von Archiv | 17.05.2005
Frei und ungebunden will die Journalistin Sally Goodchild sein. Deshalb liebt die Amerikanerin ihren Job als Auslandskorrespondentin.
Bei einem Einsatz in Somalia verändert sich ihr Leben und ihre Vorstellungen über die Zukunft in wenigen Tagen. Der englische Journalist Tony Hobbs rettet ihr das Leben und die beiden verlieben sich.
Nach wenigen Tagen wird aus der stürmischen Affäre mehr. Sally ist schwanger und beschließt, Tony nach London zu folgen. Doch ihr Schicksal ändert sich nach der Geburt des kleinen Jack dramatisch. Als Sally erkennt, in welcher Lage sie sich befindet, ist es schon fast zu spät für sie und ihr Kind. Doch die junge Mutter beginnt um ihren Sohn zu kämpfen, auch wenn die Lage ausweglos scheint.
Douglas Kennedy zeigt, dass Liebe zugleich etwas Schönes und Wundervolles, aber auch gefährlich und grausam sein kann und dass es sich lohnt, für jemanden zu kämpfen, den man liebt.
Das Buch Douglas Kennedy ist im Lübbe Verlag erhältlich.
Geschrieben von Verena Lilge
von Archiv | 17.05.2005
Das rote Lämpchen des Anrufbeantworters blinkt bedrohlich in der Dunkelheit, als Louise Nightingale nach Hause kommt. Anstelle einer Stimme ist minutenlang nichts zu hören bis der Anrufer auflegt.
Das rote Lämpchen des Anrufbeantworters blinkt bedrohlich in der Dunkelheit, als Louise Nightingale nach Hause kommt. Anstelle einer Stimme ist minutenlang nichts zu hören bis der Anrufer auflegt.
Das Buch von Elizabeth Corley ist im Scherz Verlag erhältlich.
Geschrieben von Verena lilge
von Archiv | 17.05.2005
Ist der Sozialstaat am Ende? Können wir uns Wohlstand nur noch leisten, wenn wir soziale Abstriche hinnehmen? Und wer profitiert von der Beschneidung des Sozialstaats eigentlich wirklich?
Diesen Fragen geht Heribert Prantl, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, in seinem Buch „Kein schöner Land – die Zerstörung der sozialen Gerechtigkeit“ nach. Ohne Beschönigungen sagt er in drastischer Klarheit, was Sache ist. Er beschreibt, wie die sozialen Errungenschaften der Nachkriegszeit Schritt für Schritt abgebaut wurden, während die Bevorzugung der Reichen im Land gleichzeitig zunahm. Doch Prantl prangert nicht nur an. Er zeigt auch Wege auf, die seiner Meinung nach aus der Misere führen. Er übersetzt die Sprüche der Politiker in klares Deutsch und sagt, was getan werden müsste.
Dabei analysiert Prantl mit dem Sachverstand des Juristen und schreibt mit den Spitzen des Journalisten die Bestandsaufnahme eines Staates zwischen Hartz IV und Exportweltmeisterschaft. Ein Buch, das nicht erst nach der Kapitalismuskritik eines Franz Müntefering brandaktuell ist.
Das Buch von Heribert Prantl ist im Droemer Verlag erhältlich.
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 17.05.2005
(Familien-)Politik im Theater Vorpommern
Innovativ, experimentell und modern. So präsentiert sich der Tanz im Rahmen der „TanzZeiT 2005“ in Greifswald und Stralsund.
Das Konzept ist einfach und zugleich interessant. Zeitgenössische Choreographen treffen auf erfahrene Tänzer des Ballettensembles und entwickeln Tanzstücke, die sich durch neue Formen der Aussage und Tanzsprache auszeichnen.
Nach Anleitung des gebürtigen Brandenburgers Thomas Guggin, der seit 1987 als Choreograph, Produzent und Autor in Berlin lebt, ist das Tanzstück „Familienalbum“ entstanden. Als eine Miniatur nach Henrik Ibsens „Gespenster“ erzählt das Stück eine Geschichte über eine Familie, die dem Ideal einer harmonischen Familie zu entsprechen versucht und letztlich scheitert. Fünf Tänzern gelingt es hierbei mit gewollt reduzierten Bewegungen, das Auseinanderstreben und zugleich den Wunsch nach Geschlossenheit ausdrucksvoll darzustellen.
Graue, beschmierte Wände bilden die Kulisse und damit Raum für den Mikrokosmos Familie. Ein Familienfoto, an die Wand projiziert, verblasst und wird durch ein neues ersetzt. Einzelne Familienmitglieder, allesamt auffällig geschminkt, schwarzäugig sowie streng frisiert und gekleidet, tanzen mit-, um- und gegeneinander. Die Suche nach Geschlossenheit führt die Familie schließlich an einen Tisch, wobei die Harmonie nicht lange währt und die Familie an den eigenen inneren Konflikten zerbricht.
Das zweite Tanzstück des Abends „Les Locataires“ (Die Mieter) ist eine Inszenierung von Didier Théron, der in Frankreich geboren ist und unter anderem in Montpellier und New York studiert hat. Sein Tanzstück versteht sich als Antwort auf den Film des Cineasten Diata Djanelidze, der in seinem Film den Untergang des sowjetischen Systems thematisiert hat. In erster Linie aber ist das Stück ein Tanz von vier Tänzern, die vor schwarzer Kulisse und unter minimaler musikalischer Begleitung kraftvoll moderne wie auch klassisch anmutende Tanzbewegungen vollführen. Drehungen, schnelle Schrittwechsel und Sprünge prägen den dynamischen Charakter dieses Stückes.
Eigentlich sollte ein weiteres Stück des Choreographen Théron folgen. Nur hat diese zweite Produktion nach Einschätzung des Intendanten nicht den Qualitätsansprüchen genüget. So wurde die Premiere kürzer als geplant, wobei sich die künstlerische Qualität der beiden aufgeführten Stücke nicht bezweifeln lässt. Für die Zuschauer hat sich der Abend gelohnt, boten die Stücke und das Fernbleiben Thérons doch reichlich Diskussionsstoff.
Geschrieben von Grit Preibisch
von Archiv | 17.05.2005
Fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn betritt ein Fischer die Bühne und „angelt sich sein Publikum“. Die Zuschauer strömen zu ihren Plätzen, um nichts zu verpassen. Am 5. Mai 2005 sollte Henrik Ibsens „Die Frau vom Meer“ in Greifswald aufgeführt werden.
Ellida, die „Frau vom Meer“, steigt aus dem Wasser auf die Bühne. Die inszenierte Umgebung ist im Gegensatz zur literarischen Vorlage, die ein einsames und romantisches Idyll in Norwegen zeichnet, eine trostlose Industriebrache.
Die Hauptrolle der Ellida wird von Marta Dittrich in ihrer Expressivität überzeugend umgesetzt. Mit großen Affekten betonte sie die ambivalenten Seiten der sich selbst suchenden Protagonistin, die zwischen Fernweh und Heimat, Gefahr und Geborgenheit, einem unbekannten Liebhaber und ihrem Ehemann schwankt. Sie muss sich entscheiden, doch wird sie von der Liebe ihres Mannes eingeengt und durch die Normen der Gesellschaft unterdrückt.
Auch die anderen Akteure fügen sich in den vorgegebenen Rahmen ihrer Rollen ein. Dabei sticht die Figur des „Fremden“ hervor, die mit einem Balletttänzer (Daniel Morales Pérez) besetzt ist. Auf die wenigen Worte, die ihm Ibsen zugesteht, wird verzichtet und er bekommt stattdessen die Möglichkeit, durch ausdruckstarken Tanz die Projektionsfläche von Ellidas Sehnsüchten zu bilden. Wie auch in Ibsens schriftlicher Vorlage wird um den „Amerikaner“ eine mystische Aura aufgebaut, die hier allein über die Körpersprache funktioniert.
Die emotionalen Lasten der Charaktere werden durch musikalische Akzente betont. Dabei bildet der Einsatz von „Massiv Attack“ am Ende des dritten Aktes einen grotesken Höhepunkt. Zu bemerken ist ebenfalls, dass vom Publikum eine gewisse Interpretationsleistung gefordert wird, wenn die amüsante Suche der Schauspieler nach Goldfischen im Publikum beginnt.
Das Werk des 19. Jahrhunderts, rund 60 Jahre nicht mehr aufgeführt, wurde durch Knödler erneuert und modern umgesetzt. Eine Neuinterpretation ist besonders bei den attributreichen Kostümen zu erkennen. Mit Perücken, Gummistiefeln und Körperbemalungen wird die Greifswalder Fassung ein visuelles Spektakel.
Insgesamt krankt das Stück aber etwas an den dramaturgischen Vorgaben des großen Norwegers. Es stellt sich permanent die Frage, ob nun das Hauptaugenmerk auf der tragischen Handlung oder auf dem Versuch einer realistischen Schilderung menschlicher Schicksale liegen soll. Auch Carsten Knödler war sich dessen bewusst. Für ihn war es eine Herausforderung, die er durch die Reduktion des Werkes auf den Hauptstrang der Handlung gut bewältigt sieht. Überhaupt ist die Inszenierung eine Konzentration der Handlungsebenen auf Ellida.
Geschrieben von Arvid Hansmann, Cornelia Leinhos