Erinnerungen an „Herzblatt“
Die Vorstellung der Greifswalder Direktkandidaten blieb ohne Sieger
„Das Duell der Direktkandidaten“ – Unter diesen Slogan veranstalteten der AStA und der Debattierclub am 7. Juni eine Podiumsdiskussion mit den Greifswalder Direktkandidaten. 60 Zuhörer folgten der Einladung, um die politischen Vorstellungen von Erwin Sellering (SPD), Ulrich Rose (B90/Grüne), Sebastian Ratjen (FDP), Egbert Liskow (CDU) und Mignon Schwenke (Linkspartei) zu allen Themen rund um die Universität zu hören.
Sie erlebten eine Veranstaltung, die an manchen Stellen an „Herzblatt“ erinnerte. So erfuhren sie, dass Sebastian Ratjen (FDP), anders als Dr. Mignon Schwenke (Linkspartei), nicht in einer Plattenbauwohnung wohnt, jedoch häufiger in einer solchen übernachtet. Erwin Sellering (SPD) betonte, dass Mecklenburg-Vorpommern weniger Juristen brauche. Das brachte Jura-Student und Moderator Matthias Bartsch zu der Frage, ob denn wenigstens die anderen Kandidaten ihn noch im Lande haben wollen. Dr. Ulrich Rose, der für die Grünen antritt, betonte stets, dass es leider keine rot-grünen Gemeinsamkeiten mehr gebe, was er selbst als „running gag“ bezeichnete.
Inhaltlich wurden drei Themenblöcke bearbeitet. Im sozialen Bereich herrschte Einigkeit, dass Greifswald eine neue Mensa braucht. Bei der Frage, wie die Arbeitslosigkeit bekämpft werden könne, betonten alle die Bedeutung der Universität. Dabei verkaufte sich Sebastian Ratjen als Existenzgründer, der zwei Arbeitslose und einen Hartz IV-Empfänger in Lohn und Brot gebracht hat. Er riet allen Politikern, diesem Beispiel zu folgen und nicht immer nur Solidarität zu fordern. Ferner forderte er eine stärkere Entbürokratisierung, wofür er von Erwin Sellering kritisiert wurde. Sellering verwies darauf, dass das Land viele Vorschriften abgeschafft habe und dass der größte Gegner von Entbürokratisierung die Wirtschaft selbst sei.
Zuletzt wurde über die Zukunft der Universität debattiert. Sellering betonte, dass die Universität ihre Spitzenposition verteidigen müsse, wofür die jährliche Steigerung des Universitätshaushaltes um 1,5 Prozent eine gute Grundlage sei. Mehr Geld könne das Land aber wegen des sinkenden Haushaltes nicht zur Verfügung stellen. Der anwesende PDS-Landtagsabgeordnete Gerhard Bartels wies Sellering jedoch gleich darauf hin, dass wegen der jährlichen Preissteigerungen von rund 3 Prozent dies eine jährliche Kürzung von 1,5 Prozent sei. Wie man damit die Universität stärken könne, sei für ihn nicht erkennbar. Daraufhin kritisierte Sellering, dass Bartels wie Oskar Lafontaine aus der Verantwortung geflüchtet sei, wofür er Buhrufe von den Zuhörern erntete. Dagegen erklärten Ratjen, Rose und Liskow, dass sie die Mittelzuweisungen für die Hochschulen erhöhen wollen. Auch bei der Frage der Hochschulautonomie waren klare Unterschiede zwischen den Opposition- und Regierungsparteien erkennbar. Während Sellering und Schwenke die bestehende Gesetzeslage beibehalten wollen, erklärten die anderen Kandidaten, dass sie die Änderung des Landeshochschulgesetzes vom Januar 2006 zurücknehmen wollen.
Einen Sieger hatte die Diskussion nicht. Sellering konnte mit seinen rhetorischen Fähigkeiten punkten, wirkte bei den Fragen zur Universität aber nicht überzeugend. Bei Egbert Liskow war dies genau umgekehrt. Ratjen punktete zwar mit viel Fachwissen zur Universität, benahm sich jedoch zu häufig wie ein Komiker. Dr. Rose und Dr. Schwenke wirkten sehr sympathisch und bürgernah, Fachwissen über die Universität konnten sie leider nicht vorweisen.
Geschrieben von Simon Sieweke, hochschulpolitischer Referent des AStA