem Grund unterstützte sie die Proteste, indem sie Unterschriftenlisten ausgelegt hat.
?Für uns ist die Debatte existenzentscheidend?, sagt hingegen Dirk Rodschikofsky von DPC, auch bekannt als ?Naumann?, ?denn 90 Prozent unserer Kunden sind Studenten.? Schon während der Semesterferien macht sich der Rückgang bemerkbar – und das nicht allein im Copy-Shop. Viele Händler in Greifswald haben sich langfristig auf die Studenten eingestellt und investiert. ?Wir haben erst vor kurzer Zeit unser Hauptgeschäft an den zukünftigen Campus verlagert.? Ein drastischer Rückgang der Studierenden wäre also fatal. Aus diesem Grund unterstützt DPC die Proteste auch aktiv mit zehn bis zwanzigtausend kostenlosen Kopien.
?Studenten sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die ganze Region?, stellt Mario Wittkopf heraus. Er ist Verantwortlicher für die Pressearbeit des Innenstadtvereins. ?Vermieter, Dienstleister und viele andere Branchen hier in Greifswald leben von den Studenten. Ohne sie würde die Region verarmen.? Wittkopf und seine Mitstreiter wollen deshalb ein Zeichen setzen. ?Ja zur Uni? – so lautet das Motto einer geplanten Aufkleber- und Flyeraktion. ?Wir wissen, was wir an der Uni haben.?
?Als Kinobetreiber haben wir sowohl unternehmerische als auch kulturelle Verantwortung,? meint abschließend René Römer, Theaterleiter des CineStar Greifswald. ?Daher können wir den geplanten Stellenabbau nur ablehnen.? Er plädiert ganz cineastisch für ein ?Happy End?. Wir auch!

Geschrieben von Katharina Sass, Kai Doering

Über 3000 Teilnehmer bei Demo in Schwerin

An der Groß-Demo in Schwerin am 21. April gegen die geplanten Stellenkürzungen haben über 3 000 Studierende, Doezenten und Mitarbeiter der Hochschulen aus Stralsund, Wismar, Neubrandenburg, Rostock und Greifswald teilgenommen. Mit 16 Bussen und zahllosen Privatwagen waren etwa 900 Greifswalder aufgebrochen. AStA und StuPa sagen Danke!

Geschrieben von Kai Doering

Student erhält Auszeichnung der Stadt

Der Student Manuel Kniep hat für sein Engagement beim GrIStuF e.V. sowie bei Radio 98.1 am 14. Mai von der Stadt Greifswald den silbernen Greifen verliehen bekommen.

Mit dieser Auszeichnung werden jedes Jahr zehn Bürger geehrt, die sich in ehrenamtlicher Arbeit um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben. Philip Dreesen, Chefredakteur von Radio 98.1, erhielt einen Eintrag ins Ehrenbuch der Stadt.

Geschrieben von Kai Doering