Werkschau-CDFIMit zahlreichen Protestaktionen versuchen Studierende des Caspar-David-Friedrich-Instituts (CDFI) derzeit abzuwenden, was womöglich nicht mehr zu verhindern ist. Am Ende dieses Wintersemesters geht Professor Ulrich Puritz, Lehrstuhlinhaber für Theorie und Praxis der Bildenden Kunst, in den Ruhestand. Seine Stelle wird voraussichtlich nicht mehr neu besetzt, obwohl das Bewerbungsverfahren weit fortgeschritten sein soll.

Es soll drei Kandidaten in der engeren Auswahl geben, allerdings ist laut dem Fachschaftsrat (FSR) Kunst nun zu befürchten, dass die Stelle nur noch über kurzzeitige Vertretungen aufrechterhalten wird. „Davon sind unmittelbar auch die MitarbeiterInnen des Lehrstuhls und die angeschlossenen Werkstätten betroffen. Eine solche Lösung ist für die Studierendenschaft nicht akzeptabel“, heißt es dazu in einer Resolution, die auf einer Vollversammlung der Kunststudierenden am 22. Januar verabschiedet wurde.

Mit 76 anwesenden Studenten der Bildenen Kunst und Kunstgeschichte war die Vollversammlung beschlussfähig. Außerdem nahmen auch das Dekanat der Philosophischen Fakultät und weitere Hochschulpolitiker teil.

Mit 76 anwesenden Studenten der Bildenen Kunst und Kunstgeschichte war die Vollversammlung beschlussfähig. Außerdem nahmen auch das Dekanat der Philosophischen Fakultät und weitere Hochschulpolitiker teil.

Konkretes Ziel ist es, auf eine Vertretung zu verzichten und den Lehrstuhl durch die Neubesetzung der Professur zum Sommersemester 2014 zu erhalten. Weiterhin soll das CDFI in seiner aktuellen Struktur erhalten werden, für den Bereich Bildende Kunst solle eine angemessene Kapazitätsberechnung stattfinden. Wie FSR-Mitglied Jan Krause gegenüber moritzTV erklärte, liege laut der Rektorin Hannelore Weber der Hauptgrund für den Wegfall der Professur darin, das es zu geringe Einschreibungszahlen gäbe und das Institut nicht ausgelastet sei.

Laut dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Professor Alexander Wöll sollte ursprünglich Professor Andres Pehnke, Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik, nach Rostock versetzt werden, was aber kurzfristig doch nicht stattfand. Da im Stellenplan der Fakultät nur eine bestimmte Zahl an Professuren festgelegt worden sei, musste kurzfristig woanders gestrichen werden. Somit traf es die Kunst, denn dort ging ohnehin ein Professor in den Ruhestand. „Es ist alles bis aufs Äußerste runtergekürzt, wir stehen mit dem Rücken zur Wand“ beschrieb der Dekan die „desaströse Lage“ seiner Fakultät. Man könne nicht aus eigener Kraft die Stelle finanzieren.

Ulrich Puritz

Ulrich Puritz

Stellenwegfall schon länger geplant

Als mögliche Übergangslösung wurde auf der Vollversammlung die Schaffung einer sogenannten „Leerstelle“ diskutiert. Dies wäre eine Zusage, außerplanmäßig einen weiteren Professor zu bezahlen und könne von der Universitätsleitung beim Bildungsministerium beantragt werden. Dieser Idee konnte Rektorin Weber auf webMoritz-Nachfrage allerdings nicht viel abgewinnen. Laut einem Strukturbeschluss des Fakultätsrates sei es ohnehin schon beschlossene Sache, dass im Institut von derzeit drei auf zwei Professuren gestrichen wird.

„Für den Lehrstuhl ist eine ganz besondere Mischqualifikation nötig“, erklärte Puritz auf der Vollversammlung. „Eine Vertretung kann das nicht leisten, damit geht der ganze Laden den Bach runter.“ Nur eine richtige Besetzung könne für Kontinuität sorgen, meinte auch der Präsident des Studierendenparlamentes Milos Rodatos, der auch im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät sitzt und das CDFI als Alleinstellungsmerkmal der Universität bezeichnete. „In diesem Jahr wird der 240. Geburtstag von Caspar David Friedrich gefeiert. Es kann einfach nicht sein, dass in genau dieser Situation gestrichen wird.“ Da die Professur von Felix Müller, Lehrstuhlinhaber für Angewandte Kunst, befristet ist und 2016 auslaufen wird, sah der studentische Senator Erik von Malottki düstere Zeiten aufziehen: „Dann werden wir nur noch über eine Institutsschließung reden.“ In ungefähr vier Jahren wird Michael Soltau, Inhaber der dritten Professur am Institut, Lehrstuhl für visuelle Medien und ihre Didaktik, in den Ruhestand gehen.*

Die Eröffnung der Protestwerkschau am vergangenen Mittwoch war gut besucht.

Die Eröffnung der Protestwerkschau am vergangenen Mittwoch war gut besucht.

„Wir sind keine Kartoffeldrücker“

Auf Initiative des FSR findet noch bis nächsten Mittwoch im Polly Faber eine Werkschau mit aktuellen Arbeiten von 35 Studierenden des Instituts statt. Damit wolle man den Wert des Instituts für Universität wie Stadt verdeutlichen. „Wir sind keine Kartoffeldrücker, sondern eine schützenswerte Art,“ äußerte die stellvertretende FSR-Vorsitzende Liza Melina Drewello bei der Eröffnung. Professor Puritz bedankte sich dort für das Engagement der Studierenden, und prangerte eine immer weiter fortschreitende Ökonomisierung an, welche die Kunst „in die Ecke“ dränge. „Wir müssen dem Land klar machen, dass es die Kunst braucht, wenn es attraktiv bleiben will und nicht nur Rentner und 50-plus-Menschen anziehen will,“ rief er die Anwesenden zum Handeln auf.

Fotos: Simon Voigt (Titelmotiv entstammt der Ausstellung)

 

*Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass Prof. Müller in zwei Jahren in den Ruhestand gehen wird. Dies war aber falsch, seine Stelle ist nur bis 2016 befristet. (2. Februar, 20 Uhr)