Premiere verschoben
Kurzfristig musste das Theater Vorpommern Udo Zimmermanns ?Weiße Rose? am 30. April abgesagen und auf den 8. Mai verlegen.
(TVP) 18. Februar 1943: Die Geschwister Hans und Sophie Scholl werden bei dem Versuch, antifaschistische Flugblätter im Lichthof der Münchner Universität abzuwerfen, festgenommen. Vier Tage später verurteilt sie der Volksgerichtshof wegen „Hochverrats und Feindbegünstigung“ zum Tod. Noch am selben Tag wird das Urteil vollstreckt. Die studentische Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der die Geschwister Scholl federführend angehörten, wird zerschlagen.
Die Kammeroper von Udo Zimmermann konzentriert Aktion und Scheitern der „Weißen Rose“ auf die zwei Protagonisten Hans und Sophie Scholl. In der Stunde vor ihrer Hinrichtung werden die Geschwister sich über die Konsequenzen ihres Handelns klar. 16 assoziativ verbundene Szenen schildern episodisch die Empfindungen der beiden Verurteilten. In visionären Bildern werden Erinnerungen an das Fronterlebnis, die Angst beim Abtransport von Kindern und die letzte Begegnung mit den Eltern heraufbeschworen. Ihrer Todesangst begegnen die Geschwister mit Zweifeln und Hoffnungen, bis beide das Urteil und den Tod akzeptieren.
Der 1943 in Dresden geborene Udo Zimmermann bedient sich in seiner Musik gleichermaßen des zeitgenössischen wie traditionellen Vokabulars. Die so entstehende, von Zitaten durchsetzte, persönliche Klangsprache verleiht diesem „Stück gegen Gleichgültigkeit“ eine enorme suggestive Kraft. Das Libretto von Wolfgang Willaschek basiert auf Brief- und Tagebuchzitaten der Geschwister Scholl sowie auf Texten von Tadeusz Rozewicz, Franz Fühmann, Dietrich Bonhoeffer und Reinhold Schneider. Willaschek montiert die Gedankensplitter zu Texten, deren hochexpressionistisch formulierte Lamenti, Appelle, Fragen und Reflexionen dem Stück eine ungeahnte textliche Dichte verleihen. Nach ihrer Uraufführung in der Hamburger Opera stabile 1985 avancierte die „Weiße Rose“ innerhalb kürzester Zeit zu einer der meistgespielten und erfolgreichsten deutschen Nachkriegsopern.