Vollversammlung war nicht beschlussfähig

In der Vollversammlung der Studierendenschaft am 17.01.2007 standen neben Informationen zu der hochschulpolitischen Lage in Mecklenburg-Vorpommern und zum neuen Kita-Projekt der Universität auch zwei Anträge der Studierendenschaft auf der Tagesordnung.

Eigentlich sollte in der gestrigen Vollversammlung der Antrag zu den Bewirtschaftungskosten der Universität im Vordergrund stehen. Ein klares Votum der Studierenden für diesen Antrag hätte dem Studierenden Parlament (StuPa) die nötige Rückendeckung verliehen, gegen die Maßnahmen des Rektorats vorzugehen. Für eine beschlussfähige Vollversammlung hätten jedoch fünf Prozent aller Studenten anwesend sein müssen, bei den derzeit ca. 11.000 Studenten also 550.
Da es zu jeder Vollversammlung schwierig ist Studenten zu mobilisieren, lockte das StuPa mit einem Freibier für jeden. Eine gute Aktion – wenn die Studenten davon gewusst hätten. So fanden sich nur ca. 60 Anwesende ein und auch die Powerpoint-Präsentation, die die nachfolgenden Ausführungen der StuPa-Präsidentin und der Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) unterstützen sollte, konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass der eigentliche Grund des Kommens – eine Beschlussfassung zu den hohen Bewirtschaftungskosten – nun hinfällig geworden war.

Trotz allem stellte AStA-Vorsitzender Alexander Gerberding den Antrag vor, der vor allem die Minderung des Personalkostenbudgets zu Gunsten der Bewirtschaftungskosten kritisiert. Laut Universitätsleitung sollen die Personalmittel um 1,2 Mio. Euro gekürzt werden, um die durch höhere Energiekosten und Mehrwertsteuererhöhung verursachte Mehrbelastung auszugleichen. „Wenn bei den Personalkosten 1,2 Mio. € eingespart werden sollen, entspricht das ca. 15 bis 20 Stellen pro Jahr. Das ist ein kleines Institut.“ machte Gerberding den Anwesenden eindringlich klar. Das fehlende Geld hätte auch aus den Rücklagen der Universität entnommen werden können, diese wurden jedoch für Bauvorhaben aufgewendet. Gerberding: „Die Universitätsleitung muss sich darüber klar werden, wo die Prioritäten liegen.“ Der vorgelegte Antrag macht deutlich, dass die Universitätsverwaltung es bis jetzt versäumt hat, Konzepte zu einer Senkung der Bewirtschaftungskosten zu erstellen. Trotzdem ließ das Rektorat verlauten, es sei davon überzeugt, alle Möglichkeiten, eine Senkung des Personalkostenbudgets zu verhindern, ausgenutzt zu haben. Von den Ausführungen des AStA-Vorsitzenden überzeugt, wurde der Antrag einstimmig und ohne Änderungsvorschläge von den Anwesenden unterstützt.

Als weiterer Punkt stand das Projekt einer neuen Kindertageseinrichtung (Kita) auf der Tagesordnung. Die Universität, das Studentenwerk und die Stadt Greifswald erstellen zurzeit ein Konzept, um Studierenden die Möglichkeit einer längeren Kinderbetreuung anbieten zu können. Im Gegensatz zu anderen Kitas soll dann montags bis freitags eine Betreuung von 6 bis 21 Uhr, samstags bis 16.30 Uhr möglich sein. Da allein wegen der zusätzlichen Stunden, die die Angestellten in der neuen Kita leisten müssen, ein Beutreuungsplatz wesentlich teurer als in anderen Einrichtungen sein wird, steht die Unterbringung des Kindes nicht jedem zur Verfügung. Eine Betreuung wird nur dann geleistet, wenn ein Bedarf für eine Betreuung über die üblichen Öffnungszeiten hinaus im Einzelfalle nachgewiesen werden kann. Auch mittelständische Unternehmen aus Greifswald haben bereits Interesse an diesem Projekt gezeigt und sind bereit zu investieren. Dass die begrenzten Plätze später vorrangig den zahlungskräftigen Unternehmensangestellten zur Verfügung stehen werden, ist jedoch nicht zu befürchten. Vielmehr versichert das Jugendamt Greifswald, dass die Plätze Studierenden gleichermaßen offen stehen – obwohl ihr zu zahlender Anteil in der Regel nach dem Kinderförderungsgesetz (KiföG) von der Stadt übernommen werden muss. Um eine Kostenfreistellung für Studenten auch für die neue Kita gewährleisten zu können, stellt die Stadt 1,6 Mio. Euro für nicht zahlungskräftige Eltern bereit.

Der hochschulpolitische Referent des AStA, Justus Richter, informierte anschließend die anwesenden Studenten über die derzeitige hochschulpolitische Lage in Mecklenburg-Vorpommern. Er wies darauf hin, dass die im September letzten Jahres gewählte Landesregierung, bestehend aus SPD und CDU, der Hochschulpolitik nicht den nötigen Stellenwert beimisst: „Es ist schon erstaunlich, dass in einem Land wie Mecklenburg-Vorpommern, welches stark auf die Studenten angewiesen ist, im 70 Seiten langen Koalitionsvertrag nur anderthalb Seiten zur Hochschulpolitik zu finden sind.“. Insbesondere würde eine klare und verbindliche Stellungnahme zu Studiengebühren fehlen. So heißt es zwar im Koalitionsvertrag, dass im Erststudium keine Studiengebühren erhoben werden sollen, es fehlt aber jegliche Aussage über eventuelle Verpflichtungen in einem Zweitstudium. Und auch die anschließende Formulierung „Die Entwicklung in anderen Bundesländern wird analysiert.“ lässt viele Fragen zu der zukünftigen Gestaltung der Universitätsfinanzierung offen. Der AStA-Referent schilderte seine persönliche Einschätzung: „Das ist schon eine sehr schwammige Formulierung. Ich befürchte, das die Ablehnung der Studiengebühren die Legislatur nicht überdauern könnte.“.

Bevor sich die Vollversammlung ihrem Ende neigte, berieten sich die Anwesenden noch über einen Antrag, der sich gegen die Schließung der Studiengänge Latinistik (B.A.), Gräzistik (B.A.) und Latein (Lehramt für Gymnasium) aussprach. Nach kurzer Diskussion stimmten bis auf sechs Enthaltungen alle diesem Antrag zu.

Auch wenn aufgrund der geringen Teilnehmerzahl die Vollversammlung keine Beschlüsse fassen konnte, so zeigen zumindest die einstimmige Unterstützung der Anträge durch die Anwesenden und der geringe Diskussionsbedarf deutlich, dass die Studierendenschaft die Arbeit und Ansichten des StuPas klar unterstützt.

Geschrieben von Kerstin Zuber

Mensa-Neubau: Rektor Westermann schließt Studierende aus

Die Mensa am Schießwall ist schon seit längerer Zeit stark überlastet. Um diesem Zustand abzuhelfen, soll eine neue größere Mensa am neuen Uni-Campus gebaut werden – jedoch ohne, dass studentische Vertreter angehört werden.

Die Greifswalder Universität wird bei angehenden Studierenden immer beliebter. Nicht nur das allseits anerkannte hohe Niveau der Lehre und die gute Ausstattung der Institute und Bibliotheken, sondern auch die fehlenden Studiengebühren in Mecklenburg-Vorpommern verleiten immer mehr Schulabgänger dazu, ihr Studium an der Ernst-Moritz-Arndt Universität zu beginnen. Besonders zur Zeit der Essensausgabe in der Mensa am Schießwall bemerkt man die stetig steigenden Studentenzahlen.

Um die Versorgung der Studenten weiterhin gewährleisten zu können, ist nun eine neue Mensa geplant. Diese soll später am neuen Uni-Campus (Berthold-Beitz-Platz) gegenüber der Universitätsbibliothek entstehen. An dem Projekt ist neben der Universität und dem Studentenwerk auch das ebenfalls am Berthold-Beitz-Platz liegende Greifswalder Klinikum beteiligt. Wann es zum Baubeginn kommen wird, ist noch unklar. Trotz einer Bedarfsanalyse des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die die Notwendigkeit einer größeren Mensa in Greifswald unterstreicht, ist in den Zielvereinbarungen für das Jahr 2011 zwischen der Greifswalder Universität und dem Land Mecklenburg-Vorpommern ein Mensa-Neubau nicht vorgesehen. Ein Baubeginn vor 2011 ist also unwahrscheinlich.

Ein Unsicherheitsfaktor ist vor allem die Finanzierung des 16,5 Millionen Euro teuren Projektes, da das Studentenwerk nur wenig finanzielle Möglichkeiten hat, sich zu beteiligen. Universität und Klinikum alleine können sich ein Bauvorhaben dieser Größe nicht leisten. Deswegen wird nun über eine „private-public-partnership“-Lösung nachgedacht, also die Miteinbeziehung eines privaten Investors in das Projekt. Jedoch würde ein privater Investor die Catering-Aufgaben der Mensa übernehmen und damit das Studentenwerk aus der Mensa verdrängen. Obwohl sich Universitätsrektor Westermann klar für eine Einbeziehung des Studentenwerkes ausspricht, schließt er dennoch eine Entscheidung für einen privaten Investor nicht aus.

Und gerade in diesem Punkt sieht der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ein Problem. „Das Essen, das uns das Studentenwerk täglich serviert, wird vom Land subventioniert“, erklärt der AStA-Referent für Soziales, Alexander Schulz-Klingauf, „diese Subventionen würden bei einem privaten Investor wegfallen. Die Befürchtung des AStA ist jetzt, dass sich das Essen in der neuen Mensa überproportional verteuert.“

Eine Befürchtung, die kaum Gehör findet. Denn obwohl Studenten später den Großteil der Mensa-Nutzer ausmachen werden, weigert sich Rektor Westermann beharrlich, studentische Vertreter an den Gremiumssitzungen zum Mensa-Neubau teilnehmen zu lassen. Zugelassen sind nur Vertreter der Universität, des Klinikums und des Studentenwerkes.

Die Leiterin des Studentenwerkes, Frau Abel, arbeitet eng mit dem AStA zusammen und hat den Zustand fehlender studentischer Vertreter bei der letzten Gremiumssitzung am 09. Januar 2007 bereits moniert. Sie konnte sich nach eigenen Aussagen jedoch kaum Gehör verschaffen. Die Studenten sollen bei den nun anstehenden Entscheidungen außen vor gelassen werden.

Zu den wichtigen Entscheidungen, die momentan ohne studentische Interessenvertretung entschieden werden, gehört neben der Finanzierung auch die Art der Bewirtschaftung der Mensen. Zur Disposition steht zum Beispiel, ob die Mensa am Schießwall zur Zweigstelle werden soll, in der nicht mehr gekocht, sondern das Essen nur von der neuen Mensa aus angeliefert wird. In der neuen Mensa soll für die Studenten nach bisherigen Planungen wieder ein „cook & serve“-Angebot bestehen, so wie es jetzt in der Mensa am Schießwall der Fall ist. Neben Studenten sollen dann auch Angestellte des Klinikums dort regelmäßig essen können. Die neue Mensa soll darüber hinaus Essen für die Patienten der gegenüber liegenden Klinik bereitstellen, welches dann schock gefroren und per Roboter unterirdisch in die Klinik gebracht wird („cook & freeze“). Im Klinikum selbst wird das Essen dann nur noch für die Patienten erwärmt.

Obwohl eine Artikulation studentischer Bedürfnisse zur genauen Ausgestaltung des Mensa-Projektes nach Vorstellung von Rektor Westermann momentan nicht vorgesehen ist, schließt er eine inhaltliche Beteiligung von Studentenvertretern zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus. AStA-Referent Schulz-Klingauf sieht das kritisch: „So eine Aussage haben wir schon bei unserem KITA-Projekt erlebt. Die Studenten werden vom Rektor zuerst von allen wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen. Später dürfen sie dann zu unwichtigeren Fragen Stellung nehmen und sollen sich dafür unter Umständen finanziell an dem Projekt beteiligen. Ich fürchte, dass es bei der neuen Mensa ähnlich laufen könnte“.

Viele Möglichkeiten, gegen dieses Vorgehen des Rektors zu intervenieren, haben die Studenten nicht. Zwar wird im Moment erwogen, im Senat eine Petition für eine Beteiligung von studentischen Vertretern im Beschlussgremium des Mensa-Neubaus zur Abstimmung zu stellen. Doch selbst bei Unterstützung der Petition durch den Senat würde es an der momentanen Lage nicht viel ändern, da Rektor Westermann an Empfehlungen des Senats nicht gebunden ist und als Einladender zu dem Beschlussgremium des Mensa-Neubaus allein entscheiden kann, welche Vertreter beteiligt werden sollen.

Bei der Vollversammlung der Studierenden am Mittwoch, 17. Januar 2007, um 20 Uhr in der Mensa, wird der AStA-Referent für Soziales, Alexander Schulz-Klingauf, alle Studierenden über den momentanen Stand in der Diskussion um den Mensa-Neubau informieren und anschließend für Fragen bereit stehen.

Geschrieben von Kerstin Zuber

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