von Archiv | 17.06.2005
Simon Sieweke und sein langer Abschied von der politischen Bühne
Egal, wen man über den ehemaligen AStA-Chef Simon Sieweke befragt: Respekt zollen sie ihm alle für sein Durchhaltevermögen und für sein derart effektives Arbeiten, dass er neben dem AStA-Vorsitz sein Bachelor-of-Law-Studium in Regelstudienzeit weiterlaufen ließ und im Winter 2004 abschloß.
m Wintersemester 2001 kam Simon Sieweke nach Greifswald und sein erster Eindruck von den studentischen Hochschulpolitikern bei der feierlichen Immatrikulation war eher ernüchternd: „Vor der Veranstaltung hatte ein Kommilitone Selbstmord begangen und der AStA-Vorsitzende Peter Tornow machte in seiner Rede eine Schweigeminute, um dann mit dem Statement abzuschließen, dass Studieren wie ein Orgasmus sei.“ Im Frühjahr 2002 kandidierte Simon dann für das StuPa und landete auf der Nachrückerliste. Er besuchte die Parlamentssitzungen jedoch trotzdem und wurde von den aktiven Hochschulpolitikern mehr belächelt als ernst genommen, erinnert sich Ex-AStA-Chef Robert Tremmel: „Als Simon im Herbst in das StuPa nachrückte, hätte ihm niemand den AStA-Vorsitz zugetraut und auch sein SPD-Parteibuch war vielen suspekt.“
Nach der StuPa-Wahl im Januar 2003 ging dann alles sehr schnell, wenn auch zunächst mit einer formalen Panne. Die konstituierende Sitzung vom Januar mußte im April wiederholt werden, Simon Sieweke wurde als StuPa-Präsident gewählt. Kaum eine Woche später kandidierte er für alle Beobachter überraschend als AStA-Vorsitzender und wurde auch prompt gewählt. Das Amt des StuPa-Präsidenten gab er daraufhin ab, nicht aber sein Parteibuch. Im Januar hätte er aber schon alle Parteiämter niedergelegt, betont der HoPo-Veteran heute. Der neue AStA konstituierte sich etwas schleppend, knapp die Hälfte der Referate war besetzt.
Für einige der damaligen Hochschulpolitiker markierte der April 2003 einen letzten starken Bruch innerhalb der studentischen Hochschulpolitik an der EMAU. „Angefangen hat das alles 1998, als die SPD sowohl im Bund als auch hier in Mecklenburg-Vorpommern an die Regierung kam“, erinnert sich Christiane Wilke, ehemalige HoPo-Redakteurin des moritz. Seitdem beobachtet sie einen Fraktionsbildungsprozess innerhalb der Studierendenschaft, die zum Beispiel im Fall der Juso-Hochschulgruppe gute Kontakte zu Informationsquellen in Schwerin und Berlin nach sich gezogen hätte. Ex-Senatorin Sandra Päplow geht noch einen Schritt weiter: „Ab der Amtszeit Simon Siewekes war der Informationsfluss zu den Vorgängern im Amt unterbrochen und der AStA wurde parteipolitisch. Statt die Interessen der Studierenden zu vertreten, entschwebten die Referenten in Partei- und Landespolitik.“ „Ich war manchmal zu hart“, gibt Simon Sieweke zu, „aber der AStA ist keineswegs parteipolitischer geworden. Dafür haben wir zu oft gegen die Landesregierung gepöbelt und auch immer Gespräche mit allen Parteien geführt.“
Über den Sommer 2003 hinweg erarbeitete sich Simon Sieweke Respekt, erinnert sich Robert Tremmel. Außerdem habe ihm ein StuPa zur Seite gestanden, das inhaltlich gute Arbeit geleistet habe. Simon Sieweke zeigte Medienpräsenz, schöpfte als erster bei der Öffentlichkeitsarbeit aus dem Vollen. „Mit Erfolg“, resümiert Robert Tremmel, „heute ist er eine politische Person in der Stadt.“ Der eine oder andere Schuß ging dabei nach hinten los, so etwa ein ominöses Fax im Mai 2003, in dem Simon Sieweke in Schwerin die Inhalte des Staats-Kirchen-Vertrages hinterfragte und damit die Theologie in die Kürzungsdiskussion brachte. 2 Jahre später sollte er sich vehement für den Erhalt der Fakultät aussprechen. „Natürlich waren Schnellschüsse immer gefährlich“, erinnert sich Sieweke, „aber wenn ich sie gemacht habe, dann habe ich sie jedes Mal für dringend notwendig erachtet.“
Zwischen Januar und Mai 2004 gab es neben Protesten schon wieder Querelen um die StuPa-Wahl, die dieses Mal erfolgreich angefochten wurde und im Mai erneut durchgeführt werden mußte. Der neue AStA wurde erst Mitte Mai gewählt und Simon Sieweke gelang trotz Umsturzversuchen aus dem eigenen AStA heraus die Wiederwahl als Vorsitzender. „Das ist eine große Leistung und hat viel mit Überzeugungsarbeit und persönlichem Engagement zu tun“, so Robert Tremmel. Simon Sieweke blieb bis Oktober 2004 AStA-Vorsitzender und bis Mai 2005 AStA-Referent für Hochschulpolitik.
Ex-Senator und Ex-Stupa-Präsident Maik Harfmann beschreibt diese Zeit als quälend langen Abschied von der Macht. „Simon Sieweke hat einen ausgeprägten Machtinstinkt“, analysiert er, „und ist damit auf dem besten Wege, Politiker zu werden.“ Für seinen Abgang von der hochschulpolitischen Bühne Greifswalds habe er jedoch zu lange gezögert, habe sich noch im Dezember 2004 in der Illusion gesonnt, realistische Chancen auf das Prorektorenamt zu haben. Maik Harfmann ist sich nicht sicher, ob Simon dann wirklich noch studentische Interessen vertreten hätte: „Ich glaube, er hätte uns für seine eigene Position glatt verkauft.“
„Für mich persönlich war es zu lange“, resümiert Simon Sieweke seine aktive Hochschulpolitik-Zeit, „und ich bereite mich jetzt erst einmal auf mein Staatsexamen vor.“ Dennoch: Selbst vom neuen AStA kann der Politik-Veteran nicht lassen und hält sich mit dem Posten des Co-Referenten für Rechtsfragen noch eine Hintertür offen. Außerdem will er aus dem Hintergrund darüber wachen, dass sein Werk von der neuen AStA-Generation sinngemäß fortgesetzt wird.
Geschrieben von Ulrich Kötter
von Archiv | 17.06.2005
Nach langer Zeit nimmt die Internetseite der Uni Fahrt auf
Im November vergangenen Jahres berichtete der moritz über das Desaster bei der Entwicklung einer neuen Universitätshomepage. Unzureichende Ergebnisse führten unter anderem dazu, dass die Arbeit von Boris Spix und seinen Mitarbeitern nach zwei Jahren nicht umgesetzt und somit eine Menge Geld in den Sand gesetzt wurde.
Dabei ist die Erneuerung der virtuellen Visitenkarte der Universität Greifswald längst überfällig. Liegt die derzeitige Homepage doch bei der Bewertung aller Universitäten auf dem siebtletzten Platz (von 284) und hat ihren Internetauftritt seit sieben Jahren nicht mehr verändert.
Jetzt, sechs Monate nach der Berichterstattung im moritz, hat sich einiges getan:
Im Dezember 2004 wurde eine universitätsinterne Kommission – bestehend aus neun Mitgliedern – eingesetzt, die sich um die Ausschreibung für die neue Unihomepage und die Evaluation der Bewerbungen kümmerte. Um im Vorfeld Unklarheiten bei der Gestaltung zu vermeiden, waren in der Ausschreibung diesmal strikte Kriterien zur Umsetzung festgelegt worden. So legte die Kommission Wert auf das Basiskonzept, die optische Gestaltung sowie auf die technische Umsetzung (Hauptfrage: Ist die interne Pflege und Dokumentation möglich?). Nachdem zahlreiche Firmen aus ganz Deutschland ihre Vorschläge eingereicht hatten und diese von der Kommission begutachtet worden waren, wurden zehn von ihnen zur Präsentation eingeladen.
Das war Anfang Februar 2005. Nach den örtlichen Präsentationen wurden die Entwürfe von der Kommission zeitnah bewertet und mit einigen Tagen Abstand erneut unter die Lupe genommen. „Wir hatten viele gute Vorschläge, aber keinen Wow-Effekt“, so Christian Heise, Internetbeauftragter des Studierendenparlaments und Mitglied der Kommmission. Die Spannweite der Bewerber reichte vom „Zwei-Mann-Unternehmen“ bis zum Global Player. Zwei der zehn Bewerber, die in die engere Auswahl kamen und zur Präsentation eingeladen wurden, schafften es nach reiflicher Prüfung ins Re-Briefing: „Trifty-Art“ aus Worms und „Mentronic“ aus Berlin.
Zeitpunkt: Ende Februar/Anfang März.
„Wichtig neben der Gestaltung und der technischen Umsetzung waren uns das freie Content-management-system Typo3 und die Unabhängigkeit von der Firma in Pflege und Wartung. Später sollen dann die Mitarbeiter des Rechenzentrums den Server und das CMS administrieren sowie entsprechende Schulungen der Online-Redakteure durchführen“, nennt Christian Heise die Anforderungen.
Letztendlich hat die „Internet-Kommission“ dem Rektor, sowie den Mitgliedern des Senats auf einer Dienstberatung die Entwürfe vorgestellt und eine Empfehlung für „Mentronic“ ausgesprochen.
Anfang Juli 2005 soll dann der Startschuss für die Zusammenarbeit zwischen der Uni und dem Unternehmen fallen. Die Aufgabe der Firma wird es nun sein, eine Internetseite zu erstellen, die lebt und als Informationsportal für Studenten, Mitarbeiter und Interessenten fungiert. Zudem soll die neue Seite barrierefrei sein, was etwas bedeutet, dass die Schrift vergrößert werden kann und die Seite dahingehend optimiert wird, dass Blinde sie sich von einem Screenreader vorlesen lassen können. Schließlich wird der Internetauftritt der Universität in Zukunft immer wichtiger. Soll sie doch für einen guten ersten Eindruck sorgen und schnell die gewünscht Information überliefern. Zudem steht im nächsten Jahr der 550. Geburtstag der Greifswalder Alma Mater an und was wäre besser als Geburtstagsgeschenk geeignet als die fertige Internetseite?
Geschrieben von Verena Lilge
von Archiv | 17.06.2005
Die Ziele der neuen Vertreter im StuPa sind weit gesteckt und die Parlamentarier (hoffentlich) hoch motiviert. In den kommenden Wochen und Monaten wird der eine oder andere Sturm über das „Schiff StuPa“ hinwegpeitschen.
Die Kürzungsdebatten werden in die entscheidende Phase gehen und auch die Diskussioin um Studiengebühren an Schärfe zunehmen. Keine einfache Zeit für Hochschulpolitiker – zumal wenn sie unerfahren sind, wie viele im neuen StuPa. Doch muss dies nicht unbedingt ein Nachteil sein, bringen neue Köpfe schließlich häufig neue Ideen ein und verlassen die eingefahrenen Bahnen.
Der Anfang ist gemacht. Der neue AStA steht und hat seine Arbeit aufgenommen. Nach der formalen beginnt nun die politische Arbeit. Jetzt wird es darauf ankommen zu zeigen, dass man wirklich für seine Kommilitonen eintreten will und den Auftrag der Wähler ernst nimmt. Eine Wahlbeteiligung von gut neun Prozent ist da zwar sicher nicht sehr ermutigend, doch kann gute Sacharbeit auch eher Uninteressierte überzeugen. Die beste Werbung für den Urnengang ist schließlich immer noch glaubwürdige Arbeit.
Wünschen wir dem neuen Parlament als Mast und Schotbruch, damit er nicht auf halber Strecke Schiffbruch erleidet.
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 17.06.2005
Das neue Studierendenparlament ist seit einem Monat im Amt
Seit einem Monat ist das neue Studierendenparlament (StuPa) im Amt. Am 17. Mai fand die konstituierende Sitzung statt. Viele neue Gesichter wollen für ihre Kommilitonen eintreten und stehen annähernd für die gleichen Ziele.
Geht man nach den Wahlzielen, die die Kandidaten im Vorfeld geäußert hatten, werden die Debatte um Studiengebühren sowie der Kampf gegen Kürzungen an der Universität die kommende Legislatur bestimmen. Ersteres wurde acht Mal als Ziel genannt, während der Erhalt der Volluniversität bei 11 der gewählten StuPisten zu den wichtigen Inhalten ihrer Arbeit zählt. Doch auch das in der Vergangenheit bereits mehrfach beackerte Feld der Namensgebung der Universität wird wohl wieder neu bestellt werden. „Ernst Moritz Arndt war ein Nationalist“ ist sich die „parteilose Alternative“ sicher, die mit drei Kandidaten im StuPa vertreten ist. Sie streben die Umbenennung der EMAU an.
Überhaupt wird das StuPa von hochschulpolitischen Gruppen geprägt wie selten zuvor. Auch wenn es an unserer Universität keine Listenwahl wie an anderen Hochschulen gibt, waren die Gruppierungen im Wahlkampf mit Plakaten und Flyern angetreten. Das Ergebnis: Die Jusos sind mit fünf Mitgliedern vertreten; der RCDS stellt genau wie Grüne und Sozialistische Hochschulgruppe jeweils zwei.
Zu den ersten Aufgaben des neuen Parlaments gehörte die Wahl eines Präsidiums. Philipp Kohlbecher, der bereits Präsident in der alten Legislatur war, wurde mit großer Mehrheit erneut gewählt. Seine Stellvertreterin ist Kathrin Berger, die die StuPa-Wahl organisiert und geleitet hatte. Aufgabe der beiden wird es sein, zu den Sitzungen einzuladen und diese zu leiten. Bald wird unter Umständen ein Dritter zum Präsidium dazu stoßen, der dann für die Protokolle zuständig sein soll. Ein entsprechender Antrag liegt zumindest vor.
Zu den ersten Amtshandlungen des neuen Präsidiums gehörte die Ausschreibung der AStA-Stellen, die das Parlament bei seiner ersten Sitzung festgelegt hatte (siehe Bericht über die AStA-Wahl). Zudem musste der Haushaltsausschuss besetzt und Vertreter für die Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS), ein regelmäßiges Treffen von studentischen Vertretern aller Hochschulen im Land, gewählt werden. Hier fiel die Wahl auf Toralf Start und Dirk Stockfisch. Auch wurden bereits einige Arbeitsgemeinschaften eingerichtet, die allen Studierenden, die sich engagieren möchten, offen stehen. Es handelt sich bisher um die AGs „Alternative Finanzierungsmöglichkeiten“, die sich mit der Frage nach der zukünftigen Finanzierung der Universität auseinandersetzt, sowie „Gender Trouble“, die Gruppe, die sich um die Organisation der monatlich stattfindenden Party für Schwule und Lesben sowie deren Freunde kümmert. Außerdem wurde eine „AG Bildung und Region“ ins Leben gerufen, die Kontakte zwischen Universität und Stadt sowie der Region Vorpommern vermitteln soll und für eine bessere Präsenz der Uni in den Medien sorgen soll.
Bei einem StuPa-Tag im Majuwi in Wieck direkt nach der konstituierenden Sitzung hatten sich die Parlamentarier bereits auf ihre zukünftige Arbeit eingestimmt und sich von ein paar „alten Hasen“ die Grundbegriffe der parlamentarischen Arbeit erklären lassen.
Doch trotz des guten Starts gibt es auch einen Wehrmutstropfen. So lässt die Präsenz der studentischen Vertreter bereits zu Anfang der Legislatur zu wünschen übrig. In der zweiten Sitzung fehlten bereits sechs der 21 StuPisten, beim dritten Treffen war dieselbe Anzahl bereits vor Mittenacht verschwunden – und das, obwohl noch einige Wahlen von AStA-Referenten auf der Tagesordnung standen.
Eine Liste der gewählten StuPisten findet Ihr auf der Internetseite des AStA (www.asta-greifswald.de). Bei Fragen und Anregungen erreicht Ihr das StuPa-Präsidium unter stupa@uni-greifswald.de.
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 17.06.2005
Das geplante vierte Treffen von Bildungsminister und Hochschulrektoren am 9. Juni in Hasenwinkel bei Schwerin ist geplatzt.
Das vorgelegte Papier des Ministers lohne den Dialog nicht, begründeten die Rektoren ihr geschlossenes Fernbleiben. Die Vorlage unterscheidet sich von den bereits unterbreiteten Vorschlägen der Kompetenzfelder lediglich im zusätzlich eingeplanten Feld „Geisteswissenschaften und Sprachen“ sowie einer eigenständigen Mathematik in Rostock. Streitpunkte bleiben weiterhin die Theologie, die Altertumswissenschaften sowie Jura. Metelmann forderte die Rektoren auf, den Dialog weiter zu führen und mahnte an, dass ansonsten das Ministerium seine Forderungen formulieren werde. Er plant eine Kabinett-Beratung des Hochschulkonzepts bereits für Juli.
Geschrieben von Kai Doering