Weltraumwetter unter Beobachtung

Elektronikpannen, Unterbrechungen im Nachrichten- und Navigationsbereich, Stromausfälle und Störungen im Bahnverkehr – wer oder was ist dafür verantwortlich? Eine mögliche Antwort: das Weltraumwetter. Greifswalder Wissenschaftler wollen das Phänomen dieses Weltraumwetters mit Hilfe eines neuen Teleskops beobachten und auswerten.

Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres hat sich die europäische Weltraumorganisation ESA entschieden, das erste Weltraumwetter-Teleskop in Europa zur Erforschung von Sonnenstürmen am Physikalischen Institut der Universität Greifswalds zu installieren. Zwar beschäftigt sich die „WeltraumWetterWarte“ (www) Greifswald bereits seit September 2001 mit der Analyse von Sonnenstürmen, doch wird die Arbeit, so versichert der wissenschaftliche Leiter des MuSTAnG-Projektes Dr. Frank Jansen, „durch das Einsetzen des Muon Spaceweather Telescope for Anisotropy at Greifswald, kurz MuSTAnG, eine neue Qualität erreichen“.
Das Weltraumwetter wird durch die Strahlung und atomare Teilchen von der Sonne sowie von Sternen verursacht. Die Sonne stößt Sonnenwinde und Plasmawolken, die gigantische Ausmaße annehmen können, aus und beeinflusst damit technische Systeme sowie menschliches Leben. Doch wann und wie treffen die hochenergetischen, kosmischen Teilchen auf die Erde? Diese Frage ließ sich bisher nur unzureichend beantworten, denn Satelliten, wie der ESA/NASA-Satellit SOHO, können die Bewegung dieser unsichtbaren Strahlen im All nur eingeschränkt sehen. Mit dem „MuSTAnG“ hingegen soll es schon bald möglich sein, die Plasmawolken sowie die kosmische Strahlung zu messen und vorherzusagen, wann und wie sie sich auf die Erde auswirkt. „Ziel ist es, das Weltraumwetter rund um die Erde kontinuierlich zu beobachten, zu analysieren und so die Ankunft der Plasmawolken an der Erde bis zu 24 Stunden im voraus zu bestimmen“, erklärt Dr. Frank Jansen. Seit Januar 2005 wird der Bau des Weltraumwetter-Teleskops, finanziert durch die ESA, vorbereitet. Entsprechende Hard- und Software sowie Elektronik mussten ausgewählt und entwickelt werden. Gegenwärtig beginnen die Aufbauarbeiten. Im Sommer 2006 soll das etwa zwei mal zwei Meter große, circa zwei Meter hohe und 3,3 Tonnen schwere Teleskop erste Daten liefern. Dr. Frank Jansen betont, dass das „Greifswalder Teleskop, dessen Beobachtungsfeld vom Ural bis zur amerikanischen Ostküste reicht, Mitglied eines globalen Netzwerkes von Myon-Teleskopen sein wird“. In Australien, Japan und Brasilien stehen bereits MuSTAnG-ähnliche Apparaturen, wobei Greifswald als Ort des in Europa einzigen Weltraumwetter-Teleskops zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen wird.

Geschrieben von Grit Preibisch

Eine süße Italienerin

Kurzgeschichte

Oh ja, wir hatten Spaß. Jeden Tag. Auch heute, bis: „Marie, wo ist das Nutella-glas?“ Es war Felicitas, die mich so überfiel. „Nutella? Glas? Wie?“ „Ja, genau! Sag mal!“ Das war nun Judith.
Nutella ist eine sehr gute, sehr fette Schokocreme aus dem sonnigen Italien. Da ist nichts dabei, außer dass man dick von dem Zeug wird und ihr werdet euch sicherlich wundern, wenn ich nun erzähle, dass mir damals mit einem Schlag heiß wurde und meine Stimme sehr leise. Wurde ich rot? Auf jeden Fall konnte ich den Anderen nicht mehr ins Gesicht sehen. Wie sie da saßen und mich erwartungsvoll anstarrten.
„Ich… weiß auch nicht. Warum?“ „Doch, tust du.“ Meine Güte, vier gegen eine, das war nicht fair. Sie waren fordernd, durchbohrten mich regelrecht mit ihren Blicken. „Ich hab es nicht.“ Feindliches, verächtliches Murren. Mann, was sollte das?
Aber dann schienen sie ihre Taktik zu ändern, denn Judith setzte nun eine verständnisvolle Miene auf: „Wenn du das Glas mit zur Arbeit genommen hast, ist das nicht schlimm. Bring es nur wieder mit. Bitte!“
So, das reichte! Ich sammelte alle meine Kräfte, holte tief Luft und setzte mich aufrecht hin. „Nein, ich hab es nicht mit zur Arbeit genommen. Ich hab`s weggeschmissen.“
Allgemeines Lachen. „Guter Versuch, Marie, gib`s doch halt zu!“ „Als ob du Schokolade wegschmeißen würdest.“ Meine Güte, wir lebten nun schon so lange zusammen und sie hielten mich nicht nur für eine Diebin und Egoistin, sondern auch für eine Lügnerin.
Ich musste mich noch dreimal wiederholen, bis ich ernstgenommen wurde. „Ich hab‘s doch auch für Euch getan, denkt an eure Figuren!“ „Oh nein, Marie! Du, du kannst doch nicht einfach so Schokolade wegschmeißen.“ Das war Fee, die das nun stotterte. „Dann bitte hol sie wieder raus.“
Ich wurde immer leiser. Da redeten diese Mädels von Diäten und fehlender Disziplin und jetzt machten sie so einen Aufstand wegen um die Ecke gebrachter 750 Gramm Schokocreme, von denen ich zugegebenermaßen ohnehin schon vorher mindestens 400 Gramm gegessen hatte.
„Es geht nicht, ich hab‘s getrennt! Nutella und Glas in den Restmüll, Plastikdeckel in den Plastikmüll.“ Ja, soviel zu meinem Umweltbewusstsein, aber das nur am Rande, denn ich hatte nun vor mir eine furchtbar entsetzte Runde sitzen, die es irgendwie wieder zu beruhigen galt.
Agi, Fee, Judith, Barbara. Sie alle starrten mich an, als hätte ich ihnen erklärt, die Welt sei untergegangen und nicht nur das, alle Läden um uns herum hätten mindestens die nächsten drei Tage geschlossen und der Winterschlussverkauf sei sowieso abgeschafft worden. Meine Verlegenheit wandelte sich nun in Mitleid um und ich hatte plötzlich das Gefühl, ihnen vielleicht doch erklären zu müssen, was und warum da so etwas Unbegreifliches geschehen war.
Dass ich letzte Woche endlich meine heißersehnte Reise gemacht hatte, wussten sie ja. Aber was dort vorgefallen war und wie es seitdem in meinem Inneren aussah, hatte ich ihnen nicht erzählt.
Nun packte ich aus: Es war entsetzlich gewesen. Essen, Essen, Essen überall und immer, egal ob Morgens, Halbmittags, Mittags, Nachmittags oder Abends. Eine Woche lang. Ich konnte am Ende nicht mehr, weil ich mich einfach nicht hatte zurückhalten können und so war ich eines Nachts mit furchtbar schlechtem Gewissen wieder nach Hause gekommen mit Plänen im Kopf für einen kommenden gaaaanz enthaltsamen Lebensstil.
Aber anstatt nun sofort ins Bett zu fallen und mich auf die kommende schwere Zeit vorzubereiten, stolperte ich schnurstracks in die Küche. Praktisch durch magische Anziehung. Intuition eines ohnehin schon wandelnden Kühlschrankes.
Nur so, um mal zu schauen, ob sich etwas während meiner Abwesenheit verändert hatte.
Ich glaubte natürlich nicht daran, aber als ich die Türschwelle überschritten hatte, da sah ich sie. Groß, formvollendet, braun wie alle Italienerinnen. Mit einem Traumgewicht von 750 Gramm und fast voll!
Ja, woher wusste ich das? Genau, ich hatte meine Hände nicht mehr unter Kontrolle, fingerte an ihr herum. Aber so ging das nicht. Pfui, das war ja unanständig, so mit den Fingern in ihr. Ich brauchte einen Löffel! Und dann war es um uns geschehen. Wir in der Küche, die ganze Nacht vor uns. Ich war wie im Rausch.
Es dauerte lange und als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, wieder von ihr abließ, war es da: das schlechte Gewissen. Mit diesem und meinem Schokobauch kugelte ich mich nun in mein Bett. Jetzt ärgerte ich mich. Das gab es doch gar nicht. Wie konnte ich nur?
„Das machst du jetzt nicht mehr, Marie! Lass die Anderen das Glas leeren und dick werden.“ Lange lag ich wach und organisierte: morgen Äpfel und Paprika. Übermorgen dann Karotten und am Montag vielleicht auch schon wieder Knäckebrot. Denkste. Am nächsten Tag ging es ebenso weiter, wie es aufgehört hatte: Nutella- Löffel-Rausch
So ging das nicht weiter!
Nicht nur ich, alle WG-Grazien klagten über ihre Figur und zu viel Nahrung in der Bude, dass sie nichts dagegen machen könnten und immer am Essen seien. Also schmiedete ich einen Plan …
Am nächsten Morgen musste ich früh aus dem Haus. Alle schliefen noch.
Bevor ich jedoch die Wohnung verließ, ging ich noch einmal zum Tatort zurück.Ich visierte, packte und nahm sie mit nach unten, wo ich sie, nachdem ich ihren Plastikdeckel abgeschraubt hatte, in den Restmüll warf. Der Deckel landete sodann in der gelben Tonne. Wir waren fünf Personen zu Hause. Jeder hätte es gewesen sein können, hätte ich es geschafft zu leugnen.
Am nächsten Tag habe ich dann ein neues 750-Gramm-Glas gekauft. Für teure 4,95 Euro. Aber ein letztes Mal noch verteidigte ich meine Aktion. Mein Edding half mir dabei: „dick!“, „Bikini?“, „Nana“, „Schwanger“.
So ein Riesenglas hatte doch eine große Schreibfläche zu bieten und meine kleinen Drohungen wirkten: Jedenfalls wurde das originalverschlossene Glas lange Zeit nicht angerührt, bis, ja bis ich nicht mehr konnte und es anbrach.

Geschrieben von Uta-Caecilia Nabert

Croy-Teppich fasziniert Kunstliebhaber

Ein schwarzer Vorhang öffnet sich und der Besucher des Pommerschen Landesmuseums gelangt in einen abgedunkelten und voll klimatisierten Raum. Was gibt es hier zu entdecken? Welches Kunstwerk verbirgt sich in dem Dunkel des Raumes? Die Antwort ist schnell gefunden. Der Croy-Teppich, der mit seinen imposanten Maßen von 4,46 m x 6,90 m eine Wand des Raumes einnimmt, zieht alle Blicke auf sich.

Seit der Neueröffnung des Pommerschen Landesmuseums am 6. Juni 2005 wird dieser gold- und silberdurchwirkte Behang, der zu den wertvollsten Stücken aus dem Kunstbesitz der Universität Greifswald zählt, dauerhaft ausgestellt. Im Auftrag des Herzogs Philipp I. von Pommern-Wolgast (1515-1560) wurde der Teppich 1554 von dem niederländischen Künstler Peter Heyman in Stettin geschaffen. Darauf dargestellt ist die Trauung Philipps mit Maria von Sachsen-Wittenberg in Torgau 1536, vollzogen von Martin Luther. Neben dem wohl bekanntesten Reformator sind auch Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen sowie Angehörige des sächsisch-ernestinischen und des pommerschen Fürstenhauses in das textile Gewebe eingewirkt. Der Behang ist zunächst von 1554 bis 1625 im Schloss zu Wolgast auf der Schlossinsel aufbewahrt worden und gelangte schließlich über Stettin und Stolp/Hinterpommern 1648 in den Besitz der Universität Greifswald. Ernst Bogislaw von Croy, der Neffe des letzten Pommernherzogs, hatte der Universität den wertvollen Teppich testamentarisch übereignet. Verknüpft mit der Stiftung war die Bestimmung, künftig alle 10 Jahre eine Gedenkfeier für seine verstorbene Mutter Anna von Croy abzuhalten. Entsprechend diesem Vermächtnis wurde der Teppich lange Zeit äußerst selten, meist anlässlich der Croy-Feste, gezeigt. 1710 konnte erstmals eine Croy-Feier nach den Vorstellungen des Stifters ausgerichtet werden. Von da an ehrte die Universität durch diesen Festakt regelmäßig alle zehn Jahre das Andenken nicht nur der letzten Nachkommen, sondern auch bald das gesamten pommerschen Fürstenhauses als Wohltäter der Universität. 1940, nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, fiel die Croy-Feier erstmals aus und konnte durch eine kriegsbedingte Auslagerung des Teppichs in den folgenden 50 Jahren nicht wieder aufgenommen werden. Erst 1992 wurde wieder ein Croy-Fest gefeiert und damit eine alte Tradition der Greifswalder Universität neu belebt. Die meiste Zeit aber blieb der Teppich, eingerollt in einer Holzlade, der Öffentlichkeit unzugänglich. Nun jedoch hat das Kunstwerk einen dauerhaften Platz im Pommerschen Landesmuseum gefunden. Hinter einer Glasvitrine, auf geneigter Ebene und mit Klettverschlüssen befestigt lässt sich der Teppich in voller Pracht bewundern.
Im Jubiläumsjahr der Universität wird am 7. Juli 2006 im Anschluss an die feierliche Vergabe der akademischen Grade und in Andenken an den Stifter Ernst Bogislaw von Croy wieder ein Croy-Fest stattfinden. Ort der Gedenkfeier, zu dem Gäste der Universität wie auch Greifswalder Studenten eingeladen sind, wird das Pommersche Landesmuseum sein.

Geschrieben von Grit Preibisch

Arvids Kolumne: „Und da stehen sie wieder“

Die legendarische Genese einer Idee

„Mahlzeit!“ – „Mahlzeit. Wasser oder Sprite?“ – „Sprite. Danke.“ – „Bitte.“
„Servietten sind nicht mehr.“ – „OK. Kann man nichts machen.“
„Vorsicht!“ – „Oh! ’Schuldigung!“ – „Macht nichts.“ „Na, da ist er ja endlich.“ – „Das ist wirklich ein echter Kampf da durchzukommen.“ – „Ich will mal nicht so sein. Mein Rucksack kann ja auch unten stehen.“ – „Danke. Sehr großzügig! – Ach, endlich sitzen.“
„Das sieht ja mal wieder ziemlich einheitlich aus.“ – „Na was willst du sonst nehmen?“ – „Stimmt. An Ausgabe vier hätte ich mich auch nicht angestellt. Der Milchreis ist eigentlich ganz lecker, aber da wird man ja auch nicht satt.“ – „Man kann ja auch eine Schüssel nehmen.“
„Ist euch schon aufgefallen, dass die in letzter Zeit immer weniger Beilagen draufpacken?“ – „Ja, genau. Die Pommes scheinen sie wirklich schon abzuzählen und durch das Püree konnte man gestern auch den Teller sehen.“ – „Ja, ja. Überall muss gespart werden. Jetzt auch schon beim Essen.“
„Apropos sparen. Gestern war ja wieder so eine Senatssitzung. Da haben sie im Vorfeld wieder ordentlich demonstriert.“ – „Und du wieder mittendrin, oder was?“ – „Na ihr wolltet ja nicht mitkommen.“ – „Das ist doch alles nur Pillepalle. Solange ihr nicht anfangt, Mülltonnen anzuzünden und Autos umzuwerfen, brauche ich auch nicht mitzumachen.“ – „Oha! Das ist ein bisschen sehr krass.“ – „Wieso? Denkst du, die Politiker schauen sich ernsthaft irgendwelche Transparente und Pappschilder an? Und auch die Leute selber werden bestimmt bald keinen Bock mehr haben, sich mit Trillerpfeifen irgendwo hinzustellen.“
„Aber das ist ja genau das Ding. Natürlich wollen die Politiker die Demo-Leute nicht sehen. Deswegen ist es ja gerade wichtig, sie weiter zu nerven.“ – „Aber wenn man jemandem zu sehr auf den Geist geht, kann sich das auch negativ auswirken. Ich glaube, das bringt alles nichts.“ – „Ja, ich glaube auch. Wir sollten die „große Fächervielfalt“ nutzen, solange wir sie noch haben. Die ganzen Pläne gehen uns doch eigentlich eh‘ nichts mehr an.“ – „Oh, der alte Mann meldet sich auch mal zu Wort!“ – „Na, wer muss denn hier noch seine Scheine zusammenkriegen?“
„Moment mal! Wegen der großen Fächervielfalt. Vielleicht müssen wir den Spieß einfach umdrehen!“ – „Hä?“ – „Ich meine eine ‚Positiv-Kampagne’.“ – „Was für eine Kampagne?“ – „Vielleicht sollten wir nicht immer nur meckern, sondern den Leuten zeigen, was die Uni momentan alles zu bieten hat.“ – „Und wie willst du das machen? Willst du ein Foto in die Lange Straße hängen und drunter schreiben: ‚Ich studiere Ukrainistik, weil es das nur hier gibt.’?“
„Na wieso nicht? Man müsste vielleicht versuchen, ein breites Spektrum an Personen zu portraitieren, möglichst großformatig und vor allem in Farbe.“
„Also mich erinnert das irgendwie an diese komische ‚Du-bist-Deutschland’-Sache.“ – „Ja genau. Da machen doch auch irgendwelche Klofrauen und Arbeiter genauso wie der Günther Jauch mit.“ – „Ja. ‚Du bist die Hand. Du bist 82 Millionen.’ Ganz toll. Wer sich das ausgedacht hat.“ – „Neulich habe ich gesehen: ‚Du bist das Huhn’.“ – „Ja, ja, ‚Huhn, Huhn, Runkel, Huhn … Hör zu, Runkel, leih mir deine Zange…“
„Helge ist schon ’n Chef – aber mal im Ernst. Vom Prinzip her ist die Sache schon in Ordnung – ‚und was die können, können wir schon lange’. Wir müssen dem Abstraktum der Lehrstühle und Institute ein ‚Gesicht’ geben!“ – „Du meinst: ‚Ich bin der Professor Sowieso. Ich finde Greifswald soo toll. Bitte kürzt mich nicht weg!’?“
„Eigentlich meine ich genau das. Die Abstraktion und Verschleierung, die Rektor und Co. mit den Zahlen treiben, kann man so vielleicht aufbrechen. Wir brauchen ‚Ikonen’ die man dem Gegner schützend entgegenhalten kann.“ – „‚Ikonen’. Da spricht schon wieder der Kunsthistoriker.“ – „Ja, gut. Man denkt halt in solchen Kategorien.“ – „‚Die heilige Gottesmutter von Greifswald’“ – „Na du erst. Aber du kennst dich ja da in Russland besser aus als wir.“ – „Er hat recht. Genau solche ‚Galionsfiguren’ brauchen wir.“
„Es gibt doch genügend Leute, denen etwas daran liegen könnte, dass hier nicht alles den Bach runtergeht.“ – „Ja genau. Günther Grass kommt Hand in Hand mit der schwedischen Königin und sagt den Leuten: ‚Das ist aber gar nicht gut, was ihr hier macht!’“ – „Na warte mal ab, es ist ja noch ein halbes Jahr hin. ‚Man weiß nie was so passiert…’“
„So, nun sieh zu! Dein Essen wird kalt. – Wollen wir noch in die Cafeteria?“ – „Wieso nicht.“– „Ja. Ich beeile mich.“

Geschrieben von Arvid Hansmann

Quer durch Europa Teil I – In 17 Tagen quer durch Europa

Mit Campus Europae on tour

Es geht los!

In der Nacht des 24. September fuhren wir von Greifswald aus mit einem Mietwagen zum Flughafen Schönefeld in Berlin, flogen frühmorgens nach Maastricht und nahmen von da aus den Zug nach Luxemburg. Kompliziert, aber günstiger. Die „German Delegation“ erreichte den Treffpunkt Luxemburg am frühen Abend. In der Jugendherberge begrüsste uns Prof. Ehmann – Initiator und “General Secretary” der EUF.

Nils und ich teilen das Zimmer mit Jeremy und Maxime aus Frankreich. „Sie kommen von Deutschland?“, versucht es Jeremy und ich kläre ihn auf, dass es zwei Anredeformen gibt, Sie und Du, und bejahe die Frage. Mein Französisch hört sich vermutlich nicht besser an bei den Franzosen.
Während “Group one” bereits in den frühen Morgenstunden aufbricht, besuchen wir nach dem Frühstück die Kasematten in
Luxemburg – eine Höhlenansammlung unter der mittelalterlichen Altstadt, bevor auch wir mit Sack und Pack zum Bahnhof fahren und den Zug Richtung Nancy in Frankreich nehmen.
Dort werden wir von der Campus-Europae-Koordinatorin von Nancy empfangen und zur Jugendherberge gebracht. Es muss ein altes Nonnenkloster gewesen sein, denke ich mir und beziehe mein kleines Kämmerchen mit Jesuskreuz über meinem Bett. Anschließend geht es sofort weiter zum Dinner in eine Taverne in der Stadtmitte. Da der Abend noch jung ist und wir die schönen Abendstunden in Nancy nutzen wollen, machen wir in einem Irish Pub Halt und gehen anschließend in einen Club zum Abtanzen. Nach ein paar Gläsern Alkohol kommt dann auch zum ersten Mal die ultimative „Group two“ Hymne auf, nämlich „Schni, Schna, Schnappi“. Leider kennen weder Nils noch ich den vollständigen Text und so bleibt es beim einschlägigen Refrain „Schni, Schna, Schnappi, das kleine Krokodil“ in allen möglichen Dialekten.

Sauerkraut, Kultur pur und eine tolle Uni

Der nächste Tag geht gleich stressig los, auch wenn uns noch Restalkohol im Blut steckt. Bereits um 9 Uhr machen wir einen Rundgang durch die pharmazeutische Fakultät der „Université Henri Poincaré“ und staunen über die eindrucksvollen Glasmalereien an den Fenstern. Die Vorträge über die Universität und Campus Europae bestätigen den Eindruck, dass die Uni sehr aufgeschlossen gegenüber Austauschprogrammen ist – auch wenn das zurzeit nur für Studenten der Pharmazie gilt. Begeistert sind wir auch von Nancy, eine Stadt, die noch mit ihrer Vergangenheit verbunden ist und zum Weltkulturerbe zählt. Man kommt an Gebäuden im Rokokostil vorbei, an hellen Fassaden und imposanten Denkmälern. Die freie Zeit bis zum Dinner kommt uns sehr gelegen und wir machen uns auf die Suche nach einem Supermarkt. Denn eine Flasche Wasser mit Sprudel („Do you have water with sprinkles or bubbles?“) erweist sich als echte Rarität. Die Verständigung untereinander auf Englisch klappt schon sehr gut. Im Zweifelsfall hilft immer brav nicken und das Thema wechseln. Zum Abendbrot gibt es einen Berg Sauerkraut mit Würstchen und Kartoffeln – ein typisch elsässisches Gericht, das bei niemandem so richtig Begeisterung hervorruft.
Der Tag endet mit einer Pyjamaparty bei Alina aus Weißrussland. Glücklicherweise dürfen wir Frauen angekleidet bleiben, nur die Herren müssen im Schlafdress erscheinen. Zwei Stunden lang spielen wir „Mafia“ und hören uns fünfmal „Welcome to my country“, die inoffizielle Hymne aus Lettland, an. Rituale bilden sich aus, bei denen so mancher Partner daheim eifersüchtig werden könnte.

Weiter geht‘s nach Portugal!

Am frühen Morgen nehmen wir Abschied vom sonnigen Nancy und fahren mit dem Zug weiter nach Brüssel. Auf der Zugfahrt erzählt Jeremy aus Frankreich von der Ablehnung der EU-Verfassung und von Asterix und Obelix, auf die die Franzosen sehr stolz sind. Ich lerne, dass bei den Galliern alle Ortsnamen auf „omme“ enden und nach römischen Siedlungen benannt wurden. Und Natasa aus Serbien, Zach aus Portugal und Jeremy wollen mir ernsthaft weismachen, dass die deutsche Sprache einen schönen Klang hat, aber verdammt schwer zu lernen sei. Da helfen auch keine vier Jahre Schuldeutsch, um zu verstehen, warum es „das Haus“, „der Garten“ und „die Sonne“ heißt. In Brüssel spielt das Wetter nicht mehr mit. Wir suchen uns einen Griechen und futtern Döner und Fallafel. Den Manneken Pis gucken wir uns noch an, der Rest an Kultur ist uns bei diesem Wetter egal.
Der Flug von Brüssel nach Lissabon ist auf unserer Tour die weiteste Entfernung in Richtung Westen. Unglaublich, dass wir fast an jedem zweiten Tag an einem anderen Ort sind. Jeder wird sich über die Einmaligkeit dieser Tour bewusst.
Die Gruppe wächst zusammen und alle spüren diese Verbindung. 26 Studenten aus 14 Ländern – das ist EU in der Praxis.

Warum wir alle zu Zombies werden, was es bedeutet, wenn Zach „Kissingtime“ ruft und wie eine Saunaparty in Riga aussieht, das erfahrt ihr im nächsten moritz!

Geschrieben von Katarina Sass