von Archiv | 17.05.2005
Vor 60 Jahren wurde Greifswald kampflos übergeben
Das Ende des zweiten Weltkrieges hat sich gerade zum 60. Mal gejährt. Wie jedes Jahr hatten denn auch wieder Gedenkfeiern, Ausstellungen und sonstige kulturelle Veranstaltungen Hochkonjunktur. Das war auch in Greifswald nicht anders. Doch wie hat der Krieg hier sein Ende gefunden?
Dass Greifswald nicht verstört wurde, ist dem umsichtigen Verhalten des Stadtkommandanten Rudolf Petershagen zu verdanken. Zum Jahreswechsel 1944/45 war von einer Kapitulation noch nicht die Rede. Es wurden trotz der Aussichtslosigkeit der Lage im Januar 1945 in Greifswald Appelle zur Erfassung aller Jugendlichen angeordnet. Sie dienten der Sicherstellung ?des totalen Kriegseinsatzes? und ?der Wehrhaftmachung der gesamten deutschen Jugend?. Frauen wurden zum Dienst als Wehrmachtshelferinnen aufgefordert und alle Männer unter 60 Jahren zum Volkssturm gerufen. In den folgenden Monaten mussten Strom, Gas und Lebensmittel rationiert werden. Ende März wurden Schanzarbeiten am Wall befohlen. Der Eisenbahndamm wurde vermint. Wichtige Betriebe und Einrichtungen waren zur Zerstörung vorbereitet worden.
Alle diese Mobilisierungs-, und Sicherungsmaßnahmen wurden trotz der Tatsache durchgeführt, dass sich neben Evakuierten aus Gebieten mit permanenten Bombenangriffen, alte Menschen, Mütter mit ihren Kleinkindern, Verwundete und Verletzte in Kliniken, Lazaretten und Schulen aufhielten. Um die Zerstörung zu verhindern, wurde das Gerücht verbreitet, dass Greifswald zur offenen Lazarettstadt erklärt werden würde und der Stadtkommandant darum gebeten werden sollte nicht zu kämpfen. Der Theologe Ernst Lohmeyer konnte den Historiker Carl Engel für ein Treffen mit Rudolf Petershagen gewinnen. Entgegen dem Befehl vom 26. April 1945, nach dem die Verbindungsaufnahme mit feindlichen Truppen verboten war, erlaubte der Stadtkommandant die Entsendung von Professor Katsch und Oberst Wurmbach an die nahe Front in Richtung Anklam in der Nacht vom 29. auf den 30.April um über die kampflose Übergabe zu verhandeln. In der Zwischenzeit gelang es aus Anklam abziehende Verbände an Greifswald vorbeizuführen. Die Parlamentäre konnten mit Glück versprengten Verbänden auszuweichen und trafen auf eine Vorhut sowjetischer Truppen. In Anklam wurde kurz darauf die Kapitulation von russischer Seite entgegengenommen. Die Verhandlungen wurden ?kurz, sachlich und ohne jede Schärfe? geführt. Doch blieb nur noch eine halbe Stunde um den bereits befohlenen Angriff aufzuhalten. Auf der Rückfahrt kam es zu einem Gefecht mit dem Kreisleiter der NSDAP und einigen Begleitern. Die offizielle Übergabe erfolgte um 11 Uhr. Rudolf Petershagen wurde später Ehrenbürger.
Und doch zeigt sich auch hier wieder die Ironie der Geschichte. Ernst Lohmeyer wurde 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Carl Engel starb im Internierungslager Fünfeichen.
Geschrieben von Melchior Jordan
von Archiv | 17.05.2005
Vor 50 Jahren rebellierten Studenten gegen den Staat
Wem ist nicht schon einmal die Gedenktafel im Audimax aufgefallen, auf der zu einer ?lebendigen Erinnerung? an mutige Studenten aufgerufen wird? Das Ereignis, an das hier erinnert wird, jährte sich dieser Tage zum fünfzigsten Mal.
Am 30. März 1955 herrschte in Greifswald Ausnahmezustand. Studenten zogen mit Sprechchören durch die Innenstadt, 211 von ihnen wurden wenig später verhaftet und einen Tag darauf brannte der Turm der Jakobikirche. Doch was war passiert? Am 22. März hatte das Politbüro der SED beschlossen, Militärärzte für die kasernierte Volks-polizei, den Vorläufer der Nationalen Volksarmee (NVA), auszubilden.
Auch in Greifswald sollte eine Militärmedizin installiert und die bisherige Ausbildung ziviler Mediziner in diese umgewandelt werden. Schnell verbreitete sich die Nachricht in der Stadt und da von der Universitätsleitung niemand eine Auskunft gab, ob die Medizinstudenten ihre Ausbildung zu zivilen Ärzten noch zu Ende bringen könnten, vereinbarten die Kommilitonen für den 30. März einen Vorlesungsboykott. Da auch dieser keine Ergebnisse brachte, zog man abends vom Klinikgelände in der Loefflerstraße zum Hauptgebäude, wo zu dieser Zeit die Fakultätsleitung mit dem verantwortlichen Staatssekretär zusammentraf. Da es in der Folge zu einem Gedränge kam, griffen die anwesenden Ordnungskräfte ein. Mit Schlagstöcken sollen sie auf die Studierenden eingeschlagen haben, 211 von ihnen wurden verhaftet. Die meisten kamen bereits einen Tag später wieder auf freien Fuß, nicht jedoch ohne sich verpflichtet zu haben, Stillschweigen über die Vorfälle zu wahren und sich nicht wieder an solchen Aktionen zu beteiligen. Die so genannten Rädelsführer zahlten einen höheren Preis.
Die damals sechsundzwanzigjährige Eva-Brigitte Winde wurde mit sieben Kommilitonen nach Rostock gebracht und dort eingesperrt. Vier Monate saß sie dort in Haft. ?Ich wusste gar nicht, wo ich war?, erinnert sie sich heute. Alle zwei Tage sei sie verhört worden, habe ansonsten nur alleine und ohne Beschäftigung in ihrer Zelle gehockt.
?Ich habe mich nicht klug benommen damals?, sagt sie über die Gründe ihrer langen Haft. So habe sie auf die Frage, wer ihr vom Studentenstreik erzählt habe, geantwortet: ?Und wenn ich es wüsste, würde ich es ihnen nicht sagen.? Auch die Tatsache, dass sie einigen Kommilitonen vom geplanten Vorlesungsboykott erzählte, habe die Haft für sie sicher verlängert. ?Damit war ich Agitator.?
Im Rückblick kommt der heute Sechsundsiebzigjährigen, die lange Zeit in der Studentengemeinde engagiert gewesen war, noch eine andere Vermutung. ?Vielleicht war das für die Stasi eine gute Gelegenheit, der Studentengemeinde etwas anzulasten?, meint sie heute.
Nach vier Monaten war die Haft in Rostock dann vorbei – und das ohne Gerichtsverhandlung. Eva-Brigitte Winde kehrte nach Greifswald zurück und konnte all ihre Prüfungen zu Ende bringen. ?Danach durfte ich mir sogar aussuchen, wo ich mein Studium beenden wollte? – eine Tatsache, die eher ungewöhnlich ist, denn damals war es üblich, dass die Studienorte zugewiesen wurden.
Frau Winde ging nach Jena – und wurde weiter von der Staatssicherheit beobachtet. ?Davon habe ich jedoch nie etwas gemerkt.? Erst vor einigen Monaten habe sie dies aus einer Akte erfahren.
Nein, stolz sei sie nicht auf das, was sie damals getan hätte. Jedoch: ?Es war eine wichtige Zeit in meinem Leben, die mich sicher geprägt hat.?
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 17.05.2005
Am Samstag, dem 30. April 2005, fanden die II. Greifswalder Uni-Meisterschaften im Badminton statt. Die gut 30 hochmotivierten Studenten und Mitarbeiter fanden sich in der Sporthalle III im Puschkinring (nahe der Kiste) ein, wo sie gegen 10 Uhr von Dr. Eckard Schielke vom Hochschulsport und erfolgreichen Aktiven, unter ihnen Edgar Michalowsky, begrüßt wurden.
In den Leistungsklassen A und B trafen sich Vereins- wie auch Hobbyspieler zum sportlichen Wettkampf im einfachen K.O.-System. In harten und schweißtreibenden Partien wurde um die begehrten Pokale und Sachpreise gerungen, bis dann gegen 16 Uhr die Sieger feststanden. Marc Roberts bewies seine Favoritenstellung bei den Herren-A. Er setzte sich klar gegen Uwe Schröder und Udo Meinhardt durch. Bei den Damen der Leistungsklasse A besiegte Dörte Schünemann ihre Vereinskameradin vom BSV Einheit Yvonne Jäschke im sportlichen Wettkampf. Die Zahl der angetretenen Hobbysportlerinnen war deutlich höher. Sie schenkten sich nichts und Felix Schwentheit setzte sich bei den Herren-B vor Felix Kaethner und Boris Wilmers durch. Besonders eng verliefen die Spiele der Damen-B, wo die etwas höher bewertete Maria Struck von Stephanie Wegener bezwungen wurde. Die Gesichtsfarben beider zeigten deutlich die Spuren des Matches, in dem beide an ihre Leistungsgrenzen gehen mussten. Um so größer war die Freude von Stephanie bei der Pokalübergabe. Über Platz 3 und einen tollen Sachpreis freute sich Sandra Beyer. Eine klarere Entscheidung sollte sich bei den Mixed-Doppeln abzeichnen, die ganz in der Hand der Vereinsspieler lag.
Schünemann/Roberts setzten sich sicher gegen Jäschke/Wesche durch, allerdings brauchten die Vizemeister die Verlängerung um das neu zusammengestellte Doppel Wegener/Schröder zu bezwingen. Platz 3 belegten Hanstein/ Meinhardt.
?Alle haben ihr Bestes gegeben, so wurde das Turnier ein voller Erfolg. Wir freuen uns alle schon auf das nächste Jahr, wo es in einigen Partien zur Revanche kommen soll?, beurteilt Edgar Michalowsky das Verhalten seiner Schützlinge.
Geschrieben von Cornelia Leinhos
von Archiv | 17.05.2005
Wofür das StuPa Geld ausgibt
Zu Beginn jedes neuen Semesters bezahlt der Student einen Studienbeitrag von 40,50 Euro.
Aber wo das Geld eigentlich hin geht und was damit geschieht, weiß kaum einer, sofern sich überhaupt jemand dafür interessiert.
Acht Euro vom Betrag eines jeden Studenten gehen an den AStA, das ergibt eine stolze Summe von ungefähr 160.000 Euro, hinzu kommen noch etwa 20.000 Euro an Einnahmen und Spenden.
Was macht der AStA nun mit diesem Haufen Geld? 1/3 der Studentengelder gehen an die Fachschaften aller Studiengänge, immerhin 55.000 Euro. Neben der Öffentlichkeitsarbeit (Broschüren, Flyer, Protestplakate) unterstützt der AStA weiterhin diverse Sport- und Kulturveranstaltungen (Studentenaustausche der Romanisten, Studentisches Theater zum Stadtfest, Fahrt zur Deutschen Hochschulmeisterschaft Frauenfußball…).
Allein die Erstsemesterwochen eines Jahres werden mit 6500 Euro im Haushalt eingeplant. Damit es den Studenten auch nicht an Unterhaltung mangelt und sie über das hochschulpolitische Geschehen informiert werden, fördert der AStA den moritz und Radio 98.1 mit 15.000 Euro. Auch das studentische Nachtleben wird unterstützt. Die sechs Studentenclubs (Geographenkeller, Geologenkeller, Kiste, C9, Mira und Mensaclub) erhalten Zuschüsse für Renovierungs- und Erneuerungsarbeiten um den Studenten Spaß und Erholung nach langen Vorlesungen zu garantieren.
Einen aktuellen Bezug stellen die Fördermittel von 8.100 Euro für das Greifswalder Studentenfestival 2005 dar.
Neben all diesen Förderungen und Zuschüssen gehen ungefähr 25.000 Euro an Referenten und Beauftragte des AStA. Da alle diese Studenten ihre Zeit und Energie in die Arbeit für ihre Kommilitonen stecken, ist eine kleine Aufwandsentschädigung nur fair. Dank eines guten Geld-Managements ist es dem AStA in diesem Haushaltsjahr gelungen, 8.000 Euro Gewinn machen und den Rücklagen zuzuführen.
Wem diese Informationen nicht genügen, der kann sich auf der Homepage des AStA selbst einen Überblick verschaffen. Der Haushalt ist dort veröffentlicht.
Geschrieben von Louise Pachtner
von Archiv | 17.05.2005
Die Grüne Hochschulgruppe
Wer in der Politik an Grün denkt, hat meist Häkelsocken, Brockdorf oder in letzter Zeit den Visa-Ausschuss im Kopf. Doch wer meint, dies würde ?Die Grünen? ausreichend beschreiben, irrt. Zumindest an unserer Uni sieht es ein wenig anders aus.
?Der Ökologiegedanke ist zwar auch bei uns ausgeprägt?, sagt Christian Bäz, einer der beiden Sprecher der Grünen Hochschulgruppe Greifswald (GHG), ?doch sind wir keineswegs die Nachwuchs-AG der Grünen.? So seien auch nur drei der insgesamt 20 Mitglieder in der Partei. Jeder, der mit den Grundgedanken der Gruppe übereinstimme – neben einem Bewusstsein für Ökologie nennt Christian die Gleichheit aller Studierenden – könne Teil der GHG werden. ?Es ist auch kein Problem, wenn man bereits Mitglied einer anderen Partei ist.?
Die GHG ist eine junge Hochschulgruppe. Im Wintersemester 2003 wurde sie von acht Politikstudenten gegründet und wuchs stetig an. Heute gehören auch Juristen oder Landschaftsökologen dazu. ?Wir sind ein ziemlich lustiger Haufen und eine Gruppe von Individualisten, die ihre eigene Sicht haben?, meint Christian – eine Eigenschaft, die manchmal ungeahnte Eigendynamik entwickelt. So sorgte eine fehlende Abstimmung nach der vergangenen Wahl zum Studierendenparlament (StuPa) dazu, dass zwei Grüne bei der Wahl des Präsidenten gegeneinander antraten. ?Damals ist es natürlich dumm gelaufen?, gibt Christian zu, ?doch wir können ja niemandem die Kandidatur verbieten.? Ansonsten blickt der Sprecher auf eine erfolgreiche Legislatur des StuPa aus grüner Sicht zurück. ?Alle unsere Kandidatinnen und Kandidaten haben ein Mandat erhalten. Außerdem haben wir das Präsidium gestellt.? Die Bilanz zeige zudem, dass die Parlamentarier aus Reihen der GHG sehr engagiert bei der Sache gewesen seien. Die Fehlzeiten sind sehr gering. ?Zudem haben wir in allen Arbeitsgemeinschaften mitgewirkt und mit Toralf Stark den Vorsitzenden der AG zur Umstrukturierung des AStA gestellt.? Der ein oder andere Fauxpas sei zwar passiert, so etwa als sich eine Parlamentarierin für Sitzungsunterlagen auf Papier und nicht per E-Mail-Versand aussprach, doch alles in allem sei die Bilanz sehr positiv. ?Die meisten Ziele haben wir erreicht.?
Doch auch wenn im vergangenen Jahr der Schwerpunkt auf der StuPa-Arbeit lag, beschäftigt sich die GHG auch mit anderen hochschulrelevanten Themen. So stünde die Diskussion um Studiengebühren derzeit ganz oben auf der Liste. ?Wir haben Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit verschiedenen Modellen auseinandersetzen?, sagt Christian. ?Auf dieser Grundlage werden wir unsere Position erarbeiten.?
Ein weiterer Akzent der politischen Arbeit soll beim ?Ring Politischer Jugend? (RPJ) liegen. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss der verschiedenen politischen Jugendorganisationen in Greifswald. ?Wir wollen künftig stärker mit den anderen Gruppen zusammenarbeiten, denn es gilt, dieselben Probleme anzupacken.?
Wer Lust hat, die Grüne Hochschulgruppe einmal kennen zu lernen, kommt am besten zu einem ihrer Treffen. Diese finden alle vierzehn Tage im Kontor am Markt statt. Beginn ist um 16 Uhr. Vorab kann man sich unter gruene-hochschulgruppe@web.de schon einmal Infos schicken lassen.
Geschrieben von Kai Doering