von Archiv | 17.06.2005
Es war einmal eine talentierte junge Sängerin. Musikalisch verschrieb sie sich dem Jazz, tingelte durch Clubs und gab Konzerte in Nobelhotels der Hauptstadt.
Doch dann streckte die Plattenindustrie nach der hübschen Sängerin, die sich durch Model-Gagen ihre Demo-Tapes finanzierte, die Finger aus. Herausgekommen ist das Album „My Innermost“, platt, zusammengestaucht und massenkompatibel. Und soll angeblich das Debütalbum sein. Ist es aber nicht. Ihre erste Platte ist „Pieces of Dreams“, eine Jazz-Album. Doch die wurde kurzerhand aus der Biografie geschmissen.
Die Stimme von Joana Zimmer ist immer noch faszinierend, aber es ist Billig-Pop, schnell produziert mit Blick auf die Massen. „I Believe“ hat es bereits in die Top Ten der Deutschen Charts geschafft. Ende gut, alles gut.
Geschrieben von Judith Küther
von Archiv | 17.06.2005
Total durchgeknallt. Tophits covern – im Countrystyle. Dazu sexy Cowboy-Outfits, fertig ist die ursprünglichste Boygroup aller Zeiten, bestehend aus Boss, Hoss, Russ, Guss, Frank, Hank und Ernesto. Schon der Opener „Hey Ya“ ursprünglich von Outkast gehiphopt, sitzt einfach von vorn bis hinten wie ein blitzblank polierter Revolver im passenden Hüftgürtel. Kaum wiederzuerkennen ist ebenfalls „Toxic“ von Britney Speras, nun mit Banjo und Pferdegetrappel. „Loser“ von Beck klingt in Whiskey-Atmosphäre genuschelt eh besser als das Original. Die lässige Bonanza-Coolheit der Asphalt-Cowboys kommt besonders authentisch rüber bei „Hey Joe“ von Jimi Hendix, untermalt von Cowboy-Gejuchze und saftigen Gitarren-Riffs. Unbedingter Anspieltipp: „Like Ice in the Sunshine“. Weitere Highlights: Billy Idols „Eyes without a Face“ und „Sabotage” von Beastie Boys.
Geschrieben von Judith Küther
von Archiv | 17.06.2005
Nachts leuchten nicht nur die Sterne – SILBERMOND im moritz – Gespräch
Silbermond rockte Stralsund und die Rufe nach Zugaben wollten nicht abklingen. Am 10. Juni fand das 9. Stralsunder Brauerei-Hoffest statt, das den Rahmen für Auftritte junger deutscher Bands bot. So begeisterten Tele, Klee, Juli, 2raumwohnung und eben auch Silbermond das Publikum. Die junge Nachwuchsband aus Bautzen, die zunächst mit englischsprachiger Musik begann, gilt heute als eines der Aushängeschilder deutschsprachiger Popmusik. moritz sprach mit Stefanie, Johannes, Andreas und Thomas über ihren Erfolg, Musik aus Deutschland und ihre Skandinavientour.
moritz: Ihr habt euch bei dem Jugendprojekt „Tensing“ kennengelernt und später als Band „JAST“ zunächst englisch getextet. Welche Vorteile hat es, nun in deutscher Sprache zu veröffentlichen?
Stefanie: Man braucht kein Wörterbuch mehr mit sich rumschleppen. Es ist einfacher, seine Gedanken auf Deutsch auszudrücken, als lange nach Übersetzungen zu suchen.
Thomas: Zuerst haben wir englische Songs gecovert und uns kurze Zeit im Texten auf Englisch probiert. Irgendwann meinte dann aber Andreas „Sag es treffender“ und legte einen deutschen Text vor.
Ihr schwimmt zurzeit auf der sogenannten „Neuen Deutschen Welle“. Was macht deutsche Musik und euch momentan so erfolgreich?
Thomas: Die „Neue Deutsche Welle“ ist eigentlich nur ein Begriff der Medien. Deutsche Musik war ja schon immer erfolgreich, wie man an Grönemeyer, den Ärzten und den Toten Hosen sehen kann. Wir wollen uns aber nicht anmaßen, uns mit diesen Größen des Musikgeschäfts zu vergleichen. Wir freuen uns, am derzeitigen Erfolg deutschsprachiger Musik teilhaben zu können. Außerdem hoffen wir, dass man uns noch in zehn Jahren kennt und aus der Welle ein Meer wird.
Was haltet ihr von dem „Kulturauftrag“ der deutschen Medien bzw. der „Deutschquote“?
Thomas: Wir sind keine Freunde der Deutschquote. Die Diskussion darum ist inzwischen fast im Sande verlaufen, als deutschsprachige Musik so erfolgreich wurde. Kunst findet ihren Weg – ob mit oder ohne Gesetz.
Im Auftrag des Goethe-Instituts seid ihr eine Woche durch Skandinavien getourt. Mit welchem Ziel?
Stefanie: Sie haben uns angesprochen und wir waren sofort begeistert. Das Goethe-Institut ist daran interessiert, die deutsche Sprache in andere Länder zu tragen. Auch andere Bands wie „Mia“ und „Clueso“ stehen mit ihnen in Verbindung.
Wie waren die Reaktionen auf eure Konzerte?
Stefanie: Positiv. Auch wenn uns nicht alle Skandinavier kannten, war ihnen deutsche Musik vertraut. Den Refrain von „Symphonie“ konnten sehr viele mitsingen, da die deutsche Sprache dort relativ populär ist. Insgesamt war die Tour für uns eine tolle Erfahrung.
Geschrieben von Cornelia Leinhos, Grit Preibisch
von Archiv | 17.06.2005
Stanley Kubricks unbekanntes Meisterwerk
1961 versprach John F. Kennedy dem amerikanischen Volk noch vor Ende des Jahrzehnts auf dem Mond zu landen. Die U.S.A und die UdSSR befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem in einem Wettstreit um die größten Fortschritte in der Raumfahrt. 1957 waren es die Russen, die mit dem „Sputnik“ den ersten Satellit in den Weltraum schossen.
Ein paar Jahre später schickten sie mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All. Für das Selbstwertgefühl der Amerikaner war das Versprechen, das Kennedy zwei Jahre vor seiner Ermordung gemacht hatte, von großer Bedeutung – wenn auch nicht leicht zu verwirklichen. Die NASA rechnete damals angeblich eine Wahrscheinlichkeit von 0,0017 Prozent für das Gelingen des Vorhabens aus. Um so größer war das weltweite Erstaunen, als man 1969 dem Team um den amerikanischen Astronauten Armstrong in einer Live-Übertragung tatsächlich bei den ersten Schritten auf dem Mond zusehen konnte. Es war die Sensation und für Präsident Nixon eine willkommene Ablenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit vom Vietnam Krieg.
Heute, mehr als 30 Jahre danach, glauben 20 Millionen Amerikaner immer noch nicht an die Mondlandung. Vielmehr vermuten sie hinter der Expedition eine Inszenierung auf Hollywood-Niveau, die sogenannte Moonhoax.
Anhänger dieser Verschwörungstheorie behaupten die Mondlandung wäre in einem Studio in der Wüste Nevadas gedreht worden. Unter der Regie von Stanley Kubrick. Die Darsteller und die Crew seien nach Beendigung des Drehs mit neuen Identitäten versehen, außer Landes geschafft und später, als ihr Wissen der Regierung zu gefährlich erschien, einer nach dem anderen umgebracht worden. Gestützt werden diese Theorien durch Wissenschaftler, die Aufnahmen der NASA analysieren. So verschwinden auf manchen Fotos zum Beispiel die Fadenkreuze hinter den Astronauten. Für Kritiker ein Anzeichen dafür, dass die Bilder entweder von der NASA unsauber manipuliert wurden oder die Kreuze auf den Studiokulissen aufgemalt waren. Die Schatten der Astronauten wiesen in verschiedene Richtungen, was darauf zurückzuführen sei, dass bei den Studioaufnahmen künstliche Lichtquellen benutzt wurden. Ein anderes Indiz für eine vorgetäuschte Landung sind die gut erhaltenen Filme. Auf dem Mond wird es bis zu 138°C heiß, Temperaturen bei denen die Filme in den Kameras schmelzen müssten. Argwohn ruft auch die hell erleuchtete amerikanische Flagge hervor, die zudem auch noch weht – obwohl es auf dem Mond aufgrund der fehlenden Atmosphäre doch gar keinen Wind gibt.
Die Gegendarstellung dazu findet man ausführlich unter www.appollo-projekt.de.
Warum wittern die Menschen eigentlich hinter allem eine Verschwörung?
Klaus Beck, Professor für Kommunikationswissenschaft am Institut für deutsche Philologie, beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema Medienverschwörungen. Er vermutet bei den Ungläubigen fehlendes Vertrauen in die Berichterstattung. Die Geschichten, die uns in den Medien angeboten werden, sind mittlerweile durch räumliche und zeitliche Entfernungen so abstrakt geworden, dass man sie als normaler Mensch nicht mehr überprüfen kann. Entweder man interpretiert die Informationen so lange um, bis sie ins eigene Weltbild passen oder man akzeptiert nur die Teile, die vorstellbar sind. Diesen Vorgang nennt man in der Kommunikationswissenschaft kognitive Dissonanz.
In den letzten 30 Jahren hat die Medienglaubwürdigkeit erheblich abgenommen, was vor allem dadurch zu erklären ist, dass die Medien stärker über sich selbst berichten. So wird auch der Leser oder Zuschauer angeregt, Informationen kritisch zu beurteilen.
Geschrieben von Henrike Steiner
von Archiv | 17.06.2005
Podcasts revolutionieren die Hörgewohnheiten
„Es gibt keine Geheimnisse, nur Informationen, die du bislang noch nicht hast,“ lautet das derzeitige Motto der Generation Download. Dieses Zitat stammt von Adam Curry, dem Erfinder des Podcast.
Podcasts sind private Sendungen, die dem Radio nur insofern ähneln, dass man sie hören kann. Podcast richtet sich nicht an alle, sondern bietet Special-Interest-Themen in loser Folge, wöchentlich oder täglich.
Adam Curry war der Meinung, dass eine ständige Online-Verbindung, um auf dem Laufenden zu sein, noch lange nicht Realität sein wird. Er wollte Infos parat haben, ohne ständig auf das Internet zurückzugreifen.
Der Name Podcast stammt von dem berühmtesten mp3-Player, Apples iPod und dem englischen „broadcast“ (etwa: „senden“ oder „Rundfunksendung“). Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man zum Hören einen iPod braucht. Die Sendungen sind auf jeden mp3-Player übertragbar oder am PC anzuhören.
Was früher eine Nische für Nerds und Tech-Freaks gewesen ist, etabliert sich inzwischen weltweit. So auch in Deutschland. Jeder kann einen Podcast jederzeit und überall hören. Auf dem Weg zur Uni, am Strand oder beim Einkaufen.
„Ich quatsche in meinem Podcast „Schlaflos in München“ spontan und meist unvorbereitet drei bis fünf Minuten über ein Stichwort, dass ich mir ausdenke, oder das mir Hörer schicken. Mal informativ, mal skurril, je nach Laune,“ sagt Annik Rubens, die einen festen Teil ihrer Hörer im Ausland, wie Kalifornien oder Kanada hat.
Für Norman Osthus war Radiomachen schon immer ein Traum, den er jetzt durch seinen Podcast näher gekommen ist. In seiner Sendung „Normcast“ bringt er News, Aktuelles, IT-Themen, aber auch Neues aus der prominenten Welt untermalt von Musik und unterhält seine Hörer damit aufs Feinste, spielend leicht und mit einer sehr sympathischen Stimme. „Radiojournalismus war früher mein Jugendtraum, der heutzutage nicht ganz so unrealistisch daherkommt,“ schwärmt der studierte Mathematiker aus Gütersloh.
Zu den Special-Interest-Podcasts zählt Thomas Wanhoff mit seiner Wissenschaftssendung „Wanhoffs wunderbare Welt der Wissenschaft“ (WWWW), die er einmal wöchentlich produziert. In denen streift er schon einmal mit Biologie-Studenten durch die hessischen Wiesen und Auen. Oft reist der Zeitungsredakteur ins Ausland und moderiert Themenschwerpunkte von fernen Orten, wie den Philippinen oder Bali. Für ihn ist Podcast die logische Weiterentwicklung des Weblogs. „Ich habe mich anfangs reingehört bei Adam Curry und auch gleich meine erste Sendung produziert: „Sammelstelle“. Darin geht es um Musik aus Deutschland, ich stelle Bands vor, die GEMA-frei sind und noch nicht so bekannt“, berichtet er.
Das Prinzip Podcast ist einfach: Ein Podcaster stellt seine Audio-Datei ins Netz. Programme wie iPodder oder Nimiq reagieren auf diese Dateien und laden diese automatisch auf den Rechner des Hörers. Dabei findet sich für jeden Geschmack etwas: Rock, Metal, Punk, Blues, Literatur, Audio-Tagebücher, Religion, Stadtrundgänge und mehr. Live-Aufnahmen von der Verkündigung des neuen Papstes auf dem Petersplatz, Business-Themen oder Philosophisches wie Hegels Phänomenologie des Geistes – es gibt fast nichts, das es nicht gibt.
Die ersten Gehversuche waren aber nicht immer einfach, weiß Annik Rubens. „Anfangs hat mir ständig die Technik einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Derzeit laden mehr als 550 Leute ihre Show, bei „Normcast“ sind es 500, „Wanhoffs wunderbare Welt der Wissenschaft“ hören sich 800 Interessierte an, bei der englischen Ausgabe „Sciencecast“ sind es 400.
„Ich möchte möglichst spontan und spannend bleiben und die Hörer überraschen. Und ich hoffe, dass mir die Themen nicht ausgehen“, wünscht sich Annik Rubens. Die Amerikanistin sieht ihren Podcast eher als tägliche Kolumne und beschreibt die Welt mit einem Augenzwinkern. Das Glamour-Girl des Podcast erzählt vom Komiker Dieter Nuhr, von der Münchner Allianz-Arena und der geschichtlichen Entwicklung der Münchner Biergärten unter Ludwig I. oder dass sie gerade die Lederrücken ihrer alte Bücher mit farbloser Schuhcreme geputzt hat. Nichts wirklich Wichtiges, aber sehr unterhaltsam.
Gerade die kleine enge Zielgruppe des Podcast ist gleichzeitig seine Stärke, denn in ihnen kommt es auf den Inhalt an und nicht darauf, Massen zu erreichen. Der Podcast ist keine Medienrevolution, er stellt eher ein buntes Sammelsurium dar und ist auch nicht wirklich mit dem Radio zu vergleichen. Was bleibt, entscheidet jeder selbst mit seinem Speicherplatz auf der Festplatte.
Podcast im Internet
podster.de:
Übersicht deutschsprachigen Podcasts, eine Art Suchmaschine, unterschiedliche Podcasts werden vorgestellt und können heruntergeladen und auch abonniert werden
xaudible.de:
ausgewählte Artikel aus der Audio-Ausgabe der ZEIT
Empfehlenswerte Sendungen:
WWWW – Wanhoffs wunderbare Welt der Wissenschaft:
Wissenschaftssendung, die sich regelmäßig mit spannenden Phänomenen beschäftigt
Unterhaltungsshows mit aktuellen Themen:
Normcast
praegnanz.de
Mike?s Lounge
dailysourcecode.com: mit Podfather Adam Curry
Kultpavillon – Der Schweizer Roger setzt in jeder Sendung einen anderen unterhaltsamen Themenschwerpunkt
Musik:
Sammelstelle: Musik aus Deutschland, GEMA-frei
Bens Pod Blog – Metal: Neuestes aus der Rock und Metal-Szene
KonferenzRaum: NuJazz, Ambient, Chillout
Lindis Podcast: beste Blues-Musik
Geschrieben von Judith Küther