pp2Zwischen Bibliothek und Schreibtisch, zwischen all den Prüfungen und Hausarbeiten ist es gut und wichtig, sich auch einmal eine Pause zu gönnen und den Kopf frei zu bekommen, um dann mit frischem Elan und neuen Ideen weiterzumachen. Über die gesamte vorlesungsfreie Zeit werden sich deshalb webMoritz Redakteure aufmachen, um euch “Prüfungspausen” vorzuschlagen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch des Ozeaneums in Stralsund?

Ab in die Tiefe des Meeres

Mit Mütze, Stiefeln und der Kamera im Gepäck gab es in der eiskalten Nachmittagssonne nur ein Ziel: das Ozeaneum von Stralsund. Die Prüfungsuhr verschwindet samt Jacke und Schal im Spint – jetzt einfach mal abschalten, um in die Tiefe der Meere zu tauchen.

Die vielen Tafeln, gefüllt mit Wissen, die in jedem neuen Raum des Museums lauern, haben zur Abwechslung mal nichts mit der Universität zu tun. Unter anderem werden in der ersten Ausstellung „Weltmeer“ unbekannte Tierchen wie die Staatsqualle gezeigt. Diese würde sich gut in dem einen oder anderen Studentenzimmer machen, als LED-Leuchtröhre, mit ihren leuchtenden Tentillen.

Qualle im Stralsunder Ozeanuem

Qualle im Stralsunder Ozeanuem

Ja, das Ozeaneum eröffnet einem neue Einblicke in die Meereswelt. Fragen werden aufgeworfen wie: „Ist das eine Pflanze?“- „Ne, sieht eher aus wie ein ekliges Tier“. Und wohl wahr: Es war die Asselspinne, die sich gut getarnt in einem Reagenzglas versteckte. Auch die Ostsee wird an anderer Stelle unter die Lupe genommen. Traurig ist dabei jedoch die Tatsache, dass viele Tiere aus ihrem heutigen Lebensraum verschwinden. So steht der Stör, ein heimischer Knochenfisch, auf der „Roten Liste“ für gefährdete Arten in der deutschen Ostsee. Da sie schon seit vielen Jahren als verschollen gelten, versucht nun ein deutsch-polnisches Naturschutzprojekt die Störe im südlichen Ostseeraum wieder anzusiedeln.

In einem kleinen Raum, der ein paar Sitzbänke enthält, werden wir durch beruhigende Worte des Sprechers über unseren Lebensraum aufgeklärt. Bei diesen harmonischen und schönen Impressionen des dazugehörigen Dokumentarfilms, vergessen wir doch glatt, dass wir Studenten sind, die eigentlich den Tag lernend in einer Höhle, errichtet aus Fachbüchern, Kaffeetassen und Skripten, versauern sollten.

Findet Nemo

Als nächstes gilt es, die Aquarien zu erforschen. Während die Tiefen des simulierten Hafenbeckens mit angerostetem Einkaufswagen und Drahtesel etwas trist aussehen, amüsieren uns die Aale in höchstem Maße. Wir zählen bis zu achtzehn Exemplare der sogenannten Wanderfische, die durch das Becken gleiten. Fische sind Meister der Tarnung. Auch das eine oder andere neue Tier wird hier erspäht. Zum Beispiel die Grasnadel, die aussieht wie – wer hätte es gedacht – ein Grashalm. In dem größten Becken der Ausstellung müssen die Fische einem Hai den Weg frei räumen. Er ist das „fette“ Highlight und erinnert leicht an den dicken Bruce aus „Findet Nemo“. Der Riesenhai hingegen, der in Lebensgröße aus Pappmaschè von der Decke hängt, könnte glatt drei Mann auf einen Bissen verschlingen. Außer der eindrucksvollen Größe des Hais, fasziniert eine weitere Tatsache: Riesenhaie können bis zu 18 Liter Sperma produzieren und gebären ihre Jungen lebendig!

 

Das Schwarmfischbecken hat ein Fassungsvermögen von 2,6 Millionen Litern und ist damit das größte Becken im Ozeaneum.
Das Schwarmfischbecken hat ein Fassungsvermögen von 2,6 Millionen Litern und ist damit das größte Becken im Ozeaneum.

Auch Fische sind Lebewesen

Weiter geht es in die kleine Ausstellung „Erforschung und Nutzung der Meere“, bei der wichtige Informationen über den heutigen Fischbestand vermittelt werden. Über ein Drittel der Meere weltweit sind überfischt und neunzig Prozent der großen Raubfische sind verschwunden. Durch meterlange Schleppnetze durchforsten Fischerschiffe die Artenvielfalt der Meere. Und im Netz ist nun mal, was gefangen wurde, ob gewollt oder nicht. So verenden jährlich Milliarden Fische als Beifang. Der World Wide Fund For Nature (WWF)- Ratgeber, ein Computerprogramm des Ozeaneums, macht darauf aufmerksam, welche Siegel für einen bewussten Fischkauf stehen und welche nicht.

Durch die Flure schlendernd, fühlen wir uns wie Redakteure, die das Museum ganz für sich alleine haben. Denn außer zwei anderen Besuchern sind es nur ausgestopfte Tiere oder Präperate von Wal und Co in Lebensgröße, die uns an diesem Sonntagabend kurz vor Schließung grüßen. Während auf Liegestühlen der Sing-Sang der Meeresbewohner einen fast meditativen Zustand hervorruft, können Wal, Hai und Tintenfisch als Nachbildung an der Decke betrachtet werden. Nur schweren Herzens geht es schließlich Richtung Ausgang. Was das doch für zwei wundervolle Stunden waren  – getrennt von jeglichen Gedanken an anstehende Prüfungen und der Prüfungsangst.

Ozeaneum Stralsund

Täglich von 09.30 bis 19.00 Uhr geöffnet, 16 Euro/ 10 Euro ermäßigt

Jeden Tag: 

Eine öffentliche Führung „In 80 Minuten durch das OZEANEUM“ wird täglich um 13 Uhr angeboten (kann online oder vor Ort für 4 Euro dazu gebucht werden)
Veranstaltungen:

Anfahrt:

 

Fotos: Simon Voigt