von Archiv | 17.06.2005
Wunderbar! Viktoria Tolstoy macht mit ihren musikalischen Wurzeln ernst. Die Ur-Ur-Enkelin des russischen Schriftstellers Lew Tolstoy verbeugt sich würdevoll vor ihren schwedischen Jazzgrößen (Jan Johansson, Lars Guelin) und dankt Kollegen wie auch Freunden (Ale Möller, Jacob Karlzon, Ulf Wakenius) mit ihrem zweiten Album „My Swedish Heart“. Cooler Jazz für einen heißen Sommer – made in Sweden!
Geschrieben von Uwe Rosner
von Archiv | 17.06.2005
Mit Unterzeichnung der Kapitulation am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet und es schlug die Stunde Null für das Deutschland der Nachkriegszeit. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes versucht nun ein Hörbuch einen Einblick in Atmosphäre und Problematik dieser angespannten Zeit zu geben. Reportagen, Augenzeugenberichte und literarische Texte von Journalisten wie Martha Gellhorn und James Stern wie auch von Schriftstellern wie Alfred Döblin und Max Frisch lassen vergangene Zeiten lebendig werden.
enommierte Schauspieler lesen die gut ausgewählten Beiträge, die die Themen der Schuld- und Verantwortungsfrage, der Bewältigung des Alltags und des Neuanfangs aufgreifen. Die Summe der Dokumente, allesamt zwischen 1944 und 1948 entstanden, zeigt ein Deutschland, das vor allem durch Zerstörung, Armut und Verdrängung geprägt ist. So lassen die eindrucksvollen Schilderungen von Alltagsproblemen, Gerichtsverhandlungen, Frauenschicksalen und Judentransporten ein Bild entstehen, das heute unglaublich fern und fremd erscheint und doch zu unserer aller Vergangenheit gehört. Die abwechslungsreiche und sehr gute Zusammenstellung verschiedenster akustischer Dokumente ermöglicht es dem Hörer, viele Blickwinkel einzunehmen und letztlich zu verstehen, wie der „Weg, der zurück ins Leben führt“ (Hans Werner Richter) gefunden werden konnte. So ist dieses Hörbuch für Geschichtsinteressierte wie auch für alle, die es noch werden wollen, sehr zu empfehlen.
Geschrieben von Grit Preibisch
von Archiv | 17.06.2005
Das Glenn-Miller-Orchestra gastierte im Theater Vorpommern.
100 Jahre alt wäre er am 1. März geworden, einer der bekanntesten Big-Band und Swing-Musiker der Welt: Glenn Miller. Nach dem bis heute ungeklärten Verschwinden Millers über dem Ärmelkanal an jenem nebligen und stürmischen 15. Dezember 1944 spielte seine Band weiter – unter insgesamt zehn Orchesterleitern, einschließlich Wil Saldens, der die Band ab März 1990 übernahm.
Legenden können durch Musik wieder lebendig werden. Der Greifswalder Auftritt des Orchesters am 15. Mai vermittelte einen anderen Eindruck. Da trat unter den leicht melancholischen Klängen der weltbekannten „Moonlight Serenade“ eine Truppe Musiker auf die Bühne, die zwar routiniert aber auch ein wenig lustlos wirkte. Vielleicht lag es am neblig-stürmischen Greifswalder Wetter.
Unterhaltsam moderierte Wil Salden sich und sein Orchester durch den Abend und griff neben der Sängerin Mariske Hekkenberg auch schon mal selber zum Mikrofon. Star des Abends war jedoch eindeutig Schlagzeuger Anton Burger, der zu einem 10-minütigen Solo ausholte und gar nicht mehr aufhören wollte. Überhaupt schlängelte sich während der Stücke immer wieder einer der Musiker nach dem anderen nach vorne, um sein Solo zu absolvieren, während der Rest mit eher gleichmütiger Miene weiter spielte. Das Publikum jedenfalls applaudierte artig.
Insgesamt fehlte etwas der Funke, dessen Überspringen auf das Publikum in der 30-seitigen Hochglanzbroschüre für 2 Euro lang und breit beschrieben wird. Den Instrumenten sah man an, dass sie keine Behandlung mit dem Poliertuch hinter sich hatten. Dennoch ließ sich das Orchester durch den anhaltenden Applaus am Ende des Konzerts noch zu „In the mood“ überreden und lief musikalisch wie artistisch zu Hochform auf.
Am 23. Juli gastiert das Glenn-Miller-Orchestra in Binz auf Rügen, am darauf folgenden Tag ist es in Eberswalde zu sehen.
Geschrieben von Ulrich Kötter
von Archiv | 17.06.2005
Man soll aufhören, wenn‘s am schönsten ist, sagt ein bekanntliches Sprichwort. Vor drei Jahren feierten Oasis‘ Fans ihr letztes Album „Heathen Chemistry“. Viele dachten es sei vorbei mit der Band, doch sie irrten sich. Nach dreijähriger Pause präsentieren die selbsternannten Britpop-Könige pünktlich zum Sommer ihr sechstes Album. „Don‘t believe the Truth“ heißt ihre neue Scheibe und knüpft an gute alte Zeiten an. Die Gallagher-Brüder zeigen 10 Jahre nach ihrem Debüt, dass sie immer noch zur Musikwelt dazu gehören. Während ihrer letzen Tournee durch die Vereinigten Staaten lief nicht alles glatt. Nach einem Autounfall mussten Konzerte abgesagt werden und später hörte man nur noch Negativschlagzeilen von einer Schlägerei in München. Dies ist nun drei Jahre her und sie können gelassen mit ihren neuen Liedern durch die Clubs und Hallen ziehen. Oasis spielt den Sound, den sie immer suchten und selbst eingeschworenen Kritikern kommt die ewig lallende Platte langsam melodisch vor. In ihrem letzten Song „I can see it now“ spürt man den Drang nach Zukunft, nach Droge, nach der ersten Platte von Oasis.
von Archiv | 17.06.2005
Süß und hinterlistig – so lautet die deutsche Übersetzung des zweiten Albums des neuen Sterns am finnischen Rockhimmel – Negative. Unschuldig sehen sie aus, mit ihrem Glitter Make-Up, das wehmütig an fast vergessene Glamrock-Zeiten erinnert. Doch mit Mitte zwanzig haben die fünf Finnen schon so einiges erlebt. Die Band, bestehend aus Jonne (Gesang), Larry (Gitarre), Sir Christus (Gitarre), Jay (Schlagzeug) und Snack (Keyboard), fand sich schon 1997 zusammen, eine Zeit in der noch einige ihrer Idole Glanzzeiten hatten. So lassen sich Einflüsse von Guns’n’Roses oder Mörtley Crue einfach nicht überhören. Negative vereinen gleich mehr als 3 Jahrzehnte in ihrer Musik. Sie mischen, nicht nur äußerlich Glamrock der 70-er mit dem Hairmetal der 80-er und kombinieren geschickt den melancholischen Düsterrock, á la Ville Valo, der 90-er Jahre dazu. Das Endprodukt kann sich auf jeden Fall sehen und hören lassen und so ist es kein Wunder, dass die Jungs von Negative in ihrer Heimat längst kein Geheimtipp mehr sind. Das Album beginnt zwar mit einem eher ruhigen Intro doch schon die beiden folgenden Songs „Frozen To Lose It All“ und „The Moment Of Our Love“ zeigen den Weg des Albums. Sehr glatt produzierter Rock voller Kraft und Leidenschaft zieht den Hörer mit eingängigen Melodien in seinen Bann. Wer also auch meint, eine Hairmetal-Retrophase ist längst überfällig und hat mit The Darkness nur angefangen, hat hier neues Material mit Suchtfaktor. Also kaufen, kaufen, damit Negative auch in Deutschland bald als Headliner unterwegs sein können.
Geschrieben von Delia Holm